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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Einsamkeit - ein Tabuthema

 
12. August 2023
 
"Die Befriedigung der Bedürfnisse, würde den Anderen zum Objekt machen, aber nicht die Einsamkeit meiner Existenz aufheben."
Emmanuel Lévinas
 
Die "Einsamkeit meiner Existenz", die existenzielle Einsamkeit eines jeden Menschen, ist selbstredend nur erwachsenen, reflektierten Menschen (voll) bewusst, die sich nicht an Krücken klammern: "Gott", Glaube, Religion, Ideologie, Drogen, Konsumismus, Internet, Medien, Arbeit.
 
Einsamkeit, ist nicht dasselbe wie Alleinsein, ist nicht "nur" soziale Isolation, sondern auch und vor allem existenzielle Einsamkeit: des Menschen - aufgrund seines Menschseins. Conditio humana.
 
Kein Glaube, keine Religion, keine Ideologie, kein Buch, keine Arbeit, kein oberflächliches Vergnügen/Spaß, keine Ablenkung (Internet, Medien ...), keinerlei Form von Selbstbetrug, Welt- und Selbstflucht "rettet" aus dieser existenziellen Einsamkeit.
 
Ablenkungen aller Art - Internet, Medien, siehe Digitalisierung, Bespaßung, oberflächliche Vergnügungen, Essen, Drogen, Konsumismus, unpersönlicher "Sex" (Ficken, Konsumieren von Menschen als Objekte) - verhindern bekanntlich? Reflexion, Reifung.
 
Einerseits Spaltung ("Teile und herrsche"), andererseits bzw. zugleich: ruhighalten, unter Kontrolle halten, dressieren, abrichten, unterwerfen, verknechten, ausbeuten - Brot und Spiele.
 
Was einzig tatsächlich - zumindest tragender, grundsätzlicher, wohltuender als das bisher Genannte - diese existenzielle Einsamkeit überwinden, bewältigen hilft, echtes Verbundensein ermöglicht, ist: Liebe. Aktives! Lieben. Nicht nur kindlich-unreifes, passives, anstrengungslose Geliebtwerdenwollen.
 
Liebe, aktives Lieben bezieht sich gerade nicht nur oder vorrangig auf sogen. "romantische, monogame Paarbeziehung", sondern ist grundsätzliches Liebenkönnen, Liebesfähigkeit: Mitgefühl, Güte, Metta, Karuna, Fürsorge, Verantwortung, Erkenntnis, Freiheit, Wertschätzung.
 
Mit Verweis auf Erich Fromm - "Die Kunst des Liebens" - und Emmanuel Lévinas.
 
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update 15. Juni 2023
 
Sicher ist es dem ein und anderen bereits selbst bewusst geworden, dass Menschen durch "das Internet" bzw. digitale Endgeräte, insbes. das überall und allzeit gegenwärtige, genutzte, betriebsbereite Smartphone intensiv ablenken lassen, ihre Aufmerksamkeit und Zeit wird absorbiert.
 
Es haben sicher auch andere längst selbständig erkannt, dass inbesondere das Smartphone - eben weil es überallhin mitgeführt werden kann, inzwischen auch soll, zukünftig: muss - durch ständige oberflächliche Ablenkung bewusstes Wahrnehmen, Muße, Reflexion verhindert und dass Menschen ihre Einsamkeit, soziales Isoliertsein, fehlende Zugehörigkeit, Teilhabe, reale, nicht-virtuelle zwischenmenschliche Beziehungen etc. auch weniger bewusst wahrnehmen, empfinden, erkennen.
 
Durch die permanente passive Berieselung, das passive Konsumieren, das ständige Abgelenktsein, die Aufmerksamkeitsabsorption, den "Belohnungseffekt", die Illusion (!) des Involviertseins, Zugehörigseins, durch die Instantkommunikation via social media ist Menschen ihr tatsächliches Abgetrenntsein, Einsamsein weniger bewusst, weniger schmerzhaft.
 
Was früher ausgeprägter, aber auch heute noch Arbeit, Lohnarbeit war/ist, dann kapitalistischer Konsumismus jeglicher Art (so auch heute nach wie vor), ist jetzt vor allem "das Internet" bzw. das Smartphone - Instagram, twitter, facebook, whatsapp, youtube ... . Brot und Spiele.
 
Die Zwei-Faktor-Authentifizierung, 2FA, die beim Onlinebanking bereits jetzt unumgänglich ist - wiederum via Smartphone - und zukünftig in weiteren Bereichen erst "Angebot", dann Pflicht sein wird. Digitalisierung.
Die 2FA wird inzwischen auch bei ebay, PayPal und ich weiß nicht, wo noch überall eingesetzt, angewandt, d.h.: sie ist unumgänglich. Um die Dienste nutzen zu können, muss sie durchgeführt werden. Nichts geht mehr ohne Smartphone. Smartphonepflicht, Smartphonezwang.
 
Alles nur zu eurer Sicherheit. Ihr freien Bürger. Mit Selbstbestimmung, Datenschutzrechten, Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Mit Bequemlichkeit, Naivität und in Kürze totaler staatlicher Kontrolle, Überwachung. Zu eurem Schutz. ;)
 
Es wird bei all dem übrigens immer mit - vorgeblich gewährter, geschaffener - Sicherheit scheinargumentiert, nicht nur hinsichtlich Bank, Konto, Geld, sondern bekanntlich auch Terror, Krieg, Corona -> zunehmende staatliche Kontrolle, Überwachung, Repression.
 
Was, wenn dein Handy, Smartphone verlorengeht, irreparabel kaputtgeht, defekt ist/wird oder gestohlen wird? : Du musst dir in jedem Fall so schnell als möglich ein neues Smartphone mit jeweils aktueller, erforderlicher software besorgen: kaufen. Wer verdient daran? ;)
 
Hinzu kommt, dass inzwischen zahlreiche Menschen ihr halbes/ganzes Leben in ihrem Smartphone mit sich tragen: private, intime Fotos, Kommunikation (Nachrichten), getätigte Käufe, besuchte Orte, Veranstaltungen, ständiger Verlauf ihres Aufenthaltes, ihrer Tätigkeiten ... .
 
Frage: Checkt ihr es (immer noch?) nicht? Ist es euch egal? Findet ihr es gut?
Macht ihr es halt mit, weil es - vermeintlich - keine Alternative gibt und weil es "doch alle so machen", es "normal" ist?
 
Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich appbasierte Brettspiele, Hybridspiele, analoge (!) Brettspiele, die apps, digitale Endgeräte nutzen oder sogar zum Spielen erforderlich machen/voraussetzen, strikt boykottiere.
Und nein, ich spiele auch keine online-Spiele. Schon schlimm/ätzend genug, dass ich twitter nutze - gibt es eine vergleichbare Plattform: kostenfrei, sicher, deutschsprachig sowie vollständig in user-Hand?
 
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23. Dezember 2022
 
Der passive Mensch
 
Erich Fromm:
"Der passive Mensch ist der ewige Säugling. Ob er nun konsumiert: Zigaretten, Bier, Wein, Alkohol, Frauen oder Männer, Bücher, Zeitungen, Television - alles, es kommt gar nicht darauf an (...).
Die Haltung des offenen Mundes, des Säuglings, der auf die Flasche wartet und dann wird er langsam befriedigt. Er hat nichts zu tun. Keine seiner seelischen Kräfte wird davon berührt, er wird in keiner Weise aktiviert. Aber er wird zum Schluss schläfrig. (...)"
 
Aus "Erich Fromm - Menschliches Wachstum"
 
update 10. August 2020
 
Warum man, Mensch, "Gott" nicht lieben kann und warum "Gott" keine(n) Menschen liebt
 
Nach meinem Verständnis von Liebe beinhaltet diese Verbundensein - ganz elementar, siehe Erich Fromm.
 
Bedingungslose Liebe gibt es - wenn - nur von den Eltern für Kinder.
 
