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Sabeth schreibt - Lebenskunst für Laien

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Leiden, Lernen, Reifen - Liebe, Mitgefühl, Bindung, Beziehung, Heilung, Wiedergutmachung, Versöhnung - statt Rache, Vergeltung, Strafe, Gewalt

 
Einsicht, Erkenntnis, auch Selbsterkenntnis, basiert nicht vorrangig, gar ausschließlich auf angelesenem, nur theoretischen Wissen (a priori), sondern auf wiederholter, intensiver persönlicher (Lebens-) Erfahrung und gründlicher, ergründender Reflexion über selbige. 
 
Vieles Gelesene erfasst, begreift, durchdringt ein Mensch kognitiv, intellektuell, auch körperlich, sozial und emotional überhaupt erst dann, wenn er über einen umfangreichen Erfahrungsfundus verfügt und diese Erfahrungen reflektiert hat.
Wenn er (Persönlichkeits-) Reife, umfassendes Bewusstsein, sogenannte Lebensweisheit erlangt hat.
 
Seine Leiblichkeit ist dafür unabdingbar.
 
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update 05. August 2022
 
Für Neoliberale wie auch für antisozial persönlichkeitsgestörte Menschen: pathologische Narzissten, muss sich alles "lohnen, auszahlen, bezahlt machen", sie können nicht geben, nicht: lieben. Es mangelt ihnen am dafür erforderlichen Mitgefühl.
 
Für Neoliberale, insbesondere für Narzissten - nicht selten sind solche Personen beides - sind andere Menschen, andere Lebewesen (auch ihnen unbewusst) nur und stets beliebig austauschbare Objekte, die sie zu ihrer eigenen Bedürfnisbefriedigung, Wunscherfüllung und Kompensation benutzen: wie/als Gebrauchsgegenstände.
 
Sie können sich bis zu einem gewissen Grad in andere Menschen einfühlen (Empathie, Objektempathie, siehe dazu bspw. Boris Cyrulnik), anderenfalls könnten sie sie nicht manipulieren, benutzen, unterwerfen, ausbeuten, auch quälen (Sadismus), aber sie sind nicht fähig, mitzufühlen.
 
Wenn der Narzisst weint, auch schluchzt, verzweifelt, haltlos ist, beweint er stets nur sich selbst - Selbstmitleid. Nie vergießt er emotional authentisch, wahrhaftig eine Träne über den Schmerz, das Leid anderer. Weil es ihm am dafür erforderlichen Mitgefühl mangelt.
 
Neoliberale und pathologische Narzissten lernen, reifen emotional und sozial nur durch selbst erfahrenen, durchlittenen intensiven und/oder wiederholten Schmerz, durch Leid, durch das Erleben eigenen intensiven Bedürftig-, Verletzlich-, Angewiesenseins auf die liebevolle Fürsorge anderer Menschen - durch das sich und anderen gegenüber vollzogene ehrliche, wahrhaftige, reflektierte Erkennen, Einsehen, Zugeben, Eingestehen dieses eigenen Angewiesen-, Bedürftig-, Verletzlichseins.
 
Sie müssen für ihren eigenen Schmerz sensibilisiert werden, diesen bewusst wahrnehmen, durchleiden, zulassen, u m mitfühlend (wieder) werden zu können, um emotional erkennen, erfahren zu können, zu lernen, dass, weshalb und wie auch andere Menschen leiden, um somit unter dem Schmerz anderer leiden zu "lernen", zu können.
 
Sie sollten in ihrem ureigenen Interesse lernen, solches natürliche Mitgefühl, diesen emotionalen, unwillkürlichen Impuls, wiederzubeleben, das/der jedem Menschen sowie auch anderen Tieren (nicht nur Primaten) angeboren, aber bei vielen Menschen aus bekannten Gründen nicht mehr intakt ist. Siehe dazu Verhaltensforschung, Primatologie, Neurobiologie.
 
Keine Liebe, keine Beziehung ohne Mitgefühl.
 
Arno Gruen: "Der mitfühlende Mensch kann kriege verhindern."
 
Mitgefühl geht über Empathie, das Sich-Einfühlen-Können, weit hinaus.
Der mitfühlende Mensch leidet selbst unwillkürlich, spontan, unvermittelt: wenn ein anderer, auch ihm Fremder leidet. Er kann ihm deshalb keinen Schmerz vorsätzlich zufügen, jedenfalls nicht intensiv, langandauernd, schon gar nicht mit Befriedigungsgefühl, wie es so beim Sadisten der Fall ist.
Und wenn er doch Schmerz, Leid zugefügt hat, ist es ihm selbst ein intrinsisches B e d ü r f n i s, es wieder zu mildern, abzuwenden. Wiedergutmachung.
 
