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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Schockanruf, Warnung, Information nach persönlicher Erfahrung

 
25. Januar 2023
 
Hat schon mal jemand Erfahrung mit einem sogenannten Schockanruf gemacht? Dachte ja, dass ich auf sowas nicht ´reinfalle.
 
Mir ging es vorhin gar nicht gut. Milde formuliert. Ich schwöre, es war die Originalstimme meines Sohnes. Trotzdem war es "fake". Unfall, Frau überfahren ...
 
Es rief ohne angezeigte Nummer jemand an (ca. 12.45 Uhr oder etwas später), es war direkt "mein Sohn" dran, weinend:
"Mama, mir ist was ganz Schlimmes passiert, ich bin bei der Polizei, ich habe eine Frau überfahren."
 
Schon da habe ich die Fassung einigermaßen verloren, denn mein bald 30-jähriger Sohn würde mich nie ohne wirklich schwerwiegenden Grund weinend anrufen. Schon im ersten Moment hatte ich deshalb Angst.
Dann der Satz oben. Habe dann gefragt, wo er jetzt ist, was passiert ist, die Stimme meines Sohnes (!) sagte dann "Ich gebe dir mal den Mann von der Polizei."
 
Der "Polizist" sagte dann jedenfalls nüchtern, sachlich, mein Sohn habe heute an einer roten Ampel eine 30-jährige Frau angefahren (oder überfahren?), sie sei am Unfallort verstorben, sie sei Mutter von zwei kleinen Kindern, es handle sich um fahrlässige Tötung, meinen Sohn erwarte eine Haftstrafe, die Dauer gab er an, erinnere ich nicht mehr genau, irgendwas mit bis zu 18 Monaten oder so.
 
Den Rest erinnere ich nicht mehr genau, weil es mich da einfach umgehauen hat, schon deshalb weil aktuell auch die Situation mit meiner Tochter (Gesundheit, Schule) wieder sehr belastend ... ist.
 
Der Mann am Telefon fragte mich noch nach Daten, Geburtsdatum meines Sohnes, irgendsowas. Dann noch die Mitteilung, er werde heute um 15 Uhr einem Haftrichter vorgeführt, wenn ich eine Kaution in Höhe von €150.000,- hinterlege, könne ich die Haftstrafe vermeiden oder so ähnlich. Habe dann schon nur noch unter Tränen und tatsächlich: Schock ... irgendwas gestammelt, dass ich kein Geld habe, dass ich mir nirgendwo etwas leihen kann. Er fragte dann nochmal nach Wertgegenständen oder sowas, als ich auch das verneinte, legte er auf. Nummer war nicht angezeigt, ich konnte nicht zurückrufen.
 
Habe meinen Sohn sofort angerufen, es ging nur die mailbox an, habe draufgesprochen. Kam erst mal kein Rückruf.
 
Habe dann die Polizei angerufen, gesagt, mein Sohn sei in U-Haft, habe eine Frau überfahren, die erste Polizeibeamtin sagte mehrmals sehr laut zu mir "Das stimmt nicht!".
Ich immer nur: Es war die Stimme meines Sohnes, ich bin mir absolut sicher! Dann meinte sie, es sei wahrscheinlich ein Schockanruf. Wurde dann noch weitergeleitet, auch da sagte mir die zweite Polizeibeamtin, es sei ein Schockanruf. Man könne Stimmen leicht verwechseln. Es sei nicht mein Sohn gewesen.
Auf mein Drängen hat sie dann nachgesehen, ob er irgendwo polizeilich erfasst wurde, wurde er nicht. GOTT SEI DANK ! ! !
 
Beruhigt war ich immer noch nicht, denn: es war seine Stimme!
 
Egal, der ganze Scheiss hat mich vorhin echt gerissen. Bin mir immer noch sicher, es war seine Stimme. Er hat dann ca. 30 Minuten später zurückgerufen, alles gut, er ist gerade nach Hause gekommen.
 
Nochmal: Wäre es erst irgendjemand Fremdes gewesen, wäre ich sofort skeptisch geworden. Oder wenn die Stimme sich anders, nur ähnlich angehört hätte. Ich schwöre: Es war exakt die Stimme meines Sohnes.
Ist das möglich? Kann man Stimmen irgendwie aufzeichnen, abfangen und dann Texte damit konstruieren?
Wie ist das zu erklären?
 