Selbstverständlich impliziert Liebe auch Bedürfnisse nach Nähe, Verbundenheit, Gemeinsamsein, Vertrautheit ... . Beziehung. Deshalb kann Mensch "Götter" nicht lieben.
 
Ein "Gott", ein sogen. metaphysisches Prinzip, menschliches Konstrukt also - weshalb Gott, Götter von jeher anthropomorph dargestellt, attributiert, charakterisiert sind - kann nicht (Menschen, "seine Schöpfung", was auch immer) lieben und nicht geliebt werden, da Liebe, das Lieben, nicht nur eine mentale, intellektuelle, rationale Haltung oder ein Gefühl, eine Empfindung intensiver Zuneigung, sondern vor allem eine Aktivität, aktives menschliches Tun, Agieren in bestimmter Weise ist:
 
Aktives Lieben bedeutet, sich einem oder mehreren anderen - geliebten - Lebewesen im Diesseits, im Hier und Jetzt, während des eigenen, persönlichen leiblichen Existierens, Lebens, in bestimmter, bewusster Weise zuzuwenden, zu verhalten. Hierzu sei abermals auf Erich Fromms Definition von Liebe, d.h. nicht nur Geliebtwerden (-wollen), sondern aktivem Lieben, verwiesen, siehe in "Die Kunst des Liebens" von ihm erläutert.
 
In Kurzfassung:
Aktives Lieben drückt sich aus in, durch bedürfnisorientierte, nicht-paternalistische Fürsorge, Achtung, Freiheit, Verantwortung, Erkenntnis - Verbundensein.
 
Erich Fromm:
"Liebe ist eine Aktivität und kein passiver Affekt. Sie ist etwas, das man in sich selbst entwickelt, nicht etwas, dem man verfällt.
Ganz allgemein kann man den aktiven Charakter der Liebe so beschreiben, dass man sagt, sie ist in erster Linie ein Geben und nicht ein Empfangen."
 
Einem phantasierten, halluzinierten, konstruierten, abstrakten, leiblosen "Gott", einer bloßen Idee, einem Konstrukt gegenüber kann ein Mensch nicht fürsorglich, verantwortlich, gebend agieren - verbunden sein. Es fehlt hierfür die für Beziehung, für Bindung, Liebe entscheidende, unabdingbare Grundvoraussetzung: das gerade leiblich existierende (oder einmal existiert habende), persönlich gekannte, erlebte Gegenüber - der Andere, das Du - mit dem man real, tatsächlich interagiert hat, mit dem man konfrontiert, von dem man herausgefordert, dem man gegenübergestellt war bzw. ist, gegenüber dem man sich während eigener Lebenszeit - als jeweils soziale, leibliche, bedürftige, verletzliche Wesen, Menschen - persönlich verhält.
Hierzu sei insbesondere auf Emmanuel Lévinas verwiesen.
 
Eben dies macht Beziehung aus. Keine Beziehung, keine Bindung ohne immer wieder auch mögliche, erfahrene leibliche Nähe, Sozialkontakt, Austausch, Erfahrung, Interaktion und: (nicht-sexuelle) Berührung.
 
Solche Beziehung, Bindung, Berührung ist für alle Menschen lebenslang unentbehrlich, eben weil Menschen soziale Wesen sind. Sie brauchen solche wohltuende Berührung, Halt, Gehaltensein, Nähe, Beziehung, Bindung, Verbundensein für ihr physisches und psychisches Wohlbefinden, für Entwicklung, Persönlichkeitsreifung, Selbstreflexion, (Selbst-) Erkenntnis, für Lernen, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Resilienz und ganz besonders auch für Genesung und Heilung.
 
Gerade wenn und weil Menschen solche stabile Bindung, wohltuende, tragende Beziehung und Berührung, Gehalten-, Getragensein nicht, insbesondere nicht in der prägenden Phase ihrer Kindheit, oder nur unzureichend erfahren haben - tatsächlich geliebt zu werden von den Hauptbezugspersonen (zumeist den Eltern) - sind sie selbst häufig nicht liebesfähig, nicht beziehungsfähig, suchen dann ersatzweise, kompensatorisch Trost, Halt, Zuflucht, Ausweg bei "Gott", in Glaube, Aberglaube, Esoterik oder auch Drogen, Sucht.
 
Um sich ihr Ungeliebtsein sowie ihre eigene Liebesunfähigkeit nicht eingestehen, sich damit - zwecks Bewältigung, Heilung - nicht auseinandersetzen zu müssen, da dies mit Schmerz, Leid verbunden, überdies zumeist ein langwieriger Erkenntnis- und Reifungsprozess wäre, und weil sie oft auch autoritär geprägt sind, überhöhen solche Menschen das "Geistige", Rationale, Intellektuelle, werten alles Leibliche, Physische, Sinnliche, Emotionale, gerade auch Genussvolle als schlecht, verdorben, schmutzig, primitiv, schwach, falsch, teuflisch ab - siehe Kirche, Religion, Patriarchat.
 
Einen "Gott" - der mir nur so, nur das (vermeintlich) "antwortet, zeigt, spiegelt, offenbart", das sich in nur meiner persönlichen, subjektiven Vorstellung über ihn befindet (oft auch: das mir über "Gott" erzählt, beigebracht, indoktriniert wurde) - kann ich mir nach meinen ureigenen Wünschen (auch Ängsten ...) denken, formen, vorstellen, gestalten und vermeintlich "erleben, erfahren". Alles abstrakt, alles nur in Subjekthaftigkeit, Selbstbezogenheit, Egozentrismus, Eskapismus gebettet. Bequem, angenehm, selbstschonend - auch dann, wenn es Zweifel(n) gibt.
 
Denn mir fehlt hierbei die Herausforderung, das unmittelbare, konkrete Angesprochen-, Herausgefordert-, Gefragt-, Gemeintsein durch ein leibhaftiges, leibliches, lebendiges, sinnlich wahrnehmbares, erfahrbares, existierendes Gegenüber - ein Lebewesen, demgegenüber ich mich verhalte und das sich zu mir verhält, demgegenüber ich v e r a n t w o r t l i ch bin - in meinem Tun, Verhalten.
 
Mit einem abstrakten, erdachten, konstruierten "Gott" gibt es keinen echten, tatsächlichen Dialog - es kann stets nur der Monolog mit sich selbst sein und bleiben. Man bleibt völlig auf sich selbst zurückgeworfen, in sich selbst verhaftet - es gibt gerade kein Überschreiten, Transzendieren (weder des Ego noch des Selbst, ohnehin nicht der Leiblichkeit, Bedürftigkeit), schon gar kein Reifen.

Es ist selbstschonender Selbstbetrug - Selbstflucht, Weltflucht, das Verweigern von Beziehung und Verantwortung, von aktivem Sich-Zuwenden zum und Einlassen auf den anderen: andere Lebewesen - im Hier und Jetzt.
 
Bestimmte Menschen wollen Liebe als etwas irgendwie "Reines", Abstraktes sehen - abseits jeglicher Menschlichkeit, Leiblichkeit, Bedürftigkeit.
Das ist üblicherweise ihrem Bedürfnis, jedenfalls Wunsch nach Übersichtlichkeit, Ordnung, Kontrolle und Sicherheit geschuldet. Auch wenn ihnen selbst das zumeist nicht so bewusst sein mag.
 
Liebe ist deshalb schmerzhaft, weil geliebte Menschen einen am intensivsten verletzen können und weil der Verlust schmerzt, auch deren Leid (psychisches oder physisches).
Liebe ist kein paradiesischer Zustand permanenter Harmonie.
 
Natürlich vermisst man einen geliebten Menschen, gleich, ob das ein Partner, Kind, Freund/in oder wer immer ist. Selbstverständlich sehnt man sich nach dessen Nähe, nach Gemeinsamsein. Auch wenn Sehnsucht, Verlust, Vermissen schmerzhaft sind.
Natürlich erwartet man etwas, eben weil man in Beziehung zu geliebten Menschen ist, sonst würde man sie auch nicht vermissen können - bspw. nach deren Tod.
Selbstverständlich impliziert Liebe u.a. auch Sehnsucht nach Gemeinsamsein, Verbundensein. Selbstverständlich schmerzt deshalb der Verlust, Tod eines geliebten Menschen oder auch Tieres.
 
