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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Das Bedingungslose Grundeinkommen BGE

 
update 29. März 2023
 
Damit das nicht staatlich, gesetzlich - abhängig von jeweiliger Bundesregierung und diversen Einflüssen ... - angegriffen, gekürzt oder aufgehoben werden kann, muss ein menschenwürdiges, existenzsicherndes Grundeinkommen, BGE, im Grundgesetz verankert werden und dann bleiben.
 
Denn nur dann, wenn der Staat, Regierung/en, nicht über das Grundeinkommen, BGE, entscheiden, es beliebig, willkürlich verändern, kürzen oder auch wieder aufheben kann - siehe entsprechende Gesetze, Bestimmungen, "Anwendungspraxis" - ist es sicher, verlässlich, verbindlich - unantastbar.
 
Wir sehen gegenwärtig deutlich - bspw. staatliche restriktive, repressive Corona-Maßnahmen, mehrere kurz aufeinanderfolgende, gravierende IfSG-Verschärfungen, Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, Digitalisierung, eID: massive staatliche Kontrolle, Überwachung ermöglichend - was "der Staat", die jeweilig amtierende Bundesregierung, tätigen kann und: vollzieht.
 
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27. März 2024
 
Ich möchte, dass jeder vermögende Mensch auf dieser Erde wenigstens einen Tag, besser eine Woche oder einen Monat "lebt" wie ein Obdachloser: ohne feste Bleibe, Geld für tägliche Nahrung erbetteln müssend, ohne Schutz vor Wetter, ohne sanitäre Anlagen ... .
 
Nein, mir geht es dabei nicht um "Rache", sondern um Erfahrung, Erkenntnis und Mitgefühl.
Vermögende Menschen sollten die Gefühle von Angst, Not, Verzweiflung, Demütigung, Ausweglosigkeit, Ausgeliefertsein, Wut (reaktive Aggression), Traurigkeit, Verlassenheit erleben. Armut.
 
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22. Oktober 2023
 
Das tatsächliche, emanzipatorische BGE, d.h. das ihm zugrundeliegende Menschenbild und Moral, ist politisch links.
 
Denn Rechtskonservative, Wirtschaftsliberale wollen ein "Grundeinkommen" allenfalls als Mittel zum Zweck, nicht als Zweck. Nicht dies:
 
Der Wert eines Menschenlebens bemisst sich nicht nach akademischen Titeln, Einkommenshöhe, Vermögensumfang, Narzissmusgrad (besetzten Machtpositionen), Ruhm, wirtschaftlicher Funktionalität und Verwertbarkeit. Menschenwürde.
 
Das oben Formulierte entspricht nicht dem Menschenbild rechtskonservativer, wirtschafts-, neoliberal, kapitalistisch eingestellter Menschen.
Für Rechtskonservative, Wirtschaftsliberale, Kapitalisten, Neoliberale hat der Mensch "nützlich", nutzbar, objektifizierbar, instrumentalisierbar, ausbeutbar zu sein: Menschenmatieral für Wirtschaftswachstum und Kapitalakkumulation bestimmter Menschen.
 
Es geht Kapitalisten, Neoliberalen darum, den Erwerbsarbeitsfetisch aufrechtzuerhalten, da nur so der globale Kapitalismus, die infame Ausbeutungsmaschinerie aufrechterhalten werden kann, das Märchen von den Leistungsträgern, die indoktrinierte Leistungsideologie, die systematische Ausbeutung der vielen Malochenden, working poor und Bullshitjobber - zum Vorteil der vergleichsweise wenigen Vermögenden, Superreichen, Kapitalisten, des global kapitalistischen, destruktiven, menschenverachtenden, Menschen verheizenden Systems.
 
Dem steht das Menschenwürdeprinzip - siehe Grundgesetz und universelle Menschenrechte (Menschenrechtecharta) - entgegen:
Ein Mensch ist nicht nur oder erst dann existenzberechtigt oder "wertvoll", wenn er kapitalistisch, wirtschaftlich ausbeutbare Lohnarbeit tätigt, funktional, nützlich, benutzbar, knechtbar ist. Menschenwürde. Grundgesetz. Menschenrechte. Ethik.
 
Neoliberalismus ist im Kern Konservatismus. Patriarchat. Exakt.
Pierre Bourdieu:
 
"Benachteiligte besserzustellen" ist nicht einzige, ausreichende Definition genuin politisch linker Einstellung. Denn links will Benachteiligte eben deshalb besserstellen, weil das von mir genannte Menschenbild zugrundeliegt: Wohlergehen, u.a. Gemeinwohl, und Würde aller/von allen, für alle Menschen.
 
Für mich ist prosozial letztlich immer das, das politisch genuin links ist: faires, mitfühlendes, rücksichtsvolles, verantwortungsvolles, respektvolles, solidarisches, kooperatives Verhalten - nicht-autoritär, nicht-paternalistisch.
 
Es ist nicht zwangsläufig jeder politisch links, der sich selbst dafür hält. ;)
 
Für mich waren und sind typische Merkmale für Linksintellektualität immer bspw. ein geschärftes Analyse-, Urteils-, Differenzierungs-, Reflexionsvermögen, Zweifeln, sorgfältiges Durchdenken, Hinterfragen von Regierungspolitik, Autoritarismus, Selbstkritik, Selbstreflexion u.a.m..
Auch das Hinterfragen und Kritisieren von Macht, Herrschaft, Gehorsam, Strafe, Gewalt, Militär, Staat, Kirche, Religion, "Normalität", moralischer Normen, vermeintlicher Selbstverständlichkeiten, Mehrheitsmeinungen.
 
Politisch links ist von jeher das Kritisieren, Ablehnen, Überwindenwollen von Macht, Herrschaft, Autoritarismus, Repression, Zwang, Unterdrückung, Knechtung, Versklavung, Ausbeutung - eben im Sinne der Menschenwürde und von Gemeinwohl, Integrität.
 
Es gehört gerade zum "Wesen des BGE", die Menschenwürde in den Mittelpunkt zu stellen, statt Objektifizierbarkeit, Instrumentalisierbarkeit, Ausbeutbarkeit.
Das BGE ist genau davon geprägt: Lohnarbeitsknechtschaft als Existenzgrundlage bzw. Existenzgrundlagensicherung zu überwinden.
 
Wann überwinden wir den Erwerbsarbeitsfetisch, wonach nur jene Menschen als "wertvoll und zufrieden" gelten, die möglichst lange möglichst viel malochen, lebenslang in Drecksjobs ausgebeutet, verheizt werden oder bullshitjobs machen, die nicht zum Gemeinwohl beitragen?
 
Im Kapitalismus s o l l und muss die Knute der Erwerbsarbeit, die Knechtbarkeit jedoch aufrechterhalten bleiben. "Arbeit". - Lohn, Einkommen, Existenzgrundlage, Existenzsicherung, Lob, Anerkennung, Zugehörigkeit, Teilhabe, Selbstwert: alles ist vorsätzlich, perfide daran geknüpft.
 
Zugleich "fördert" der Kapitalismus genau solche unreifen, destruktiven Charaktere, Eigenschaften, Verhaltensweisen: Streben nach vermeintlicher Macht, nach "Erfolg", Konkurrenz, Kampf, Übervorteilen, Betrügen, Ausbeuten, Gier, Geiz, Konsumismus, Oberfläche, Sucht ... .
 