Schuldeinsicht erlangt man rational, "Reue" nur emotional.
Reue ist nichts anderes als der eigene! empfundene Schmerz über den Schmerz, das Leid, das man jemand anderem zugefügt hat.
Nichts anderes drückt in seiner genuinen Bedeutung die Äußerung oder der Gedanke "Es tut mir leid." aus: Was geschehen ist und/oder was ich (an) dir und/oder noch weiteren  schmerz-, leidfähigen Menschen, Tieren, Lebewesen getan habe, fügt (auch) m i r Leid zu.
 
Eine andere Sache ist reaktive Aggression und Gewalt, die sich als F o l g e des Überschrittenwerdens der eigenen Schmerzgrenze zeigt, zum Ausdruck, oft auch Ausbruch kommt. Siehe dazu unten verlinkten blog-Eintrag.
 
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25. Juni 2023
 
Es gibt Menschen - zumeist sind es (oft auch unbewusst) autoritär eingestellte, so fühlende, deshalb entsprechend denkende, sich verhaltende, nicht selten auch narzisstische (siehe antisoziale Persönlichkeitsstörung) Männer - "toxische Männlichkeit" - die weder verstehen noch etragen können, dass andere mit ihnen gerade trotz ihres antisozialen, oft andere Menschen intensiv beschädigenden Verhaltens/Agierens Mitgefühl haben.
 
Verstehen können sie es nicht, weil ihnen selbst niemals in den Sinn käme, so zu f ü h l e n: Mitgefühl mit Menschen zu haben, die ihnen erheblichen, schädigenden Schmerz, Leid - bspw. durch berechtigte Kritik - zugefügt haben, weil sie selbst zu solchem Mitgefühl und zu Verzeihen und Versöhnen nicht willens, nicht fähig sind. Sie sinnen ihrerseits nur stets auf Rache, Vergeltung, Strafe, nicht selten auch Gewalt und häufig Flucht in den vordergründig, vorläufig behaglichen Selbstbetrug.
 
Sie reagieren üblicherweise mit Aggression, Abwehr, Leugnung, Verdrängung, Trotz, Verweigerung, Rückzug, Selbstgerechtigkeit, emotionaler Kälte (Mauer, Panzer) mit also Feigheit, Schwäche, Unreife auf ihnen gegenüber geäußerte Kritik an ihrem andere schädigenden Verhalten, an ihren Taten, auch: ihrem Unterlasssen des moralisch gebotenen Tuns, Verhaltens.
 
Es ist zu viel Angst vor Blöße, Tadel, dem Gefühl, herabgesetzt zu werden in ihnen, zu viel Demütigungsempfinden.
Besonders unerträglich ist ihnen die empfundene Scham über eigene Schwächen, Defizite, Unzulänglichkeiten, Fehltritte und Missetaten, das Beschämtsein. Denn hierdurch fühlen sie sich noch kleiner, schwächer, verletzlicher, bedürftiger, hilfloser als ohnehin bereits - ihr Selbstwertgefühl wird noch zusätzlich untergraben. Dies möchten sie mit allen Mitteln vermeiden. Nicht selten: um jeden Preis und mit allen destruktiven, fremd- und selbstschädigenden Folgen.
 
Insbesondere durch den Selbstbetrug sowie das Abwehr-, Trotz-, Verweigerungsverhalten, oft auch durch Täter-Opfer-Umkehr und getätige psychische Pathologisierung oder anderweitige Diffamierung jener, die sie erkannt, enttarnt und kritisiert, die sie mit ihren Taten konfrontiert, die sie dadurch bis ins Mark, an ihren wundesten Punkten getroffen, verletzt haben - einfach dadurch, dass sie offen an- und aussprachen, was nachweislich wahre Tatsachen (die Kritisierten betreffend) sind - verhindern, vermeiden sie die erforderliche Selbsterkenntnis, die unumgängliche Schuldeinsicht, das Reuegefühl (Mitgefühl mit ihrem jeweiligen Opfer, der beschädigten Person) und erst daraus resultierend: die Verantwortungsübernahme für ihre Taten sowie das eigene, echte Wiedergutmachungs- und Versöhnungsbedürfnis.
 
Denn all das geht zumeist mit Gefühlen von Schuld, Scham, Schmerz, Bedürftigkeit einher, mit "Unterlegensein", mit emotionaler und sozialer "Blöße", mit "Bittenmüssen"/Bittsteller sein, mit Angewiesensein auf andere - auf überdies ausgerechnet jene anderen, denen zuvor Schmerz, Leid, Unrecht zugefügt wurde, auf deren Reaktionen, deren Wohlwollen, Nachsicht und: Mitgefühl, deren Bereitschaft, ihnen, den Tätern, zu verzeihen.
 
