Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Ein europäischer Generalstreik, eine mindestens europaweite SOLIDARISIERUNG von Menschen mit Menschen möglich? Eine Neue Internationale? Global?

 
Revolution und Graswurzelbewegung
 
Damit ein Strukturwandel hin zu - globalem - Gemeinwohl und sozialer, sozio-ökonomischer Gerechtigkeit endlich tatsächlich möglich, realisiert wird, werden kann: anders arbeiten, anders wirtschaften, anders wohnen.
 
Siehe bspw. Gemeinwohlökonomie, Commons/Allmende, Parecon, BGE (emanzipatorisches, existenzsicherndes, menschenwürdiges Grundeinkommen sowie ein ebensolches Sorge-Gehalt für "häusliche" Sorge-Arbeit Leistende), gemeinschaftlich, kooperativ, solidarisch selbstverwaltete, selbstorganisierte Betriebe, cohousing.
 
Was mir spontan vorschwebt, sind Aktivitäten, Aktionen und Institutionen, die bereits da sind: attac, Occupy, DiEM25, G20-Proteste.
Also demonstrieren bspw. und Initiativen unterstützen, sich zusammenschließen nicht nur gegen, sondern f ü r etwas.
 
Zum Teil findet das wie gesagt bereits statt, im Internet vor allem, leider nur selten und nicht solidarisch auf der Straße in Deutschland, stattdessen zumeist nur je einzelne Demonstrationen zu nur Einzelthemen wie bspw. Hambacher Forst, Stuttgart 21, Wohnungsnotstand, Pflegenotstand, Seebrücke.
 
Es ist jedoch augenfällig deutlich mehr Druck - keine Gewalt, aber Druck - auf die "Eliten", d.h. auf Regierungspolitik und Wirtschaft erforderlich, daher spreche ich immer wieder vom GENERALSTREIK.
Der allerdings sehr gut vorbereitet und organisiert werden müsste, damit nicht "die Allgemeinbevölkerung", vor allem Schwächere (Kinder, Kranke, Alte ...) geschädigt werden.
 
Boykott und (digitale) Sabotage wäre ggf. auch eine Möglichkeit, aber leider hängen viele Menschen noch zu sehr an ihrer je eigenen Bequemlichkeit, Behaglichkeit und ihrem selbstschonenden Selbstbetrug, siehe insbesondere die (obere) Mittelschicht, die faktisch am meisten vom sogenannten Sozialstaat profitiert, von ihm hofiert wird, da sie die Stammwählerschaft bildet und den global aggressiven, destruktiven, patriarchalen Kapitalismus mittels gehorsamer Erwerbstätigkeit, Konformismus und Konsumismus aufrechterhält.
 
Wenn man etwas erreichen will, wird man um Opfer und Verzichte allerdings nicht vollständig herumkommen.
 
Es geht also darum, Menschen zu informieren, zu mobilisieren und sich jeweils selbst aktiv zu solidarisieren, Menschen außerdem zu enthusiasmieren, denn bekanntlich ist es mit kühlem Verstand, mit rationalen Argumenten alleine nicht zu machen, das Gefühl muss ebenso angesprochen, einbezogen werden.
 
Eben das haben Rechtspopulisten, Demagogen erkannt und missbrauchen es, insbesondere das Ängsteschüren, entsprechend für ihre unlauteren Zwecke, Absichten, Ziele.
 
Es braucht folglich gemeinsame Ziele und Ideale, für die Menschen sich einzusetzen, auch auf etwas zu verzichten bereit sind und das gerade auch längerfristig.
Ausdauer, Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen, Überzeugtsein von der Sache sind erforderlich.
 
Es müsste so etwas geben wie gerade in Frankreich: dass Menschen sich zeitgleich an vielen verschiedenen Orten im Land zusammenfinden und sie bestimmte Dinge, Wünsche, Ziele einen, die allerdings durchaus vielfältig und weitläufig sind. Dass es nicht um ein Einzelthema geht.
 
Es würde die Hürde für viele erleichtert, wenn solche Versammlungen nicht zentralisiert in nur wenigen (Groß-) Städten stattfänden, sondern die Menschen sich überall, in ihrem jeweiligen (Wohn-) Ort, auch Dorf, versammelten, nur eben landesweit zur selben Zeit.
 