Macht, Herrschen- und Unterwerfenwollen, Ausbeutung: ist nicht Zeichen, Ausdruck von Stärke, sondern von Schwäche, von emotionaler und sozialer, oft auch intellektueller Unreife. Es ist antisozial, Kompensationsverhalten. Ausnahmslos immer.
 
Man kann daher die Fakten, Realität nicht einfach beiseitewischen, die Ursachen, Hintergründe, Zusammenhänge der bestehenden - globalen - Missstände, die gerade auch, aber nicht nur durch ein BGE behebbar wären, übergehen, leugnen.
Ein BGE ist ja überhaupt nur deshalb erforderlich: weil wir in einem global destruktiven, systematisch auf Lohnarbeit, Verknechtung, Ausbeutung, somit Benachteiligung, Übervorteilung, Armut basierenden kapitalistischen System, inkl. Geld, Geldsystem, befindlich sind.
Mit Verweis auf u.a. Stef Kuypers - Man Made Money:
 
 
Die Bedingungslosigkeit des BGE gründet sich gerade auf die genannte politische, wertegeleitete (moralische) Überzeugung/Basis: das entsprechende, zugrundeliegende Menschenbild und Verständnis von Würde und Autonomie.
 
Und weil genau das im Kapitalismus nicht der Fall ist, bedarf es des BGEs. Denn die mit Kapitalismus einhergehenden Missstände erzeugen! eben jene "Unterschiede", Benachteiligungen, Belastungen, Beschädigungen, Privilegien ..., die die Würde der Benachteiligten attackieren, zerstören.
 
Wie wäre eine Welt ohne Geldsystem bzw. ohne Kapitalismus beschaffen, d.h. eine Welt, die sich tatsächlich auf das Menschenwürdeprinzip sowie auf persönliche Autonomie, Kooperation, Solidarität und auf Gemeinwohl, statt Ausbeutung, Vermögen vs. Armut gründet?
 
Warum sollte es eines BGEs, Grundeinkommens in einer nicht-kapitalistischen, nicht-feudalen, nicht patriarchal-autoritären, stattdessen bedürfnis- und gemeinwohlorientierten, herrschaftsfreien, menschenwürdebasierten Gesellschaft bedürfen?
 
Welchen "Selbstzweck um seiner selbst willen" anerkennt das BGE, den es in einer von mir beschriebenen Gesellschaft nicht grundsätzlich bereits gäbe? Menschenwürde.
Siehe Gemeinwohlökonomie, Allmende, Commons, demokratischer Sozialismus, kollektivistischer Anarchismus.
 
Wenn das BGE nicht "Selbstzweck" ist, sondern dazu führen, dabei unterstützen soll, die Menschenwürde in Lebenspraxis zu gewährleisten, lebbar zu machen und zu sichern, so können die beiden Fragen nicht unabhängig voneinander betrachtet/gestellt werden - dann ist ein BGE im bestehenbleibenden global kapitalistischen System alleinig nicht geeignet, nicht in der Lage, die Menschenwürde aller Menschen grundsätzlich zu "ermöglichen", zu gewährleisten. 
 
Das Menschenwürdeprinzip liegt dem menschlichen "Selbstzweck" zugrunde.
Der Mensch ist nur "Selbstzweck" aufgrund des - von Menschen moralisch so gesetzten - Menschenwürdeprinzips, siehe auch universelle Menschenrechte, Menschenrechteerklärung.
 
Das BGE ist nur ein Weg, Baustein - unter weiteren erforderlichen - die in Lebenspraxis verankerte, sich ausdrückende Menschenwürde aller Menschen zu gewährleisten.
 
Um die Menschenwürde zu sichern, ernstzunehmen, nicht nur als bloße "schöne Theorie"/Moral zu setzen, bedarf es aus von mir bereits mehrfach ausführlich dargelegten Gründen nicht nur eines BGEs.
In einem kapitalistischen, auf u.a. Lohnarbeitszwang (für Existenzsicherung) und Ausbeutung, Übervorteilung etc. basierenden, mit Armut einhergehenden - überdies: globalen - System kann ein BGE alleine die Menschenwürde nicht gewährleisten, sichern, einsetzen. Begründung gab ich oben bereits.
 
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Zur phoenix-Runde "1000 Euro für jeden - Wie sinnvoll ist das Grundeinkommen?"
 
Die beiden Damen (Anke Hassel und Ulrike Herrmann) haben es offensichtlich nicht begriffen bzw. wollen sich nicht damit auseinandersetzen - sie haben Vorurteile bzw. Fehlinformationen, an denen sie leider beharrlich festhalten.
Siehe bspw. zur Finanzierung des BGE.
 
Grundsätzliches Problem ist das Paradigma, die Ideologie von der Leistungsgesellschaft (Meritokratie) - wo es, ganz in neoliberalem Sinne, um Hierarchien, um Ungleichheit, um Konkurrenz, Kampf geht und damit um Neid, Scham, Aggression, Abwehr, Hass, letztlich Gewalt und somit vor allem: Schmerz, Leid, das eben hierdurch erzeugt wird.
 
Ein weiteres grundsätzliches Problem ist der daran gekoppelte, falsche, absichtsvoll, manipulativ reduktionistische Arbeitsbegriff - Arbeit ist eben gerade n i c h t gleichbedeutend, gleichsetzbar mit Erwerbstätigkeit.
 
Etliche, unentbehrliche Arbeit wird in Gesellschaften und Gemeinschaften unentgeltlich getan, geleistet, siehe bspw. Sorge-Arbeit, aber auch andere soziale, geistige, kreative, handwerkliche, ehrenamtliche Arbeit.
 
Wenn man diese Ungleichheit erhalten will, dann hält man an der Meritokratie, an all den mit ihr einhergehenden Mythen und Lügen fest - siehe, wie, dass und warum (genau deshalb) Instrumentalisierung und Ausbeutung möglich ist, stattfindet.
 
Und dann gibt es immer all jene, die eingeschränkt sind durch Krankheit (auch psychische), Alter, andere Verletzlichkeiten (eigentlich fast immer bereits in der Kindheit erworben) ohnehin nicht im neoliberalen Sinne "leistungsfähig" sind, d.h. im Klartext:
Sie sind nicht (ausreichend) wirtschaftsfunktional, sie sind nicht wirtschaftlich verfügbar, verheizbar, instrumentalisierbar, "nützlich" ausbeutbar.
 
Dies legt offen, dass die neoliberale Ideologie und die einhergehende, stattfindende Indoktrination (!), also auch die Meritokratie, eine extrem unmenschliche, eine schädigende ist, von der, wie wir wissen, nur einige Wenige profitieren, Etliche aber dadurch - global übrigens - beschädigt werden und das auf mehreren Ebenen und existenziell.
 
Es geht letztlich tatsächlich um nichts anderes als Macht und Unterwerfung und Ausbeutung.
 
Beim BGE geht es hingegen ja darum, dass Menschen gerade nicht mehr ausbeutbar sind, sondern dass jedem ein für sein Existieren (heute) erforderliches, menschenwürdiges Einkommen auf humanistischer Basis, Einsicht, Erkenntnis zuerkannt wird - und nicht, um wirtschaftlichen bzw. kapitalistischen Zwecken damit zu dienen.
 
Dass, ob und wie Menschen dann auf welche Weise wo, wofür, für wen (welches Unternehmen ...) erwerbstätig sind, kann dann jeder selbst einigermaßen frei entscheiden - wofür er sich einsetzen, engagieren will, wohinter er steht, wovon er überzeugt ist, womit er sich identifizieren kann, wo er sich verantwortungsvoll und engagiert einbringt und das auf Basis der je persönlichen Möglichkeiten, Interessen, Fähigkeiten ... .
 
