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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Der passiv-aggressive Mann

"[...] Somit steckt im Begriff der passiven Aggression psychodynamisch eine verdeckte „Rebellion“ gegen das angeblich Mächtige, steckt Feindseligkeit und oft unangemessene Kritik gegenüber Autoritäten und/oder einem System dahinter, kann bis hin zur heimlichen Verachtung und Abwertung eines Chefs, eines Kollegen, Freundes oder Beziehungspartners gehen und ist immer verbunden mit der grundsätzlichen, inneren Annahme und Haltung, irgendwie sowieso schon latent von diesen anderen benachteiligt worden zu sein.
 
Während Frau durch ihre geschlechtsspezifische Sozialisation weitgehend angehalten wurde, möglichst weniger als der Mann aggressive Impulse auszutragen und damit tatsächlich häufig eine eher indirekte und damit passive, konfliktvermeidende Haltung erlernt hat, hat die neue Frau damit schon eher Probleme, wenn sie zunehmend aktiv-aggressive Verhaltensweisen durchsetzen will, während gesellschaftlich immer noch vorsichtig-zurückhaltende, d.h. passiv-aggressive Einstellungen von ihr erwartet werden.
Es ist wissenschaftlich weitgehend untersucht und gesichert, dass die passive Aggression für die Psyche der Frau nicht so konflikthafte Züge trägt, wie es offensichtlich beim Mann der Fall ist.
Immerhin zerbrechen nicht wenige Beziehungen an passiv-aggressivem Verhalten von Männern und vielleicht in Zukunft ebenfalls mehr am zunehmend aktiv-aggressivem Verhalten von Frau ?
 
Aber unser sozialgesellschaftlicher und vor allem evolutionärer Kontext billigt Männern in ihrer Rollenerwartung zunächst ein Mal eher zu „drauf zu hauen“, sich also zu wehren, als üblicherweise Frauen es tun.
Verhält sich ein Mann hier eher untypisch, so muss er seine vorhandene Aggression in ganz bestimmte Verhaltensmuster ableiten, leugnet dabei jedoch unbewusst seine aggressiven Anteile und bleibt dabei in einem latenten Widerspruch mit sich selbst, denn er spürt seine Wut, lässt sie aber nicht deutlich, sondern verdeckt raus...
 
Er nimmt sich vor allem passiv und damit hilfloser oder ausgelieferter wahr, als es die Realität bestätigt. Vieles wird also schicksalhaft hingenommen, beklagt, gejammert, und immer haben die Anderen es besser, haben die besseren Chancen, Beziehungen, Gelegenheiten usw.
Den klassisch passiv- aggressiv gesteuerten Mann umgibt eine Art Anklage-Nimbus inklusive einer eingebauten „Verneinungssucht“, also erst mal alles in Frage stellen zu müssen. Eine gefährliche, weniger eine bunte und spannende Welt, wirft grundsätzlich ihre Fallstricke nach ihm und nur nach ihm aus, er ist das Opfer!
 
Eine passiv-aggressive Lebenseinstellung kann sich also in sorgsam verdeckten Gefühlen der subjektiv gefühlten Benachteiligung, Neid und Missgunst zeigen, ist nicht unbedingt sofort offensichtlich, denn so gepolte Männer nehmen nicht selten eine unbewusste Tarnung ein, indem sie ihre passive Aggressivität oder sogar Feindseligkeit hinter Schuldzuweisungen, oft auch einfach Unzulänglichkeit oder sanfter Manipulation verbergen.
 
Die indirekte Art ( passiv-aggressiv ) seinen Ärger oder gar Feindseligkeit zu verpacken, auch verborgen hinter der Maske der grüblerischen oder meditierenden Ruhe, verborgen auch hinter Bequemlichkeitshaltungen und gezeigter Arglosigkeit bis betonter Toleranz, lässt Frau glauben, nur sie könnte seine Bedürftigkeit sehen und die „Mauern niederreißen „..Eine häufig verhängnisvolle und anstrengende Schlussfolgerung.
Häufig ist einer seiner unbewussten Winkelzüge jener, dass selten oder nie gesagt wird, was wirklich gemeint ist. Folglich bekommt der Sozial-bzw. Beziehungspartner ständig gemischte bzw.doppeldeutige Botschaften. [...]
 