Denn wir sind Menschen und als solche lebenslang bedürftig.
Und was wir beim aktiven Lieben (!) erfahren, ist genau das: Verbundensein. Und das beinhaltet Sehnsucht, Schmerz, auch Trauer, Wut, bedürfnisorientierte Fürsorge, Verantwortung, Freiheit, Erkenntnis (des Selbst und des Anderen), Herausforderung, Reifung ... .
 
Deshalb ist es so wichtig, nicht von etwa irgendwie abstrakter Liebe zu sprechen, sondern vom aktiven Lieben - von einer Haltung und einem Sich-Verhalten gegenüber dem geliebten Lebewesen. Und dieses lässt sich ja durchaus benennen, dieses Verhalten.
 
Liebe ist nie abstrakt, sondern immer konkret, bezüglich - siehe Beziehung, Bindung, Interagieren, Verbundensein.
 
Mag sein, dass nicht wenige Menschen ihren Partner als Besitz, Eigentum betrachten, das aber ist nicht Liebe.
Das Problem kommt aus der "bürgerlichen Liebe", der patriarchalen Ehe (-Institution), dem romantisch Verklärten und dem Verwechseln von Liebe mit Verliebtsein, weil es Romane, Filme gleichsetzen, so darstellen und weil Monogamie nicht dauerhaft funktioniert.
 
Lieben hat mit Geben, Zuwenden, Zuneigung, Intimität und Intensität zu tun, nicht mit Besitzanspruch, nicht mit (serieller) Monogamie. Und Liebe wird nicht weniger, sondern "mehr", wenn man sie teilt, gibt.
Dabei geht es allerdings entscheidend um das Wie bzw. darum, ob es jeweils Liebe oder nur Benutzen, Konsumieren, Ausbeuten ist.
Aber durchaus erwartet man etwas, sonst ist es keine Verbundenheit, Vertrautheit, keine Beziehung: zum Anderen als Anderen. Und wir sind alle nicht perfekt.
 
Erich Fromm hat Liebe bzw. aktives Lieben so viel klarer, strukturierter, verständlicher erklärt, "definiert", so in seinem Klassiker "Die Kunst des Liebens".
 
So auch Emmanuel Lévinas - über den Anderen, die eigene Haltung zu ihm, das persönliche (Sich-) Verhalten ihm gegenüber: Ethik, Verantwortung, Liebe.
 
Basaler Urgrund für sowohl Lieben, Liebesfähigkeit, als auch intrinsische Moral (statt religiös, ideologisch oktroyierter) ist das jedem Menschen wie auch anderen Primaten angeborene Mitgefühl.
 
Übrigens: das erkannt zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig, es auch vollständig bereits leben zu können. Es ist ein Weg - letztlich ein lebenslanger.
Unabdingbar ist dafür (das Erlangen, jedenfalls Anstreben von) Reife. Klingt banal, pauschal, ist es in Lebenspraxis aber nicht.
 
Ein reflektierter, reifer, liebesfähiger Mensch hat kein Bedürfnis nach einer - von Menschen! konstruierten, illusionierten - "übergeordneten Instanz", sondern nach Selbstbestimmt- und Verbundensein, nach Gefährten in seinem einzigen, "diesseitigen", realen Leben. Liebe.
 
Solche für jeden Menschen lebenslang wichtige, unentbehrliche, heilende Bindung, Beziehung, leibliche Nähe, Wärme, Berührung, Halt, Gehaltensein, Verbundensein gibt, gewährt, schenkt kein (halluzinierter, phantasierter) "Gott", auch keine Droge und kein Buch.
 
Die "höchste Form" der Liebe ist nicht Liebe zu "Gott", denn das ist Illusion, Selbstbetrug, Monolog.
Die herausforderndste, "schwerste" Form von Liebe, aktivem Lieben, ist die sogenannte Feindesliebe. Auch diese ist nur dem möglich, der grundsätzlich lieben kann: Lebewesen.
 
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Übrigens: Solche für jeden Menschen lebenslang wichtige, unentbehrliche, heilende Bindung, Beziehung, leibliche Nähe, Wärme, Berührung, Halt, Gehaltensein, Verbundensein gibt, gewährt, schenkt kein (halluzinierter, phantasierter) "Gott", auch keine Droge und kein Buch.
 
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update 28. April 2023
 
Wo in Deutschland: in welchen und wievielen Städten, Dörfern, Gemeinden, Kommunen, Stadtteilen gibt es offene, kostenfrei zugängliche Orte, Räume, Möglichkeiten für Begegnung, Austausch von Menschen: Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, alten, kranken, behinderten Menschen, Migranten ... ?
 
Wo gibt es diese Orte, öffentlichen Räume, "Begegnungsstätten", in denen Menschen sich unverbindlich, kostenfrei aufhalten, austauschen, unterhalten, auch Verschiedenes gemeinsam tun, erleben, erfahren, unternehmen, gestalten können: real, nicht-virtuell, leiblich?
 
Nachfolgender Text wurde ursprünglich am 06. Juli 2022 von mir verfasst.
 
Warum gibt es keinen Gemeinsinn, kein Gemeinwohl, keine tatsächliche Kooperation, gelebte Solidarität zwischen Menschen im Alltag:
 
Weil alle in ihren Wohnungen, Häusern, Kleinfamilien, Jobs hocken, hängen oder sozial isoliert vegetieren. Weil sie kaum öffentlich leicht zugängliche, verfügbare, gemeinschaftlich, selbstverwaltet geschaffene, gestaltete, betriebene Orte, Räume, Möglichkeiten, kaum Zeit, Muße haben, sich auch spontan zu begegnen, auszutauschen, etwas miteinander zu tun: Konstruktives, Wohltuendes.
 
Und damit meine ich gerade n i c h t Vereinsmeierei und Parteienfilz, sondern allen Menschen offene, zugängliche Räume, Orte, Gelegenheiten, zusammenzukommen, u m mit Offentheit, Empathie und Respekt die Lebensumstände, -hintergründe, Ansichten ... der jeweils anderen Persönlichkeit kennenzulernen ... .
 
WO gibt es wieviele solcher selbstverwalteten, selbstgestalteten offenen, leicht zugänglichen Begegnungsräume, -möglichkeiten für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren? In welchen und wievielen (Klein-) Städten und auf dem Land?
Wer hat die erforderliche Zeit, Muße, Energie und Geld dafür?
 
Nur dann, wenn Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Ansichten, Überzeugungen ... einander regelmäßig! direkt begegnen können und wollen, nur dann kann es echte, gelebte Solidarität und Kooperation geben.
Es bedarf dafür des direkten, je persönlichen Kontakts, der leiblichen, mit allen Sinnen erlebten Begegnung zwischen Menschen, Personen, Persönlichkeiten - nur rein virtuell, gar nur via social media, ohne Blickkontakt, Mimik, Gestik, Stimme, leiblichen Anwesenheit: geht es nicht.
 
Aber statt solche direkten, authentischen, leiblichen Begegnungen, Kontakte, Austausch zu ermöglichen, zu fördern, findet das Gegenteil statt: Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche. HomeOffice, HomeSchooling, social media, Konsum, digitalisierte Verwaltung, digitale Identität.
Leider nach wie vor verbreitet sind Angst, Gehorsam, Konformismus, Opportunismus, Konkurrenz, Vorurteile - statt Courage, Rückgrat, Integrität, Authentizität, Wahrhaftigkeit, Offenheit, Zugewandtheit, Empathie, Mitgefühl, Respekt, Toleranz, Kooperation.
 
Je intensiver und langandauernder ein Mensch, Individuum, gesundheitlich, sozial, wirtschaftlich, bürokratisch, finanziell, emotional, existenziell - nicht selten auch vielfach - belastet, benachteiligt, übergangen, missachtet, drangsaliert, schikaniert, herabgesetzt, ausgebeutet, ausgegrenzt, also: beschädigt wird, umso weniger ist er willens, bereit, fähig zu Empathie, Mitgefühl, Kooperation, Solidarität.
 