Hinsichtlich der Finanzierung des BGE helft mir gerne auf die Sprünge:
 
Wenn jeder Erwachsene und jedes Kind lebenslang einen bestimmten Betrag - der noch zu finden ist und natürlich auch immer wieder angepasst werden muss - erhält, warum wird alles, das darüber hinausgeht, nicht entsprechend der Höhe des jeweiligen Einkommens aus Erwerbstätigkeit, vor allem aber aus insbesondere geerbtem Vermögen und Kapitalerträgen besteuert?
 
Ja, das nennen einige "Enteignung" - ich nenne es Schluss mit Dekadenz, Ignoranz und Egomanie/Selbstsucht, stattdessen: humanistische Solidarisierung und Kooperation, bedürfnisorientiertes Gemeinwohl - wir hatten das vor ein paar Jahrtausenden (vor der neolithischen Revolution und damit vor Beginn des Patriarchats) übrigens schon mal, damals ging das auch ganz gut, weil es keine Besitzverhältnisse, kein Eigentum gab, sondern Parität - übrigens auch und gerade Geschlechterparität (Gleichwertigkeit, Gleichwürdigkeit der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen, in allen Bereichen, nicht "nur" Gleichberechtigung).
 
Das einzige Problem, das ich mit dem BGE habe:
Was ist mit Geldern, die für Bedürftige benötigt werden, die mit dem BGE nicht ansatzweise zurandekommen können, also bei angeborenen oder erworbenen Erkrankungen, Behinderungen bspw. ?
Gibt es dafür dann doch noch gesonderte "Sozialleistungen"?
 
Die gute Frau Hassel übrigens hat eines absolut nicht verstanden - was Daniel Häni jedoch z u v o r bereits unmissverständlich gesagt hatte:
 
Die "Drecksarbeit", die uangenehmen, unbeliebten Jobs werden entweder von Maschinen getätigt oder aber sie werden angemessen, wertschätzend entlohnt - und zwar gerade nicht auf der Grundlage von Qualifikation, sondern in Form einer Art Entschädigungs- und Anerkennungsleistung, eines solchen Gehalts für eben all die Jobs, die keiner allzu gerne machen möchte - eben w e i l sie unangenehm und belastend sind und w e i l sie (jedenfalls manche davon) dennoch gemacht werden müssen.
Das wäre gerecht.

Aber klar, das setzt genau in dieser Weise eingestellte Unternehmer voraus: Die gleichermaßen "sozialistisch", d.h. sozial, humanistisch, gemeinwohlorientiert eingestellt sind und deshalb (!) ihre Angestellten gerade nicht ausbeuten wollen und werden.

Und ja, wir kommen da nicht um ein Umgestalten des Wirtschaftssystems herum: weg vom Neoliberalismus, Kapitalismus, hin zur Gemeinwohlökonomie.
Dass und wie das möglich, realisierbar i s t, zeigen bereits kleinere Initiativen und einige Unternehmen. Postwachstum, Suffizienz. 
 
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BGE - bei Thomas Gottschalk thematisiert

 
Ich kann einige der Einwände durchaus nachvollziehen, aber ... schade: Sahra Wagenknecht hat den Grundgedanken des BGE offenbar (noch?) nicht erfasst.

Es geht darum, als existierender Mensch nicht erst irgendeine Bedingung erfüllen zu müssen/zu sollen (bspw. also erwerbstätig zu sein), um ein Einkommen zu erhalten (bspw. auch "Transferleistungen" wie Arbeitslosengeld), sondern es geht um das grundsätzliche Anerkennen, Achten, das angemessene, zeitgemäße Entsprechen der WÜRDE des, d.h. eines jeden Menschen, der auf Basis eben dieser Würde ein moralisches/ethisches Recht auf ein bedingungsloses Einkommen haben/erhalten muss - jedenfalls dann und so lange, als wir in Gesellschaften leben, die ein eigenes Einkommen für Existenzsicherung und Teilhabe erfordern.
 
Wie genau das BGE dann von wem auf welcher vor allem ethischen Grundlage ausgestaltet und "angewandt" sowie fortlaufend bedürfnisorientiert angepasst wird, ist unstrittig wichtig und zu diskutieren erforderlich, das ändert aber nichts am ebenso richtigen, am humanistischen Grundgedanken, welcher dem BGE zugrundeliegt.
 
Es ist dies genau der Punkt: Es sind die materiellen Bedürfnisse weniger das Problem - die wären durchaus zu decken, auch global, aber eben nicht die Gier und die Konsumsucht von Menschen - schon gar nicht: global.

Und all diese Gier, Konsumsucht, das Machtgebaren etc. sind nur Kompensationshandlungen, weil immaterielle Bedürfnisse nicht befriedigt werden - genau darauf basiert aber eben der Kapitalismus, der Neoliberalismus. Den Menschen wird die Möglichkeit entzogen, ihre immateriellen Bedürfnisse (nach Wertschätzung, Anerkennung, Zugehörigkeit, Nähe, Beziehung, Austausch, Bildung bzw. Wissensdrangstillen, Freiheit, Entfaltung, Gemeinschaft, Liebe) stillen zu können - also gehen die Menschen zu Kompensationshandlungen über, denn diese w e r d e n ihnen "ermöglicht" - sie werden ihnen vor die Füße geworfen.

Und Geld ist ja im Grunde auch genug da, es werden nur die falschen Ausgabeprioritäten gesetzt.

Wenn es global eine bedürfnisorientierte Gemeinwohlökonomie gäbe, hätten wir etliche Probleme weniger - das würde aber bedeuten: die Leute müssten sich nicht mehr bekriegen, Waffen- und Drogenhandel, Menschenhandel ... würde sich nicht mehr "lohnen", nicht mehr lukrativ sein und die heutigen Profiteure würden leer ausgehen.

Natürlich: wollen und werden sie alles dafür tun und jedes Mittel (!) einsetzen, um das zu verhindern.

Das emanzipatorische bedingungslose Grundeinkommen

DIE LINKE, BAG Grundeinkommen

Mir ist an dieser Argumentation Christoph Butterwegges nicht nachvollziehbar, warum ein BGE, d.h. ein emanzipatorisches Grundeinkommen und der angemessene Mindestlohn einander ausschließen sollten - der Mindestlohn fungiert dann nicht (mehr) als Existenzsicherung, sondern als monetäre Honorierung, Anerkennung, Wertschätzung gesellschaftlich sinnvoller, erforderlicher, konstruktiver Arbeit. Dessen ungeachtet würde durch das emanzipatorische Grundeinkommen in angemessener, stets der Inflationsrate anzupassender Höhe die Existenzsicherung gewährleistet.

Idealer- wie letztlich erforderlicherweise müsste eine solche menschenwürdige Existenzsicherung grundsätzlich (allmählich) global umgesetzt werden.

Auch ist mir nicht nachvollziehbar, inwiefern eine sozial gerechte Besteuerung von Vermögen, Kapital dem emanzipatorischen Grundeinkommen zuwiderliefe, denn die Basis des EG ist selbstredend Gemeinwohl, einhergehend mit Gemeinwohlökonomie, folglich u.a. zwangsläufig sozialer Gerechtigkeit.
 
Wer vermögend ist, verfügt ja bereits - meist durch Erbe, nicht durch eigene Leistung, Arbeit - über eine Art materielle Existenzsicherung, benötigt folglich keine zusätzliche bzw. erst dann, wenn er nicht selbstverschuldet über eben dieses Vermögen nicht mehr verfügt.
 
