Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

"Wie eine Meinung in einem Kopf entsteht. Über das Herstellen von Untertanen." - Ernst Alexander Rauter

Noam Chomsky - "Requiem für den amerikanischen Traum"

Aktualisierung am 09. November 2018
 
Da ich gefragt wurde, warum die LINKE, Zitat "schon so lange nichts mehr bewegt, nur in der Opposition ist", hier meine Replik darauf (ja: nochmal und immer wieder nochmal - so lange es augenfällig erforderlich ist):
 
Das liegt m.E. weniger an linken Ideen, Konzepten, Zielen, als an neoliberal-kapitalistischer Indoktrinierung von Menschen.
 
Siehe, welche Mythen über Arbeit und Leistung nach wie vor intensiv propagandistisch verbreitet werden - Arbeit sei ein Garant für gesellschaftliche Teilhabe, man habe gar ein "Recht" darauf - wo die Menschen doch überall auf der Welt die Erfahrung machen, dass sie arbeiten, schuften, malochen und mittels dessen dennoch nicht einmal ihre Existenz sichern können, ganz zu schweigen davon, dass/ob ihre Erwerbstätigkeit sinnstiftend, sinnvoll, dem Gemeinwohl tatsächlich zuträglich ist.
 
Warum wohl wird dennoch gepredigt, "Arbeit" sei so wichtig und wird dabei Arbeit stets, ausnahmslos nur mit Erwerbstätigkeit gleichgesetzt?

Siehe jedoch all die vielen bullshitjobs, die überdies gut bezahlt werden (bei dem wunderbaren David Graeber nachlesbar).
 
Was ist mit all der für weltweit j e d e Gesellschaft und Gemeinschaft absolut unentbehrlichen Sorge-Arbeit, ohne die jede Gesellschaft binnen kürzester Zeit kollabierte?
 
Diese Arbeit wird weltweit noch immer von mehrheitlich Frauen geleistet - die also arbeiten, jedoch kein Einkommen dafür erhalten, insbesondere kein existenzsicherndes.
Sie werden stattdessen rings um den Globus als gratis Sorge-Arbeit-L e i s t e n d e ganz selbstverständlich ausgebeutet und was sie tun, leisten, wird nicht einmal als Arbeit gesellschaftlich anerkannt, wertgeschätzt, erst recht nicht angemessen monetär honoriert.
 
Was ist mit all der ehrenamtlichen, sozialen, handwerklichen, kreativen, schöpferischen, gestalterischen, künstlerischen, intellektuellen Arbeit, die Menschen für das Gemeinwohl leisten - die ebenfalls nicht als Arbeit gilt, sondern eben nur das, das sich - als Erwerbstätigkeit - kapitalistisch verwerten, verfügbar machen, instrumentalisieren, ausschlachten lässt: Gewinn bringend für andere. Ausbeutung. Exakt.
 
Alternativen gäbe es - siehe attac (Faires Handelsmandat z.B., Finanztransaktionssteuer etc.), siehe bedürfnisorientierte Gemeinwohlökonomie, siehe Solidarität, Kooperation - genau, all die "uralten" sozialistischen, anarchistischen Werte, Ideale - und man hat sie vor Zeiten auch gelebt, inklusive Geschlechterparität: das war vor der neolithischen Revolution und damit dem Beginn des globalen Patriarchats.
 
Und was wir in sämtlichen, auch den wenigen noch heute bestehenden sogenannten Matriarchaten als spezifisches Kennzeichnen sehen, ist: Gewaltlosigkeit.
Siehe bspw. die Khasi, Mosuo, Minangkabau.
 
Erforderlich ist, dass Menschen einen Reifungsprozess durchlaufen (nein, das ist gerade nicht "Selbstoptimierung, Perfektionierung"), dass sie sich von nach wie vor verbreiteter Indoktrinierung und Prägung ihrer frühen Kindheit abwenden - siehe jedoch, wie sie bereits in Kitas (Stichwort "Frühförderung") und staatlichen Schulen indoktriniert, auf die kapitalistische Spur gebracht werden durch Konkurrenz, Wettkampf, Leistungsideologie, mittels Benotung des rein theoretischen Bulimielernens, durch Strafe und Belohnung - Dressur also. Weit entfernt von tatsächlicher mentaler Entwicklung, noch weiter von Herzens- und Charakterbildung.
 
