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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Feminismus - Wieso-weshalb-warum? Woher, wohin, wozu und für wen? ;)

Wieviel gerechter, friedlicher, gewaltfreier, prosozialer, kooperativer, solidarischer, nachhaltiger sähe die Welt aus, wären Frauen weltweit paritätisch in Entscheidungs-, Verantwortungspositionen in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft befindlich - könnten, dürften sie es sein, hätten sie realistische, tatsächliche Möglichkeiten, Zugang hierzu.
 
Und nein: Einzelne wenige Frauen können gerade nichts ausrichten, sie müssen sich vielmehr anpassen, fügen, anderenfalls gelangen sie erst gar nicht in Führungspositionen und können sich darin auch ohne die Anpassung an/Übernahme von patriarchalen Regeln, Strukturen, Verhaltensweisen nicht halten.
 
Globales Kernproblem ist der patriarchal-autoritäre Konservatismus und Kapitalismus, inklusive patriarchaler Religionen, Ideologien, Schwarzer Pädagogik (Druck, Zwang, Kontrolle, Härte, Strenge, emotionale Kälte, Strafe, Dressur - psychische und physische Gewalt, absichtsvolles Schmerzzufügen, Sadismus also).
 
Als Beleg dafür, dass und warum die Welt mit tatsächlicher Geschlechterparität - Gleichwertigkeit, Gleichwürdigkeit der Geschlechter, nicht "nur" Gleichberechtigung - auf allen gesellschaftlichen, sozialen, politischen Ebenen besser wäre, siehe das Beispiel Island sowie sämtliche sogenannten Matriarchate (auch die wenigen noch heute bestehenden, bspw. der Khasi, Mosuo, Minangkabau), die spezifisch eines kennzeichnet: Gewaltlosigkeit.
 
Alternative zum global destruktiven Kapitalismus gibt es - längst: bedürnfnisorientierte Gemeinwohlökonomie, ethisch, nachhaltig, umsichtig, sozial, solidarisch, kooperativ. Inklusive anderem, zeitgemäßem Wohnen (cohousing, andere Architektur und Infrastruktur) und Arbeiten - Arbeit ist mehr und noch ganz anderes als kapitalistisch verwert-, ausbeutbare, gewinnbringende Erwerbstätigkeit inklusive bullshitjobs, mit Verweis auf David Graeber - und anders Handeltreiben, siehe bspw. attacs Alternatives Handelsmandat.
 
Erforderlich ist zunächst jedoch der Bewusstseinswandel der Bevölkerungsmehrheit, entsprechendes Informiertsein(können, -wollen) und die Möglichkeit, die Dinge prosozial, fair, gemeinwohlförderlich mitgestalten, verändern zu können.
Siehe Soziokratie (Konsentprinzip), statt bloßer Demokratie (Mehrheitsprinzip), siehe Anarchismus, statt Macht, Kontrolle, Unterwerfung, Ausbeutung, Missbrauch.
 
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"[...] Matriarchale Gesellschaften haben andere Konflikte als wir. Es gibt keine über das Eigentum, weil das Eigentum gemeinschaftlich ist, es gibt keinen Privatbesitz. Es gibt keine Sexualdelikte. Verbrechen aus Armut fallen auch weg, denn sie sind nicht arm und die Leute leben nicht isoliert voneinander. Vielmehr leben und arbeiten sie in ihren Gemeinschaften miteinander. Natürlich ergeben sich Konflikte aus unterschiedlichen Meinungen oder Temperamenten, aber im Gegensatz zu uns werden Einzelne mit den Konflikten nicht alleine gelassen. Bei uns steigern sich ja Konflikte oft bis zur Gewalt, eben weil die Leute alleine gelassen werden oder isoliert sind. Aber in Matriarchaten stehen alle dafür ein, den Konflikt zu befrieden. Es ist also auch in diesem Punkt eine Sache der Gemeinschaft. Dafür gibt es viele Techniken zu Sicherung des Friedens. Sie sind sehr flexibel und erfahrungsreich was das betrifft.
 
