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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Über den Unterschied zwischen vorgeblicher und tatsächlicher Hilfe, Unterstützung, über Selbstbestimmtheit, Selbstverantwortlichkeit

 
update 13. Dezember 2022
 
Warum ich mich mit Spenden, Almosen so schwertue
 
Eben weil es zumeist mit Scham behaftet ist, sie anzunehmen, darauf armutsbedingt! angewiesen zu sein und weil sie stets auf Glück, Zufall basieren: ob und wer wann jeweils was erhält, das er jeweils gerade dringend braucht - oder es eben nicht erhält.
 
Wir alle möchten nicht auf Almosen, auf Glück, Zufall angewiesen sein (müssen), sondern wollen, brauchen Raum, Möglichkeit, Zugang zu Selbsthilfe, Selbstwirksamkeit und zu tatsächlicher, effektiver, unbürokratischer, bedürfnisorientierter Entlastung, Unterstützung, Hilfe.
 
Es geht bei Spenden, Almosen nicht nur um jene, die etwas abgeben - spenden, "verschenken", sondern um vor allem die, die auf solche Spenden, Almosen, "Geschenke" aus welchen Gründen angewiesen sind.
Wenn Menschen auf solche "Geschenke" dringend angewiesen sind, es aber stets Glück, Zufall ist, ob sie diese "Geschenke, Gaben", Spenden, Almosen erhalten und sie selbst kaum etwas geben können, ist das herabsetzend, erniedrigend, entwertend, belastend.
 
Worin sich persönliche Geschenke, das Schenken - der Akt, Ausdruck, das Symbol des persönlichen! Schenkens, Gebens - von Spenden, Almosen an zumeist unbekannte, wenig bekannte, einander fremde Personen unterscheiden:
 
Ein Geschenk von einer Person, die einen - gut, lange - persönlich kennt, wertschätzt, die einem auf dieser Basis emotional verbunden ist, der man auch etwas zurückgeben kann (auf andere Art, zu anderer Zeit ggf., auch bspw. nicht in nur materieller Form, aber: man kann und tut es), ist mit Almosen nicht vergleichbar.
 
Stichworte: Respekt, Wertschätzung, Zuneigung, Empathie, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Würde.
Es ist längst überfällig, dass stattdessen oder wenigstens neben solchen Spendenaktionen, -plattformen, -initiativen der Staat, die jeweilige Regierung materielle Armut angemessen behebt.
 
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update 09. Februar 2021
 
Was Menschen, die dir (vermeintlich) "Hilfe anbieten wollen" oft nicht verstehen wollen oder können:
 
Wenn du in Sachen Hartz IV, Jobcenter, Gericht, Armut oder auch Medizin kein völlig unbedarfter "Neuling", Anfänger (mehr) bist, hilft es dir zumeist nicht, wenn Leute dir bloße Ratschläge geben, wie "Geh´ mal da hin" oder "Hier sind Adressen von Anwälten, Beratungsstellen ..." oder "Versuch´ es mal mit diesen Tabletten, Säften, Ernährung ...".
 
Denn üblicherweise hast du - eben aufgrund deiner langjährigen Belastungen, Beschwerden und Erfahrungen - all das bereits kennengelernt, ausprobiert, ist dir das alles schon bekannt, du hast bestimmte Anlaufstellen schon kontaktiert usw. - all das: "erfolglos", vergeblich. Und g e n a u d e s h a l b bist du ja so verzweifelt - eben weil du schon alles Mögliche (!) gesucht, versucht, ausprobiert, Leute, Anwälte, Ärzte um Unterstützung angefragt, gebeten hast - und das üblicherweise wiederholt, über Jahre und immer wieder. Vergeblich.
 
Es liegt deine gesundheitliche, soziale, rechtliche Situation, Bedürftigkeit, Belastung, Not also nicht daran, dass du nicht wüsstest, wohin man sich wenden kann (oft, ohne, dass dies hilfreich ist!), was man ausprobieren kann/sollte oder dass du nicht intensiv, ausdauernd genug "gekämpft", dich bemüht hast - bspw. um erforderliche medizinische Behandlung und/oder um effektiven Rechtsschutz, siehe bspw. eingelegte Widersprüche, erhobene Klagen, gestellte PKH-Anträge u.a.m.. Nein, du hast das alles über Jahre getan, g e l e i s t e t: alleine und genau deshalb vergeblich.
 
Denn wenn es doch gelegentlich mal anwaltliche Hilfe gibt oder die erforderliche medinzische Behandlung zugänglich ist/wird, DANN GEHT ES DIR BESSER! Oder wenn du im Hartz-Vollzug mehr Geld hättest: ca. €200,- j e d e n Monat mehr, dann wird, würde vieles überhaupt erst (wieder oder auch erstmals) möglich!
 
Deshalb sind gelegentliche, zufällige oder einmalige Spenden sicher auch hilfreich, oft auch wichtig (bspw. für Essen oder Waschmaschine, Herd, Kühlschrank ...), aber sie können niemals bzw. nicht alleine deine Not, deine Belastungen, Beschwernisse und die ähnlichen so vieler anderer Menschen tatsächlich, effektiv beheben, denn dafür wären politische "Veränderungen", Beheben der Missstände auf politischem (!) Wege erforderlich.
 
Es gibt sicher Menschen, die ehrlich helfen, entlasten, ggf. sogar längerfristig bedürfnisorientiert, mitfühlend, empathisch, verständnisvoll beistehen, begleiten wollen - diese sind unentbehrlich!
 
Aber es gibt auch eine Menge solcher, die bloß belehren und sich profilieren.
Und wenn du deren vorgebliche "Hilfe" nicht annimmst bzw. damit realistischerweise nichts anfangen kannst, es keine tatsächliche Hilfe ist, du ihnen das sagst, sind sie beleidigt und machen dir Vorhaltungen oder unterstellen dir, du seist somit selbst schuld an deiner Misere, du wollest nur bemitleidet werden etc.. - GO AWAY!
 
Mein letzter Ex, pathologischer Narzisst, war übrigens genau so ein Mensch: der mir unterstellte, es gebe bei mir nur "Dilemmata" und ich wolle nur bemitleidet werden und keine "Hilfe" annehmen.
 