Sie haben nicht die Größe, charakterliche Stärke, das Rückgrat, die Integrität, die Reife, Irrtümer, Fehlverhalten, Missetaten zuzugeben, geschweigedenn dafür um Verzeihung zu bitten und sich um Wiedergutmachung und Versöhnung eigeninitiativ, engagiert, ausdauernd zu bemühen. Stattdessen kehren sie lieber alles unter den Teppich, leugnen, verdrängen, verweigern, verpanzern und graben sich immer tiefer in ihren selbstschonenden, bequemen Selbstbetrug.
 
Solche Menschen ertragen es nicht, wenn sie sich nicht - zumindest oberflächlich, vermeintlich - mächtig fühlen können. Ihnen geht es nicht um Konfliktbewältigung, Persönlichkeitsreifung, Selbstreflexion, Zugewandtsein, prosoziales Miteinander, sondern um ihre (vermeintliche) Macht, ihre irrige Vorstellung von Stärke, Kontrolle sowie um vorrangig bis ausschließlich ihre Vorteile, Annehmlichkeiten, Bedürfnisbefriedigung, Willensdurchsetzung.
Wer da nicht "mitspielt" - gerade auch um den Preis, sich wiederholt benutzen, ausbeuten, psychisch, physisch, sozial, auch existenziell beschädigen, verletzen, misshandeln lassen zu müssen - wird entweder abserviert oder attackiert, auch bis zur existenziellen Vernichtung.
 
Mitgefühl mit anderen, gar mit "dem Gegner, Feind" zu haben, ist solchen Menschen völlig fremd, sie kennen solche emotionalen Regungen nicht oder halten sie für Schwäche, Verweichlichung und unterdrücken und verachten sie.
 
Es ist ihnen daher unbegreiflich, dass jemand anderer sie wiederholt schonungslos ehrlich, offen kritisieren, ggf. auch anklagen und "dennoch", zugleich Mitgefühl mit ihnen haben kann/hat und sich - auch wiederholt oder langandauernd - um ein gutes, wohltuendes Verhältnis mit ihnen bemüht.
 
Um keinen Preis wollen und werden solche Menschen eigene Fehler, ihr antisoziales, schädigendes Verhalten offen zugeben, dafür um Verzeihung bitten und sich um angemessenes, prosoziales Verhalten bemühen.
 
Sie wollen keinen Frieden, kein Verhältnis auf Augenhöhe, keine auf gegenseitiger Wertschätzung, Zuneigung, Fürsorge und Verantwortung basierende zwischenmenschliche Beziehung, sei es zwischen Eltern und Kindern oder Partnern oder Freunden.
Ihnen geht es nur um "Macht", Kontrolle, Ausbeutung, die Oberhand, das Triumph-, Siegesgefühl, die Illusion von Stärke und darum, all ihre Minderwertigkeitskomplexe, Unterlegenheits-, Bedürftigkeits-, Verletzlichkeits-, Angst- und Abhängigkeitsgefühle - vermeintlich, vordergründig - in Schach zu halten.
 
Sie sind liebesunfähige Unreife. Leider zumeist lebenslang.
 
Denn was für echtes, aktives Lieben unabdingbare Voraussetzung ist, ist das intakte, stets wache, lebendige Mitgefühl - Güte, Herzenswärme, Zugewandtsein, Einfühlungsvermögen, Feingefühl, Selbstkritik, Verzeihenkönnen/-wollen, Versöhnungsbereitschaft und: Schmerz-, Leidfähigkeit.
 
Das Gegenteil von emotionaler Verpanzerung, Autoritarismus und Selbstflucht also.
 
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04. Juni 2023
 
Es ist sinnlos, Mitgefühl mit einem Menschen zu haben, der keinen Schmerz, kein Leid empfindet. Er bedarf des Mitgefühls nicht, es ist ihm lästig.
 
Und ja sicher: Was vor dem Schmerz, Leid (-erfahren, -erleben, -empfinden) vordergründig, stets nur vorläufig, vorübergehend "bewahrt", ist der selbstschonende Selbstbetrug. Inklusive Schuld-, Täter-Opfer-Umkehr und Krücken wie Drogen, Glaube, "Gott", Esoterik, Autoritarismus.
 
Der Selbstbetrug - also auch die Kommunikations-, Dialogverweigerung, passive Aggressivität, Schuldumkehr, Verdrängung ... - verhindert den (eigentlich) zu empfindenden Schmerz über/wegen: Scham, Reue, Schuldgefühlen, Minderwertigkeitskomplexen, Einsamkeit, Sehnsucht, Traurigkeit.
 
All diese unangenehmen, anstrengenden Gefühle, die Selbstzweifel, Selbsterkenntnis, auch der oft als mühsam, anstrengend empfundene Entwicklungs-, Reifeprozess (Persönlichkeitsreifung) müssen durch den Selbstbetrug nicht erlebt, durchlitten werden.
 