Wie ist die Aufgabenverteilung in einem Matriarchat?
Jedes Geschlecht hat einen eigenen Aktionsbereich. Diese sind nicht in jeder Gesellschaft gleich, sondern variieren. In diesen Aktionsbereichen ist jedes Geschlecht unabhängig und dann kooperieren sie komplementär mit diesen Aktionsbereichen. Bei den Mosuo in China machen die Frauen den Garten- und Feldbau und die Männer den Fischfang und den Fernhandel. In Juchitán in Mexiko machen die Männer den Garten- und Feldbau und die Frauen den lokalen und den Fernhandel. Es ist also nicht durch irgendwelche Geschlechterzuschreibungen festgelegt, wer was macht. Sondern die Aktionsbereiche sind wirtschaftlich getrennt und werden dann komplementär verbunden. Es gibt keine bessere oder schlechtere Arbeit, sondern eine Balance.

Was unterscheidet ein Matriarchat in Bezug auf die Werte von unserer, eher männlich geprägten Gesellschaft?
Dazu muss man sich fragen, warum es Matriarchat heißt und nicht einfach egalitäre Gesellschaft. Das hat mit dem Wertesystem zu tun. Die Clans sind in der Mutterlinie organisiert. Die Menschen die in dieser Mutterlinie stehen, leben zusammen. Man sagt oft, die Mütter hätten eine unglaubliche Dominanz, das stimmt aber nicht. Die Mütter stehen zwar im Zentrum, aber sie herrschen nicht über den Clan. Das Wertesystem ist ein mütterliches. Dabei geht es nicht um eine bestimmte Person, sondern um den Prototyp Mutter, von dem diese Werte abgeleitet werden. Das sind Nähren, Pflege, Gegenseitigkeit, Ausgleich, Kooperation, Gemeinschaftssinn und Friedenssicherung. Diese mütterlichen Werte gelten für alle. Die Minangkabau sagen beispielsweise: Wenn ein Mann bei uns eine Würde bekleiden will, muss er sein wie eine gute Mutter. Die mütterlichen Werte gelten also auch für Männer und sie verhalten sich auch so.

Sind Matriarchate die besseren Gesellschaften, wenn es um das Wohlergehen des Individuums geht?
Ich würde sagen ja. Denn die matriarchalen Gesellschaftsmuster sind besser als die Muster, die wir haben. Wir leben unter Herrschaftsmustern, auch in unserer formalen, kapitalistischen Demokratie wird geherrscht und breite Schichten unterdrückt. Die patriarchalen Gesellschaftsformen haben viele Versionen und in einer Gesellschaft, in der geherrscht und unterdrückt wird, wie soll es dem Einzelnen dann gut gehen? In Matriarchaten spielt zwar das Individuum nicht so eine große Rolle wie bei uns, aber der Gemeinschaftssinn ist sehr wichtig. Und innerhalb der Gemeinschaften ist der Einzelne sehr gut aufgehoben. Jede Person hat eine Stimme. Hat jemand einen speziellen Wunsch, wird immer versucht diesen Wunsch durch die Gemeinschaft zu erfüllen. Daher denke ich, die Kombination von Gemeinschaft und eingebettetem Individuum ist recht positiv.

Wie viele Matriarchate gibt es noch auf der Welt und wo findet man sie?
Wenn man die gesamten matriarchalen Muster auf der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ebene zusammennimmt, sind es ungefähr zwanzig, vielleicht ein paar mehr. Man findet sie in Nordamerika, Mexiko, Sumatra, Indien, China und Afrika. Das scheint zunächst wenig, wenn man aber bedenkt, dass diese Gemeinschaften Jahrhunderte lang patriarchale Umgebung und Unterdrückung ausgehalten haben, dann ist es eigentlich ein Wunder, dass es sie noch gibt. Wenn man von Gemeinschaften ausgeht, die noch matriarchale Elemente haben, also einzelne Muster, dann haben hunderte Gesellschaften noch solche Elemente. [...]
 
