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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Über die (neue) Unart der vertraulichen Anrede "Liebe/r ..." durch fremde, unbekannte Personen, durch öffentliche Einrichtungen, Institutionen

 
Über die (neue) Unart der vertraulichen Anrede "Liebe/r ..." durch fremde, unbekannte Personen, durch öffentliche Einrichtungen, Institutionen bei schriftlichem Kontakt
 
Ist es euch auch schon aufgefallen? Es gibt eine neue Unart: Man wird von völlig fremden Menschen - auch diversen Institutionen - mit "Liebe Frau/Lieber Herr ... " angesprochen.
 
Was soll damit nun wieder bezweckt werden? Entweder es wird dadurch eine Vertraulichkeit vorgegaukelt, die de facto ja nicht besteht oder es hat etwas von herablassender Arroganz. Vielleicht auch beides.
 
Ich bleibe daher beim "Sehr geehrte Frau .../sehr geehrter Herr" - in weniger förmlichen Angelegenheiten/Kontakten gerne auch einfach "Hallo" - aber ganz gewiss nicht "Liebe/r ...".
 
Ja, das musste mal gesagt werden, denn es hat sich offenbar längst als Standard eingeschlichen und es geht tatsächlich gar nicht.
Mit "Liebe/r ..." spricht man Menschen an, die einem vertraut sind, die man schätzt, mit denen man in emotionaler Beziehung steht, verbunden ist - also Kinder, Freunde, Beziehungspartner, andere Vertraute, Familienangehörige, aber ganz sicher nicht Fremde und noch weniger solche Fremden, die einer (staatlichen) Institution unterstehen (dort erwerbstätig sind).
 
Es wird hier wie gesagt nur etwas vorgekaukelt, das tatsächlich nicht besteht: ein Vertrauensverhältnis, eine vertrauliche Beziehung.
Nein, ich denke nicht, dass das "Zufall" ist, dass es unbeabsichtigt oder gedankenlos geschieht, so eingesetzt, angewandt wird.
 
update 22. Juli 2023
 
Inzwischen wird statt "Sehr geehrte Frau ..." auch "Guten Tag, Frau ..." geschrieben.
Oft wird das Wort "Frau", bspw. in e-mails von öffentlichen Stellen, Institutionen, auch nur noch mit "Fr." abgekürzt.
 
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S
Auffällig ist auch die Abschirmung und die Unpersönlichkeit von Behörden auf der anderen Seite. Keine Unterschriften mehr, keine persönlichen Ansprechpartner mehr. Man soll nur noch Anweisungen folgen, der Kontakt soll so schwer wie möglich gemacht werden... Es entsteht eine Distanz und zunehmende Unklärbarkeit von Angelegenheiten. Es wirkt wie eine arrogante Machtdemonstration, die den Bürger nicht mal mehr das Recht einräumt, einen Sachbearbeiter zu sprechen...
S
Dem kann ich zustimmen, allerdings sind es nicht nur Behörden, die diese vertrauliche Anrede verwenden. Meines Eindruckes nach hat dieses "Liebe Frau/Lieber Herr" das "Sehr geehrte Frau/Sehr geehrter Herr" schon fast vollständig ersetzt. <br /> Nun kann man durchaus darüber disputieren, ob die Anrede "Sehr geehrte ..." tatsächlich ehrlich(er) ist als "Liebe/r" oder ob sie noch zeitgemäß ist, immerhin wird damit aber meiner Ansicht nach eher eine gewisse - in offiziellen, nicht-privaten Angelegenheiten de facto ja bestehende - Distanz ausgedrückt (als mit "Liebe/r") und vielleicht doch auch so etwas wie Respekt.