Er hat schlicht keinerlei Kraft, physische und/oder psychische Ressourcen mehr dafür - sie sind, wie er selbst, erschöpft, entleert. Er müsste längst zunächst selbst wieder "aufgetankt" werden. Statt belastet, beschädigt. Von anderen - bekannten oder fremden - Menschen, von Verwaltung, Behörden, Bürokratie, Justiz, Gesundheitssystem, Krankenkassen, Versicherungen, Banken, Schulen, Erwerbstätigkeit, Vorgesetzten, Arbeitskollegen, Mitbürgern, Regierung ... .
 
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26. Dezember 2022
 
Zur sogenannten Telefonseelsorge und vermeintlicher Hilfe
 
Nein, es ist nicht "immer jemand da". Nein, es ist n i c h t damit getan, sich gelegentlich mal gegenüber fremden Menschen - am Telefon oder per e-mail - "auszusprechen". Nein, "vermittelte" staatliche Institutionen helfen NICHT.
 
Einsamkeit, soziale Isolation, Deprivation - Ursachen, Folgen, Politik, Gesellschaft, Regierung/en Menschen brauchen bekannte, vertraute Bezugspersonen: lebenslang. Keine fremden "Zuhörer".
Telefonseelsorge = fake, fail, Täuschung - keine Hilfe.
 
Einsamkeit - Bindung, Beziehung, Freundschaft, Familie
 
Weder Kleinfamilie noch Ehe noch diverse staatliche Einrichtungen, Institutionen sind wohltuend, geschweigedenn hilfreich.
Sowohl Kinder als auch Eltern, Erwachsene brauchen lebenslang mehrere Bezugspersonen: Beziehung, Bindung. Idealerweise zu mehreren Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts.
cohousing - statt Ehe, Kleinfamilie, allein alleinerziehend.
 
Das afrikanische Sprichwort "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen." meint nicht, Kinder seien so schwierig, weshalb es mehrerer Erwachsener bedarf, aber durchaus, dass Sorge-Arbeit Arbeit ist und dass die Kinder eben mehrere verschiedene Bezugspersonen brauchen.
 
Kein Mensch, gleich welchen Geschlechts und Alters, sollte ein Kind oder gar mehrere Kinder allein, als einzige, alleinige Bezugsperson, umsorgen müssen.
Sorge-Arbeit (emotional, sozial, physisch, psychisch, organisatorisch ...), Fürsorge, Verantwortung, Kindeswohl, Elternwohl.
 
Und nochmal: Nein, bezahltes Betreuungspersonal in Kita, Krippe, Kindergarten, Schule ... ist n i c h t dasselbe wie, auch nicht annähernd vergleichbar mit - idealerweise langjährig bekannten, vertrauten, zugewandten, wohltuenden - Bezugspersonen.
 
Nein, Ehe und Kleinfamilie sind nicht und waren nie wohltuend für Menschen - werden es auch niemals sein: können. Aus Gründen:
 
Was Abhilfe schüfe, gegen Einsamkeit, soziale Isolation, Isoliertsein, nicht nur, aber auch im Alter, was präventiv hülfe, schützte vor häuslicher Gewalt, Kindesmisshandlung, Vergewaltigung, was wohltuend wäre, ist: cohousing.
Nein, cohousing ist nicht dasselbe wie WG. Leider gibt es noch viel zu wenige "alternative Wohnprojekte", zumeist sind diesse nur Wohlhabenden, Gutsituierten, Vermögenden zugänglich.
 
Deshalb hilft auch kein "Gott", kein metaphysisches Prinzip, Konstrukt gegen Einsamkeit, Bindungslosigkeit, Beziehungslosigkeit. Und Folgen, wie bspw. Sucht, Suchterkrankungen, Substanzabhängigkeiten.
 
Die Telefonseelsorge ist vergleichbar mit der Tafel, den Tafeln:
Der Staat, Regierung/en, Regierende verursachen diverse Missstände, Belastungen, Beschädigungen in/an Gesellschaft, Gemeinschaft, Menschen, verweisen dann auf Ehrenamt, fordern Engagement hierfür. "Sozialstaat" ;)
 
Ehrenamt, Freiwilligendienste - Wie der Staat, die Regierung, Bundesregierung, sich hierauf ausruht, dorthin eigene Verantwortung abwälzt. Menschen auf diese Weise zusätzlich ausbeutet, instrumentalisiert, verheizt.
Claudia Pinl - "Freiwillig zu Diensten"
 
Manchen Menschen hilft es gelegentlich vielleicht für den Moment, mal "jemanden zum Reden" zu haben, aber ist es nicht traurig, falsch, dass das eine wildfremde Person ist - statt vorhandener Bezugspersonen, Freunde, Familie, Partner?
All jenen, die langfristig einsam, sozial isoliert sind - Einsamkeit durch bspw. Krankheit, Alter, Verlust(e) durch Tod, Versterben nahestehender Menschen, durch materielle Armut und Begleiterscheinungen sowie Folgen - all diesen hilft keine Telefonseelsorge.
 
All diesen Menschen helfen nicht oberflächliche Beschwichtigungen, vermeintliche Empathie, Verständnis von ihnen wildfremden Menschen, die ihre Situation, Biographie, ihre Lebensumstände, Schmerzen, Leid, Belastungen gar nicht kennen: können.
 
Wie geht eine Gesellschaft mit ihren Alten, Sterbenden, Kranken, Versehrten, Kindern, Fremden um?
Wir: lagern sie sämtlich in Einrichtungen zur Fremd"betruung" aus - bequem, kalt, schäbig.
Um "frei", ohne Ballast, der Lohnarbeit frönen zu können, uns unter diese Knute zu beugen.
Wohl wissend, aber zumeist, alltäglich verdrängend, dass wir alle einmal Kinder waren, krank, alt werden und dass nichts im Leben eines jeden Menschen so gewiss ist wie der Tod - nicht nur sein eigener.
Wie barbarisch kann Mensch sein: wenn sein Mitgefühl betäubt ist.
 
Etliche Menschen brauchen nicht mal ein "anonymes Gespräch" mit einer "verständnisvollen Person", die "ein offenes Ohr" hat - blablabla - sondern oft brauchen sie eine deutliche Veränderung, Verbesserung ihrer belastenden Lebensumstände.
Das leistet keine Telefonseelsorge.
 
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14. Februar 2022
 
Es ist alles sehr viel Augenwischerei, staatliche, politische, institutionelle Heuchelei, Täuschung - alles nur pro forma, aber nicht tatsächlich, effektiv gewährt, gegeben, erbracht, nicht in Praxis wohltuend für Betroffene umgesetzt.
 
Es muss um alles, um Sozialleistungen, medizinische (Symptom-) Behandlung, diverse Gelder, Hilfsmittel, auch Erwerbsminderungsrente, oft viele Jahre, nicht selten lebenslang, zermürbend gekämpft werden und Menschen werden dabei vorrangig, eigentlich nur bürokratisch verwaltet.
D a s scheint die Hauptsache, das Hauptziel zu sein - n i c h t das tatsächliche Wohlergehen, eine Verbesserung der Lebenssituation, der Lebensqualität all der (chronisch) Kranken, Alten, Kinder, Eingeschränkten, Benachteiligten, Belasteten, Versehrten.
 
Die Biographie all dieser Menschen spielt bspw. nach wie vor nicht die geringste Rolle, es wird nicht berücksichtigt: was wer seit Kindheit bereits wie, wie häufig, langandauernd und in welchem Ausmaß, welcher Intensität zu durchleiden, zu ertragen, zu bewältigen, worum wie zu kämpfen hatte, wodurch wie nicht selbstverschuldet belastet, beschädigt wurde - zumeist lebenslang prägend, den gesamten weiteren Lebensverlauf bestimmend, mindestens beeinträchtigend.
 