Geht es Männern in matriarchalen Gesellschaften besser als bei uns?
Das würde ich eindeutig mit Ja beantworten. Die Männer sind genauso wie die Frauen in die Gemeinschaften eingebunden, sie haben ihre Aufgaben. Eine Würde des Mannes ist beispielsweise, dass er Sprecher des Clans, des Dorfes oder der Stadt nach außen ist. Man kann sagen, dass sie das Leben im Matriarchat selbst besser finden, weil Männer oft die intensivsten Verteidiger ihrer Gesellschaft nach außen sind. Bei den Minangkabau war es so, dass sie ihr eigenes Stammesgesetz ganz strikt gegen den Islam verteidigten, bis die Islamlehrer einlenken mussten. Man kann beobachten, dass es sogar zu offenen Widerstandsbewegungen kommt, welche die Männer anführen. Würde es den Männern schlecht gehen, wären sie längst ins Patriarchat abgewandert. Das haben sie aber bis heute nicht getan."
 
https://www.trailer-ruhr.de/frauen-herrschen-nicht
05. Oktober 2018
 
Frauen müssen weltweit in Entscheidungs- und Verantwortungspostitionen jedenfalls paritätisch vertreten sein, davon sind wir aus bekannten Gründen weit entfernt.
 
So lange wir an den Lebensverhältnissen nichts ändern, so lange es vor allem um stets narzisstisch-kompensatorisches Streben nach und Demonstrieren von Macht, Kontrolle, Unterwerfung, Ausbeutung geht und solche Macht honoriert, gefördert, statt geächtet wird, so lange Frauen weltweit mehrheitlich die für jede Gesellschaft und Gemeinschaft absolut unentbehrliche Sorge-Arbeit unentgeltlich (!) leisten - mit entsprechenden Einschränkungen, Folgen, wie bspw. jener, dass insbesondere auch deshalb weltweit mehrheitlich Frauen und ihre Kinder von materieller Armut betroffen, beschädigt sind/werden - so lange wir an kapitalistischen Strukturen festhalten, statt unser Tun an tatsächlich bedürfnisorientiertem Gemeinwohl auszurichten, siehe bspw. feministische Ökonomiekritik, Gemeinwohlökonomie ..., so lange wir an Kleinfamilie, patriarchalischer Ehe, entsprechend typischen Wohn-, Arbeits-, Lebensverhältnissen, -formen, -strukturen festhalten, statt generationen- und geschlechterübergreifend, Frauen und Männer, zusammenzuleben in Form von familiären Gemeinschaften, Wahlverwandtschaften mit entsprechend erforderlicher Architektur, Infrastruktur, Arbeit - die mehr ist als Erwerbstätigkeit, auf die sie jedoch üblicherweise, aus Gründen reduziert wird - so lange k a n n sich an den nach wie vor bestehenden patriarchalen Missständen nichts ändern. - Vom katastrophalen Frauenbild zahlreicher Männer rings um den Globus, von Objektifizierung und Missbrauch von Frauen durch, in Pornographie und Freiertum/Frauenkauf, Sexismus in Werbung, Medien, Film, Musik und Alltag gar nicht erst anzufangen - siehe u.a. metoo.
 
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Der Zusammenhang von Patriarchat, Kapitalismus, Ausbeutung und Gewalt - im Folgenden noch einmal dargelegt:
 
"[...] Ihr Ausgangspunkt: Viele junge Menschen sehen mit Angst in die Zukunft. Der Kapitalismus zerstört die Natur, provoziert Kriege, vergrößert die Kluft zwischen Arm und Reich und setzt durch seine stets wachsende Akkumulation von Geld und Profit für alle späteren Generationen die Zukunft aufs Spiel. (S. 16)

Ihre Suche nach Quellen und Beispielen begann nicht bei Büchern, betont  die Autorin, sondern bei Reisen in die Welt, vor allem bei einem Aufenthalt in Indien in den Jahren 1963 bis 1968. So erweiterte sie ihren Horizont durch eigene Erfahrungen bei nationalen und internationalen Tätigkeiten und Verbindungen. 

In den Kapiteln 1 bis 7 geht es um den Feminismus, die sozialen Ursprünge der geschlechtlichen Arbeitsteilung, die Kolonisierung und Hausfrauisierung, die internationale Arbeitsteilung, die Rolle der Gewalt, die des Sozialismus sowie um Gedanken zu einer künftigen Gesellschaft.