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update 09. Februar 2021, Teil 2
 
Selbstwirksamkeit - zu Martin E.P. Seligman und dem Konzept der "erlernten Hilflosigkeit":
 
Der Unterschied hier, zu meiner Situation, ist, dass ich mich nicht selbst dafür verantwortlich fühle (für die entzogene, nicht "verlorene" Selbstwirksamkeit), ich kenne ja die Ursachen der Negativerfahrungen, damit auch der gezielt entzogenen Selbstwirksamkeit.
 
Das Gefühl, das Problem sei (siehe Wikipedia-Eintrag) "internal, global, unveränderlich" trifft auf mich nicht zu, denn ich fühle mich nicht als Verursacherin des Problems bzw. nicht als für dessen Bestehen verantwortlich (siehe den Punkt "internal").
 
Auch sehe ich es nicht als "global" an, sondern in Bezug auf konkrete Umstände gegeben: Hartz IV, einhergehend materielle Armut und all deren längst hinreichend bekannte Begleiterscheinungen und Folgen.
 
Schließlich betrachte ich es, das "Problem", meine Situation, auch nicht als unveränderlich - zu verändern wäre nicht nur, aber auch meine belastende Situation durchaus: politisch und im Grunde sogar zeitnah, so dies politisch und gesellschaftlich gewollt, gefordert wäre, würde. Stichwort: Solidarisieren der Mittelschicht mit der sogen. Unterschicht, Bewältigen des Klassismus´, bestimmten Menschenbildes, von auch verbreiteter Unkenntnis und Ressentiments.
 
Ich bezeichne mich und andere Betroffene auch nicht als arbeitslos - wir haben Arbeit (ich bspw. Sorge-Arbeit mit 2 Kindern seit 28 Jahren alleinerziehend und "daneben" jobbend, studierend ...), wir sind erwerbs-, einkommenslos. Arbeit angemessen, zeitgemäß definieren.
 
Das ist tatsächlich ein entscheidender Punkt, denn das sind die Zuschreibungen von außen (!): "arbeitslos", damit auch geltend als "undiszipliniert, ungebildet, willensschwach" usw..
 
Es ist ja keineswegs so, dass ich nicht etliche Probleme bewältigt hätte und nach wie vor muss.
Es verhält sich also keineswegs so, dass "Menschen wie ich" nur passiv und selbstmitleidvoll zu Hause sitzen - viel mehr ist es so, dass all das, das man unternommen hat - wiederholt, über Jahre - nicht wirkt bzw. effektive Unterstützung, Entlastung entweder entzogen wird und/oder nicht zugänglich ist: gerade wiederum aufgrund der materiellen Armut (einhergehend fehlenden Mobilität, Regenerationsmöglichkeit, gesunden, stärkenden Ernährung, Lebensweise) und/oder auch langjährig unbehandelter chronischer physischer Erkrankung und F o l g e n dessen.
 
Auch hier ist es so, dass zumindest ich, sicher auch andere ähnlich Betroffene, durchaus genau weiß, was mir faktisch effektiv und zeitnah hülfe: vor allem medizinische Behandlung, in meinem Falle Eiseninfusionen wie ich sie in anderer Stadt auch problemlos erhalten habe.
Sowie deutlich mehr Geld (angemessene Regelbedarfe, je Monat ca. €200,- mehr je erwachsener Person oder ein angemessenes BGE ...), u m wieder mobil sein zu können, um wieder Zugang zu soziokultureller Teilhabe, Sozialkontakten ... haben zu können.
 
Sodann anwaltliche Vertretung in all jenen Rechtsstreits, in denen die Gegenseite ihrerseits anwaltlich vertreten war, somit von Anfang an und durchgängig keine - verfassungsrechtlich jedoch vorgeschriebene - Rechtsschutzgleichheit bestand. Eben deshalb gibt es ja - eigentlich - PKH, die jedoch systematisch Unbemittelten verwehrt wird: "mangelnde Erfolgsaussicht". Klassenjustiz.
 
Wäre ich passiv, hätte ich nicht all die Widersprüche eingelegt und Klagen erhoben, hätte ich nicht sieben Jahre lang nach Arzt gesucht, der die notwendige medizinische (wenigstens die erforderliche symptomatische) Behandlung ausführt, aber irgendwann ist man schlicht erschöpft, insbesondere, wenn physisch chronisch krank.
 
Problematisch finde ich, wenn solche psychologischen Erklärungsmodelle wiederum nur dazu führen (sollen?), den Betroffenen wiederum Schuld aufzuerlegen, Vorhaltungen zu machen, sie herabzusetzen, zu diskreditieren. Statt zu erkennen, dass und welche "äußeren" Ursachen es gibt und dass es das Beheben derselben wäre, sein müsste, nur kann, um auf diese Weise auch die vermeintlich je "individuellen" Probleme zu beheben. Also vielen Menschen hülfe faktisch bspw. mehr Geld, statt Hartz-Schikane und auch ein anderes Gesundheitssystem (Stichwort Fallpauschale, Profit ...).
 
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Siehe zu Selbstwirksamkeit, Autonomie, Vitalität und den Folgen von Repression, Strafe, Autoritarismus, Ausgrenzung - auch durch Armut - Depression und Sucht die Selbstbestimmungstheorie (SDT).
 
Daran ist erkennbar, dass und warum Druck, Kontrolle, Härte Strafe, Zwang, Dressur, also psychische und/oder physische Gewalt nicht, insbesondere nicht dauerhaft, langfristig, "funktionieren" können, stattdessen schaden.
 
Siehe auch Jobcenter, "Edukation", Sanktionen, Hartz IV.
update 01.08.2020
 
Ein Mensch, der eines anderen Menschen Not wahrnimmt, diese Not aber nicht abzuwenden oder zumindest abzumildern versucht, soweit ihm dies möglich ist, macht sich eines ethischen Verbrechens schuldig, gleich, ob der Notleidende ihm nahesteht, bekannt oder fremd ist.
 
Dies umso mehr, wenn der Notleidende um Unterstützung, Beistand, Hilfe ausdrücklich selbst bittet.
 