Letztlich ist der vordergründig, vorläufig selbstschonende Selbstbetrug aber immer sowohl selbst- als auch fremdschädigend. Und Letzteres macht ihn so "unmoralisch", so antisozial.
 
Kommunikationsverweigerung, Dialogverweigerung - Verweigerung der gewaltlosen, konstruktiven, effektiven, heilsamen Konfliktbewältigung, Konfliktbehebung - denn es geht solchen Menschen um Macht - und um Scham. Selbstbetrug, statt Reife.
 
Übrigens: Auch alle scheinbare (oder tatsächliche) Belesenheit, Bildung/Gebildetsein, Eloquenz, Rhetorik, Polemik schützt nicht vor Selbstbetrug, fördert nicht zwangsläufig Selbstreflexion, Selbsterkenntnis, Reife und kann vor allem nicht dauerhaft hierüber hinwegtäuschen.
 
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update 13. Mai 2022
 
Mein letzter Ex sagte mal zu mir, er glaube, man(n) sollte bei mir lieber keine Schwäche zeigen.
 
Ich habe kein Problem mit "Schwäche", mit Verletzlichkeit, Bedürftigkeit, Fehlern, Unzulänglichkeiten, Defiziten, Irrtümern - wir sind alle Menschen.
 
Ein Problem habe ich mit Personen, die ihre Schwächen, ihr Fehlverhalten, insbesondere ihr Tätersein, ihre Selbstsucht, pathologischen Narzissmus ... als Stärke ausgeben, sich als stark, souverän inszenieren, zu feige sind, sich und anderen das einzugestehen und: andere damit beschädigen.
 
Ein Problem habe ich also mit Heuchlern, Lügnern, Schwätzern, Philosophastern, selbstgerechten Ignoranten, Demagogen, pathologischen Narzissten (Macht, Kontrolle, Unterwerfung, Ausbeutung), Sadisten, Konformisten, die sich damit auf- und andere abwerten.
 
 
Stark, souverän ist: Fehlerkultur, Selbstreflexion (Selbstkritik, Selbstzweifel!), Mitgefühl, Feinfühligkeit, Courage, Rückgrat, Integrität, Authentizität, Wahrhaftigkeit, Durchhaltevermögen, prosoziales Verhalten, Solidarität.
 
 
 
 
 
Worauf ich besonders "empfindlich" reagiere, ist Manipulation: vorsätzlich getätigt zum Zwecke der Instrumentalisierung, Unterwerfung, Ausbeutung, Beschädigung. Wenn man meint, mich durch die Hecke ziehen zu können. Insbesondere, wenn Regierungen in dieser Weise agieren.
 
"Aber zu wissen, ob man mit seinen Leidenschaften leben kann, zu wissen, ob man ihr tiefes Gesetz - nämlich das Herz zu verbrennen, das sie gleichzeitig in Begeisterung versetzen - akzeptieren kann: das eben ist die Frage."
 
Albert Camus - Der Mythos des Sisyphos
 
 
Tapferkeit:
zeigt sich nicht im Kämpfen mit Waffen, in Kriegen.
 
Unabdingbar ist sie fürs Durchstehen, Ertragen, Durchleiden, Bewältigen all der unzähligen unzumutbaren Vorkommnisse, Widerfahrnisse, Umstände, Verhältnisse im einzigen, kleinen Leben eines (bewussten) Menschen.
 
Dies insbesondere dann, wenn dieser Mensch sich an keine Krücken hängt, klammert:
Drogen, Sucht, Religion, Glaube, "Gott", Esoterik, Aberglaube - Selbstflucht, Selbstbetrug.
Wenn er alles stattdessen wach, bewusst, nüchtern erfährt, erleidet, erträgt. Immer wieder. Lebenslang.
 
Und selbstverständlich: zeitigt das keineswegs "schöne" Folgen, hinterlässt all das Spuren. Wahrnehmbar, irreversibel eingraviert. Im Körper, in der Psyche, im Leib, in der Persönlichkeit eines solchen Menschen.
 
Nein, man muss deshalb kein Masochist oder Märtyrer sein oder dazu werden (wollen). Nur der Mensch, als einziges Lebewesen auf diesem Planeten, kann sich selbst, selbstbestimmt, den eigenen Tod geben. Das: erfordert eine immense Stärke.
 
Freitod
Leiden, Lernen, Reifen - Liebe, Mitgefühl, Bindung, Beziehung, Heilung, Wiedergutmachung, Versöhnung
 
Wie gehst du damit um, dass ein dir nahestehender, seinerseits psychisch versehrter, beschädigter Mensch, für den du aufgrund seines Leidens tiefes Mitgefühl empfindest, dich absichtsvoll intensiv verletzt, misshandelt, quält, aber stets behauptet, es verhielte sich umgekehrt?
 