Warum aber Patriarchat? Maria Mies gibt sich mit der Lektüre der Klassiker des Marxismus/Leninismus (Marx, Engels, Zetkin, Luxemburg, Lenin) nicht zufrieden, denn, so meint sie, diese hätten der Frauenbewegung nicht genügend Raum gegeben, zumal das Verhältnis Männer zu Frauen seit Urzeiten eine dominierende Rolle spielt. Auf Seite 7 notiert sie, dass die Männer in vor-patriarchalen Gesellschaften wussten, „dass die Mütter der Anfang menschlichen Lebens sind...“ Sie waren die Große Göttin. Nicht so in patriarchalen Gesellschaften. Sie verweist auf den griechischen Philosophen Heraklit (500 v.u.Z.), der schrieb: Der Mann als Krieger sei der Vater aller Dinge, er gilt als Anfang des Lebens. Er sei der „Macher“ (Patriarchat: Herrschaft der Väter.) Und daraus zieht die Autorin den Schluss: „Die ganze moderne Technologie, insbesondere die neue Kriegstechnologie, beruht bis heute auf diesem Männerbild.“ Nicht die größere Körperkraft mache die Männer zu Herren über Frauen und die Erde, nicht die Anatomie, sondern die Gewalt.

Sehr interessant zu lesen sind in diesem Zusammenhang die Rückblicke in die Geschichte, in die Zeit der Jäger und Sammler, des Mittelalters mit Hexenverbrennungen, in die Zeit des Feudalismus und des Frühkapitalismus. Sie teilt die Erkenntnis von Frauen, dass Vergewaltigungen, das Schlagen von Frauen, das Quälen und die Belästigungen, „nicht nur Ausdruck abweichenden Verhaltens seitens eines Teils der Männer waren, sondern wesentlicher Bestandteil des ganzen Systems der männlichen oder eher patriarchalen Herrschaft über Frauen“ sind. (S. 65)

Wenn die Autorin auf Seite 25 betont, die Frauenfrage müsse im Kontext aller sozialen Verhältnisse begriffen werden, dann stellt sich die Frage, warum sie Gewalt und Waffen als die dominierenden Ursachen für diese Fehlentwicklungen hinsichtlich der Frauenunterdrückung bezeichnet? Ja, sie warnt, der Akkumulationsprozess zerstöre „überall das Innerste des menschlichen Wesens“. Sind also ihrer Erkenntnis nach die Waffen schuld am Verhängnis? Man entreiße also, um das mal ganz banal auszudrücken, den Herrschern ihre Mordinstrumente, den Jägern ihre Schusswaffen, den Truppen ihre Raketen, und schon könne man eine Veränderung des Systems erreichen? Auf den Punkt bringen wir das Problem, wenn wir uns auf der Seite 295 die folgende Frage der Autorin im Zusammenhang mit Befreiungskämpfen und der Teilnahme von Frauen daran, ansieht: „Oder genügt es zu sagen, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen einem Krieg, den eine Nation oder ein Volk für seine Befreiung von imperialistischer und kolonialistischer Abhängigkeit führt, und einem Krieg zwischen Imperialisten gibt?“

Wer an dieser Stelle nicht nach ökonomischen und politischen Interessen fragt, läuft mit jeglichen Analysen in die Sackgasse. Sicher, Gewalt hat seine Ursachen, und wer Waffen benutzt, hängt von den jeweiligen persönlichen und Klasseninteressen ab. Eine Waffe hat keinen Klassencharakter. Sie kann ein Angreifer benutzen und ein Verteidiger. Das ist wohl zu unterscheiden. Deshalb führt auch jeder schematische Vergleich Kapitalismus/Sozialismus in die Irre. Keiner bezweifelt, dass nach der Befreiung von Ausbeutung die Beziehungen zwischen Mann und Frau als patriachalisches Verhältnis nicht automatisch liquidiert ist. Dazu bedarf es einer langen moralischen und kulturellen Erziehung, bei der die Frauen in der gewonnenen Freizeit „den müßigen Männern ein Gefühl von Sinn, Realität und Leben vermitteln sollen“. [...]
 
