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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Innere Emigration

 
Über die "innere Emigration"
 
Innere Emigration - zumeist Folge von Überfordertsein mit bspw. Komplexität, eigenen intellektuellen und/oder emotionalen, charakterlichen Defiziten, die durch das Außen, durch andere gespiegelt werden sowie auch als Mittel des Selbstschonens - ist letztlich Verweigerung, führt zu Stillstand, verhindert Weiterentwicklung, Reifung, dient nur der Abwehr, der Selbstschonung.
 
Sie ermöglicht nicht, weitere, möglicherweise wichtige, bereichernde, auch heilende Erfahrungen machen zu können. Sie verhindert genau dies.
Das mag zunächst, vorübergehend bequem sein, auf Dauer jedoch ist es zwangsläufig schädigend, nicht nur selbstschädigend, aber  gerade auch dies.
 
Es wird der Ausdruck "innere Emigration" leider häufig missbräuchlich verwandt, dann nämlich, wenn es eigentlich um Trotz, Abwehr, Verweigerung aufgrund von Frustration und oben bereits erwähnten je persönlichen Charakterdefiziten geht, diese zugrundeliegen. Es klingt bloß einfach vornehmer, von "innerer Emigration" zu schwafeln, als sich selbst einzugestehen und vor anderen zuzugeben, dass man aus genannten Gründen schlicht überfordert und frustriert ist, sich dieser Situation jedoch nicht erwachsen, couragiert, reflektiert stellen, mit ihr auseinandersetzen und sie zu bewältigen versuchen will, sondern sich lieber bequem und selbstschonend in den behaglichen Schmollwinkel verkriecht, also ausweicht - sich selbst vor allem.
 
Häufig anzutreffen ist solches Verhalten bei sogenannten Kulturpessimisten, Konservativen und Narzissten.
 
Trennung ist nie das Ende der Geschichte. So wenig wie der Tod.
 
Ghosting, Kommunikationsverweigerung, "innere Emigration" dienen der bequemen vordergründigen Selbstschonung jener, die dies tätigen, da sie mit ihren ureigenen sozialen und emotionalen Defiziten und Unzulänglichkeiten maximal überfordert sind - sie flüchten: feige, bequem vor sich selbst.
 
Es geht dabei um stets kompensatorisches Streben nach Macht, Kontrolle, zumeist auch um Strafe, Rache, Minderwertigkeitskomplexe, Unterlegenheitsgefühle und Scham.
Es ist und bleibt Unreife - so lange, als man sich in dieser Weise, antisozial, verhält, statt sich zu konfrontieren, zu reflektieren, zu entwickeln - zu reifen.
 
Wenn jemandem sein pathologisch narzisstisches, antisoziales Verhalten irgendwann im Lebensverlauf doch - immer und immer wieder - auf die Füße fällt, wenn/weil er trotz allen intensiven Selbstbetrugs, trotz aller Fremd- und Selbsttäuschung, Selbstdarstellung, allen Machtgebarens, allen inszenierten Demonstrierens vermeintlicher "Stärke, Härte", Überlegenheitsallüren, häufig auch bestehender Drogensucht, in der stillen Kammer feststellt, dass seine näheren zwischenmenschlichen und Paar-Beziehungen sämtlich nicht lange halten, immer wieder scheitern, er sich überdies unverstanden, ausgegrenzt, deplatziert, verkannt, missachtet, übervorteilt, gedemütigt, außerdem insgeheim sozial, emotional, moralisch und/oder auch intellektuell anderen, insbesondere Frauen, unterlegen, von ihnen außerdem sexuell, sozial, emotional abhängig, bedürftig fühlt und das nicht erträgt, wenn er immer wieder feststellt, dass er tatsächlich nicht beziehungs-, nicht liebesfähig ist, weil nicht zu prosozialem Verhalten in der Lage, dann hängt ein solcher Mensch, zumeist Mann, sich an patriarchal-autoritäre, rechts"konservative" Ideologien, an Metaphysik, Glaube, Mystik, Maskulismus, Chauvinismus und flüchtet - vor sich selbst, vor der Wahrheit über sich selbst, vor seinen ureigenen Unzulänglichkeiten und Defiziten, vor der schmerzhaften Selbsterkenntnis und dem mühevollen Reifungsprozess, vor seinen Minderwertigkeitskomplexen und seiner Scham - in den Hass und in die "innere Emigration".
 
Trotz, Verweigerung, Selbstgerechtigkeit, Verbitterung, emotionale Verpanzerung, Selbstsucht, Selbstflucht.
Alles - nur nicht reifen.
Pathologischer Narzissmus. Antisoziale Persönlichkeitsstörung.
 
"Innere Emigration" findet üblicherweise immer dann statt, wenn man sich unverstanden bzw. vermeintlich oder tatsächlich missverstanden, ausgegrenzt, nicht zugehörig fühlt.
 
Die Frage ist dabei nur grundsätzlich:
Ist Ursache hierfür tatsächlich Äußeres, die jeweiligen politischen, sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen ... Umstände, Verhältnisse, die persönliche freie Entfaltung, Selbstbestimmung und Mitbestimmung, Mitgestalten - tatsächlich? - unmöglich machen oder ist es die je persönliche Unfähigkeit, sich angemessen, d.h. vor allem prosozial in die (vorhandene) engere oder weitere Gemeinschaft, Gesellschaft einzubringen?
 