Wenn ein solcher Mensch also die typisch narzisstische Schuld-, Täter-Opfer-Umkehr und Manipulation inkl. Selbstbetrugs tätigt, um sich keine Blöße, um eigenes, andere schädigendes, antisoziales, verletzendes Verhalten nicht zugeben, es nicht ändern zu müssen?
 
Das Sich-Abwenden von solchen Tätern, die selbst zumeist schon seit ihrer Kindheit Opfer (geworden) sind (zumeist ihrer Eltern, Bezugspersonen), fällt - zumindest mir - gerade deshalb so schwer, weil es meinerseits dieses Mitgefühl "für das Opfer im Täter" gibt.
 
Es ist dieses Mitgefühl, das ich für grundsätzlich unentbehrlich halte, das ich auch nicht "abstellen" will/kann, da es ein natürlicher, angeborener Impuls ist.
Zugleich ist es jedoch das Kernproblem für mich, denn es gibt dem Täter Raum, Möglichkeit für seine Misshandlungen ... .
 
Mir ist bekannt, dass Menschen darauf mehrheitlich in der Weise reagieren, der betroffenen Person zur Trennung, zum Gehen, Loslassen, "Abschied in Frieden" zu raten - oft jene, die selbst nicht betroffen waren/sind. Denn "in Frieden" ist ja gerade nicht möglich, so lange der Täter keine Schuldeinsicht, kein Mitgefühl seinerseits hat und deshalb die erforderliche Wiedergutmachung nicht leistet.
 
Für das Opfer - gleich letztlich, welcher Art von Gewalt, Beschädigtwordensein - ist es essentiell, existenziell wichtig, dass der Täter nicht bestraft wird, sondern den Schmerz, das Leid des Opfers erkennt, darunter selbst leidet und erst/nur das, sein Mitgefühl, ihn dazu veranlassen würde/könnte, tatsächlich "Reue", also eigenen Schmerz über seine Taten zu empfinden und infolgedessen ein eigenes, echtes, nicht-oktroyiertes Wiedergutmachungsbedürfnis zu haben.
 
Solches einseitige, vermeintliche "Gehen, Distanzieren, Abstandnehmen" halte ich, mit Verlaub, für Selbstbetrug, Selbsttäuschung. Wer sich mit Opfern befasst, weiß, dass es so mehrheitlich nicht vonstattengeht, insbesondere nicht wohltuend, heilsam, inneren Frieden ermöglichend.
Es gibt niemals ein einseitiges "Verzeihen". Es muss für zugefügtes Leid einen Ausgleich und eine "Befriedung" mit den jeweiligen Tätern geben.
 
Es ist eine Sache, die Dinge von außen zu betrachten, eine andere, selbst betroffen, beschädigt worden zu sein - nicht selten: existenziell. Mit ebenfalls nicht selten dauerhaften Folgen, bleibenden Schäden.
 
Die übliche Reaktion auf zugefügten Schmerz, auf Verletzung, Misshandlung, Beschädigung, ist reaktive Aggression, ggf. bis hin zu Gewalt und der Wunsch nach Rache, Vergeltung und Strafe - all das hilft jedoch weder dem Opfer noch dem Täter. Stattdessen hülfe beiden: Wiedergutmachung.
 
Es ist gerade das Mitgefühl, das solches Schmerzzufügen verhindert, diesem vorbeugt - weil man es nicht kann, weil man selbst darunter litte, verhielte man sich so.
Und es ist auch dieses Mitgefühl, das im Täter immer auch den Menschen, den seinerseits Leidenden sieht.
 
Dafür ist im Übrigen keinerlei Religion, Ideologie, Zwang, Kontrolle ... erforderlich, denn dieses Mitgefühl ist Menschen (und anderen Primaten) angeboren, nur leider wird es zumeist beschädigt, statt gestärkt, gefördert.
 
Ich denke inzwischen, dass letztlich doch allenfalls das Leiden solche Menschen zu Einsicht, Selbstreflexion, Selbsterkenntnis, Verhaltensänderung, ggf. sogar Heilung, Reife "bringt".
Leider ist das der Weg, den viele Menschen gehen müssen, u m zu reifen.
 