Bei der Not kann es sich um existenzielle (gesundheitliche, materielle, wirtschaftliche, finanzielle) und/oder soziale und/oder psychisch-emotionale Not handeln.
 
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Zur Frage: Was, wenn der Hilfebedürftige die ihm angebotene Hilfe nicht annimmt bzw. zurückweist:
 
Manchmal ist etwas gut gemeint und doch nicht ganz das Passende, da nur für kurze Momente hilfreich und/oder nur für wenige, während daneben so viele andere auch effektiver Unterstützung ... bedürfen.
Manchmal ist es also eher eine Art Symptombehandlung als Heilung, Ursachenbehebung.

Manchmal kommt die angebotene Hilfe von einer Seite, die die Not gar nicht verursacht, verschuldet hat und sie daher ggf. auch nicht tatsächlich mildern, schon gar nicht dauerhaft abwenden kann.

Und manchmal kann gutgemeinte Hilfe auch sogar zusätzlich belasten, beschämen ... .

Wer um welche Art der Unterstützung wen weshalb ersucht und wer von wem welche Hilfe als wohltuend erlebt, ist letztlich auch immer eine je persönliche Sache.

Manchmal, ja, kommt Hilfe auch völlig überraschend, unerwartet, auch von unbekannter Seite.

Und manchmal - kommt statt Hilfe noch mehr Not, Leid, noch intensiveres Entwürdigtwerden, Ausbeutung, Vertrauensmissbrauch, zusätzliche Beschädigung durch nur vorgebliche Unterstützung oder einfach: nichts.

Aber dass es Menschen gibt, die ihre Unterstützung ehrlich, wahrhaftig, mitfühlend, herzlich, gebend, bedürfnisorientiert und respektvoll anbieten, ist und bleibt so wichtig, richtig und gut! Denn man weiß vorher nicht, ob sie nicht doch irgendwo, irgendwann bei einem Notleidenden auf fruchtbaren Boden fällt.
 
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Über den Unterschied zwischen vorgeblicher und tatsächlicher Hilfe, Unterstützung, über Selbstbestimmtheit, Selbstverantwortlichkeit 
 
Eine Erläuterung zur häufig anzutreffenden Problematik und verbreiteten Missverständnissen um das Thema Hilfe/Unterstützung:

Man kann jemandem Angebote zur Unterstützung machen, diese sollten jedoch nicht paternalistisch, sondern bedürfnisorientiert sein, man sollte also zunächst einmal fragen:
 
Was brauchst du jetzt, was denkst du selbst, könnte dir in deiner Situation Unterstützung, Entlastung, Beistand, Rückhalt, Stärkung sein?

Wenn man darauf Antworten erhält, überlegt man, was nach eigenem Dafürhalten und Kenntnisstand/Informiertsein am ehesten hilfreich, zuträglich, wohltuend, entlastend, stärkend sein könnte und bietet das an, wenn/soweit möglich, ggf. mit weiterer Unterstützung anderer.

Es muss dabei allerdings von vornherein allen Beteiligten klar sein, dass die Entscheidungsfreiheit des Betroffenen (dem man helfen möchte) nicht auf irgendeine Weise (durch bspw. Druck, Manipulation, Abhängigkeitsverhältnis etc.) eingeschränkt wird und die Entscheidungshoheit beim Betroffenen bleiben muss, nur bleiben kann.

Der Betroffene ist also in jedem Fall anzuhören, d.h. seine Fragen, Zweifel, seine Einwände, Ängste, Sorgen, Nöte, Bitten. Wer das ausblendet, möchte nicht wirklich - dem anderen - helfen.

Überdies ist Unterstützung meist nicht im Hauruckverfahren möglich, selten außerdem über größere räumliche Distanz, häufig bedarf es der bedürfnisorientierten Unterstützung auch nicht nur ein einziges Mal, sondern längerfristig, wiederholt.

Grundsätzlich sollte Hilfe unbürokratisch, niedrigschwellig zugänglich sein bzw. gewährt werden.

Von Anfang an sollte allen Beteiligten außerdem bewusst sein, ob es sich um ein Tauschgeschäft oder um bedürfnisorientiertes Geben handelt.

Man kann u.a. auch durch einzelne Hinweise unterstützen, diese können hilfreich sein, müssen es aber nicht.


Um es anschaulicher zu machen, folgendes Bild:
 
Wenn jemand gerade akut am Verhungern ist, hilft es ihm nicht, ihm ein paar Möbel vor die Nase zu stellen oder mit ihm ein Konzert oder Theaterstück zu besuchen, mit ihm zu tanzen oder ihm Witze zu erzählen.

Es hilft ihm auch nicht, ihm zu sagen: "Geh´ mal da rüber, ich glaube, da steht ein Apfelbaum, da kannst du dir bestimmt ein paar Äpfel pflücken."

Denn möglicherweise steht da 1. gar kein Baum (mehr) oder 2. kein Baum mit genießbaren Früchten, sondern stattdessen bspw. eine Rosskastanie oder 3. verträgt der Verhungernde keine Äpfel, weil er darauf bspw. allergisch reagiert, sie nicht verdauen oder gar nicht erst essen kann, weil er z.B. keine Zähne mehr hat oder 4. gelangt der Verhungernde erst gar nicht dorthin (wo der Baum sich befinden soll/könnte), weil er physisch zu geschwächt ist, nicht mehr laufen, klettern ... kann oder 5. wird er auf seinem Weg dorthin aufgehalten, gehindert, bedroht, verletzt, beschädigt oder sogar getötet.

Was ich damit zu verdeutlichen versuche:
Tatsächliche Unterstützung kann selbstverständlich nicht sämtliche Eventualitäten einbeziehen, berücksichtigen, nicht alle Erschwernisse, Hindernisse, Hemmnisse ausschließen, aber grundsätzlich sollte sie so weit als möglich eben tatsächlich (!) bedürfnisorientiert und je individuell passend sein (kein Gießkannenprinzip, kein bevormundender Paternalismus also).

Sie sollte, wenn bzw. wann/sobald wieder möglich, respektvolle Hilfe zur Selbsthilfe sein, um beim Bedürftigen dessen Selbstbestimmtheit und Selbstwirksamkeit zu stärken (statt noch zusätzlich zu schwächen), um vor allem seine W ü r d e (nicht zu verwechseln mit "Stolz") zu achten und zu erhalten oder sie schnellstmöglich wiederherzustellen.