Quasi lebt er und die jeweilige Partnerin in einem Art Bedeutungsnebel, weil das passiv-aggressive Verhaltensmuster Widersprüche herstellt zwischen dem, was er zu sein vorgibt, und letztlich seiner gezeigten Handlungsweise.
„Wenn ich ihm mitteile, was ich will, macht er es mir umso schwerer, es auch zu erhalten“, berichten Frauen zum Thema passiv-aggressiven männlichen Verhaltens weiter. Immer, so wurde mir auch geschildert, wird irgendetwas zunächst zugesagt oder wenigstens nicht eindeutig abgelehnt, dann aber meist zurückgenommen und die Unzufriedenheit der Partnerin darüber wird nur als Indiz dafür gesehen, dass sie ihn und seine Bedürfnisse mal wieder überhaupt nicht versteht. Damit wird das Problem auf den Kopf gestellt, das Problem liegt immer bei der Partnerin bzw. den Anderen. [...]"
 
Quelle: Aachener Zeitung - "Der widersprüchliche, passiv-aggressive Mann", farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen.

Was wir hier deutlich veranschaulicht sehen (siehe insbesondere die blau markierten Passagen), ist das typische Verhalten pathologischer Narzissten:
 
intensive Manipulation, Täter-Opfer-Umkehr (victim blaming), Sich-Verstellen, Lügen, ausgeprägte Selbstsucht/Egomanie, das mehr oder weniger permanente Gefühl, übergangen, übervorteilt, benachteiligt, missachtet zu werden, verkannt zu sein, außerdem Mangel an Mitgefühl, fehlende eigene Schuldeinsicht, Reue und Liebesfähigkeit, der ausgeprägte Selbstbetrug usw. - näher erläutert im blog-Eintrag "Der Narzisst", siehe unten verlinkt.

Überdies zeigt sich in oben beschriebenem Verhalten ebenso deutlich jenes typische von konservativen Menschen: das Abwehr- und Trotzverhalten, diverse hysterisierte, übersteigerte Ängste, der Rückzug in die emotionale Verpanzerung, bis hin zur Verbitterung, das schnelle Überfodertsein mit Komplexität und Veränderungen etc. - näher erläutert im blog-Eintrag "Konservative Menschen sind ängstlicher (...)" sowie in "Konservatismus vs. Liberalismus", ebenfalls unten verlinkt.

Insgesamt zeigt sich in solchem Verhalten demonstrativ eine intellektuelle sowie insbesondere auch psychisch-emotionale, soziale, charakterliche Unreife solcher Menschen.
 
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Möglicherweise ;) hat das (Straf-) Schweigen noch andere Gründe:
 
Der jeweilige Freund, Partner, Kumpel, Bruder, Vater, Nachbar, ... hat vielleicht doch auch schon mal Frauen "blöd angemacht", sexistische Witze, Sprüche gerissen, Frauen damit beschämt, er guckt vielleicht auch - mehr oder weniger regelmäßig - Pornos und er kommt beim Sex womöglich auch grundsätzlich vor allem voll auf s e i n e "Kosten", dies möglicherweise auch gelegentlich schon mal mittels Frauenkauf/Freiertum.
 
Und möglicherweise will er einfach Teil dieser privilegierten patriarchalen Masse bleiben und die Verhältnisse nicht tatsächlich angemessen und zeitnah ändern (helfen), denn das hätte dann möglicherweise auch mit seinem ureigenen Verhalten zu tun - das er ändern oder einstellen müsste.
 