Befasse mich mit diesen Phänomenen schon seit einiger Zeit, siehe dazu unten verlinkte blog-Einträge.
Nun nochmals thematisiert, da es mir schon lange sehr am Herzen liegt und weil ich den Eindruck habe und immer wieder die Erfahrung mache, dass hinsichtlich dessen noch immer so viele Missverständnisse, Unkenntnis vorliegen.
30. Juli 2024
 
Du kannst solchen psychisch-emotional und sozial beschädigten, unreifen Menschen als deinerseits liebesfähiger, mitfühlender Mensch eine Art Hilfe, Hebamme für ihren Heilungs- und Reifungsprozess sein, dies aber nur, wenn sie selbst Einsicht in die Erforderlichkeit dessen haben.
 
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Erich Fromm: "Der passive Mensch ist der ewige Säugling. Ob er nun konsumiert: Zigaretten, Bier, Wein, Alkohol, Frauen oder Männer, Bücher, Zeitungen, Television - alles, es kommt gar nicht darauf an (...).
 
Die Haltung des offenen Mundes, des Säuglings, der auf die Flasche wartet und dann wird er langsam befriedigt. Er hat nichts zu tun. Keine seiner seelischen Kräfte wird davon berührt, er wird in keiner Weise aktiviert. Aber er wird zum Schluss schläfrig. (...)
 
Die grundsätzliche Frage: Was ist unser Ziel? Ist unser Ziel die größere Produktivität oder ist unser Ziel das Wachstum und die Entfaltung des Menschen? (...)
Viele Dinge sind gut für die Industrie und schlecht für den Menschen."
 
Was Erich Fromm über den passiven Menschen sagt, der alles, auch Menschen, passiv nur konsumiert, danach giert, maßlos in sich hineinschlingt, ohne dabei je satt zu werden, erfüllt sein zu können, trifft besonders auf Narzissten zu.
 
Narzissmus, Gier, Liebesunfähigkeit.
 
Liebe, Beziehung, Bindung, Berührung, Verbundensein
Warum man, Mensch, "Gott" nicht lieben kann und warum "Gott" keine(n) Menschen liebt:
 
Selbstverständlich impliziert Liebe auch Bedürfnisse nach Nähe, Verbundenheit, Gemeinsamsein, Vertrautheit ... . Beziehung. Deshalb kann Mensch "Götter" nicht lieben.
 
Ein "Gott", ein sogen. metaphysisches Prinzip, menschliches Konstrukt also - weshalb Gott, Götter von jeher anthropomorph dargestellt, attributiert, charakterisiert sind - kann nicht (Menschen, "seine Schöpfung", was auch immer) lieben und nicht geliebt werden, da Liebe, das Lieben, nicht nur eine mentale, intellektuelle, rationale Haltung oder ein Gefühl, eine Empfindung intensiver Zuneigung, sondern vor allem eine Aktivität, aktives menschliches Tun, Agieren in bestimmter Weise ist:
 
Aktives Lieben bedeutet, sich einem oder mehreren anderen - geliebten - Lebewesen im Diesseits, im Hier und Jetzt, während des eigenen, persönlichen leiblichen Existierens, Lebens, in bestimmter, bewusster Weise zuzuwenden, zu verhalten. Hierzu sei abermals auf Erich Fromms Definition von Liebe, d.h. nicht nur Geliebtwerden (-wollen), sondern aktivem Lieben, verwiesen, siehe in "Die Kunst des Liebens" von ihm erläutert.
 
In Kurzfassung:
Aktives Lieben drückt sich aus in, durch bedürfnisorientierte, nicht-paternalistische Fürsorge, Achtung, Freiheit, Verantwortung, Erkenntnis - Verbundensein.
 
Erich Fromm:
"Liebe ist eine Aktivität und kein passiver Affekt. Sie ist etwas, das man in sich selbst entwickelt, nicht etwas, dem man verfällt.
Ganz allgemein kann man den aktiven Charakter der Liebe so beschreiben, dass man sagt, sie ist in erster Linie ein Geben und nicht ein Empfangen."
 
Einem phantasierten, halluzinierten, konstruierten, abstrakten, leiblosen "Gott", einer bloßen Idee, einem Konstrukt gegenüber kann ein Mensch nicht fürsorglich, verantwortlich, gebend agieren - verbunden sein. Es fehlt hierfür die für Beziehung, für Bindung, Liebe entscheidende, unabdingbare Grundvoraussetzung: das gerade leiblich existierende (oder einmal existiert habende), persönlich gekannte, erlebte Gegenüber - der Andere, das Du - mit dem man real, tatsächlich interagiert hat, mit dem man konfrontiert, von dem man herausgefordert, dem man gegenübergestellt war bzw. ist, gegenüber dem man sich während eigener Lebenszeit - als jeweils soziale, leibliche, bedürftige, verletzliche Wesen, Menschen - persönlich verhält.
Hierzu sei insbesondere auf Emmanuel Lévinas verwiesen.
 
Eben dies macht Beziehung aus. Keine Beziehung, keine Bindung ohne immer wieder auch mögliche, erfahrene leibliche Nähe, Sozialkontakt, Austausch, Erfahrung, Interaktion und: (nicht-sexuelle) Berührung.
 