Denn selbstverständlich ist das eigentliche Ziel, dass der Bedürftige möglichst bald nicht mehr auf intensive Unterstützung von außen, von anderen (Fremden) angewiesen ist, sondern im Rahmen seiner Teilhabe an bestehender Gemeinschaft von dieser nimmt, was er braucht und ihr zurückgibt, was er wie jeweils kann - siehe Gemeinwohl.

Ich denke, niemand ist freiwillig, g e r n e auf permanente Hilfe von außen, von anderen angewiesen, niemand ist gerne letztlich dauerhaft fremdbestimmt, total von anderen abhängig.
Es gibt jedoch Fälle, in denen es lebenslang nicht mehr anders geht, wie wir wissen, das aber ist sicher nicht, was eine Mehrheit von Menschen, Individuen sich (für sich und andere) wünscht - unterstelle ich jetzt einfach mal.
Wobei auch jemand, der permanent auf Unterstützung angewiesen ist, selbst auch etwas geben, fürs Gemeinwohl beitragen kann (man denke bspw. an Stephen Hawking), eigenes Thema.


Um also zu ermöglichen, dass diese permanente Unterstützung n i c h t gebraucht wird, um diese (einseitige) Abhängigkeit nicht zu erhalten, ist es unabdingbar, die Ursache hierfür (für Bedürftigkeit, Abhängigkeit) zu beheben; meist handelt es sich dabei (weltweit übrigens) um Ursachen, Gründe und Zusammenhänge, die der Bedürftige nicht selbst verschuldet, daher auch nicht selbst, allein oder überhaupt zu verantworten hat. Soviel noch zur Selbstverantwortung.

Vielleicht ist es mir gelungen, verständlich(er) zu machen, worum es bei bedürfnisorientierter Unterstützung geht, jedenfalls - nach ethischen Aspekten - gehen sollte und dass sie nur auf dieser Basis tatsächliche Hilfe, Unterstützung ist und nur so "erfolgreich" sein kann.
 
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update 07. Februar 2021
 
Es geht dabei - Spenden, Almosen - vor allem um das Empfinden der "Empfangenden", von denen ja mindestens und jedenfalls Dankbarkeit erwartet wird, wenn sie Sach- oder Geldspenden erhalten.
 
Wahrscheinlich können Menschen das erniedrigende Gefühl, den Zustand, die Lebenssituation, den "Lebensalltag" (jeden einzelnen Tag: Jahre, Jahrzehnte lang) erst/nur dann wirklich nachvollziehen, wenn sie es selbst, am eigenen Leib und Psyche, erfahren haben:
 
wenn sie selbst über viele Jahre, nicht nur kurzfristig, in einer solchen Situation befindlich sind: arm, ausgegrenzt, über keinerlei Selbstwirksamkeit mehr verfügen könnend, ihre Situation selbsttätig nicht m e h r verändern, verbessern könnend - was gerade dadurch verursacht wird, dass/wenn materielle Armut, Ausgrenzung, fehlende Teilhabe, das Abgeschnittensein von Gesellschaft, Kultur, Sozialkontakten, Beziehungen, fortschreitendes Alter(n), einhergehend körperlicher Verfall (durch Armut) und sich verschlechternde chronische Erkrankungen - aufgrund der Situation in Armut - sich zwangsläufig verschlimmern.
 
Hätte ich nicht seit meinem 17. Lebensjahr völlig auf mich allein gestellt auf eigenen Beinen gestanden, seit meinem 19. Lebensjahr mit Kind/ern, hätte ich nicht die Erfahrungen (!) gemacht, d a s s ich in der Vergangenheit meine Situation durchaus immer wieder selbsttätig veränderte (Jobs, Ausbildungen, Studium, Umzüge ...), dass ich aktiv war (sein konnte), dass ich gesund, vital war, dann sähe ich das alles heute möglicherweise anders. Aber: ich weiß ja, was Aktivität, Selbstwirksamkeit ist und eben auch, w i e es ist, diese seit 15 JAHREN nicht mehr haben, darüber nicht mehr verfügen, dazu keinen Zugang mehr haben bzw. erlangen zu können.
 
Menschen wie ich benötigen keine zufälligen, einzelnen Spenden, sondern verlässliche, sichere Existenzbasis - wie alle Menschen weltweit! Und das ist nur politisch zu erwirken: solidarisch.
 
Als Anregung sei genannt: BGE, Grundeinkommen u n d ein existenzsicherndes Sorge-GEHALT für alle Sorge-ARBEIT-Leistenden.
 
Und schließlich verhält es sich auch so, dass du nach Jahrzehnten des alleine Kämpfens (um Existenzgrundlage, Existzierendürfen mit zwei Kindern, ohne Eltern, Familie, Partner ...) einfach erschöpft bist, mal auch ganz physischen Halt brauchst - Regeneration, Fürsorge, Liebe.
 
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Moralisch zu rechtfertigen hat ein jeder Mensch sein Verhalten nicht vor einem "Gott", einem "metaphysischen Prinzip", Konstrukt, Phantasma, auch nicht vor einem Gericht, einer wandelbaren Justiz, sondern vor sich selbst und mehr noch: vor dem Anderen - mit, neben, durch den er lebt, dem er begegnet, der ihm widerfährt, mit dem er konfrontiert, von dem er herausgefordert, berührt, getragen, gehalten, verletzt, in Staunen versetzt und auf sich selbst zurückgeworfen ist - der ihm auf dem Weg seiner Selbsterkenntnis und sozialen, emotionalen, intellektuellen Reifung unverzichtbar nur sein kann. Auch dann, wenn dies (immer wieder auch) schmerzhaft ist.
 
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update 28. April 2021
 
Druck, Zwang, Belastung, Strafe, eingeschränkte oder fehlende Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit - geht es euch auch (schon länger) so? Nicht nur in Bezug auf Corona Covid19, sondern bspw. auch bzgl. Armut, Niedriglohn, HartzIV und andere chronische Erkrankungen sowie Alter, aber auch Haft, Gefängnis, Sucht ... .
 