-
"[...] Spät: Haben Sie schon mal von der Charta of the Forest gehört? Dieses englische Gesetz aus dem Jahr 1217 ist heute völlig in Vergessenheit geraten. Es erklärte den Wald zu einem Allgemeingut. Ein jeder hatte das Recht, sich aus dem Wald mit Nahrung und Holz zu versorgen. Erst mit der Industrialisierung wurde der Bevölkerung diese Lebensgrundlage entrissen. Fabriken entstanden, und den früheren Bauern blieb nichts anderes übrig, als sich hier zu verdingen. Die ersten taten das übrigens nur so lange, bis sie genug hatten, um für den Rest des Monats über die Runden zu kommen. Daraufhin wurden die Löhne so verknappt, dass die Arbeiter durchgängig schuften mussten, damit der Lohn zum Überleben reicht. Und nicht zufällig entstand zur gleichen Zeit das moderne Polizeiwesen. Heute ist es unvorstellbar, dass der Wald und Wasserquellen niemandem gehörten. Heute identifizieren sich Menschen blind mit der Lohnarbeit. Arbeit ist quasi Religionsersatz geworden. [...]
 
ZEIT ONLINE: Was kommt dann – das bedingungslose Grundeinkommen?
Spät: Das wird uns nicht retten. Natürlich ist die Vorstellung verlockend, jeden Monat einfach 500 oder 1.000 Euro zu haben – aber das bedingungslose Grundeinkommen ändert die Besitzverhältnisse nicht. Der gesellschaftliche Reichtum bleibt im privaten Besitz der Reichen, die ebenfalls Grundeinkommen bekommen würden. Die Armen werden am Rande des Existenzminimums ruhig gestellt und sollen weiter konsumieren, um das System am Laufen zu halten. Und es funktioniert nur innerhalb von Nationalstaaten. Geflüchtete etwa ohne Papiere würden leer ausgehen. Außerdem ist davon auszugehen, dass sich das Wirtschaftssystem darauf einstellt – also die Preise steigen und der Niedriglohnsektor wächst. Es würde das System nicht verändern, die Digitalisierung nicht aufhalten. Besser ist es, die Kapitalertragssteuer und den Spitzensteuersatz anzuheben. Und eine Automatisierungsdividende und Robotersteuer einzuführen. Denn diese Roboter – die machen Schwarzarbeit. Dass Roboter für uns arbeiten wäre ja an sich eine positive Vision, wenn wirklich alle davon profitierten, statt wenige.
 
ZEIT ONLINE: Können die Beschäftigten von heute etwas von den ersten Fabrikarbeitern lernen?
Spät: Ja, den Ungehorsam. Die Arbeiter damals waren viel streikfreudiger. Sie hielten auch Sabotage für ein legitimes Mittel im Arbeitskampf. Heute täte uns etwas mehr Streikbereitschaft gut – und der Mut, für gute Arbeitsbedingungen und eine gerechtere Verteilung zu kämpfen. Es ist ja kein Naturgesetz, dass Löhne so niedrig sein müssen, dass sie nur gerade eben oder halbwegs gut zum Leben reichen. Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn etwa hat über 8.000 Euro pro Stunde verdient. Das sind irrationale Verdienste. Tatsächlich können und sollten Gewerkschaften stärker gegensteuern. Ich bin davon überzeugt, dass große Gewerkschaften noch viel Macht ausüben können. Das zeigt aktuell das Beispiel Frankreich, wo immerhin Hunderttausende trotz Ausnahmezustand demonstrieren gehen. [...]
 
ZEIT ONLINE: Wer ist für unsere heutige Lage verantwortlich?
Spät: Zunächst ist jeder einzelne Manager und Entscheider individuell für seine Entscheidungen verantwortlich, die zu Ungerechtigkeit, Armut und Not im Kapitalismus führen. Aber es reicht nicht, das Personal auszutauschen. Denn das System bedingt, dass es sich selbst erhält. Ein Unternehmen kann es sich kaum leisten, menschenfreundlich und ressourcenschonend zu arbeiten – es würde auf dem sogenannten freien Markt einfach platt gemacht. Aus diesem Grund haben es ja Genossenschafts- und Kollektivbetriebe so schwer. Verantwortung ist auch immer ein Korrelat zur Macht. Darum finde ich es perfide, wenn Politik und Wirtschaft die Verantwortung auf den einzelnen delegieren. Kein einziger Konsument, kein einzelner Bürger kann das System verändern. Das einzige, was wir vielleicht verändern können, ist unsere Einstellung zum Kapitalismus – und unsere Protestbereitschaft. Denn wer die Gesellschaft verstehen oder verändern will, muss die Eigentumsverhältnisse verstehen oder verändern."
 
Quelle: zeit.de - "Das bedingungslose Grundeinkommen wird uns nicht retten"

Diesen Post teilen

Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:

Kommentiere diesen Post