Es spielt all das auch keine Rolle: in der Gesellschaft, in Schule, auf dem Arbeitsmarkt, bei Bewerbungen, Stellenvergabe. Es interessiert nicht, wieviele Menschen seit ihrer Kindheit nicht selbstverschuldet - durch Eltern, Familien, Gesellschaft, Politik oder gerade nicht vorhandene Eltern, Familien, durch Vernachlässigung, Misshandlung, wegen Armut und all ihrer bekannten Folgen - wie intensiv wodurch belastet, beschädigt, lebenslang geprägt, versehrt wurden und nach wie vor werden.
 
Dass aber all dieses Ertragene, Durchlittene, Bewältigte eine immense L e i s t u n g dieser Menschen ist, wird völlig missachtet, übergangen, stattdessen wird auf sie herabgeblickt, werden sie verachtet, bemitleidet, ausgegrenzt, entwertet, gelten sie als "Versager, Gescheiterte, sozial Schwache". Als Ballastexistenzen. Nach wie vor.
 
Es interessiert Regierungen, Politik, Gesellschaft, Arbeitgeber, zahlreiche Privatpersonen nicht, ob, dass Menschen aus welchen Gründen "unterschiedliche Startbedingungen" haben, was dazu führt, was dies erhält, zementiert, warum diese Gründe, Ursachen noch immer nicht behoben werden: politisch, angemessen, zeitnah, effektiv.
 
Es interessiert nicht, aus welchen Gründen wer schon aufgrund des Zufalls der Geburt wie privilegiert, wohlhabend, vermögend - von Geburt an - ist und dies zumeist lebenslang bleiben wird, auch ohne selbst erbrachte Leistung, einfach nur, weil ein solcher Mensch das Glück hatte, in eine wohlhabende Familie geboren worden zu sein und infolgedessen einen völlig anderen, zumeist sehr viel leichteren, angenehmeren, bequemeren, müheloseren, weniger leidvollen Lebensweg gehen zu können als all jene, die dieses Glück nicht hatten und haben.
 
Das alles hat nicht das Geringste mit Prosozialität, sozialer Gerechtigkeit, Teilhabe, Unterstützung, Förderung, am wenigsten aber mit Heilung, Prävention, Entschädigung, Wiedergutmachung - an all diesen nicht selbstverschuldet Versehrten, Opfern (siehe auch Obdachlose, Suchtkranke ...) - zu tun.
Das Gegenteil ist der Fall: Sie werden systematisch noch zusätzlich durch den Staat, staatliche Institutionen, Kontrollinstanzen, Gesellschaft, Regierungen, Justiz, Gesundheitssystem, Bürokratie beschädigt. Lebenslang. Bis zu ihrem Tod. Bürokratisch verwaltet - das ist die Hauptsache. Sonst: nichts.
 
Was hat all das mit "unangetasteter" Menschenwürde, vorgeblich gewährleisteten Grundrechten, universellen Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit, Prosozialität, Gemeinwohl, Lebensqualität (wessen nur) zu tun? Es ist gezielte, wissentliche, absichtsvolle, systematische Ausbeutung, Beschädigung, sukzessive Vernichtung bestimmter Menschen weltweit: der materiell Armen, der Benachteiligten, Ausgegrenzten, Entwerteten, Versehrten. Immer noch. Ich bin all die Täuschung, die manipulativen Euphemismen, die Heuchelei längst so leid.
 
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03. und 30. November 2022
 
Menschen haben unertschiedliche Bedürfnisse und Persönlichkeiten. Grundsätzlich sind wir aber "soziale Wesen", dauerhafte soziale Isolation, Einsamkeit, Ausgrenzung, fehlende Mobilität und Teilhabe schaden den meisten Menschen.
 
Die Mehrheit der Menschen, nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene, alte, kranke, behinderte, pflegebedürftige Menschen brauchen Möglichkeit, Zugang zu Sozialkontakten, Freunden, Familie, vertrauten Bezugspersonen, Teilhabe, Freude, entsprechenden Erlebnissen ... .
 
Wenn man Menschen davon - von Freunden, Familien, vertrauten Personen, Beziehungen, soziokultureller Teilhabe, Zugehörigkeit, sinnlicher, nicht-virtueller, realer Begegnung, Kontakt, Umgang, Berührung - abschneidet, werden Menschen (früher oder später) krank.
Sie werden ggf. auch aggressiv - siehe reaktive Aggression, Schmerzgrenze - oder depressiv oder süchtig oder sogar suizidal.
Soziale Isolation, Deprivation, Einsamkeit. Siehe auch Armut, Strafe, Gefängnis.
 
Auch das Bundesverfassungsgericht hat deshalb sogenannte soziokulturelle Teilhabe als zur Menschenwürde zugehörig anerkannt.
 
Ob und wer das jeweils wie "nutzt", ist jedem selbst überlassen, aber jeder Mensch muss zumindest die tatsächliche Möglichkeit, den Zugang hierzu haben. Nicht in Hartz IV, Armut gegeben.
 
 
 
update 09. März 2021
 
Letztlich sind und bleiben wir alle mit unserem physischen, leiblichen Leben, Sein, unserer je eigenen Existenz, dem Existieren alleine - insbesondere bei nur virtuellem oder keinem "Sozialkontakt" und wenn wir gerade kein tragendes reales soziales "Netz", Freunde, Beziehungen haben.
 
Es wäre so wichtig, dass Menschen viel mehr, öfter, einfacher, spontaner leiblich zusammenkommen könnten - so wie es wohl (vor Corona) im mediterranen Raum gebräuchlich war/ist; dass wir dafür Möglichkeiten, Räume, Gelegenheiten, Orte schüfen, die dazu einladen, anregen, die dies erleichtern, ermöglichen. Siehe Städtebau, Städteplanung, Architektur, aber eben auch entsprechende Neugier, Offensein, Zugewandtsein, Geselligsein (-können) von Menschen.
 
Je versehrter, belasteter, verletzter, beschädigter, ausgegrenzter Menschen - vor allem langandauernd - bereits sind, umso schwerer wird dies für sie sein, wird es sie viel Überwindung, Kraft, Energie, Anstrengung kosten. Man gibt sich irgendwann zumeist doch selbst auf, man hat kein Urvertrauen und kein Selbstvertrauen, keine Selbstbestimmung, keine Selbstwirksamkeit, keine Resilienz, keine physischen und/oder psychischen und sozialen Ressourcen mehr - man ist belastet, beschädigt, zermürbt, ausgelaugt, ausgezehrt, geschwächt. Keine Vitalität, keine Lebensenergie, eine Zuversicht, Perspektive vorhanden - keine oder nur zu selten Freude, Leichtigkeit, Regeneration, Teilhabe, Zugehörigkeit, bedürfnisorientierte, respektvolle, nicht-paternalistische, niedrigschwellige, einfühlsame Unterstützung, Entlastung, Beistand erfahrbar.
 
Das wiederzuerlangen, ist m.E. nur möglich durch wiederholte gute, wohltuende, stärkende, emotional, sozial nährende Erlebnisse, Erfahrungen, durch gute Beziehungen.
 
Ich denke, wirklich heilsam ist letztlich "nur" die (idealerweise wiederholte, auch langfristige) Erfahrung guter, wohltuender Beziehung - diese machen zu können. Was aus zahlreichen bekannten Gründen oft wiederum das Problem ist: Wie lernt man wann, wo welche Menschen überhaupt erst einmal kennen: unter so belastenden Umständen, wie kann sich dann Beziehung (Freundschaft), wenn, überhaupt gut und stabil entwickeln, wachsen, was, das dafür erforderlich ist, ist wem wie und wie oft zugänglich, möglich bzw. dies aus welchen Gründen mit welchen Folgen gerade nicht usw..
 