Was mich persönlich betrifft, so macht es mich nicht nur wütend, sondern fassungslos - immer noch ("Missbrauch", Sexualgewalt in Beziehung). Wirklich: fassungslos.
Vor allem, wenn dir klar wird, dass dieser Mensch, den du liebtest, dem du vertrautest, den du respektiertest, dem du verbunden warst ... dich nicht nur gezielt, vorsätzlich beschädigt hat, sondern dass er tatsächlich so erbärmlich ist, niemals je fähig zu sein oder zu werden, Schuldeinsicht zu haben, zu zeigen, um Verzeihung zu bitten und Wiedergutmachung zu leisten.
Du erträgst die Erbärmlichkeit und Selbstentwürdigung solcher Männer nicht.
 
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"Normalerweise ist die Schuldzuweisung ein Verhalten, das häufig bei Kindern beobachtet werden kann. Das liegt daran, dass sie aufgrund ihres kognitiven und moralischen Entwicklungsstandes noch nicht dazu in der Lage sind, zu erkennen, dass es wichtig ist, die Verantwortung für ihre eigenen Handlungen zu übernehmen. Daher neigen sie häufig dazu, eine Bestrafung zu vermeiden, wenn sie etwas getan haben, das sie nicht hätten tun dürfen. Leider gibt es auch viele unreife Erwachsene, die sich in verschiedenen Situationen weiterhin auf diese Weise verhalten.
 
Die Schuldzuweisung mag zunächst eine Gewohnheit sein, aus der sich dann allmählich eine Strategie entwickelt. Hauptsächlich bei Menschen mit einem hohen Grad an Narzissmus und bei jenen, denen es an Autonomie mangelt.
 
Dieses Verhalten tritt auf, wenn die Entwicklung von Emotionen und Werten an einem gewissen Punkt stehengeblieben ist. Denn jeder Mensch, der sich auf diese Weise verhält, hat offensichtlich Probleme und innere Konflikte und überträgt die damit verbundenen Schmerzen auf andere. (...)
 
Grundsätzlich gibt es zwei Hauptgründe, warum Menschen die Strategie der Schuldzuweisung anwenden, um dadurch ihre Konflikte zu bewältigen. Der erste Grund ist Narzissmus und der zweite ist ein Mangel an Autonomie. Obwohl du vermuten könntest, dass sich diese beiden Merkmale gegenseitig ausschließen, ist dies aber nicht der Fall. Tatsächlich treten sie oftmals gemeinsam auf.
 
Darüber hinaus kommt es sehr häufig vor, dass diese Menschen einen extrem ausgeprägten Narzissmus entwickeln. Sie tun dies, um dadurch ihr Minderwertigkeitsgefühl zu kompensieren. Dies ist eine paradoxe Situation. Denn einerseits ist dieser Mensch davon überzeugt, dass er oder sie geliebt und anerkannt werden sollte.
Aber andererseits unternimmt diese Person nicht das, was erforderlich wäre, um diese Liebe oder Anerkennung auch zu erhalten. Dennoch stört sich diese Person sehr daran, dass sie sie nicht bekommt. Das ist dann auch der Punkt, an dem sich solche Menschen dazu entscheiden, andere für alles verantwortlich zu machen, was sie selber nicht erreichen.
 
Der zweite Grund für die Anwendung dieser Strategie ist mangelnde Autonomie. Wie bei einem Kind sind diese Menschen sehr abhängig von Autoritätspersonen und haben große Angst vor Bestrafung. Dann beschuldigen sie andere, um eine negative Erfahrung zu vermeiden. Allerdings führt ein derartiges Verhalten nur dazu, dass sich ihre Abhängigkeit noch vergrößert. Und das wiederum verhindert, dass sie mehr Verantwortungsbewusstsein entwickeln.
Auf den ersten Blick scheint Schuldzuweisung eine erfolgreiche Strategie zu sein. Denn zunächst einmal trägt sie dazu bei, dass das Ego der Person, die sie anwendet, intakt bleibt. Das liegt daran, dass eine Person, die einen Fehler begeht und diesen als solchen anerkennt, dadurch implizit auch erklärt, dass sie nicht perfekt ist. Und daher nicht immer recht hat. Für einen Menschen, dem es an Demut mangelt, wäre dies eine Wunde, die sein Ego nicht tolerieren könnte.
 