Klar, im Nachhinein ist es völlig logisch und offensichtlich: Der Typ am Telefon (der angebliche Kriminalbeamte) hat den Kautionsschwachsinn gleich angesprochen und dann nochmal nach Geld, Wertsachen gefragt. Außerdem dann aufgelegt, als ich angab, nichts zu haben.
Aber ich wusste tatsächlich nicht, dass man in Deutschland nicht durch Kaution eine Freiheitsstrafe verhindern kann. Das hat mir dann erst die zweite Polizeibeamtin erklärt. Sie riet mir dann noch mehrmals, das zur Anzeige zu bringen, aber wozu: Anzeige gegen Unbekannt, ohne Erfolgsaussicht, wird eingestellt.
 
Für mich war auch erst mal nur wichtig, dass mein Sohn keine Frau, Mutter mit zwei Kindern, getötet hat. Und keine Haftstrafe erleiden muss. Das ruiniert ein ganzes Leben.
 
Schon krass, dass die einen mit sowas so schnell kriegen. Wie gesagt: Wäre es nicht die Stimme meines Sohnes gewesen und: weinend!, hätte ich gezweifelt. So aber klang es im ersten Moment alles total echt.
 
Woher haben sie seine Stimme? Wie geht das? Ist das möglich? Woher wussten sie, dass ich einen erwachsenen Sohn habe? Oder war das nur so ein Blindversuch?
 
Und bitteschön: Genau so ist es gelaufen. Wie oft wurde seit wann diese Nummer bei wievielen Menschen durchgezogen? Mit welchen Folgen?
 
 
"(...) Folgendes Telefonat hat das Berliner Landeskriminalamt erst vor wenigen Wochen mitgeschnitten:
„Hallo Mama, ich hatte einen ganz schrecklichen Autounfall...ich hab eine Frau überfahren...und die ist jetzt tot. Ich sitz bei der Polizei, ich kann nicht mehr, ihr müsst mit der Polizei sprechen. Ihr müsst mir helfen.“
Das Schluchzen dauert noch etwas an, dann wird der Hörer weitergereicht. „Hallo, grüß Sie, Schreiber von der Kriminalpolizei. Mit wem spreche ich?“
Die freundliche Stimme erfragt den vollen Namen und die genaue Adresse. Und sie weist darauf hin, dass nun eine Schweigepflicht besteht. „Also heißt das, bei Ihnen gilt Schweigepflicht. Sie dürfen es keiner dritten Person sagen, was heute geschehen ist.“
Ihre Tochter habe eine rote Ampel missachtet und eine Frau überfahren, eine zweifache Mutter, die in der Folge verstorben sei. Der Tochter werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, erklärt die vermeintliche Polizistin, und deshalb drohe eine Untersuchungshaft von drei bis sechs Monaten. Die könne aber mit der Zahlung einer Kaution von 15.000 Euro vermieden werden. (...)
 
„Du kommst ja nicht darauf, sofort zu sagen, bei so einem Anruf: Hören Sie, das ist ein Fake, jetzt lassen Sie mich mal in Ruhe. Sondern, weil das so glaubhaft und authentisch rüberkommt, dann denkst Du: Ja klar, kann ja auch passieren. Es ist ja nicht so, dass das nicht passieren kann“, sagt Ehefrau Friederike Sträter. (...)"
 
Tatsächlich fast genau so wie hier heute, nur dass zu mir niemand was von "Schweigepflicht" gesagt hat und dass von mir nicht €15.000,- sondern €150.000,- Kaution "gefordert" wurden.
 
Und nochmal: WIE machen die das mit den Stimmen???
 
Wenn ich nur den geringsten Zweifel an der Stimme gehabt hätte ... . Hier hat sich auch kein Richter oder Staatsanwalt gemeldet, nur der fake-Kriminalbeamte. Hätte der dann was von Überweisung gesagt, wäre ich da auch skeptisch geworden, aber so weit kam es hier ja gar nicht.
 