Wenn Maria Mies von Alternativen schreibt, dann geht sie – ganz im Gegensatz der  marxistischen Klassiker und zahlreicher gegenwärtiger Autoren, nicht von einem weiteren industriellen Wachstum und der unendlichen Befriedigung menschlicher Bedürfnisse aus, denn die Ressourcen seien alle sehr begrenzt. Insofern plädiert sie für Selbstversorgung, für eine Subsistenzproduktion (für sich selbst), dafür, nicht nur als Konsummarionetten zu dienen, sie nimmt Stellung gegen die  zunehmende Brutalität in den sozialen Beziehungen, will dem dreisten Sextourismus ein Ende setzen. Sie wünsche sich die Absage an die Ausbeutung (S. 368) und ein Ende der zerstörerischen Überproduktion. (S. 387) [...]"
 
"[...] Dazu passt, dass es um die Gleichstellung der Geschlechter im Erwerbsleben auch in den einzelnen G20-Ländern nicht zum Besten bestellt ist. Wie Oxfam in dem aktuellen Bericht „The G20 and gender equality – How the G20 can advance women’s rights in employment, social protection and fiscal policies” zeigt, werden Frauen in den G20-Ländern noch immer schlechter bezahlt als Männer. Verbesserungen gibt es, das ist nicht zu bestreiten, doch der Prozess ist quälend langsam. Bliebe das derzeitige Angleichstempo gleich, würde es 75 weitere Jahre brauchen, um Geschlechtergerechtigkeit im Arbeitsleben herzustellen. Das sind 75 Jahre, in denen Frauen weiterhin überbelastet und unterbezahlt sind, häufiger in Teilzeitjobs arbeiten und den Großteil der unbezahlten Arbeit leisten – etwa Kinderbetreuung oder Haushaltsmanagement. Je nach Land erbringen sie damit kostenlose Dienstleistungen im Wert von bis zu 60 Prozent des Bruttosozialprodukts. Wer Wirtschaftswachstum will, muss diesen Schatz heben.
 
Dazu gehört, Bedingungen zu schaffen, die geschlechtergerechte Bezahlung fördern. Dazu gehören Angebote zum Ausgleich zwischen Familien- und Erwerbsleben, die für beide Geschlechter attraktiv sind. Dazu gehört auch Kulturwandel und Denken in neuen Rollen, und dazu wiederum gehört Selbsthinterfragung. [...]"
 
Zitiert aus "Frauen in den G20: Überbelastet und unterbezahlt" (Marion Lieser), Oxfam.
Farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen.
Schöne Zusammenfassung der nach wie vor bestehenden Missverhältnisse. Danke, RotherBaron, siehe Artikel "Frauenrechte - Die unvollendete Emanzipation", in der Freitag. - Exakt das wiederholen nicht wenige Frauen, Feministinnen seit geraumer Zeit (u.a. auch ich).
 
Die Benachteiligung von Frauen durch strukturelle Gewalt, durch das nach wie vor bestehende und herrschende Patriarchat - siehe all das, das im Artikel aufgezählt ist (Sexismus, Kleidungs"problem", das Nicht-Anerkennen von Sorge-Arbeit als Arbeit, das Nicht-(angemessen-)Honorieren dieser Sorge-Arbeit, insbesondere der "häuslichen", das Abwerten von Mutterschaft/Muttersein bzw. die Entfremdung von Mutter und Kind durch immer frühere Fremdbetreuung - zum Wohle der Wirtschaft, nicht der Kinder oder der Mütter, siehe das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das vor allem nach wie vor also Frauen/Mütter haben - weit mehr als Männer/Väter, siehe das Problem, dass Biologismen bemüht werden, wobei die Biologie - die tatsächlich bestehende Geschlechterdifferenz - übergangen, ignoriert oder geleugnet wird etc. - und erweitern möchte ich noch um die "Missstände" Pornographie und Prostitution, die darin stattfindende, damit ausgedrückte und durch die Hintertür ... - Pardon, sollte eigentlich keine Anspielung sein, aber passt gerade ... - wiederum "salonfähig" gemachte Unterwerfung, Erniedrigung, das Gefügigmachen, die Ausbeutung und Entwertung der Frau.
 
Ja, das ironische Fazit sollte vlt. doch etwas ernster verstanden werden als es vom Verfasser (zu vermutender Weise) gemeint war. Aber auch hier: Missverstehen gerade Männer bevorzugt, was eigentlich "Matriarchat" bedeutet - nämlich nicht Frauen"herrschaft".
 