Solche Beziehung, Bindung, Berührung ist für alle Menschen lebenslang unentbehrlich, eben weil Menschen soziale Wesen sind. Sie brauchen solche wohltuende Berührung, Halt, Gehaltensein, Nähe, Beziehung, Bindung, Verbundensein für ihr physisches und psychisches Wohlbefinden, für Entwicklung, Persönlichkeitsreifung, Selbstreflexion, (Selbst-) Erkenntnis, für Lernen, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Resilienz und ganz besonders auch für Genesung und Heilung.
 
Gerade wenn und weil Menschen solche stabile Bindung, wohltuende, tragende Beziehung und Berührung, Gehalten-, Getragensein nicht, insbesondere nicht in der prägenden Phase ihrer Kindheit, oder nur unzureichend erfahren haben - tatsächlich geliebt zu werden von den Hauptbezugspersonen (zumeist den Eltern) - sind sie selbst häufig nicht liebesfähig, nicht beziehungsfähig, suchen dann ersatzweise, kompensatorisch Trost, Halt, Zuflucht, Ausweg bei "Gott", in Glaube, Aberglaube, Esoterik oder auch Drogen, Sucht.
 
Um sich ihr Ungeliebtsein sowie ihre eigene Liebesunfähigkeit nicht eingestehen, sich damit - zwecks Bewältigung, Heilung - nicht auseinandersetzen zu müssen, da dies mit Schmerz, Leid verbunden, überdies zumeist ein langwieriger Erkenntnis- und Reifungsprozess wäre, und weil sie oft auch autoritär geprägt sind, überhöhen solche Menschen das "Geistige", Rationale, Intellektuelle, werten alles Leibliche, Physische, Sinnliche, Emotionale, gerade auch Genussvolle als schlecht, verdorben, schmutzig, primitiv, schwach, falsch, teuflisch ab - siehe Kirche, Religion, Patriarchat.
 
Einen "Gott" - der mir nur so, nur das (vermeintlich) "antwortet, zeigt, spiegelt, offenbart", das sich in nur meiner persönlichen, subjektiven Vorstellung über ihn befindet (oft auch: das mir über "Gott" erzählt, beigebracht, indoktriniert wurde) - kann ich mir nach meinen ureigenen Wünschen (auch Ängsten ...) denken, formen, vorstellen, gestalten und vermeintlich "erleben, erfahren". Alles abstrakt, alles nur in Subjekthaftigkeit, Selbstbezogenheit, Egozentrismus, Eskapismus gebettet. Bequem, angenehm, selbstschonend - auch dann, wenn es Zweifel(n) gibt.
 
Denn mir fehlt hierbei die Herausforderung, das unmittelbare, konkrete Angesprochen-, Herausgefordert-, Gefragt-, Gemeintsein durch ein leibhaftiges, leibliches, lebendiges, sinnlich wahrnehmbares, erfahrbares, existierendes Gegenüber - ein Lebewesen, demgegenüber ich mich verhalte und das sich zu mir verhält, demgegenüber ich v e r a n t w o r t l i ch bin - in meinem Tun, Verhalten.
 
Mit einem abstrakten, erdachten, konstruierten "Gott" gibt es keinen echten, tatsächlichen Dialog - es kann stets nur der Monolog mit sich selbst sein und bleiben. Man bleibt völlig auf sich selbst zurückgeworfen, in sich selbst verhaftet - es gibt gerade kein Überschreiten, Transzendieren (weder des Ego noch des Selbst, ohnehin nicht der Leiblichkeit, Bedürftigkeit), schon gar kein Reifen.

Es ist selbstschonender Selbstbetrug - Selbstflucht, Weltflucht, das Verweigern von Beziehung und Verantwortung, von aktivem Sich-Zuwenden zum und Einlassen auf den anderen: andere Lebewesen - im Hier und Jetzt.
 
Bestimmte Menschen wollen Liebe als etwas irgendwie "Reines", Abstraktes sehen - abseits jeglicher Menschlichkeit, Leiblichkeit, Bedürftigkeit.
Das ist üblicherweise ihrem Bedürfnis, jedenfalls Wunsch nach Übersichtlichkeit, Ordnung, Kontrolle und Sicherheit geschuldet. Auch wenn ihnen selbst das zumeist nicht so bewusst sein mag.
 
Liebe ist deshalb schmerzhaft, weil geliebte Menschen einen am intensivsten verletzen können und weil der Verlust schmerzt, auch deren Leid (psychisches oder physisches).
Liebe ist kein paradiesischer Zustand permanenter Harmonie.
 