Nochmal aus oben verlinkter Quelle, dlf - "Betrug mit Schockanrufen":
 
"Der Stadtstaat Hamburg macht es anders: Hier wird auch die Art des Betrugs erfasst. Dieser Statistik zufolge wurden allein im ersten Halbjahr 2022 in der Hansestadt 665 Fälle von Schockanrufen gezählt, in 26 Fällen waren die Täter erfolgreich. Sie erbeuteten insgesamt mehr als eine Million Euro."
 
Wär´ halt schön, wenn man das irgendwie deutlicher publikgemacht hätte. Auch vor allem, dass die Stimmen echt klingen. Nochmal: Wie machen die das? Es war nicht jemand anderes, der seine Stimme verstellt hat.
 
Und ich stehe selbstverständlich nicht im Telefonbuch, auch nicht im Internet, seit Jahren schon nicht mehr, und auch keine Rückwärtssuche zugelassen. Die Nummer haben sie also irgendwie "gehandelt".
 
Und so war, ist es hier eben auch: "Man muss halt nur eine schlechte, schwache Minute gehabt haben, der Täter erwischt einen gerade in diesem Augenblick, man fällt darauf rein."
 
Denn gerade kurz zuvor war ich mit "Klärung" der Angelegenheiten meiner Tochter befasst, schon dadurch angeschlagen ... . Ich hatte den Rückruf einer Arztpraxis erwartet (in Angelegenheiten, meine Tochter betreffend). Deshalb ging ich auch sofort dran.
Es war halt keine Arztpraxis ... .
Und ich bin auch keine "Seniorin". Naja ... .
 
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25.01.2023, abends
 
Da mir der Vorfall von heute Vormittag/Mittag keine Ruhe gelassen hat, kam mir vorhin der Gedanke, dass es mit der Stimme möglicherweise folgendermaßen gemacht wird:
 
Sicher nicht nur, aber jedenfalls mein Sohn hat auf seiner mailbox eine selbst aufgesprochene "Ansage", mit angegebenem vollem Klarnamen.
Ist es möglich, dass die Täter einfach Telefonnummern anrufen, die Stimmen auf der mailbox oder die sich direkt meldenden Stimmen abgreifen, abspeichern und es Programme oder andere technische Mittel gibt, womit man mit auch nur wenigen Worten, vielleicht auch nur einem einzigen gesprochenen Wort einer Originalstimme, daraus beliebige Texte, Sätze, sogar mit emotionaler Färbung, mit genau dieser Stimme generieren kann, so dass es tatsächlich klingt, als spräche der echte Mensch selbst, bzw. dass ein solches Programm das kann?
Denn die Stimme am Telefon klang nicht einfach nur sehr ähnlich, noch weniger irgendwie verzerrt oder verstellt.
 
Kenne mich damit nicht aus, aber da auch diverse Bildbearbeitung, Bildmanipulation längst "professionell", d.h. für Laien kaum bis gar nicht erkennbar angewandt wird, gibt es heute vielleicht auch Möglichkeiten, Ähnliches mit Stimmen vorzunehmen. ?
Das könnte zumindest erklären, warum ich mir so absolut sicher war und nach wie vor bin, dass es die echte Stimme meines Sohnes war.
 
Und vielleicht ist auch möglich, dass die Täter Handies irgendwie hacken können, auf diese Weise an diverse Informationen zur jeweiligen Person, mindestens aber an Kontaktnummern gelangen. ?
 
... Ok: gibt es. Bspw. "Vall-E":
 
"(...) Gibt man ihr dann einen Textprompt vor, kann sie den im Stile des Sprechers der Original-Aufnahme nachsprechen. Dabei übernimmt sie nicht nur den Klang der Stimme selbst, sondern imitiert auch den Sprachstil und sogar die "akustische Umgebung": Wurde die Aufnahme bei einem Anruf aufgezeichnet, klingt auch die nachgeahmte Version, als käme sie aus dem Telefon. Die wahre Revolution: Es reichen drei Sekunden gesprochener Text, um die Stimme zu imitieren. (...)
"Man kann etwa Stimmerkennungs-Programme austricksen oder einen bestimmten Sprecher nachahmen." (...)"
 
 
Nennt sich auch "Audio Deepfake".
 
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