Abschließende Frage: Wird dieser Kampf je ein gutes Ende nehmen? Und für wen wird es "gut" sein?
 
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Sie sind sämtlich unerträglich: all diese "Frauenzeitschriften" und ja, sie zementieren sowohl den Sexismus als auch die Ressentiments gegenüber Feminismus, sie manipulieren: mit augenscheinlich großem Erfolg und unzählige Frauen springen darauf an. Es ist zum Davonlaufen.
 
"[...] Der erste ist, dass man Frauen nicht automatisch mit Feministinnen gleichsetzen kann. Nicht alle Frauen kämpfen für Frauenrechte und nicht alle, die für Frauenrechte kämpfen, sind Frauen.
 
Der zweite Vorbehalt ist, dass wir nicht die gesamte Last der Vertretung von Fraueninteressen auf den Schultern der weiblichen Abgeordneten abladen sollten. Denn das würde zwei Risiken beinhalten. Erstens wären die weiblichen Abgeordneten dann gezwungen, sich voll und ganz auf sogenannte „Frauenfragen“ zu konzentrieren, wenn ihre eigentlichen Stärken und Interessen vielleicht woanders liegen. Männer sind nicht solchen Einschränkungen unterworfen und es wäre nicht fair, Frauen diese Bürde aufzuerlegen. Zweitens sollten wir Männer nicht von der Verantwortung befreien, sich für eine Gleichstellung der Geschlechter zu engagieren. Die Mehrheit der Bürgerinnen wird in der Politik von Männern vertreten; diese Politiker sind es auch ihren Wählerinnen schuldig, sich für deren Rechte einzusetzen. [...]
 
Der dritte und vielleicht wichtigste Vorbehalt ist, dass Frauen nicht immer in der Lage sind, die Interessen von Frauen durchzusetzen, auch wenn sie es wollen. Die meisten Politikerinnen gehören Parteien und Parlamenten an, die stark von Männern dominiert sind. Einfach gesagt: Frauen sind in der Minderzahl und werden überstimmt. Möglicherweise werden sie auch durch eine politische Kultur gehemmt, die ihren Standpunkten und Stimmen weniger Gewicht beimisst. In manchen Parlamenten haben Frauen nur eine Alibifunktion, aber keinerlei Einfluss oder Macht. Die jüngsten Enthüllungen durch die #MeToo-Kampagne machen deutlich, wie Männer selbst in etablierten Demokratien Herrschaft über Frauen ausüben. Es ist nicht einfach, in der Minderheit zu sein; das erschwert es ungemein, etwas zu bewegen.
 
Wenn Frauen in der Unterzahl sind, ist es einfacher, ihre Beiträge zu ignorieren oder zu übertönen. Auch die Organisation der politischen Arbeit entlang von Parteilinien mindert die Möglichkeiten von Frauen, sich zusammenzutun und zusammenzuarbeiten. Frauen müssen sich genau wie Männer der Parteilinie unterwerfen. Selbst in Parteien, in denen Frauenrechte großgeschrieben werden, ist die Parteispitze häufig von Männern dominiert. Wenn führende Politiker Gesetze auf den Weg bringen, die sich nachteilig auf Frauen auswirken, kann es für Politikerinnen sehr schwer sein, einen sichtbaren Unterschied zu bewirken. [...]"
 
Quelle: ipg-journal.de - "Von Frauen für Frauen?"
"[...] Notorisch bemühen Gegner des Betreuungsgeldes das Argument, gerade Unterschichtlerinnen (die, weil es smarter klingt, gern als "Angehörige bildungsferner Milieus" bezeichnet werden) sollten durch die "Herdprämie" nicht verführt werden, ihre Kleinkinder zu hüten, anstatt arbeiten zu gehen, weil gerade diese Kinder professioneller Förderung bedürfen. Da ist was dran. Kassiererinnen kommen tatsächlich selten auf die Idee, einen Musiklehrer ins Haus zu bestellen.
 
Ist das Resultat mancher Arbeit nicht eher Erschöpfung denn Emanzipation?
 