Nachfolgend ein Auszug aus dem blog, auch mit Information dazu, was tatsächlich effektiv hilft, jedenfalls: helfen könnte, so es ermöglicht würde, zugänglich wäre.
Aus dem blog-Eintrag Loslassen, siehe auch den Eintrag zu "Polyvagaltheorie" und biospsychosozialer Medizin sowie Trauma-Therapie - nein, das ist gerade nicht dasselbe wie "Psychosomatik".
 
[...] Um es überspitzt, aber des besseren Verständnisses wegen anschaulich an einem Beispiel zu verdeutlichen:
 
Wenn ein (kleines) Kind - aufgrund übrigens nicht eigenen Verschuldens - gerade verhungert, wird es kaum bis keine Möglichkeiten der Selbstwirksamkeit haben, seine (lebensbedrohliche, jedenfalls intensiv belastende, leidvolle) Situation zu verändern, zu verbessern.
Es ist viel mehr dringend, zeitnah auf intensive, angemessene Hilfe von außen, von anderen Menschen angewiesen.
Es muss zunächst also mittels bedürfnisorientierter, tatsächlich wohltuender, stärkender Unterstützung, Behandlung, solchen Umgangs in die physische und psychische Lage versetzt werden, überhaupt wieder oder erstmals selbstwirksam, eigenständig, d.h. aus eigener Kraft und eigenem Antrieb leben, denken, einschätzen, abwägen, überblicken, beurteilen und handeln zu können.
 
Die Umstände spielen daher durchaus eine gewichtige Rolle, ob und auf welche Weise wie wirksam ein Mensch "sich selbst helfen", d.h. mit sich selbst wohltuend, fürsorglich, respektvoll umgehen kann.
Viel hat dies auch mit seiner Erziehung, Prägung, mit Kultur, Ideologien (bspw. Religion), ggf. Indoktrination (daraus resultierenden Glaubenssätzen) und bisherig gemachten Erfahrungen zu tun, d.h. dem hieraus entstandenen Selbstbild, Selbstkonzept sowie persönlichen Menschen- und Weltbild.
 
Denn wie diesem verhungernden Kind geht es auch solchen Menschen (Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen), die aufgrund physischer und/oder psychisch-emotionaler Belastung(en), Beschädigungen, Verletzungen, Erschütterungen, Krisen eben dies sind: schwach, kraftlos, haltlos, schutzbedürftig, ausgezehrt, ermattet, überlastet, erschöpft.
Sie brauchen zunächst eine für ihre Bedürfnisse passende "Tankstation", an der/durch die sie Kraft, Energie, Vitalität, Regeneration, Freude, Sicherheit und Vertrauen (oder auch Nahrung, Obdach ...) tanken können.
 
Viel hat das bekannterweise grundsätzlich mit Gesundheit, Wohlbefinden, mit vor allem Ernährung, Bewegung, Entspannung, positiven Eindrücken, Erlebnissen, Kontakten, mit insbesondere Beziehung und ganz basal einem stabilen, sicheren, friedlichen, gewaltfreien Lebensumfeld zu tun, in dem das Individuum sich frei bewegen und entfalten, entwickeln kann bzw. darf und auf dieser Basis an Herausforderungen und Widerständen dann auch wachsen kann - sofern es nicht solche sind, die das Individuum wiederum massiv überfordern. Die Dosis macht das Gift. So auch die Intensität und die Dauer oder Regelmäßigkeit der Belastung.
 
Wieder ein Beispiel:
 
Wer sich lange Zeit physisch sehr intensiver Hitze oder Kälte aussetzt, wird daran irgendwann voraussichtlich sterben. So wie der Körper solchen extremen Belastungen nicht dauerhaft gewachsen ist, nicht standhalten kann, sondern daran zugrundegeht, verhält es sich auch mit dem gesamten Leib (siehe oben erläutert) eines Menschen - wird die "Herausforderung", die Belastung zu groß, zu intensiv, wiederholt sie sich in bestimmten Zeitabständen zu häufig oder dauert sie zu lange an, zerbricht der Mensch daran - da hilft dann auch kein Selbstbetrug mehr.
 
Wer über ein Urvertrauen und infolgedessen Selbst- und Weltvertrauen (Zuversicht, nicht zu verwechseln mit selbstbetrügerischem, oberflächlichen Zweckoptimismus) verfügt, weil er insbesondere in der Kindheit und Jugend entsprechend wohltuende, tragende Erfahrungen machen konnte, hat bereits von vornherein andere Ressourcen, Kapazitäten als ein Mensch, der nicht über solches Vertrauen verfügt, verfügen kann. Siehe auch Resilienz.
 
Wer langfristig, dauerhaft oder wiederholt intensiv belastende, beschädigende Erfahrungen gemacht hat, wird diese auch nicht durch "positives Denken" umdeuten können - er sollte dies auch nicht, denn er würde sich auf diese Weise, durch solchen Selbstbetrug, wie schon dargelegt langfristig nur selbst noch zusätzlich beschädigen.
 
Ein solcher Mensch braucht zunächst erst einmal dringend die Erfahrung (!) guter, d.h. ihm persönlich wohltuender Erlebnisse, Widerfahrnisse, Begebenheiten, Umstände und Begegnungen - damit er überhaupt allmählich wieder Vertrauen fassen kann.
Wer wie lange, wie intensive oder wiederholte "gute Erfahrungen" benötigt, um wieder vertrauen und aus eigener Kraft "stehen und gehen" zu können, ist wiederum, aus bereits genannten Gründen, individuell verschieden.
Erst dann, wenn ein Mensch wieder oder überhaupt erstmals eine solche Basis, Boden unter den Füßen, also (wieder) Halt und Vertrauen erlangt hat, erst dann ist er wirklich in der Lage, loszulassen und "nach vorne zu schauen". Und dann wird er es eigeninitiativ, aus eigener Motivation auch tun, sich entsprechend verhalten: können.
 
