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Sabeth schreibt - Lebenskunst für Laien

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Diskriminierende Sprache, Rassismus in Literatur, vermeintlich nachträgliche Korrektur, disrupt texts

 
Diskriminierende Sprache, Rassismus in Literatur, vermeintlich nachträgliche Korrektur, disrupt texts
 
Diskriminierende Sprache in Literatur wieder/nach wie vor im Gange. "Disrupt texts". Dazu (m)eine Stellungnahme:
 
1. Keinesfalls sollten bzw. dürfen "Klassiker der Weltliteratur" bzw. jegliche literarische Werke im Nachhinein "gesäubert, bereinigt" werden, denn damit würde man sämtliche Dokumentation (aus) der jeweiligen Zeit, der damaligen jeweiligen Gegenwart - des Denkens, Welt- und Menschenbildes, Moralvorstellungen, gesellschaftlicher und kultureller Gegebenheiten, Manifestationen - auslöschen, vernichten.
 
2. Man würde somit Geschichte, nicht nur Literaturgeschichte, falsch, d.h. wissentlich, absichtsvoll verfälscht weitergeben, überliefern - es wäre eine gewaltige Manipulation und Auslöschung des Geschehenen, der damaligen Realität.
 
3. Es geht bei all dem also um Authentizität, Wahrhaftigkeit, Sorgfalt, Verantwortung und überdies um auch Respekt sowohl dem jeweiligen Werk als auch dessen jeweiligem Verfasser, Autor gegenüber.
 
Denn gerade dann, wenn dieser bereits verstorben ist, hat er keinerlei Möglichkeit mehr, sich persönlich zu seinem Werk, seinen Gedanken, ggf. Intentionen, Absichten, Motivation, seiner Einordnung und der gegen ihn oder sein Werk vorgebrachten - heutigen! - Kritik zu äußern. Er wird vollständig übergangen, missachtet, "gemutet".
Er hat keine Möglichkeit, sich zu erklären oder zu verteidigen, etwas darzulegen, zu begründen, zu argumentieren oder auch seinerseits zu (hinter-) fragen.
 
In solcher Weise vorzugehen, ist anmaßend, zeugt von eigener intellektueller und auch moralischer Unreife.
 
4. Man kann heute, so man es für erforderlich, geboten hält, "anders schreiben, bezeichnen, formulieren", man kann darauf hinweisen, dass/ob/wenn man aus heutiger Sicht aus welchen Gründen jeweils was anders einordnet, be- (oft ver-) urteilt, bewertet.
 
5. Aber Literatur rückwirkend auf Basis heutiger - ebenfalls nur vorläufiger, gegenwärtiger, vorübergehender, zukünftig sehr wahrscheinlich wiederum modifiziert werdender - moralischer Einordnungen, ggf. Überzeugungen, Dafürhaltens, Urteilens zu zensieren, ist sowohl aus literarischer als auch historischer als auch intellektueller und: moralischer Betrachtung falsch, fehlgehend - eigentlich katastrophal.
 
6. Wir zerstören, vernichten auch nicht andere Kunstwerke aus früheren Zeiten, wenn/nur weil sie etwaig nicht unseren (?) heutigen Moralvorstellungen, Menschen- und Weltbildern entsprechen. Und wer das doch tätigt, macht sich mitschuldig an oben genannter Geschichtsverfälschung.
 
7. Vielleicht ist es ein wenig vergleichbar:
Wenn wir Begriffe, Bezeichnungen wie "Neger, Zigeuner" entfernen, umbenennen, weil Menschen sie als verletzend empfinden, müssten wir dann auch überall die Bezeichnung "Weib/Weiber" für Frauen löschen/ersetzen. - Bald auch "Frau" durch "ggf. menstruierender Mensch mit Uterus", Mutter durch "gebärende Person"?
 
8. Wer es für erforderlich hält, kann, soll, darf gerne Kritik äußern und so formulieren, wie er es für respektvoll oder moralisch, empathisch geboten hält.
Was wir keinesfalls tätigen dürfen, ist, die Vergangenheit, Geschichte "bereinigen" zu wollen.
 
9. Das bedeutet, dass solches "Bereinigen, Säubern, Korrigieren", also: Verfälschen, weder durch staatliche Maßnahmen, Gesetze, Institutionen noch anderweitig - durch bspw. Unternehmen, Schulen, Kultureinrichtungen, gesellschaftlichen Konformitätsdruck - praktiziert werden darf.
 
10. Was heutige Moralvorstellungen sind, werden nicht die bis in alle Ewigkeit - für nachfolgende Generationen - gleichen/geltenden sein. Es wäre gleichermaßen Hybris wie Horizontenge, dies anzunehmen, zugrundezulegen.
 
11. Wie oben bereits angemerkt: Wenn man Rassismus aus Literatur, Büchern - auch anderen Kunstwerken? - vergangener Zeiten (vermeintlich) "rückwirkend löschen" will, müsste Gleiches auch für bspw. Klassismus gelten.
Es bliebe in jedem Fall eine Fälschung des jeweiligen Werks.
 
12. Wir können - und was jedenfalls mich betrifft: wollen - übrigens auch nicht all die in Literatur enthaltene Frauenfeindlichkeit, Paschatum, Chauvinismus, Misogynie "nachträglich korrigieren", indem wir Formulierungen austauschen oder löschen.
 
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