Allerdings ist das Unvermögen, die eigenen Fehler als solche zu akzeptieren, nicht das Resultat übermäßiger Selbstliebe, sondern vielmehr die Folge großer Unsicherheit. Manche Menschen glauben, dass sie ihren Wert verlieren oder ihre Fähigkeiten und Verdienste infrage gestellt würden, wenn sie einen Fehler begehen. Wenn du aber souverän und zufrieden mit dir selber bist, wirst du deine Fehler als etwas Normales betrachten und auch als etwas, aus dem du lernen kannst.
 
Darüber hinaus gibt es jene Situationen, in denen ein Mensch andere beschuldigt, weil dies die einzige Möglichkeit ist, zu vermeiden, die Konsequenzen des eigenen Verhaltens tragen zu müssen. Aufgrund der Schuldzuweisung muss dieser Mensch dann auch seine eigenen Fehler nicht korrigieren. Allerdings ist dies ganz offensichtlich eine sehr kindische Art und Weise, sich der eigenen Verantwortung und Schuld zu entziehen. Wer so handelt, versteckt sich vor sich selbst. Außerdem verpasst er eine weitere Gelegenheit, aus den eigenen Fehlern zu lernen, stärker zu werden und daran zu wachsen.
 
Jeder Mensch, der andere systematisch für die eigenen Fehler, Schmerzen und Unzulänglichkeiten verantwortlich macht, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch anderen. Zuerst einmal beeinträchtigt ein derartiges Verhalten die Authentizität und Offenheit in jeder zwischenmenschlichen Beziehung. Denn unter solchen Umständen wird es sehr schwer, gesunde Bindungen aufzubauen. Daher entstehen hauptsächlich toxische Beziehungen.
Allerdings ist der Aufbau echter und aufrichtiger Beziehungen mit anderen Menschen eines der Merkmale, um dem Leben mehr Sinn zu verleihen. Diese Bindungen geben Sicherheit, stärken die Identität und machen dich mutiger. Die künstlichen Bande, die durch Manipulation entstehen, erzeugen nur ein Gefühl der Einsamkeit in unserer zunehmend als bedrohlich empfundenen Welt.
 
Darüber hinaus verwehrt sich jeder, der sich weigert, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, die Möglichkeit, persönlich zu wachsen und wird daher auch nicht aus seinen Fehlern lernen können. Diese Stagnation beeinflusst die Emotionen und führt zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität. Letztendlich nährt all das nur eine schädliche und beinahe paranoide Haltung. (...)"
 
 
Es ist immer das gleiche Spiel: Wenn du Menschen - um ihnen ihre Selbstgerechtigkeit, Selbstgefälligkeit, Selbstlügen vor Augen zu führen - an ihren je persönlich wundesten Punkten triffst, blocken sie ab, ergreifen sie die Flucht - meist, nachdem sie es zuvor mit "Angriff" erfolglos versucht haben.
Die wenigsten Menschen sind so erwachsen, reif, selbstreflektiert, stark und couragiert, dass sie zulassen können, sich über diese (je eigenen) wunden Punkte offen, ehrlich und selbstkritisch auseinderzusetzen, sie überhaupt zunächst einmal sich selbst einzugestehen und anderen gegenüber zuzugeben. Sie verorten die "Schuld", die Ursachen allen Übels ;) grundsätzlich lieber in/im Anderen - um eben genau nicht auf sich selbst blicken zu müssen und gar in Folge etwas verändern zu müssen an eigenen Einstellungen, Überzeugungen und vor allem Verhaltensweisen.
 
Das Karussell der bequemen Selbstlügen, des Selbstbetrugs, dreht sich daher unaufhörlich weiter: im Kreis. Auf diese Weise ist Heilung, Reifung - der grundlegend Selbsterkenntnis voraus- und mit ihr einhergeht - selbstredend absolut unmöglich.
 
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