Natürlich vermisst man einen geliebten Menschen, gleich, ob das ein Partner, Kind, Freund/in oder wer immer ist. Selbstverständlich sehnt man sich nach dessen Nähe, nach Gemeinsamsein. Auch wenn Sehnsucht, Verlust, Vermissen schmerzhaft sind.
Natürlich erwartet man etwas, eben weil man in Beziehung zu geliebten Menschen ist, sonst würde man sie auch nicht vermissen können - bspw. nach deren Tod.
Selbstverständlich impliziert Liebe u.a. auch Sehnsucht nach Gemeinsamsein, Verbundensein. Selbstverständlich schmerzt deshalb der Verlust, Tod eines geliebten Menschen oder auch Tieres.
 
Denn wir sind Menschen und als solche lebenslang bedürftig.
Und was wir beim aktiven Lieben (!) erfahren, ist genau das: Verbundensein. Und das beinhaltet Sehnsucht, Schmerz, auch Trauer, Wut, bedürfnisorientierte Fürsorge, Verantwortung, Freiheit, Erkenntnis (des Selbst und des Anderen), Herausforderung, Reifung ... .
 
Deshalb ist es so wichtig, nicht von etwa irgendwie abstrakter Liebe zu sprechen, sondern vom aktiven Lieben - von einer Haltung und einem Sich-Verhalten gegenüber dem geliebten Lebewesen. Und dieses lässt sich ja durchaus benennen, dieses Verhalten.
 
Liebe ist nie abstrakt, sondern immer konkret, bezüglich - siehe Beziehung, Bindung, Interagieren, Verbundensein.
 
Mag sein, dass nicht wenige Menschen ihren Partner als Besitz, Eigentum betrachten, das aber ist nicht Liebe.
Das Problem kommt aus der "bürgerlichen Liebe", der patriarchalen Ehe (-Institution), dem romantisch Verklärten und dem Verwechseln von Liebe mit Verliebtsein, weil es Romane, Filme gleichsetzen, so darstellen und weil Monogamie nicht dauerhaft funktioniert.
 
Lieben hat mit Geben, Zuwenden, Zuneigung, Intimität und Intensität zu tun, nicht mit Besitzanspruch, nicht mit (serieller) Monogamie. Und Liebe wird nicht weniger, sondern "mehr", wenn man sie teilt, gibt.
Dabei geht es allerdings entscheidend um das Wie bzw. darum, ob es jeweils Liebe oder nur Benutzen, Konsumieren, Ausbeuten ist.
Aber durchaus erwartet man etwas, sonst ist es keine Verbundenheit, Vertrautheit, keine Beziehung: zum Anderen als Anderen. Und wir sind alle nicht perfekt.
 
Erich Fromm hat Liebe bzw. aktives Lieben so viel klarer, strukturierter, verständlicher erklärt, "definiert", so in seinem Klassiker "Die Kunst des Liebens".
 
So auch Emmanuel Lévinas - über den Anderen, die eigene Haltung zu ihm, das persönliche (Sich-) Verhalten ihm gegenüber: Ethik, Verantwortung, Liebe.
 
Basaler Urgrund für sowohl Lieben, Liebesfähigkeit, als auch intrinsische Moral (statt religiös, ideologisch oktroyierter) ist das jedem Menschen wie auch anderen Primaten angeborene Mitgefühl.
 
Übrigens: das erkannt zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig, es auch vollständig bereits leben zu können. Es ist ein Weg - letztlich ein lebenslanger.
Unabdingbar ist dafür (das Erlangen, jedenfalls Anstreben von) Reife. Klingt banal, pauschal, ist es in Lebenspraxis aber nicht.
 
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"Ich weiß, Ihr habt an mir immer einen gewissen Anteil genommen, weil ich ein armer Teufel bin - den Ihr im Grunde verachtet, der Euch aber unterhält."
 
"Edles und Gutes zu tun, macht die eigenen Gefühle reicher."
"Ihr seid ein wunderliches Wesen."
"Und Ihr ein bedauernswertes, da Ihr all das nicht fühlen könnt. (...)
Weil Ihr Euch niemals eine Existenz errichtet habt, frei von jeder Knechtschaft."
 
"Man will mich, so wie ich bin, aber wundert sich dann, dass ich so bin, wie ich bin. Man weiß doch: Solche wie ich sind eigensüchtige, niederträchtige Burschen.
Es muss also die stillschweigende Übereinkunft gelten, dass man uns Gutes tut, aber wir früher oder später das mit Bösem vergelten werden."
 
Denis Diderot - "Rameaus Neffe"
 
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Leiden, Lernen, Reifen - Liebe, Mitgefühl, Bindung, Beziehung, Heilung, Wiedergutmachung, Versöhnung - statt Rache, Vergeltung, Strafe, Gewalt

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