Wenn man keine guten Erfahrungen macht, aus Gründen nicht machen kann, kommt man aus der Misstrauensspirale, der Einsamkeit, sozialen Isolation, dem (dauerhaften) Rückzug kaum heraus. Das hat wohl leider auch wieder viel mit Glück, Zufall zu tun - an wen man "gerät", auf was, wen man unter welchen Umständen trifft, das hier je persönlich hilfreich ist - nicht nur Informationen, sondern vor allem soziale Kontakte, Menschen, Persönlichkeiten.
 
Ich zumindest bin überzeugt, dass sich über das oft über Jahre eingeschriebene, eingravierte Negative, Schädigende, die oft schon in/seit der Kindheit eingravierten Beschädigungen, erst allmählich und kontinuierlich wieder "Gutes" legen kann, wenn: es erlebt, erfahren werden kann - ganz basal, also vor allem sinnlich, leiblich, physisch, real, damit meine ich nicht Sex, sondern wirklich gute, wohltuende, tragende, heilsame Beziehung (die keineswegs Dauerharmonie ist oder Konfliktfreiheit bedeutet) und wohltuende, nicht-sexuelle Berührung(en).
 
Den meisten Menschen ist all das offenbar gar nicht bekannt und/oder nicht bewusst:
Was aus welchen Gründen antisoziales, schädigendes Verhalten ist - dies auch schon von Eltern, Lehrern, auch von Vorgesetzten, Kollegen, Mitschülern, Partnern (unbewusst oder auch absichtsvoll) getätigt.
Warum Strafe und/oder Verdrängen (Selbstbetrug, Kompensationsverhalten, auch bspw. Sucht ...) nicht hilft, nichts besser macht, warum es welcher niedrigschwelligen Prävention, Mediation, Wiedergutmachung, Versöhnung auf privater wie "politischer" Ebene gleichermaßen bedarf u.a.m..
 
Und vor allem, dass effektive Prävention grundsätzlich in der Kindheit, weltweit eines jeden Menschen, ansetzt und was das wiederum mit Politik, Gesellschaft, sozialen, sozioökonomischen Verhältnissen, aber auch mit Ideologien (siehe auch Religionen), Menschenbildern, Vorurteilen, Unkenntnis, Irrtümern, Falschinformationen ... zu tun hat.
 
Denn Eltern, Kleinfamilie können, kann hier niemals alles alleine leisten, geben, sein und nicht diese große Verantwortung für das physische, psychisch-emotionale, soziale Wohlergehen, für auch gute Prägung und Entwicklung von Kindern, alleine tragen, siehe bedürfnisorientierter Umgang.
 
Daher das Sprichwort:
"Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen."
 
Dies nicht etwa deshalb, weil Kinder so kompliziert, anstrengend wären, sondern weil alle, sowohl die Kinder als auch deren Eltern, die Erwachsenen, lebenslang mehrere vertraute Bezugspersonen - idealerweise unterschiedlichen Alters und Geschlechts - für ihr Wohlbefinden, ihre Entwicklung, ihre Persönlichkeitsreifung und (Selbst-) Erkenntnis brauchen.
 
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Aktualisierung am 15. Februar 2019
 
Leider wurde in der Sendung 3sat scobel - "Epidemie Einsamkeit" (vom 14.02.2019)  vieles nur oberflächlich angerissen. So wurde bspw. Joachim Bauer - und sein Buch "Schmerzgrenze - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt", in welchem er die in der Sendung (auch der vorausgegangenen Dokumantation zum Thema Einsamkeit) von nur Maike Luhmann genannten Zusammenhänge und wissenschaftlichen, neurobiologischen Hintergründe verständlich erläutert - kein einziges Mal wenigstens erwähnt.

Dabei hat es Joachim Bauer im genannten Buch bereits - und viel umfassender - dargelegt als Maike Luhmann: wie und warum psychischer Schmerz im Gehirn ähnlich wie physischer Schmerz verarbeitet wird und dass, wie und warum Ausgrenzung, soziale Isolation eine intensive, existenzielle Schmerzerfahrung mit welchen "negativen" Folgen (für nicht nur die Betroffenen selbst) ist und dass, wie und warum es deshalb zu Aggression und Gewalt kommt etc..
 
Weiterhin wurde viel zu wenig der zwangsläufige Zusammenhang zwischen materieller Armut und unfreiwilliger sozialer Isolation aufgezeigt, ich hatte den Eindruck, die eingeladenen Gäste kennen dies sämtlich nicht aus eigener Erfahrung und offenbar auch nur unzureichend auf beruflicher, fachlicher Grundlage, anderenfalls hätte genannt werden müssen, dass bereits durch materielle Armut bedingte fehlende, entzogene Mobilität ein unüberwindliches Problem darstellt, mit eben der Folge sozialer Isolation.
 
Denn wer sich weder Auto noch (Gebraucht-) Fahrrad noch den ÖPNV leisten kann, weil insbesondere auch und gerade Letzterer selbst mit sogenannter "Sozialkarte" für zahlreiche unbemittelte (materiell arme) Menschen - bspw. jenen in Niedriglohntätigkeiten und/oder im Hartz4- oder Grundsicherungsbezug, mit geringer Erwerbsminderungs- oder Altersrente - noch erheblich zu teuer ist, der/die kann nicht einmal andere Stadtteile aufsuchen, um dort in Parks etc. spazierenzugehen oder sich mit Freunden oder Gleichgesinnten zu treffen oder auch ehrenamtlich tätig zu sein.
 
Wem es schon am Geld für angemessene Kleidung und gesunde, qualitativ gute, gesunderhaltende Nahrung über den gesamten Monat und das jeden Monat, Jahre lang fehlt, wer nur noch über defekten Hausrat und Möbel verfügen kann bzw. muss, weil ihm die finanziellen Mittel für Ersatz oder Reparatur fehlen, der versteckt sich selbstverständlich früher oder später - aus Scham oder auch, weil er anderen nicht zur Last fallen will, sie nicht mit seinen Problemen, Sorgen, Nöten "belästigen" will (denn so empfinden es viele Privilegierte nach wie vor) oder weil er nicht zum Almosenempfänger Bessergestellter werden möchte - was nichts mit Stolz, sondern mit Würde (-erhalt) zu tun hat und mit Integrität.
 
Wer überdies möglicherweise durch (kleine) Kinder oder zu pflegende Angehörige intensiv - als Alleinstehender und/oder Alleinerziehende - ohne familiären, sozialen, auch ohne finanziellen Rückhalt und Beistand - beansprucht ist und deren Bedürfnisse (auch materielle) über die eigenen Jahre lang alltäglich (und oft auch nächtlich) stellen muss, damit diese Schutzbefohlenen und Bedürftigen wenigstens selbst, ihrerseits nicht so intensiv leiden, entbehren müssen und wer schließlich selbst physisch chronisch erkrankt, auch deshalb nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt mobil sein kann:
 
ein solcher Mensch k a n n folglich seine soziale Isolation und/oder Einsamkeit kaum bis gar nicht selbstwirksam überwinden und verfügt auch nicht (mehr) über Resilienz.
 
Denn er ist vielfach belastet, beschädigt, zermürbt, geschwächt - und das gerade nicht selbstverschuldet, sondern durch den Staat, durch Regierungspolitik verursacht. Und das offenbar gezielt, vorsätzlich, systematisch, anderenfalls wäre bspw. die Agenda 2010 inklusive Hartz 4 l ä n g s t angemessen rückabgewickelt und durch tatsächlich angemessene, d.h. respektvolle, bedürfnisorientierte, bedarfsgerechte, menschenwürdige, grundgesetzkonforme Verhältnisse ersetzt worden.
 
Und all die Bürokratisierung im Grunde sämtlicher Lebensbereiche, insbesondere aber im Gesundheitsbereich (siehe bspw. auf dem Weg zur Diagnosestellung, in Krankenhäusern, in Arztpraxen, bei Berentung etc.) und in Bezug auf den sogenannten Sozialstaat (siehe das hürdenvolle, hindernisreiche Beantragen von Sozialleistungen etc.), führt gerade dazu, dass viele Menschen die Flinte ins Korn werfen, resignieren, aufgeben - und offenbar ist das genauso auch beabsichtigt: s o l l die Bürokratiemauer Menschen davon abhalten, tatsächlich zu effektiver, wohltuender Unterstützung und Entlastung zu gelangen und Rechte in Anspruch nehmen zu können, die Bürokratie s o l l offensichtlich gerade abschrecken, Hindernis sein, da auf diese Weise Gelder eingespart und bullshitjobs (David Graeber) und Drecksjobs (Niedriglohn, belastende bis gesundheitsschädigende Tätigkeiten, Arbeitsverhältnisse etc.) geschaffen werden können. Ausbeutung.
 