Und eben dies dürfte bspw., unter anderen auch Ernst Jünger schon seit frühester Jugend mindestens schwergefallen sein und eben deshalb sondern Menschen wie er sich häufig ab oder überhöhen sich selbst, plädieren für eine "Elite", ziehen sich in die "innere Emigration" zurück - ja, man kann das durchaus als Trotz bezeichnen, denn häufig liegt genau dieser zugrunde, psychisch-emotionale, soziale Unreife.
 
Und dieses elitäre Gebaren, diese "innere Emigration" wird dann selbstredend gleichfalls überhöht, geadelt, mystifiziert - damit man sich selbst nicht als irgendwie falsch, defizitär, unzulänglich, unfähig, unreif wahrnehmen, erfahren muss - man lagert es aus, man projiziert eigene Schwächen auf andere, untestellt sie diesen, man wertet andere ab, um sich selbst aufwerten zu können. Wie ich schon wiederholt erwähnte: Dem liegt eine ausgeprägte Selbstwertproblematik und der Mangel an Mitgefühl, an prosozialem Verhalten zugrunde.
 
Man flüchtet sich dann in Glaube, Religion, Esoterik, Mystik, Mythisches, u m sein persönliches Defizitärsein irgendwie vermeintlich rechtfertigen und "adeln" zu können, um der Auseinandersetzung mit eigenen Unzulänglichkeiten ausweichen zu können, sich diesen nicht stellen, d.h. sein Verhalten nicht ändern zu müssen - was zumeist anstrengend, mühevoll wäre/ist.
Es ist dies augenfällig Selbstbetrug, Selbstflucht, Kompensationsverhalten.
 
Fast immer geht das zu Lasten anderer, häufig zu deren Schaden, Beschädigung.
 
Was weiß man über Jüngers Beziehungen zu anderen Menschen? Über seine Freundschaften - mit wem pflegte er echte Freundschaft?
Was weiß man über seinen Umgang mit Frauen?
Wie beziehungs-, wie liebesfähig war Jünger - und damit ist selbstverständlich nicht bloß monogame Paarbeziehung, sondern gerade auch Freundschaft gemeint?
Wie war Jünger als Vater, wie ging er mit seinen Kindern um?
Dies würde sicher viel Aufschluss geben.
 
Es lässt sich "Werk" und Autor, Werk und Künstler grundsätzlich nicht voneinander trennen, so wenig wie Werk und Biographie und historischer, politischer Hintergrund.
 
Ja, ich halte die psychoanalytische Betrachtung daher generell für erforderlich, jedenfalls geboten.
 
Je mehr Hässliches, Antisoziales, ggf. auch Destruktives, Sadistisches oder auch nur Ambivalentes, Widersprüchliches aus den je persönlichen Verhältnissen, Verhaltensweisen und in der jeweiligen Persönlichkeit vorhanden ist - das der jeweiligen Person selbst zumeist durchaus mehr oder minder als vorhanden bekannt ist - je intensiver die jeweilige Person sich dafür schämt (Scham spielt eine gewichtige Rolle hierbei), umso eher, gründlicher wird sie darauf bedacht sein, all dies vor der Öffentlichkeit, vielleicht auch vor nahestehenden Menschen, verborgen zu halten oder es umzudeuten, es als gegenteilig - als "gut, richtig, wichtig, ehrenvoll, erstrebenswert, wertvoll, besonders" usw. - darzustellen.
 
Das Private ist politisch.
 
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Aktualisierung am 14. Februar 2020
 
Der Täter, der die Wahrheit flieht, wird früher oder später von seiner Schuld heimgesucht.
 
Beiden - der Wahrheit und der Schuld, der Verantwortung - vermag er nicht zu entrinnen.
Trotz aller vordergründig gelungenen Täuschung, Tarnung, Lüge, Täter-Opfer-Umkehr.
 
Sich selbst kann der Täter zeitlebends nicht entfliehen.
 
Seine Taten holen ihn ein, durchwuchern progredient seine Existenz, zersetzen sukzessive seine Persönlichkeit - letztendlich: vernichtend.
 
Der Täter beschädigt, zerstört nicht nur andere, sondern immer auch sich selbst.
 
Dies mindestens, jedenfalls so lange, als er seinen Selbstbetrug nicht überwindet, sein eigenes Opfersein, Versehrtsein nicht bewältigt, nicht Verantwortung für seine Taten übernimmt und nicht Wiedergutmachung leistet.
 
Keine Verdrängung, Leugnung, Schuldumkehr, keine trotzige Verweigerung, keine Drogensucht, kein Autoritarismus, nicht sein Schweigen, Lügen, sein (Selbst-) Hass, keine "innere Emigration" und keine - psychische wie physische - Gewalt ändern daran etwas.
 
Der Täter bestraft andere kompensatorisch für sein persönliches Unvermögen und reißt sie mit in seinen eigenen Abgrund.
 
Der Täter geht an seiner Unbewusstheit, Feigheit, Schwäche, an seiner Hässlichkeit, seiner Selbstflucht, seiner Unreife zugrunde.
 
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