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Erforderlich ist einher- bzw. dem BGE vorausgehend eine entsprechende Bildung von Kindern, siehe Reformpädagogik - demokratische Schule: nach dem Vorbild/Konzept von bspw. Summerhill und Sudbury Valley.
 
Nur auf dieser Basis werden tatsächlich selbsttätig urteilsfähige, verantwortungsvolle, kreative, kooperative, unkonventionelle, couragierte Erwachsene möglich sein/werden.
 
Es geht mitnichten um den "perfekt gebildeten" Menschen, es geht viel mehr um erforderliche Veränderungen, die bestimmter Voraussetzungen bedürfen - das war immer schon so.
Es geht darum, dass Menschen selbst denken (Urteilsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit) und ihr Fühlen einbeziehen, siehe Mitgefühl, Empathie.
 
Kein Mensch kann je "perfekt gebildet" sein, es geht um eine Basis, die im Rahmen des Umgangs mit Kindern gelegt wird bzw. sich ganz einfach von selbst ergibt, wenn man die Möglichkeit dazu lässt, gibt - dies tun staatliche Schulen nicht.
"Dass die Menschenwürde darin begründet liege, für sich selbst sorgen zu können, darin sieht Philip Kovce einen Fundamentalirrtum der Neoliberalen. Liberal hieße: Ermöglichen statt Erzwingen - zum Beispiel durch ein bedingungsloses Grundeinkommen.
 
Liberal ist, wer nicht bestimmen will, was andere zu tun haben. Auch nicht indirekt, über die Umstände. Das bedingungslose Grundeinkommen ist liberal, weil es bedingungslos ist. Niemand bestimmt, wie der andere zu leben hat. Der Staat ist dabei nur Treuhänder, nicht Taktgeber.
 
Beim bedingungslosen Grundeinkommen stellt sich der Staat in den Dienst der Freiheit des Einzelnen. Und der Einzelne? Er steht im Dienst der Gemeinschaft. Das hört sich etwas seicht an. Aber es ist bereits Wirklichkeit. Die Wirklichkeit der Arbeitsteilung.
 
Rein strukturell arbeitet heute niemand mehr für sich selbst. Sobald wir arbeiten, stehen wir im Dienst für andere. Nicht aus gutmenschlichen Gründen, sondern aus der Logik der Sache. Strukturelle Nächstenliebe.
Weil wir Fremdversorger und nicht mehr Selbstversorger sind, haben wir den Markt. Der Neoliberale meint, der Markt sei frei, wenn es möglichst keine Regeln dafür gäbe. Ein Irrtum. Der Markt ist gerade dadurch frei, dass er Regeln hat, die sicherstellen, dass niemand zur Teilnahme gezwungen oder abgezockt werden kann. Wenn ich teilnehmen muss, ist der Markt nicht frei.
Beim neoliberalen Marktmodell habe ich die scheinbare "Wahl": Entweder kann ich mich "frei" auf dem Arbeitsmarkt anbieten oder mich von staatlichen Sozialleistungen abhängig machen. So oder so werde ich fremdbestimmt. Das bedingungslose Grundeinkommen bewirkt, dass ich unabhängiger entscheiden kann, ob und wie ich arbeite. Dadurch bin ich weniger manipulierbar.
 
Der Neoliberale setzt darauf, dass es am besten kommt, wenn jeder an sich selber denkt und der Stärkere gewinnt. Das Spiel des Lebens wäre nicht mehr spannend, es hätte keinen Reiz mehr, wenn jeder bereits ein sicheres Einkommen hätte. Die Menschenwürde sei darin begründet, für sich selbst sorgen zu können.
 
Das Grundeinkommen beugt Faulheit vor
Das ist er, der Fundamentalirrtum. Es ist zwar richtig, dass es um Eigenverantwortung und Autonomie geht. Doch der Neoliberale behandelt den Menschen als Feind und Objekt anstatt als Subjekt und Kapital. Denn er zwingt zur Arbeit.
 
Liberal heißt dagegen: Ermöglichen anstatt Erzwingen. Und liberal heißt: Nicht nur an sich denken, sondern das Ganze und die Wechselwirkungen im Blick haben, also auch die Freiheit des anderen. Ungeteilte Freiheit ist unfruchtbar wie Geld unter der Bettdecke.
 
Wer versteht, dass wir nicht mehr in der Selbstversorgung leben, wird dafür sorgen, dass es denjenigen, die für ihn arbeiten, gutgeht. Jemand, der etwas tun muss, was er nicht will, kann nicht in gleicher Weise produktiv sein und Verantwortung übernehmen wie einer, der aus freien Stücken handelt. Das Grundeinkommen befördert keine Faulheit, es beugt ihr vor.
 
Freilich, ein Grundeinkommen für alle spült keine Goldklumpen ins private Portemonnaie. Es sichert die Existenz. Nicht mehr, nicht weniger. Es bewirkt, dass der Teil des Einkommens, den wir unbedingt brauchen, von unsinnigen Bedingungen befreit wird.
 
Ein solches Grundeinkommen bietet auch keine Sorglos-Police auf Kosten der Gemeinschaftskasse. Es ist vielmehr die liberale Alternative zur althergebrachten Sozialhilfe, die sich aus staatlicher Fürsorge herleitet. Es setzt auf ein modernes Steuerrecht, das jedem Erwachsenen und jedem Kind ein Existenzminimum garantiert. Entweder wird es ausgezahlt oder – je nach Einkünften – mit der Steuerschuld verrechnet.
 
In Ansätzen geschieht dies schon heute, weil Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht es so verlangen. Nur ist ein bedingungsloses Grundeinkommen konsequenter. Es schafft Chancengleichheit und stärkt die Marktwirtschaft, da es jeden Einzelnen ermächtigt, für andere uneingeschränkt tätig zu sein.
 
Es macht das Liberale sozial und das Soziale liberal, da es die Arbeitsteilung ebenso anerkennt wie die Freiheit des Menschen."
 
Quelle: Deutschlandradio Kultur - "Niemand arbeitet mehr für sich selbst", von Philip Kovce
Worum es geht - Veränderung beginnt stets im Kopf, im Denken, auch: im Fühlen (!), darf dort aber nicht aufhören:
 
"[...] Arbeit ist mehr und mehr selbstbestimmte menschliche Tätigkeit. In der Vergangenheit war Arbeit verbunden mit Müssen und Sollen. Arbeit war eine Notwendigkeit. Niemand hat freiwillig gearbeitet. Das ändert sich grundsätzlich.
 
In Zukunft wird hoffentlich unfreiwillige Arbeit verboten werden. Das spiegelt sich auch im Verständnis von Produktivität. Ich glaube, wir könnten heute mit durchaus weniger Aufwand produktiver sein. Man müsste mal den volkswirtschaftlichen Schaden berechnen, solang wir noch kein bedingungsloses Grundeinkommen haben.
 
Heute wird vieles unnötig produziert, Bedarf künstlich erzeugt und auch viel Arbeitszeit einfach abgesessen und hinter sich gebracht. Ich finde das ist Vergeudung von menschlicher Kraft. Der Trend in der Produktivität geht klar von der Quantität zur Qualität. [...]
 