Letztendlich erhalten wiederum nur privilegierte, wohlhabende, vermögende Menschen der oberen Mittelschicht und Oberschicht das, das für alle Menschen wichtig, essentiell ist:
Zugang zu soziokultureller Teilhabe, wohltuenden Sozialkontakten, ausreichend gesunder Nahrung, Wohnraum und zu Regeneration (durch bspw. Ausflüge in Natur, durch Urlaube, Horizontweitung, Abwechslung, neue Eindrücke, erholsame Erlebnisse), auch bspw. durch Zugang, Möglichkeit zu Sport, Massagen, Wellness, diversen kulturellen Angeboten etc..
 
Es gibt für unzählige Menschen (gerade auch in Deutschland, ohnehin weltweit) faktisch k e i n e gute Hilfe, Unterstützung, d.h. keine solche, die tatsächlich respektvoll, bedürfnisorientiert (!), nicht-paternalistisch, niedrigschwellig, unbürokratisch, verlässlich und wirklich effektiv hilfreich ist.
Das lässt sich übrigens auch auf die Tätigkeit von Jugendämtern anwenden, über diese aussagen.
 
Abhilfe kann nur das Überwinden des global destruktiven Kapitalismus´ schaffen: anders arbeiten, wohnen, wirtschaften, Handel treiben, siehe bspw.:
 
- bedürfnisorientierte, ethisch fundierte Gemeinwohlökonomie, Wirtschaft der Fürsorge, Solidarwirtschaft, Selbstverwaltung, Syndikalismus: regional und transnational kooperativ
 
- gemeinschaftliches, generationenübergreifendes Wohnen, Leben in "Wahlverwandtschaften", in soziokratischen, überschaubaren Gemeinschaften, siehe bspw. cohousing; hierfür ist entsprechende Architektur und Infrastruktur unabdingbar
 
- kostenfreier bzw. fahrscheinfreier ÖPNV, um erforderliche Mobilität für alle zu gewährleisten
 
- faire Handelsabkommen (siehe bspw. attacs Alternatives Handelsmandat, statt NAFTA, EPA´s, TTIPP etc.)
 
- ein emanzipatorsches Grundeinkommen und das gesellschaftlich angemessene Wertschätzen und entsprechend auch monetäre Honorieren der für weltweit jegliche Gesellschaft und Gemeinschaft unentbehrlichen Sorge-Arbeit, d.h. das Zahlen eines existenzsichernden Sorge-Gehalts an alle (häuslich) Sorge-Arbeit (Reproduktionsarbeit) Leistenden
 
- ein zeitgemäßer Arbeitsbegriff, der Arbeit nicht länger anachronistisch und neoliberal sowie auch medial propagandistisch, manipulativ mit ausschließlich Erwerbstätigkeit gleichsetzt, welche eben kapitalistisch "verwertbar", ausbeutbar ist; siehe hierzu ein Mal mehr David Graeber - bullshitjobs ...
 
Erforderlich ist hierfür außerdem globale Geschlechterparität, Frauen, die paritätisch in sämtlichen Verantwortungs-, Entscheidungs-, Führungspositionen von Politik und Wirtschaft vertreten sein können müssen, was Ihnen entsprechend ermöglicht werden muss (siehe bspw. Island).

Hier schafft immer frühere, immer längere Fremdbetreuung keine Abhilfe, sondern das oben erwähnte Honorieren und Entlohnen von Sorge-Arbeit sowie das gemeinschaftliche Wohnen, damit Kinder mehrere, über Jahre verlässliche Bezugspersonen haben (können), statt wechselnden Betreuungspersonals.
 
Weiterhin bedarf es einer globalen Säkularisierung - Spiritualität ist gerade nicht gleichbedeutend mit religiösem Glauben und/oder Esoterik oder Mystik. Denn pathologischer Narzissmus, Eskapismus, Hedonismus und selbstschonender Selbstbetrug (siehe auch "innere Emigration") sind gerade nicht hilfreich für erforderliche, lebensnotwendige Bindung und Beziehung(en), sondern das Gegenteil dessen.
 
Schließlich wurde leider auch nicht erwähnt, wie wichtig und heilsam nicht nur das Naturerlebnis ist (das in Großstädten jedoch gerade nicht in künstlich angelegten Parks erfahrbar ist, man muss also wiederum aus der Stadt - mittels Auto oder ÖPNV, also finanziellen Mitteln - herausgelangen können), sondern insbesondere auch nicht-sexuelle, angenehme, wohltuende, stärkende Berührung - durch bspw. nicht-sexuelle Massagen, die heute jedoch kaum mehr ärztlich verordnet werden und für die es für materiell armen Menschen wiederum den Zugang aufgrund der Eigenbeteiligung nicht gibt, insbesondere nicht mehrmals oder gar regelmäßig.
 
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03. Februar 2024
 
Hier einkopiert mein Kommentar, Replik auf oben verlinktes Video von Sven, youtube-Kanal "Brettballett, zu von ihm darin thematisierter Depression - auch unter Brettspielern.
 
Hey Sven, finde es gut, dass du die Sache ansprichst - im Rahmen des Brettspielhobbys, der "Szene". Vorweg: Es ist komplex ... .
 
Mein Eindruck ist allerdings fast ein etwas gegensätzlicher: Seit ca. zehn? Jahren nimmt das Thematisieren von Depression m.E. zu, gerade auch in Medien, social media, in Foren ... . Zeitweise hatte ich den Eindruck, es sei schon eine Art "Volkskrankheit", wie ähnlich auch ADHS oder in letzter Zeit auch Autismusspektrumstörung.
Vielleicht sind Menschen demgegenüber sensibler, offener, auch selbstreflexiver geworden. Andererseits habe ich das Gefühl, es ist oder war eine Zeit lang eine Art "Modediagnose", sowohl Depression als auch ADHS.
 
Vielleicht sollten wir alle uns und einander öfter fragen, inwiefern Depression eben nicht "nur" eine je persönliche Sache ist, sondern mit unseren persönlichen, aber auch "kollektiven" Lebensumständen zu tun hat:
Arbeit (zu viel, zu stressig, zu intensiv physisch und/oder psychisch belastend, zu wenig Lohn, finanzielle Anerkennung), Existenzsorgen, chronische gesundheitliche (körperliche) oder auch familiäre Belastungen, zu wenig Muße, Ruhe, Raum, Zeit für sich selbst, für Reflexion, Auszeit ... .
 
Auch unsere Art, zu konsumieren, was uns wichtig erscheint, was wir wie bewerten - wiederum Job, Beruf, Karriere, Geld, Statussymbole etc., aber auch Digitalisierung und seit Corona wohl auch weniger häufige reale, physische Begegnungen, Sozialkontakte, vermehrte Einsamkeit, soziale Isolation - auch bei Kindren und Jugendlichen, aber auch alten und chronisch physisch kranken Menschen. - Vielleicht würde es helfen, mehr wirklich erfüllende Zeit mit Menschen zu verbringen - sowohl privat als auch beruflich, dass man das Gefühl hat, etwas nach eigenem Dafürhalten Gutes, Sinnvolles für sich und andere zu tun (Gemeinwohl), dass man sich mehr mit anderen Menschen real, physisch, nicht-virtuell wirklich verbunden fühlt.

