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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Erich Fromm über Destruktivität, "das Böse", Sadismus, Macht, Kontrolle, Manipulation, Korruption, Xenophobie, Rassismus, Neophobie, Nekrophilie, Objektifizierung, Gier, Geiz, Pedanterie, Gehorsam, Verzicht, Erziehung, Charakter, Liebe

"[...] Fromm entfaltet in diesem relativ kurzen und leicht lesbaren Text seine Grundthese, dass es sich bei der Liebe nicht um ein Geschenk handelt, nach dem man streben sollte, sondern um eine Gabe, eine Fertigkeit, die man erlernen kann. Es handelt sich also bei der Liebe um keinen, wie auch immer gearteten Zustand, sondern um eine Praxis, genauer: um eine techné im Sinne der griechischen Philosophie, also um eine Technik des Liebens.
 
Es geht folglich nicht um die Kunst, geliebt zu werden, sondern — wie es der Titel auch bestätigt — um eine „Kunst des Liebens“. Nur wer selbstlos liebt, wird auch selbst geliebt werden. Doch was genau ist denn eigentlich Liebe? Dieser Frage widmet sich der erste Teil des Buches, in dem Fromm versucht, eine Theorie der Liebe zu entwickeln. Die Liebe zwischen Eltern und Kind, Liebe als Antwort auf die menschliche Existenz, die verschiedenen Formen der Liebe — die mütterliche, erotische Liebe, die Nächsten- und die Selbstliebe. Im zweiten Teil wird die gesellschafts- und kulturkritische Haltung Fromms deutlich, wenn er die westliche Kultur mit einer Verfallsgeschichte der Liebe identifiziert. [...]
 
Im letzten (und vielleicht wichtigsten) Teil des Buches geht es schließlich um die Praxis der Liebe, eben um jene „Kunst des Liebens“, die als Slogan seitdem eng und untrennbar mit dem Namen Erich Fromm verbunden ist. Wenn man diesen letzten Teil besonders genau liest, wird deutlich, dass es Fromm vor allem um eine Kritik an der gegenwärtigen Konsumgesellschaft geht: ein Thema, das auch heute nichts von seiner Aktualität verloren hat. Letztlich ging es ihm darum, mit der „Kunst des Liebens“ ein Alternativmodells zu entwickeln, welches sich der kapitalistischen Denkweise widersetzt, deren Moralität allein auf der Gleichwertigkeit im gegenseitigen Austausch basiert:
 
„Ich gebe Dir so viel, und Du gibst mir im Gegenzug ebenso viel.“ Hierbei ist es egal, ob es sich um den Austausch von Waren oder Liebesbezeugungen handelt. Das kapitalistische Liebesmodell ist nach Fromm ein fundamental egoistisches Prinzip, das es zu überwinden gilt. Eine echte „Kunst des Liebens“ ist hingegen in der Lage, auch ohne erwartete Gegenleistungen zu lieben, einfach weil der Andere liebenswert ist. Die Mutterliebe kann hier als vorbildliches Exempel fungieren. Um zu einer solchen Liebeskunst zurück zu finden, braucht es die rationale Einsicht des Einzelnen und der Gesellschaft.
 
Fromm war ja überzeugt, dass die Wechselwirkungen zwischen Individuum und Gesellschaft für beide Seiten prägend sind, dass also sowohl das Individuum durch die Gesellschaft geformt wird, als auch die Gesellschaft sich durch die Individuen, die in ihr leben, denken, fühlen und handeln, geformt wird. — Dieser Gedanke stammt nicht ursprünglich von Fromm selbst, sondern lässt sich u. a. auch schon bei Georg Simmel finden, der bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts jenes Spannungsverhältnis zwischen Vereinzelung und Vergesellschaftung erkannte und die Wechselwirkung als das Grundprinzip aller sozialen Prozesse charkterisierte.
 
Wenn man heute „Die Kunst des Liebens“ erneut liest, fallen andere Dinge ins Auge, als wenn ein Jugendlicher auf der Suche nach einem verständigen und angemessenen Umgang mit Liebesdingen ist. Deshalb sollte man Erich Fromm heute noch einmal lesen! Nicht zuletzt seine gesellschaftskritischen Positionen passen recht gut in unsere Gegenwart, und der Text hat auch nach 60 Jahren kaum an Aktualität verloren. Fromms Text ist gleichwohl das Dokument einer Zeit, in der der amerikanische Turbo-Kapitalismus nach dem Zweiten Weltkrieg gerade erst wieder ein wenig an Fahrt aufgenommen hatte; heute sind wir Zeitzeugen einer sich weiterhin beschleunigenden Entwicklung, die nicht mehr zu stoppen scheint, obwohl die Grenzen des Wachstums und der Wahnsinn des technisch Möglichen den meisten Menschen längst bewusst sind. — Lesen wir also wieder einmal Erich Fromms „Die Kunst des Liebens“, um vielleicht besser zu verstehen, an welchem Punkt der Geschichte wir uns heute befinden und was wir machen können, um unsere auf Konsum ausgerichtete Gesellschaft endlich in eine auf Liebe und Verantwortung basierende zu verwandeln."
 
Quelle: kulturbuchtipps.de - "Erich Fromm: `Die Kunst des Liebens´"
Hannah Arendt (im Gespräch mit Joachim Fest, 1964, siehe oben verlinkt) - über all das, das damals wie heute Problem, Ursache ist:

Gehorsam, fehlendes Mitgefühl (siehe, was sie darüber äußert, den anderen (nicht) zu sehen ...), Gewissen, Verantwortung, Schuld (fehlende Schuldeinsicht), Reue (ausbleibende, nicht gefühlt werden wollende), Skrupellosigkeit, Gewissenlosigkeit (siehe, was sie über das Selbst-Urteilen äußert, immer auch in Bezug zu Kant), außerdem über Widerstand und Ohnmacht (in totalitären Systemen) und schließlich über Integrität (mit sich selbst Einsseinwollen/-müssen, da man mit sich selbst lebt, leben mus; wer unerträgliche eigene Schuld als solche einsieht, zugibt, könnte nicht mehr mit sich selbst leben, sich nicht mehr selbst ertragen, Folge müsste der Suizid sein, den sie ebenfalls erwähnt; um das zu umgehen, wird die Schuld geleugnet, siehe selbstschonender Selbstbetrug, somit kommt es nicht zu Reue und daher nicht zu Wiedergutmachung).
 
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