Siehe außerdem, dass wir auch in deutschen staatlichen Schulen von Säkularismus weit entfernt sind und warum es sich so verhält (nachlesbar bei bspw. Michael Schmidt-Salomon).
 
Die Menschen frönen der Selbstverknechtung. Es mangelt ihnen mehrheitlich an notwendiger Erkenntnis, an Reflexionsvermögen, an Persönlichkeitsreife und Mitgefühl (nicht zu verwechseln mit Empathie, ist nicht dasselbe).
 
Und das liegt am global nach wie vor massiv verbreiteten Konservatismus - an all der ihm zugrundelliegenden ideologischen, religiösen Indoktrination und intensivem Beschädigtwerden in der Kindheit durch Schwarze Pädagogik: Druck, Zwang, Kontrolle, Härte, Strenge, emotionale Kälte, Strafe - Dressur, Gewalt also.
Das fängt nicht erst bei körperlicher Gewalt an, sondern bei nicht-bedürfnisorientiertem Umgang mit Kindern: weltweit. Lässt sich auch im öffentlichen Raum in Deutschland fast täglich beobachten sowie auch an sogenannter "Ratgeberliteratur" wie "Jedes Kind kann schlafen/essen lernen" etc.. Das ist Drill, Dressur - kein bedürfnisorientierter, empathischer, respektvoller, liebevoller Umgang mit Kindern, sogar schon mit Säuglingen und Kleinkindern nicht, die noch völlig abhängig von ihren Bezugspersonen sind, ihnen ausgeliefert.
 
Und so werden Menschen von klein auf ängstlich, feindselig, misstrauisch, abwehrend, denn sie haben die Erfahrung von Urvertrauen und daraus resultierendem Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl nicht gemacht. Dies wird später im Leben zu kompensieren versucht, durch bspw. stets kompensatorischem, zumeist pathologisch narzisstischem Streben nach Macht, Ruhm, Kontrolle, Unterwerfung, durch auch Drogensucht und andere Abhängigkeiten oder auch Konsumismus, Gewalt, Unterdrückung, Unterwerfung - durch Selbstbetrug.
 
Und eben weil linke Politik all das nicht (an-) bietet: Führung, Untertanentum, Herrschaft, Unterwerfung, die in oben genannter Weise beschädigten Menschen genau all das aber wollen, herbeisehenen: einen "Führer, Beschützer", der sagt, wo´s langgeht, der die Dinge in die Hand und ihnen damit i h r e Verantwortung abnimmt, der sie entlastet, der ihnen auch das Denken und Entscheiden abnimmt, der ihnen vorgaukelt, zu wissen, was aus welchen Gründen wie "das Richtige", das vermeintlich/vorgeblich "Gute" ist, eben deshalb hat genuin politisch linkes Denken, Fühlen, Tun kaum eine Chance, so lange Menschen in beschriebener Weise u n r e i f, unmündig sind.
Denn siehe, was Konservative spezifisch kennzeichnet. Im blog ausführlich dargelegt (unten verlinkt) und mit seriösen, wissenschaftlichen Quellen, Daten, Fakten untermauert.
 
Das weltweite Problem ist also vor allem der Konservatismus, inklusive patriarchalen Denkens, Fühlens, Menschenbildes vom homo oeconomicus, inkl. Biologismus, Sozialdarwinismus.
 
Genau das kennzeichnet im Übrigen nicht nur linke Politik, sondern auch Demokratie, Soziokratie: dass diskutiert, debattiert werden darf, ja muss - man nennt das Konsensfindung und diese ist mitunter durchaus herausfordernd, anstrengend und langwierig.
Demokratie ist keine bequeme Sofasession, nichts, das man andere für sich erledigen lässt, das man an diese delegiert. Man muss sich je persönlich dafür einbringen, auseinandersetzen, informieren, beteiligen - was entsprechende kognitive Fähigkeiten, insbesondere Reflexionsvermögen und Zeit, Muße sowie die Möglichkeit hierzu voraussetzt - die man nicht hat, wenn man überwiegend mit Erwerbstätigkeit und Existenzsicherung beschäftigt ist.
 
-

Diesen Post teilen

Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:

Kommentiere diesen Post