Wer einem Menschen, der auf welche Weise auch immer überlastet, erschöpft, beschädigt, verletzt, versehrt, krank, traurig, aggressiv, verzweifelt - haltlos - ist, tatsächlich helfen, wohltun möchte, tut dies spontan, zeitnah, direkt am besten, indem er ihn aufmerksam, einfühlsam, zugewandt fragt, was er ihm Gutes, wie er ihm tatkräftig, aktiv Wohl tun kann (soweit möglich, umsetzbar) oder ob und auf welche Weise er dabei möglicherweise zumindest unterstützend sein kann. Ganz besonders wichtig ist hier das Zuhören, Verständnis, Mitgefühl, Anteilnahme - nicht zu verwechseln mit herablassendem, überheblichen Mitleid, mit blindem Aktionisus, bevormundendem Paternalismus oder geheuchelter Betroffenheit.
 
In einer solchen Situation kann tatsächlich vom Betroffenen, Haltlosen, Hilflosen wenig bis nichts gefordert oder erwartet werden, sondern muss ihm zunächst gegeben werden (siehe oben erwähnte "Tankstation"), bis er wieder ausreichend Kraft, Stand, Sicherheit, Verankerung, Vertrauen hat - durch bspw. veränderte Lebensverhältnisse, wohltuende Erlebnisse, Erfahrungen.
Selbst dann aber, wenn die "Krise" überwunden ist, überwunden werden konnte, bleibt das (gerade auch negative) Vergangene stets integraler Bestandteil der eigenen Biographie, der jeweiligen Persönlichkeit und Leiblichkeit - nur dann eben nicht mehr als belastend, hinderlich oder gar vernichtend empfunden, sondern als bewältigt. [...]
 
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11. Mai 2018
 
Kleine Danksagung
 
Neben all den bestehenden Missständen gibt es dennoch immer wieder mal Erfreuliches, das ich nicht unbeachtet lassen möchte:
 
In den vergangenen Tagen und Wochen haben mir wildfremde Menschen via facebook (diskrete Privatnachricht, um mich nicht öffentlich vorzuführen - Danke!) angeboten:
 
- mir ein Fahrrad zu schenken
- mir Geld zu schicken
- mir eine Digitalkamera zu schenken
 
Keine dieser Personen wohnt in Hamburg, sondern alle weit(er) entfernt, was für sie keinen Hinderungsgrund darstellte.
 
Mit keiner dieser Personen hatte ich zuvor näheren oder überhaupt je Kontakt, auch nicht via fb und es gab keine vorausgehenden Diskussionen oder Fragen zu meiner Situation.
 
Da ich nicht weiß, ob es den Spendern recht ist, nenne ich sie noch nicht namentlich, hole das aber mit deren Einverständnis gerne nach.
 
An dieser Stelle an euch meinen herzlichen Dank - dass ihr ohne Umstände, ohne Bedingungen zu stellen, ohne Gegenleistung zu erwarten einfach bereit seid, einer euch völlig fremden Person g e b e n, sie unterstützen zu wollen, dass ihr das angeboten habt. - Im Grunde ist das genau die Art von Solidarität, die erforderlich und geboten ist: Jeder tut und gibt, was er jeweils wie kann und erhält von anderen, was er braucht - siehe Gemeinschaft, Gemeinwohl.
 
Warum ich eure freundlichen, von Hilfsbereitschaft und Mitgefühl gezeichneten Angebote dennoch nicht annehme:
 
Ja, es hat mit Würde (nicht mit "Stolz") zu tun.

Denn: Ich könnte ja stets nur von anderen nehmen - und ihnen nie je etwas zurückgeben, zum einen, weil die räumliche Distanz hierfür zu groß ist, zum anderen, weil ich grundsätzlich nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich Mobilität (auch gesundheitlich) eingeschränkt bin und überdies über keinerlei besondere Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse verfüge, die ich anderen zuträglich zukommenlassen könnte - ich kann also nichts zurückgeben. Das belastet mich (zusätzlich), das möchte ich nicht, das ist nicht mein Verständnis von Gemeinwohl, das zwar nicht auf je direkter Reziprozität basiert, aber grundsätzlich eben doch auf Gegenseitigkeit, Wechselseitigkeit - Einbahnstraße geht einfach nicht, jedenfalls nicht auf Dauer.
 
Ein weiterer Grund ist, dass ich mich letztlich wohl doch immer noch für meine wirtschaftliche Situation schäme, obgleich ich bemüht bin, das abzulegen. Es ist eben nicht "schick", materiell arm, überdies alt und krank (und hässlich) zu sein, damit geht man üblicherweise nicht "hausieren" - ich versuche dennoch, mich hiergegenzustellen, weil ich denke, dass das Verbergen all dessen, das Sich-Verstecken und Schämen die Missstände auch nicht behebt, sondern sie nur unsichtbar(er) macht. Dazu will ich nicht beitragen.
 
Und schließlich und für mich am wichtigsten ist, dass Menschen zwar durchaus "nachbarschaftlich", unbürokratisch, solidarisch geholfen werden sollte, wenn/wo möglich (siehe auch eben Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt, soziales Engagement ...), dass das aber letztlich leider auch dazu beiträgt, dass sich "das große Ganze", also die (sozial-) politischen Verhältnisse, die auf dieser Ebene und u.a. auch in Deutschland bestehenden, gravierenden Missstände nicht verändern lassen, nicht verändern werden. Der Staat (Regierungspolitik) ruht sich darauf aus, verlässt sich darauf, beutet Menschen auch auf diese Weise aus - insbesondere ihr Mitgefühl, ihre Hilfsbereitschaft, ihr Solidarisieren, ihr "Gutmenschsein". Und nicht nur das - der Staat proklamiert überdies genau das, um selbst von seiner Pflicht (siehe Sozialstaatsprinzip Art. 20 und 28 GG) jedenfalls teilweise entbunden zu sein, sich davon selbst zu entbinden und Staatsbürger hierfür zu instrumentalisieren. - Das stößt mich so massiv ab, dass ich es mitzuvollziehen nicht gewillt bin - eben auch nicht als "Empfangende".
 