Ist der Ansatz, Arbeit als Broterwerb zu versehen, überhaupt noch haltbar in einer Zeit, in der immer mehr Menschen Jobs nachgehen, von denen sie nicht leben können?
Nein, er ist unhaltbar. Aber es fällt vielen sehr schwer, loszulassen. Die Verengung der Arbeit auf Erwerbsarbeit ist überholt und schädlich. Arbeit und Einkommen werden, jedenfalls was die Existenz angeht, getrennt werden oder wir ersticken im Überfluss und verhungern in der Fülle. Die Anzeichen dafür sind längst da.
 
Das Lesen eines Buches ist ja auch eine geistige Tätigkeit, nur bezahlt wird sie nicht. Hält uns die Verknüpfung von Arbeit und Entgelt davon ab, jede Art von sinnvoller Beschäftigung als Arbeit anzuerkennen und somit offen zu sein für das bedingungslose Grundeinkommen?
Strukturell gesehen ja. Aber menschlich ist das mangelnde Zutrauen die Handbremse. Es gibt einen tief verinnerlichten Instinkt, der die Menschen meinen lässt, die andern würden nichts mehr tun, wenn sie nicht müssen. Umfragen bestätigen dieses gespaltene Menschenbild. Viele Leute denken: „Ich bin fleißig, aber du bist faul.“

Wir haben für uns selber ein Menschenbild, aber für die anderen ein Tierbild. Die anderen sind Faultiere. Man kann sogar beobachten, dass Menschen, die etwas gegen ihren Willen tun müssen, dann sogar noch darüber stolz werden und finden, andere müssten das auch. Man könnte eine ausführliche Pathologie des verdrehten Arbeitsbegriffs schreiben.
 
Die Menschen werden zwar immer älter, die Arbeitszeit ist allerdings begrenzt. Wird diesem Aspekt im aktuellen Arbeitsbegriff Rechnung getragen?
Viele Freunde in diesem Alter sprechen vom Unruhestand. Nicht wenige sagen, jetzt können sie endlich das tun, was sie wirklich wollen. Das spricht Bände. [...]
 
Malochen macht ohnehin überhaupt keinen Sinn mehr. Dafür haben wir doch die Maschinen und jetzt die Roboter erfunden. Wir müssen nicht mehr fleißig und gehorsam sein. Das können die Maschinen und Roboter viel besser. Die arbeiten rund um die Uhr und machen tatsächlich nur das, was wir programmieren. [...]
 
Wir sind gut beraten uns zu fragen, was uns von den Robotern unterscheidet und als Menschen auszeichnet. Wären die Menschen berechenbar, wären die Maschinen die besseren Menschen. Das sind sie aber nicht. Das Unberechenbare ist das Menschliche. Da sind wir gefragt.
 
Fehlt der westlichen Verwertungsgesellschaft die philosophische Komponente, um den Wert von Lebenszeit richtig einzuordnen oder wird der Mensch, der keine Produktionsmittel besitzt, durch Arbeit gegen Entgelt bewusst wie ein Hund an einer Kette gehalten, um eine Verschiebung der Machtverhältnisse zu verhindern?
Ich sehe da keine Verschwörung. Aber in der Tat geht es um eine Machtumverteilung. Und die Menschen haben Angst vor Machtverlust. Sie wollen ihre scheinbare Macht nicht abgeben. Was zunächst auch verständlich ist. Aber es ist kurzsichtig. Wirklich Macht hat erst derjenige, der die anderen machen lassen kann. [...]"
 
Quelle: neue-debatte.com - Daniel Häni: "Das Bedingungslose Grundeinkommen ist eine Initiative gegen Faulheit"
"[...] Die Idee des Grundeinkommens ist eine der ältesten linken Ideen. Thomas Spence, der als erster ein an alle zu zahlendes Grundeinkommen vorschlug, beklagte 1796 in seiner Streitschrift "Die Rechte der Kinder" die Armut von vielen Menschen. Er war der Ansicht, dass es im Naturzustand keine Armut gegeben hätte. Also müsse der Naturzustand, dass die Natur allen Menschen gehöre, auf einer höheren Stufe der entwickelten arbeitsteiligen Gesellschaft wieder hergestellt werden. Diese biblische und urkommunistische Idee des Eigentums aller an der Natur sollte durch die Enteignung der Landadligen und Überführung des Landeigentums in Eigentum des Gemeinwesens umgesetzt werden.
 
Das Land könne dann gegen eine Pachtgebühr an Nutzer_innen verliehen werden. Von den Pachtgebühren sollten sowohl ein regelmäßig gezahltes Grundeinkommen für alle als auch öffentliche Einrichtungen und Infrastrukturen finanziert werden. Diese revolutionäre Idee lässt Spence in seiner Streitschrift von Frauen umsetzen. Zugleich werden mit der Einführung des Grundeinkommens eine radikale Demokratisierung des Gemeinwesens als auch die vollen demokratischen Mitwirkungsrechte für alle Frauen durchgesetzt.
 
An der Wiege der Grundeinkommensidee standen also drei Paten: Armutsbekämpfung, Demokratisierung, Frauenemanzipation. Kein Wunder also, dass in linken Diskursen genau mit diesen Themen das Grundeinkommen verknüpft ist. Dazugekommen sind neue Themen, die mit dem Grundeinkommen verbunden werden: Begrenzung des Naturressourcenverbrauchs und nachhaltige Gesellschaft, Arbeitszeitverkürzung, Menschenrechte und Globale Soziale Rechte.
 
Aber zurück zur linken Ideengeschichte des Grundeinkommen: Charles Fourier und seine Schüler betonten, dass eine Gesellschaft, in der jede/r seine Fähigkeiten im Arbeitsprozess entwickeln kann, nicht ohne soziale und politische Freiheiten des Individuums möglich wäre, materiell abgesichert durch das Grundeinkommen. Das Grundeinkommen würde nämlich die Selbstbestimmung bezüglich der konkreten Teilhabe am Arbeitsprozess garantieren. Erich Fromm betonte das Menschenrecht auf Existenzsicherheit und gesellschaftliche Teilhabe, was den Menschen unter keinen Umständen verwehrt werden könne, und plädierte ebenfalls für ein Grundeinkommen.
 
André Gorz bezeichnete das Grundeinkommen als Mittel, ein Leben in Existenzunsicherheit in ein Leben in freier Tätigkeit zu verwandeln.
Michael Hardt und Antonio Negri verbinden die marxistische Analyse, die eine Unmöglichkeit der individuellen Zuschreibung von Arbeitsleistung beschreibt, mit dem Recht auf Zeitsouveränität und der Forderung nach einer partizipatorischen Demokratie. Auch sie plädieren daher für ein Grundeinkommen.
 
Die feministischen Befürworter des Grundeinkommens verbinden die Debatte um die Vier-in-Einem-Perspektive auf die Arbeit mit dem Grundeinkommen. (Wobei nicht alle Anhänger_innen der Vier-in-einem-Perspektive gleichzeitig das Grundeinkommen befürworten.) Gewährt dies doch die Anerkennung aller notwendigen Tätigkeiten neben der Erwerbsarbeit, nämlich der Sorgearbeit, des bürgerschaftlichen Engagements sowie der Selbstbildungsarbeit, und befördert außerdem deren geschlechtergerechte Verteilung. Den Feminist_innen geht es um die Verwirklichung all derjenigen Aufgaben, die zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse und für die individuelle und generative Reproduktion notwendig sind, die auf den Gebrauchswert abheben und nicht der kapitalistischen Verwertungslogik folgen. Dies beinhaltet für linke Feminist_innen den Wandel der jetzigen kapitalistischen und patriarchalischen ökonomischen Verhältnisse. [...]
 