Klar gibt es auch immer "Altlasten" aus der Kindheit, aber diese sind m.E. nicht alleinig ursächlich für Depression.
Und es ist auch nicht bloß was im Gehirn "durcheinandergeraten" (Neurotransmitter etc.) und auch nicht alles nur "anlagebedingt" (familiäre Disposition), sondern hat wohl schon auch viel mit unserem "Lebensstil", unserer Gesellschaft und Politik zu tun. Stichwort Armut, die auch isoliert, einsam und oft krank macht. So auch fehlende Anerkennung, Wertschätzung für Geleistetes - Stichwort Sorge-Arbeit - für aber auch im Leben oft, lange oder wiederholt Ertragenes, Durchlittenes und Bewältigtes, fehlende Teilhabe, Zugehörigkeit, Mitgestaltungsmöglichkeit.  
 
Was m.E. nach wie vor leider stark tabuisiert, aber auch psychisch grundsätzlich pathologisiert wird, ist der Suizid. Aber das ist ein eigenes Thema - und hier vlt. nicht der passende Ort, Rahmen dafür?
Ja, beschäftige mich damit - Suizid - aus Gründen auch schon seit meinem 17. Lebensjahr (bin jetzt 50). Aber das zu vertiefen, sprengte hier nun den Rahmen.

Wünsche dir jedenfalls, dass du für dich Wege, Möglichkeiten findest, dass es dir wieder bessergeht.
Soweit ich bisher informiert bin, lässt sich Depression aber nicht heilen, nur symptomatisch behandeln bzw. gibt es bessere und "weniger gute" Phasen. Das zu wissen, hilft vielleicht auch, wenngleich es auf den ersten Moment "kontraintuitiv" ist. ?

Ja: Meine Art "Selbstheilungsversuch" ist gegenwärtig durchaus das analoge Brettspiel, hier leider nur in sehr, sehr eingschränktem Rahmen möglich. Früher hat mir Sport sehr geholfen, für sowohl physisches als auch psychisches Wohlbefinden, auch Selbstwertgefühl. Geht jetzt leider nicht mehr so gut.
Malen, Basteln, Musizieren, Kochen kann ich leider auch nicht. Drum analoges Brettspiel. ;) :)
 
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Wichtige Aussagen von Manfred Spitzer (der grundsätzlich streitbar ist) zu Einsamkeit, sozialer Isolation, dem Gefühl der Unsicherheit, des Ausgegrenztseins (siehe dazu auch Joachim Bauer: "Schmerzgrenze - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt"), Existenzangst und anderen Ängsten in/als Folge der Einsamkeit - bis hin zu physischer Krankheit und erhöhter Sterblichkeit.
 
Auch hier das generelle Problem: Die Kleinfamilie, unsere Art zu wohnen, zu leben und zu arbeiten - im Kapitalismus, Neoliberalismus, in dem n i c h t das Gemeinwohl, der Mensch - mit seinen gerade auch immateriellen Bedürfnissen (nach Zugehörigkeit, Sicherheit, Anerkennung, Wertschätzung, Nähe, Fürsorglichkeit, Freundschaft, Entfaltungsfreiheit, Persönlichkeitsreifung ...), die tragende Gemeinschaft, das Miteinander, das Kooperieren im Mittelpunkt stehen, sondern Konkurrenz, Kampf, Neid, Gier, Geiz, Egomanie, Narzissmus, Ausbeutung, Übervorteilung, Unterwerfung, wirtschaftliche Funktionalisier-, Verwertbarkeit von Menschenmaterial.
 
Abhilfe schüfe daher ein anderes, ein tatsächlich gemeinwohlorientiertes Arbeiten (siehe auch Sorge-Arbeit als Arbeit anerkennen und monetär honorieren: existenzsichernd), außerdem ein anderes Wohnen - generationenübergreifend, in Wahlverwandtschaften, familiären Strukturen, Gemeinschaften, wofür es eine enstprechende Architektur und Städteplanung braucht. Dann hätten Menschen (nicht nur, aber gerade auch Kinder) mehrere Bezugspersonen, statt wechselndes, emotional nicht nahestehendes Betreuungspersonal, Eltern wären nicht so leicht (wenn überhaupt) überfordert, Alte und Kranke nicht allein(gelassen) bzw. ausgelagert.
 
Recht hat er unstrittig auch damit, dass das Naturerlebnis eine entscheidende Bedeutung hat, eine heilsame, entspannende, beruhigende, somit auch Aggression und Gewalt vermindernde Wirkung.
 
Und fraglos hat er auch Recht damit, dass wir wieder real, offline, physisch, leiblich intensiver, zugewandter, offener kommunizieren müssen, statt überwiegend virtuell, digital, über Smartphone, Tablet, Laptop, PC und das gerade auch da, mit solchen Menschen, mit denen wir durchaus auch ohne diese Geräte kommunizieren könnten - ohne dabei ständig aufs Smartphone zu gucken ... .
 
Und ja, absolut entscheidend ist Empathie bzw. Mitgefühl (Empathie und Mitgefühl sind nicht dasselbe, werden leider immer wieder gleichgesetzt - auch ein Narzisst und Psychopath kann sich in sein Opfer einfühlen, um es manipulieren zu können, er hat aber kein Mitgefühl, er leidet nicht, wenn/weil das Opfer leidet).
 
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Wohltuende, nicht-sexuelle Berührung ist essentiell, heilsam. Für Babies, Kinder, Erwachsene. Lebenslang.
 
Leider befriedigen viele Menschen ihr Bedürfnis nach Nähe, Berührung nur durch Sex.
 
Siehe auch Maurice Merleau-Ponty (Leib, Leiblichkeit), Gabor Maté, die Polyvagaltheorie, biopsychosoziale Medizin.
[...] "Unsere Arbeitsmarktpolitik ist im Moment so gestrickt, dass sie von Leuten im Prinzip erwartet, dass sie für einen Job egal wo in Deutschland umziehen. Ob das klug ist, wage ich zu bezweifeln. Insgesamt würde ich die Forderung aufstellen, dass man unsere Sozialpolitiken immer auch auf die Frage 'Wie wirkt sich das eigentlich die sozialen Bindungen der Bürger aus?' mit befragen sollte."
 
Die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft dürfen nicht vergessen werden, unterstreicht der Kinderpsychologe Veit Rößner. Mehr Geld und  kinderpsychologisches Know-how müssen in die Lehrerausbildung fließen – und keinesfalls darf es unmodern werden, sich für andere einzusetzen.
 
"Gerade Kinder, die eben still sind, die am Rand stehen, die bräuchten viel häufiger jemanden, egal ob Nachbar oder Elternteil eines Klassenkameraden, dass da mal jemand sagt: Oh, das fällt mir auf, da engagiere ich mich, da gehe ich auch das Risiko ein, vielleicht Ärger zu bekommen – aber ich kann doch nicht einfach zugucken, wie jemand am Rand steht und immer trauriger wird." "
 
Quelle: deutschlandradiokultur.de - "Einsamkeit - Wenn das soziale Netz reißt", farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen.
 
Ja, in den Schulen fehlt es erheblich bis vollständig an Empathie"förderung", an Sensibilisierung und Förderung, sich zuzuwenden, interessiert zu öffnen - statt (andere) abzuwehren, abzulehnen, zu verurteilen, auszugrenzen, zu mobben und/oder auszunutzen, zu misshandeln.
 
Und auch politisch müsste etliches völlig anders entschieden, auf den Weg gebracht, umgesetzt werden - damit "soziokulturelle Teilhabe" überhaupt (wieder) möglich ist bzw. wird, werden kann ... - statt dass auch Erwachsene immer weniger Selbstwirksamkeit erfahren, hingegen immer intensiver Ausgegrenztsein, Verachtung, Entwertung, Perspektivlosigkeit, Armut, soziale Isolation, bis hin zum (vollständigen) Selbstwertverlust.
 
Mit der Kleinfamilie ist tatsächlich niemandem gedient. Mit immer früherer und längerer Fremdbetreuung sowie mehr, längerer Erwerbstätigkeit auch nicht.
Arbeit ist nicht dasselbe wie kapitalistisch, wirtschaftlich ausbeutbare Erwerbstätigkeit.

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