Aber die Argumentation hat blinde Flecke. Sie setzt voraus, dass im Sinn ihrer Emanzipation Frauen generell am Arbeitsplatz besser aufgehoben sind als am Herd. Die Frage, um was für eine Arbeit es sich handelt, ob ihr Resultat nicht eher Erschöpfung denn Emanzipation ist, degradiert sie mit einem hingemurmelten Nebensatz zum Nebenwiderspruch. Ist sie nicht doch der Hauptwiderspruch? Ist es nicht doch ein Unterschied ums Ganze, ob eine Frau durch ihre Mutterschaft davon abgehalten wird, hochklassige Designermöbel zu entwerfen oder diese Möbel zu reinigen? Die Designerin aber hat den feministischen Fortschrittsdiskurs schon deshalb auf ihrer Seite, weil sie den Fortschritt verkörpert. Ihr Lebensmodell, das Modell einer Mutter, die sich als Selbstständige in der Kreativbranche etabliert, gab es vor hundert Jahren gar nicht, vor fünfzig im exotischen Ausnahmefall. Von Frauen geputzt wurde schon immer. [...]"
 
Auch wegen solcher Sätze (oben stehendem ZEIT-Artikel entnommen), Denkweisen, wie den hier zitierten von Ursula März - einer Frau also, brauchen wir Feminismus. Denn ungezählte Frauen sehen selbst noch immer nicht / schon lange nicht mehr, wie wichtig auch die Sorgearbeit für jede Gesellschaft ist, "familiäre" Sorge, Fürsorge, folglich auch all die damit zusammenhängenden Tätigkeiten (wie bspw. auch Reinigungsarbeiten etc.).
 
All dies wird jedoch mittels solcher zu kurz fassenden, nicht konsequent weitergedachten Gedanken und Sätze (siehe die oben zitierten) nur ein weiteres Mal diskreditert, abgewertet, bagatellisiert und damit genau das Gegenteil dessen bewirkt, das das eigentliche Ziel, der eigentliche Gegenstand, Gedanke, "Sinn" von Feminismus ist:
 
ein Zusammenleben "der Geschlechter", der Menschen (das heißt also auch von Kindern und Erwachsenen, unterschiedlicher Generationen), das sich insbesondere durch Gleichgestelltheit (trotz/bei aller Unterschiedlichkeit, Differenz!), Gerechtigkeit, Solidarität, Fürsorglichkeit, Nachhaltigkeit, Friedfertigkeit, Besonnenheit, Freundschaft, Gemeinschaftlichkeit, Zugewandtheit, Empathie, Freiheit, Verantwortungtragen und  Verbundenheit auszeichnet.
 
Wie das möglich ist, wodurch es möglich wird, ermöglicht würde, siehe die hier verlinkten Texte.
 
Entscheidend ist die Aufwertung, d.h. die angemessene gesellschaftliche Anerkennung und ebenso adäquate Honorierung der Care-Arbeit (Sorge-Arbeit, auch sogen. Reproduktionsarbeit); außerdem allem voran ein liebevoller, fürsorglicher, empathischer Umgang mit vor allem Säuglingen, Kleinkindern, Schulkindern - keine patriarchale Erziehung der "harten Hand", welche nur die allzu bekannten Folgen zeitigt, global im Übrigen, überall dort, wo sie "angewandt" wird; Kinder hingegen, die empathisch, feinfühlig, respektvoll, bedürfnisorientiert behandelt werden, sind später selbst empathische, empfindsame, , mitfühlende, unbeschädigte wie auch resiliente (erwachsene) Persönlichkeiten.
 
Eben deshalb gibt es diese Menschen "trotzdem", auch heute, und gab es sie zu allen Zeiten - weil es zu allen Zeiten auch Eltern, zumeist überwiegend ja anwesende, umsorgende Mütter, Frauen gab, die sich nicht an vorherrschenden, gängigen, "tradierten" patriarchalen Umgangsweisen und Erziehungsmethoden orientierten bzw. sich über diese - trotz nicht selten erheblicher Widerstände und Widrigkeiten - hinwegsetzten, sie nicht "praktizierten".
 
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Ein bewegender Film, beruhend auf den Aktivitäten, Erfahrungen, Errungenschaften und Leiden von u.a. Alice Paul und Lucy Burns (Suffragetten)

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