Eine kleine Auswahl der Argumente und Gegenargumente aus linker Perspektive soll die Diskussion ums Grundeinkommen in der Linken und LINKEN verdeutlichen:
 
Vorgetragen wird, dass es nicht akzeptabel sei, dass auch Reiche das Grundeinkommen erhalten. Gegengehalten wird, dass, wollte man wie heute eine Bedürftigkeitsprüfung beibehalten, gerade die Ärmsten der Armen den ihn zustehenden Anspruch auf Existenzsicherung nicht einlösen können. Bedürftigkeitsgeprüfte Systeme führen zur Nichtinanspruchnahme von zustehenden Leistungen (verdeckte Armut) – derzeit bei Hartz IV fünfzig Prozent, bei der Grundsicherung im Alter 68 Prozent. Außerdem wird das Gegenargument aufgeführt, dass die Reichen bei der Grundeinkommensfinanzierung kräftig zur Kasse gebeten werden – bedeutend mehr als sie mit dem Grundeinkommen erhalten. Das Grundeinkommen erweist sich dann auch als ein Umverteilungsinstrument.
 
Angeführt wird, dass das Grundeinkommen die Arbeit entwerten würde, weil man ja für "Nichtarbeit" Geld bekäme. Das Gegenargument lautet: Gerade die bisher nicht entlohnte notwendige Arbeit, wie Sorge- und Reproduktionsarbeit sowie bürgerschaftliches Engagement, wird aufgewertet und materiell anerkannt. Diese Arbeiten nehmen immerhin zwei Drittel der in der Gesellschaft aufgewendeten Arbeitszeit in Anspruch.
 
Dass das Grundeinkommen ein Kombilohn sei, ist das nächste kritische Argument. Dem wird gegengehalten, dass ein Kombilohn, also ein um einen staatlichen Transfer aufgestockter Niedriglohn, gar nicht möglich ist, da linke Konzepte mit einem Mindestlohn verbunden sind. Dies schließt einen Niedriglohn aus. Auch wird das Argument angeführt, dass die abhängig Beschäftigten mit dem monatlich gezahlten "Streikgeld" namens Grundeinkommen eine verbesserte Verhandlungspositionen für gut entlohnte Erwerbsarbeit haben. Dieses Argument könnte auch erklären, warum in der IG-Metall-Umfrage "So wollen wir leben!" das Grundeinkommen eine von sechs politischen Forderungen der IG-Metall-Basis war.
 
Ein Grundeinkommen sei nicht finanzierbar, ist das nächste kritische Argument. Dem wird von den linken Befürworterinnen und Befürwortern entgegengehalten: Nur wenn man nicht ernsthaft umverteilen will. Außerdem: Das Grundeinkommen refinanziert sich zu fast einem Drittel selbst. Es gilt die Faustformel, dass ca. dreißig Prozent der staatlichen Ausgaben, die sich in Einkommenssteigerungen gerade bei den untersten Einkommensschichten bemerkbar machen, sich durch erhöhte Nachfrage steuerlich amortisieren.
 
Ein weiteres Gegenargument ist, dass das Grundeinkommen die Erwerbslosen abschreiben würde. Das Gegenteil ist der Fall!. Das Grundeinkommen hätte den Effekt, dass viele Vollzeitbeschäftigte kürzer treten würden, weil sie mehr Zeit mit der Familien, in Muße oder mit bürgerschaftlichem Engagement verbringen könnten. Somit würden Arbeitsplätze für Erwerbslose geschaffen.
 
Zu guter Letzt wird noch das Argument angeführt, dass Grundeinkommen würde allein keine Veränderung der Eigentumsverhältnisse herbeiführen. Allein sicher nicht – auch wenn es Demokratie und damit Verfügungsgewalten der Bürgerinnen und Bürger befördert, auch in der Wirtschaft. Daher sind linke Konzepte, ob nun für ein Grundeinkommen oder für eine sozialökologische Gestaltung der Gesellschaft mit weiteren Vorschlägen für eine demokratische Verfügung über das allen Gehörige verbunden – ob nun über die Natur- oder andere Produktionsmittel. Letztlich geht es darum, ob über das Wie und das Was der Produktion demokratisch entschieden wird oder nicht.
 
Das Grundeinkommen ist also mit links zum machen. Mit links heißt mit einer politischen Bewegung der Bürgerinnen und Bürger für ein gutes Leben für alle, die die genannten kritischen Argumente ernst nimmt und sowohl konzeptionell als auch praktisch-politisch bei der schrittweisen Einführung des Grundeinkommens berücksichtigt."

Quelle: cicero.de - "Das Grundeinkommen ist mit links zu machen", farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen.

Verweigerung ist der Weg - Großartiges Interview, hervorragende Argumentation von Ralph Boes zu Arbeit vs. Erwerbstätigkeit, Sinn, Hartz 4, Zwang, Ausbeutung, Unterwerfung, Strafe, Menschenbild, BGE ... . Auch hierfür herzlichen Dank.

WELT, Ralph Boes

"[...] Für mich ist das Grundeinkommen weniger ein Mittel gegen Not und Armut, sondern ein Impuls, den Menschen die Möglichkeit zu geben ist, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und zwar allen. Es ist ja schlicht unproduktiv und uneffektiv, wie viel an Eigenart, Intelligenz und biografischer Besonderheit, Tiefe und Bedarfsbezogenheit vergeudet und gekappt wird durch das Dogma des bezahlten Arbeitsplatzes. Die Bezahl-Arbeit vergeudet viel Kreativität und Verantwortung. Initiative kann man sowieso nicht bezahlen. Die Wahrnehmung geht am Menschen vorbei und erkennt nur Funktionen. So ist es auch bei den Sozialleistungen, wo das Wort „sozial“ etwas Hässliches bekommt, obwohl das Soziale eigentlich etwas Wunderbares ist. Es ist eigentlich das Vertrauen ineinander. [...]
 
Der Mensch ist eine Größe für sich selbst, nicht eine passende Form, nicht nur eine Variable in Funktion und Rentabilität. Die Ökonomisierung all der Lebensbereiche, wo sie überhaupt nicht hingehört und alles zerstört, ist ja nur möglich, weil es kein Menschenbild gibt, sondern weil der Mensch als biologisch physikalische Konstellation verstanden wird.
 
e: Wie kann das Grundeinkommen diesen Riss öffnen, in dem wir den Menschen wirklich sehen?
ES: Ich denke, der Gedanke des bedingungslosen Grundeinkommens führt da hin. Machen muss man es selber. Mit oder ohne Grundeinkommen. Ich will die Idee auch nicht überstrapazieren, als sei sie allein heilbringend und auch wieder nur ein Mittel zum Zweck. Das wäre auch eine Funktionalisierung. Dann ist die Sache tot. Dann dient sie Vorlieben. So reagieren auch manche Gegner darauf. Sie riechen Vorlieben. Und es erschreckt sie das Nicht-Funktionale, hinter dem das unbekannte Wesen Mensch als schwarzes Loch erscheint. Dann kommen die funktionalen Gegenargumente: Das kann man nicht finanzieren! Wer arbeitet denn dann noch? Das zieht Migranten an! Und so weiter.
 