Meine Sicht auf die Dinge wird wohl nicht jedem nachvollziehbar sein, mancher sagt vielleicht: "Sei doch nicht so doof, wenn du Hilfe nicht annehmen willst, bist du doch selbst schuld." oder "Wenn du es schon nicht für dich annehmen willst, dann mach´ es wenigstens für dein Kind, das bist du ihm schuldig, sonst bist du total egoistisch und keine gute Mutter." oder auch "Mit deiner Verweigerung änderst du die Dinge auch nicht, aber du leidest weiterhin unter den Verhältnissen."
 
Ja, das ist teilweise sicher zutreffend, aber dann eben auch wieder nicht. ;) Denn klar kann ich alleine nichts bewirken. Und klar leidet meine Tochter unter der Situation, aber letztlich ist das dann für mich "der Preis", den ich (zusätzlich) zahle - um: meine Integrität und den letzten Rest Würde nicht zu verlieren, zu verraten.
Ich hoffe, dass das vielleicht doch ein bisschen verständlich ist.

Denn im Grunde ist das, für mich jedenfalls, das, worauf es eigentlich generell ankommt - dass man, gleich ob arm oder reich, vor sich selbst "geradestehen" kann, dass man sich möglichst nicht in den selbstschonenden Selbstbetrug flüchtet (wenngleich wohl niemand ganz davor gefeit ist, auch ich nicht), dass man tatsächlich weitgehend mit seinem Wollen, Streben, Tun "im Reinen" ist.
 
Ich möchte niemandem etwas schuldig sein. Ich kann nehmen - von Menschen, die mir nahestehen, w e n n diese nicht selbst arm und/oder intensiv belastet, beschädigt sind. Denn diesen kann oder konnte ich vielleicht immerhin doch auch gelegentlich etwas zurückgeben (Liebe, Fürsorge, ggf. kleine Hilfen oder Freuden im Alltag, Entlastung, Unterstützung).
Bei mir fremden Menschen tue ich mich schwer, denn ihnen kann ich n i c h t s je zurückgeben. Und ich möchte mich auch von niemandem in irgendeinerweise abhängig machen und/oder mich auf irgendeine Weise prostituieren (nicht nur sexuell nicht).
 
Was mir hingegen tatsächlich ein wenig hilft, mir ein bisschen Halt und gelegentlich Auftrieb gibt, ist, wenn ich mich von anderen, auch fremden Menschen verstanden fühle - statt verachtet, verhöhnt, bemitleidet, beschimpft, diffamiert. Wenn ich stattdessen Verständnis, Zuspruch, ehrliche Anerkennung, Wertschätzung - in Worten - erhalte.
Wenn ich sehe, dass es auch andere gibt, die ähnlich eingestellt sind und die Missstände beheben möchten, es nach ihren jeweiligen persönlichen Möglichkeiten versuchen.
Das ist so der letzte Strohhalm, an den ich mich immer wieder dann doch noch klammere, auch wenn mir bewusst ist, dass die Missstände sich zu meinen Lebzeiten nicht mehr ändern, verbessern (lassen) werden - wahrscheinlich auch nicht mal zu denen meiner beiden Kinder. Aber wir können wenigstens sagen, dass wir den Weg dorthin vielleicht ein Stück weit mitbereitet haben - jeder nach seinen Möglichkeiten.
 
Bitte habt also Verständnis für meine Haltung, wenn möglich. Und trotzdem nochmal:
 
DANKE
für euer Mitgefühl, eure Angebote, eure Unterstützungsbereitschaft!
 
Liebe Grüße
Sabeth
 
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Aktualisierung am 20. Dezember 2018
 
Nochmal Grundsätzliches zu Sozialstaat, Armut, Hartz 4, Agenda 2010, Sorge-Arbeit, Mutterschaft, Grundrechten und vermeintlicher sowie tatsächlicher, gebotener Unterstützung:
 
Wie lange sollten diese Menschen, die mich vorgeblich unterstützen (wollen) würden, das machen - noch weitere 13 oder mehr Jahre (denn seit 13, nun fast 14 Jahren bin ich im Hartz-Vollzug und werde aus der materiellen Armut bis zu meinem Lebensende nicht mehr herauskommen: k ö n n e n, da dies staatlich, regierungspolitisch augenfällig nicht gewollt ist, anderenfalls, gäbe es tatsächliche Förderung (bspw. Bildungsgutschein für erforderliche Berufsqualifizierung, außerdem keine Sanktionen und tatsächliche, bedürfnisorientierte Beratung, Unterstützung, statt bürokratischer Schikane: Druck, Zwang, Kontrolle, Strafe).
 
Und was genau könnte ich diesen fremden "Unterstützern" zurückgeben?
 
Und warum sollte ich von mir wildfremden Menschen Unterstützung annehmen, obgleich diese Menschen (hoffentlich) für meine Situation nicht verantwortlich sind, sie nicht verursacht haben und oft eigene Herausforderungen zu bewältigen haben?
 
Warum muss nicht stattdessen vielmehr der Staat angemessen dafür Sorge tragen, dass er den verfassungsrechtlich - siehe Sozialstaatsprinzip, Grundgesetz Art. 20 und 28 - verbrieften Sozialstaat garantiert?
 
Warum muss ich von fremden Menschen Almosen empfangen, mich ihnen gegenüber verpflichtet, abhängig fühlen, obgleich ich ihnen n i c h t s zurückgeben k a n n?
Geht es also nur um weitere Entwürdigung? Reicht es nicht, dass der Staat, Regierungspolitik diese längst intensiv tätigt - durch seine katastrophale "Sozial-", Wohnungs-, Gesundheits- und "Arbeitsmarktpolitik"?
 
Davon ab: den Weihnachtsbaum kann ich alleine nach Hause tragen (wir hatten, wenn, dann immer nur kleine Bäume) - ich muss ihn allerdings erst mal bezahlen können.
 
Und Weihnachtsessen sowie Baum brauche nicht ich, sondern wünscht sich mein Kind. Allerdings k a n n ich seit etlichen Jahren nur noch sehr wenige Nahrungsmittel essen und meine Tochter isst leider auch nur wenige bestimmte Lebensmittel - sie ist ein sogenannter picky eater - immer noch.
 
Was meine Tochter und ich längst brauchen, ist:
 
- deutlich mehr Geld, aktuell mindestens €200,- mehr und dann könnten wir davon immer noch nichts ansparen oder verreisen etc., aber wir kämen einfach einigermaßen über die Runden, ohne Schaden zu nehmen - wie jetzt, wie seit 13 JAHREN ...
 