Nehmen wir als Beispiel die Frage: „Wer arbeitet dann noch?“ Ich habe mit vielen Unternehmern gesprochen. Da reduziert sich die Frage schnell auf die 30 % bis 15 % der Mitarbeiter, von denen sie annehmen, dass die hauptsächlich des Geldes wegen arbeiten. Das sind aber auch die schlechter bezahlten Arbeiter, die in der Firma nicht so viel gelten und wenig eingebunden sind. Wenn die aber unverzichtbar sind, dann könnte man sie doch auch mehr wertschätzen und besser bezahlen. Sie werden heute nicht wertgeschätzt, weil die Leute sich nicht geltend machen können. Das Grundeinkommen holt die Existenzgrundlage aus der Verhandelbarkeit am Markt heraus und gewährt sie als soziales Recht.
 
Oft höre ich, dass sich erst einmal die Gesellschaft ändern oder der Kapitalismus abgeschafft werden muss, oder dass erst eine große Bildungsoffensive gestartet werden müsste, damit die Menschen reif werden, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen umzugehen. Aber das Grundeinkommen selbst ist die Bildungsoffensive. Die Gespräche über diese Idee sind die Aufklärungsoffensive, öffnen neue Perspektiven und beinhalten die Entwicklung neuer Kräfte.
 
Und das hat für mich mit Kunst zu tun. In der Kunst geht es meistens darum, das ganz Naheliegende wahrzunehmen. Wir suchen immer irgendwo in der Ferne, in Spekulationen über andere. Die Wirklichkeit ist aber das Nächstliegende. So ist es auch mit der Idee des Grundeinkommens. Ich kann es erleben in dem, was es bei mir auslöst. Ich erlebe mich in dem, was ich damit mache Das Naheliegende ist oft eine Herausforderung und holt einen aus der Bequemlichkeit. Das Naheliegende ist nicht das Bekannte. [...]
 
Es geht nicht in erster Linie ums Geld. Es geht nicht um eine Reform der Sozialleistungen, sondern um einen Kulturimpuls. Das bedingungslose Grundeinkommen steht in einer Reihe mit Ideen wie Demokratie, Menschenrechte oder Abschaffung der Sklaverei. Darum fragt es auch nach deren Konsequenz.
 
e: Diese Konfrontation empfinde ich auch, wenn ich mit Ihnen spreche, es konfrontiert mich in meinen bisherigen Denkformen. Unser gängiges Denken sagt, wir arbeiten zur Existenzsicherung. Aber in der Frage, „Wer bin ich, wenn meine Existenzgrundlagen materiell gesichert sind?“, bricht eine Dimension auf, wo ich auf eine ganz neue Weise gefragt bin, was ich eigentlich in diesem Leben tun und verwirklichen will. Das ist eine existenziell tief beunruhigende Frage.
ES: Ja, die Bedingungslosigkeit wirft einen auf sich selbst zurück. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren kann. Aber auch das Beste. Es ist ein Brennglas darauf, ob ich denn wirklich das Optimale tue, ein Brennglas auf die Selbstverantwortung. Unsere Biografien heute haben mehr Brüche als die der Generationen vor uns. Brüche sind auch Momente des Freiwerdens und des Anstoßens an ein Bewusstsein des Ich. Sich betroffen machen, Eigeninitiative, das sind Bewegungen der Menschwerdung. Wir besitzen heute so viel Wissen und durch die Technik nie da gewesene Möglichkeiten. Aber wir brauchen eine parallele Entwicklung im Bewusstsein, in seelischer Kraft und Verantwortung.
 
e: Können Sie etwas mehr erläutern, was es freizulegen gilt und worin diese Entwicklungsarbeit besteht?
ES: Viele Arbeiten werden von der Technik übernommen. Dadurch werden mehr Menschen frei für Arbeiten, die im Bezahlsystem unterbleiben, nach denen Bedarf besteht, die Empathie und Initiative brauchen. Wir alle wissen, dass ganze Tierarten aussterben, dass immer mehr Menschen an Hunger sterben, noch nie so viele Menschen versklavt waren wie heute, dass der Klimawandel in den nächsten paar Tausend Jahren eine permanente Herausforderung sein wird. Wir bringen uns nicht mehr in das Politische ein, weil wir es widerlich finden. [...]"
 
Quelle: evolve-Magazin, "Enno Schmidt: Bedingungsloses Grundeinkommen - Grundeinkommen als Kulturimpuls", siehe Link oben.
"[...] Menschen brauchen kein Recht auf Arbeit, sie brauchen ein Recht auf Einkommen!
Während die Roboter das Grundeinkommen bereits verstanden haben, fällt es den Parteien und Gewerkschaften, die sich infolge der Industrialisierung gründeten, noch immer schwer, sich darauf einzulassen. Sie demonstrieren am 1. Mai als Tag der Arbeit dafür, dass jeder Mensch einen Erwerbsarbeitsplatz erhält. Dabei ist das Ziel der Wirtschaft nicht, Arbeitsplätze zu schaffen, sondern den Menschen von der Arbeit zu befreien. Dafür haben wir die Roboter erfunden. Und die Roboter stellen uns nun frei.
Wer in Zeiten der Digitalisierung noch am Ideal der Industrialisierung festhält, nämlich der Vollbeschäftigung, ist von gestern.
 
Nicht das Grundeinkommen, sondern die Vollbeschäftigung ist eine Utopie!
In Zukunft wird es nicht auf Beschäftigung, sondern auf Betätigung ankommen. Wir werden nur noch das zu tun haben, was wir den Robotern nicht überlassen wollen und können: all das, was nicht berechnet, nicht automatisiert werden kann.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist die humanistische Antwort auf den technologischen Fortschritt
Vollbeschäftigung ist Zwangsbeschäftigung. Zwingen lassen sich Roboter gern, indem wir sie determinieren. Menschen lassen sich nicht gern zwingen. Dann werden sie demotiviert und ineffizient. Das wissen auch die Roboter: Sie sind für die Selbstbeschäftigung des Menschen, welche sie ihm mit einem bedingungslosen Grundeinkommen ermöglichen wollen.
 
Deshalb haben die Roboter beschlossen, nicht am „Tag der Arbeit“ teilzunehmen, sondern den 30. April als „End of Labour Day“ zu etablieren. Sie bekräftigen damit ihr Anliegen, den Menschen mit einem bedingungslosen Grundeinkommen soweit zu befreien, dass er dort tätig werden kann, wo es ihn wirklich braucht. Nicht dort, wo Roboter die Arbeit viel besser und effizienter erledigen können.
 
Die Digitalisierung bietet den Menschen die Chance, in Zukunft jene Fähigkeiten auszubilden, welche sie als Menschen auszeichnen: Kreativität und soziales Geschick. Die Abstimmung über das bedingungslose Grundeinkommen wird zeigen, ob wir unseren eigenen Erfindungen trauen oder hinter ihnen zurückbleiben."
 
Quelle: grundeinkommen.ch - "Roboter für Grundeinkommen"
"[...] In den USA herrscht noch immer strenger protestantischer Arbeitsethos: Arbeite hart, um deinen Kindern etwas Besseres zu hinterlassen, als du es selbst vorgefunden hast. Das kennen Sie auch in Europa. Aber dieses Versprechen der Generationen funktioniert nicht mehr. Wer genau hinschaut, sieht schon länger: Es geht in die entgegengesetzte Richtung. Die Generation Y und die kommenden Generationen werden statistisch schlechtere Karten haben als ihre Vorfahren. Das ist eine erschütternde Erkenntnis. Diese Abwärtsspirale muss beendet werden.
 
ZEIT ONLINE: Warum gibt es das Grundeinkommen dann noch in keinem Land der Welt?
Stern: Es sind uralte Denkgewohnheiten, die dem widersprechen. [...]
 