- für mich: eine fußläufig erreichbare Arztpraxis, in der mir einmal wöchentlich, über einen Zeitraum von ca. 3 bis 6 Monaten mindestens, Eiseninfusionen (nicht: Injektionen) verabreicht würden - damit wären meine drei chronischen ursächlichen Erkrankungen immer noch nicht behoben, geheilt, aber ich wäre wieder einigermaßen in der Lage, meinen Alltag angemessen zu bewältigen
 
- weiterhin benötige ich angemssene, also bedürfnisorientierte, nicht-paternalistische Unterstützung, Förderung (Qualifizierung), siehe, wie oben bereits erläutert
 
Und weil all das gerade n i c h t nur ich benötige, ist es eben deshalb (!) unabdingbar, dass der Staat dafür zu sorgen hat, gemäß dem Sozialstaatsprinzip.
 
Denn: Für meine verantwortungslosen leiblichen "Eltern", die sich nie je um mich gekümmert, nicht für mich gesorgt haben, für also meine schlechten Startbedingungen kann ich nicht verantwortlich gemacht werden und auch dafür nicht, dass der Staat (!) unter vielen anderen Frauen, Müttern auch mich seit 25 Jahren als gratis Sorge-Arbeit-L e i s t e n d e ausbeutet und u.a. mich überdies durch materielle Armut entwürdigt und damit außerdem mein Kind wissentlich intensiv schädigt: lebenslang für dieses Kind wirksam.
 
Diese "häusliche" Sorge-Arbeit ist für weltweit jede Gesellschaft und Gemeinschaft absolut unentbehrlich und weit wichtiger und werter als diverse bullshitjobs (bei David Graeber nachlesen), als diverse Erwerbstätigkeit es ist, die teilweise Individuen und Gesellschaften sogar massiv schädigt.
 
Nein, ich möchte nicht auf Glück, auf Zufall angewiesen sein, auf gelegentliche, gönnerhafte Almosen von fremden Menschen, denen ich nichts zurückgeben kann. - Ich möchte, dass der reiche Sozialstaat Deutschland, dass die jeweilige Regierung sich grundgesetzkonform verhält, auch in Bezug auf Mütter im Übrigen, siehe GG Art. 6 Abs. 3, 4 und 5.
 
Ich fordere schlicht das Einhalten, das Gewährleisten u.a. auch meiner Grundrechte.
Ich denke das ist absolut legitim und nicht minimalst zu viel verlangt.
 
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"[...] Besonders prekär - und für die Zukunft unseres Globus von Bedeutung - ist der Zusammenhang zwischen der Ungleichverteilung von Lebenschancen und Aggression, insbesondere zwischen Armut und Gewalt: Armut bedeutet - vor allem für diejenigen, die ihr nicht durch eigenes Verschulden ausgeliefert sind - nicht nur existenzielle Not, sondern ist vor allem eine Ausgrenzungserfahrung. Aus diesem Grunde ist sie auch ein besonders ergiebiger Nährboden für Gewalt. [...]
 
Eine Situation jedoch, in der die einen Not erleiden, während sich andere reichhaltiger Lebenschancen und guter materieller Ressourcen erfreuen, bedeutet Ausgrenzung und tangiert die Schmerzgrenze. Hier ist über kurz oder lang zwingend mit Gewalt zu rechen. [...]
 
Aber auch in Demokratien kann es, z.B. wenn sie ausschließlich repräsentativ funktionieren wie in Deutschland, zu einem Mangel an Partizipation kommen. Besonderes starke Ausgrenzungserfahrungen ergeben sich in einem Land jedoch aus der konkreten Ungleichverteilung von Chancen. Insbesondere Armut im Angesicht von Wohlstand anderer ist eine Ausgrenzungserfahrung ersten Ranges. [...]
 
Aggression ist ein evolutionär entstandenes, neurobiologisch verankertes Verhaltensprogramm, welches den Menschen in die Lage versetzen soll, seine körperliche Unversehrtheit zu bewahren und Schmerz abzuwehren. Die neurobiologischen Schmerzzentren des menschlichen Gehirns reagieren jedoch nicht nur auf körperlichen Schmerz, sondern werden auch dann aktiv, wenn Menschen ausgegrenzt oder gedemütigt werden. Nach dem Gesetz der Schmerzgrenze wird Aggression nicht nur durch willkürlich zugefügten Schmerz, sondern auch durch soziale Ausgrenzung hervorgerufen.
 
Nicht ausgegrenzt zu sein, sondern befriedigende Beziehungen zu anderen zu pflegen, zählt zu den menschlichen Grundmotivationen. Wer Menschen von Beziehungen abschneidet, indem er sie ausgrenzt und demütigt, tangiert die physische und psychische Schmerzgrenze und wird Aggression ernten. Der Aggressionsapparat erweist sich damit als Hilfssystem des neurobiologischen Motivationssystems, welches auf soziale Akzeptanz ausgerichtet ist. Aggression wird erzeugt, wenn wichtige zwischenmenschliche Bindungen fehlen oder bedroht sind. [...]"
 
Quelle: Prof. Dr. med. Joachim Bauer (Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut) - "SCHMERZGRENZE - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt", farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen.
 

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L
Meine Güte...Ich Ich Ich. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und es gibt genug die sich selbst aus eigener Kraft heraus kämpfen. Unerträglich sowas.
S
In welcher Weise haben Sie womit nun argumentativ dargelegt, was genau Sie an meiner Argumentation kritisieren? Exakt: Es ist reiner Diffamierungsversucht. Dies fällt daher negativ auf Sie selbst zurück, da Sie augenfällig weder über Empathie, Mitgefühl noch Reflexions- und Diskursfähigkeit verfügen, der sachbezogenen, substanzhaltigen, faktenbasierten Argumentation nicht befähigt sind. <br /> <br /> Sollten Sie weitere ähnliche Kommentare, bar jeglicher konstruktiven Kritik und Argumentation, in meinem blog hinterlassen, werden diese von mir kommentarlos gelöscht. <br /> <br />