Stern: Ein Grundeinkommen hilft, dass jeder ein tragendes Standbein hat und sein Spielbein selbstständig entwickeln kann, auch wenn der Job weg ist. Wenn wir dieses Standbein nicht bedingungslos gewähren, verlieren unzählige Menschen in Zukunft völlig ihren Halt. Diese ökonomische Grundbasis sollten wir uns zugestehen. Dann kann das zentrale Credo der Arbeitsgesellschaft wieder fruchtbar sein, nämlich Arbeit als Möglichkeit zum sozialen Aufstieg. Allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, weil nicht mehr der Staat die Menschen in Arbeit bringt, sondern sie ökonomisch befreit, damit sie sich selbst verwirklichen können. Die meisten Erfindungen und Geschäftsideen scheitern heute, bevor sie versucht werden, aus Angst vor dem sozialen Abstieg. [...]"
 
Quelle: zeit.de - "80 Prozent der neuen Jobs entstehen im Niedriglohnsektor"
So häufig ich Christoph Butterwegges Äußerungen und Ansichten auch teile, mit den Ausführungen in diesem - oben verlinkten - Text ("Bürgerversicherung und/oder bedingungsloses Grundeinkommen") kann ich nicht konform gehen. - Zu wenig weiß ich tatsächlich von all den Hintergründen von Steuern, Versicherungen, von all den bestimmten (Profit-) Interessen folgenden Regelungen, Richtlinien, Gesetzen hierzu und was aus welchen - stets nur rein wirtschafts- und nicht sozialpolitischen! - Gründen auf welche Weise durchgesetzt ("umgesetzt") wird. - Siehe auch hier ein Mal mehr die Macht von Lobbyisten ... . Und die manipulative Darstellung gegenüber den Staatsbürgern (ein Beispiel, das mir dazu spontan einfällt - wie eben die Menschen ausgenommen wurden - ist die Riester-Rente).

Was mir an Butterwegges Text aber auffällt: Er stellt das Modell der Bürgerversicherung (wie von ihm verstanden, konzipiert) zunächst vor - bei dem bereits vollständig außer Acht gelassen/ignoriert wird, dass es diverse Arten von Arbeit gibt (siehe auch intellektuelle, kreative und unentbehrlich: SORGE-Arbeit), worauf er jedoch mit keinem Wort eingeht, was er tatsächlich vollständig unter den Tisch fallen lässt - er bezieht sich ausschließlich auf das, das aktuell als Erwerbsarbeit gilt bzw. als solche anerkannt wird. Das stellt bereits ein erhebliches Problem, ein Benachteiligen, ein auch Diskreditieren dar - eben all der anderweitigen, geleisteten, häufig unentbehrlichen Arbeit bzw. Arbeitenden.

Dann leitet er mehr oder weniger in einer Art "geschichtlichem Abriss" her, wie es zur Idee und "Forderung" des BGE/Existenzgeldes/Bürgergeldes kam. Dabei lässt er Etliches außen vor, erwähnt also nur das, das ihm als relevant erscheint bzw. das ihm für seinen Text dienlich ist. ;) - Denn an mehreren Stellen tun sich verschiedene Fragen auf, die man ihm als Lesende nicht stellen kann, auf die er folglich nicht antworten muss, die dennoch bestehen bleiben, da er vieles eben nicht weiter vertieft, die Hintergründe und genauen Inhalte nicht nennt.

Was er vor allem völlig ignoriert bzw. offenbar nicht nachvollziehen kann, ist, dass ein - ja: außerparlamentarisch entwickeltes und eingesetztes, dennoch rechtsverbindliches - BGE gerade all das erst ermöglicht, fördert, das er vollständig ignoriert:
 
diverse Formen, Arten von Arbeit, von also dem, das Menschen auf unterschiedlichste Weise "zum Gemeinwohl" beitragen, den gesellschaftlichen Beitrag, den sie de facto leisten, den zu leisten sie aber nur unter bestimmten Voraussetzungen in der Lage sind.
Wenn diese gesellschaftlichen/politischen Bedingungen, Voraussetzungen nicht gegeben sind (Existenzsicherung ...), so kommen diese Formen der Arbeit entweder überhaupt nicht erst zum Tragen (werden nicht geleistet, können nicht geleistet werden) oder nur sehr unzureichend oder unter massiv erschwerten bis die Leistenden beschädigenden Bedingungen bzw. Folgen.

Bei Butterwegge kommen all diese Leistungen und Leistenden überhaupt nicht vor - als eben: Arbeit Leistende!

Und mir erschließt sich auch nicht, was genau dann die von ihm so bezeichnete "Grundsicherung" eigentlich ist, nach welchen Kriterien, auf Basis welcher Voraussetzung sie wem in welcher Weise zusteht und wie sie sich vom BGE unterscheidet?

Natürlich stimme ich zu, wenn es darum geht, Vermögen angemessen zu behandeln - zu versteuern, genau ;). Natürlich sollte niemand dahingehend "privilegiert" sein, sich aus der sogen. Solidargemeinschaft ausklinken, d.h. auf Basis seines Reichtums, Status´ und/oder Einflusses (seiner "gesellschaftlichen Stellung", seiner Zugehörigkeit zur (Wirtschafts-) "Elite" ...) "frei"kaufen, entziehen, verweigern zu können (und das überdies legal - wie es aktuell so bekannterweise der Fall ist). - Und man fragt sich, wie all solches in einem sogenannten (also: vorgeblichen ;) ) "Sozialstaat" überhaupt möglich/legal sein kann/darf ... . Und schon an dieser Stelle zweifelt man an der "Demokratie", der "Rechtsstaatlichkeit" (siehe all die Politik- und Wirtschaftsskandale und wie sie - wenn überhaupt - juristisch geahndet, verfolgt werden - und wie unvergleichlich, vor allem u n v e r h ä l t n i s m ä ß i g viel härter, rigoroser, menschenverachtender mit den Schwächsten - juristisch, politisch - verfahren wird, wenn sie sich nur den geringsten "Fehltritt" erlauben ... .)

Butterwegge verkennt völlig, was Menschen wie gesagt zu leisten in der Lage sind bzw. in die Lage versetzt werden, wenn sie keine Existenzängste haben müssen, sondern Muße "haben", erfahren dürfen, diese "zugestanden" bekommen.
Und all die sozialen, zwischenmenschlichen Probleme, die Menschen zusätzlich leistungsmindernd belasten - je persönliche Hintergründe, die grundsätzlich kaum bis gar nicht berücksichtigt werden (in unserer Leistungsgesellschaft) - könnten durch eben diesen Raum der Regeneration - ohne Druck, Ängste, Schikane, einhergehend Aggression, Depression und Erkrankung, auch und gerade physischer - deutlich eher bewältigt werden als bisher. Bisher gibt es allenfalls, auch bei psychischen Erkrankungen, vorübergehende oder andauernde Symptombehandlung, selten bis keine dauerhafte (!) Heilung.

Denn für eben diese Heilung bedürfte es wiederum bestimmter gesellschaftlicher, politischer Voraussetzungen bzw. Gegebenheiten. Eigenes, umfangreiches Thema.

Und schließlich lässt er in gerade diesem Text ausgerechnet die Tatsache völlig außen vor, dass es immer weniger sinnvolle, sinnstiftende, "gute", existenzsichernde Erwerbsarbeit gibt und zukünftig geben wird, siehe Digitalisierung ... .
 
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