Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Sabeth schreibt - Lebenskunst für Laien

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Hartz 4 ist ...

Ein Mensch ist nicht nur oder erst dann existenzberechtigt oder "wertvoll", wenn er kapitalistisch, wirtschaftlich ausbeutbare Lohnarbeit tätigt, funktional, nützlich, benutzbar, knechtbar ist. - Menschenwürde. Grundgesetz. Menschenrechte. Ethik.

Ein Mensch ist nicht nur oder erst dann existenzberechtigt oder "wertvoll", wenn er kapitalistisch, wirtschaftlich ausbeutbare Lohnarbeit tätigt, funktional, nützlich, benutzbar, knechtbar ist. - Menschenwürde. Grundgesetz. Menschenrechte. Ethik.

 
"[...] Es handelt sich dabei nicht nur um eine Höherbewertung der Lohnarbeit für das menschliche Leben. Die Architekten der Reformen sind sich ihrer Sache so sicher, dass sie bei der Bewertung der Arbeit für das Leben die Entscheidungsfreiheit der Einzelnen kaum mehr in Betracht ziehen. Es wird schlicht vorausgesetzt, dass alle Menschen in die Lohnarbeit wollen, und mehr noch: dass sie, wo sie dies nicht wol- len, auf gravierende Weise falsch leben – und dass dies durch Sozialpolitik geändert werden muss. [...]
 
In Fällen, wo bei Zuwiderhandlung eine Strafe in Form von Minde- rung oder Entzug der Leistungen angedroht wird, ist dabei philosophisch von „Zwang“ zu sprechen. Dieses Elementträgt deutlich illiberale Züge: Der Staat wendet Zwang gegen seine Bürger an und gibt seine „Neutralität“ hinsichtlich ver- schiedener Konzeptionen des guten Lebens auf. Die philosophische Frage ist nun, wie und ob dieser Zwang zu rechtfertigen ist. [...]
 
Hat der Staat ein moralisches Recht, von seinen Bürgern Arbeitsleistungen zu erzwingen? [...]
 
Darf der Markt das Vorbild der Sozialpolitik sein – einer Politik, die einmal für die Bereiche jenseits des Marktes zuständig war? Und ist es berechtigt, diese Marktförmigkeit im Ernstfall zu er- zwingen? [...]
 
Ob erzwungene Arbeit eine „Verbesserung“ ist, steht ja gerade infrage – und der empirische Trend der materiellen Veränderungen geht eher in Richtung einer wachsenden Ungleichheit, also zuungunsten der Schwächeren. Auch der Nutzen von Gruppen taugt also nicht für eine utilitaristische Rechtfertigung der Reformen. Ebenso wenig kommt der Nutzen der Gemeinschaft in Betracht: staatliche Arbeitspflicht ist nur zulässig, wenn damit ein drohender gemeinschaftlicher Schaden abgewendet wird,3 es keine anderen Wege gibt und die angewandten Mittel verlässlich sind. Keine dieser Bedingungen ist erfüllt: Der Bezug von Sozialleistungen ist in der Regel keine Schädigung der Gemeinschaft, da kein intendierter „Entzug“ von Arbeit vorliegt, sondern in den meisten Fällen Arbeitsstellen ohne Zutun der Individuen überflüssig geworden sind. Auch sind an- dere Wege erkennbar: Wem das Grundeinkommen zu utopisch anmutet, der denke an die alte „dekommodifizierende“ Sozialpolitik oder eine Befähigungspolitik ohne Zwang.
 
Und schließlich ist der eingeschlagene Weg kaum als sicher zu bezeichnen: Die Reformen kosten viel Geld, die zusätz- liche Arbeit bringt der Gemeinschaft je- doch wenig ein. Zwar könnte die rein monetäre Rechnung am Ende positiv aus- fallen. Doch weder ist dies vorab mit Sicherheit auszumachen (es gibt auch gegen- teilige Befunde,4 und normativ ist es fragwürdig, Einschnitte in die Freiheit mit zukünftigen Effekten zu rechtfertigen, deren Wahrscheinlichkeit offen ist), noch beantwortet eine fiktive globale Einsparung die Frage, um wessen Nutzen es sich han- delt: Lohnsenkungen als Folge von Ein-Euro-Jobs etwa nutzen den Unternehmen, schaden aber allen anderen Menschen. [...]
 
Soziale Sicherheit und Sozialkapital für alle Bürger gehen verloren, es entsteht eine Atmosphäre der Verdächtigung und Missgunst. Nimmt man die empirische Wirtschaftsforschung ernst, kann Nutzen nicht allein monetär bestimmt sein: Es müssen auch andere Güter zählen. Eben dieses „Zählen“ schafft Probleme, die den Utilitarismus sprengen. Der Wert der individuellen Freiheit etwa lässt sich weder berechnen noch aggregieren – daher ist der Liberalismus eine eigene Rechtferti- gung. Urteile über das gelingende Leben hingegen implizieren starke Wertungen – dies führt ebenfalls zu einer eigenständigen Rechtfertigungsstrategie, dem Perfektionis- mus. Gibt es hier überzeugendere Rechtfertigungen? [...]
 
Wenn es um die charakterliche Be- schaffenheit von Personen gehen soll (wie bei Lawrence Mead oder Anthony Giddens),11 ist Zwang bei Erwachsenen wenig hilfreich.
(2) Die Engführung von „Autonomie“ auf Lohnarbeit ist schon begrifflich fragwürdig. Perfektionistische Autoren in der Philosophie kennen andere Werte, die für die persönliche Autonomie relevant sind, hier aber nicht vorkommen (künstlerische Ak- tivität, Muße, soziale Beziehungen und Selbstverwirklichung etwa). 12
(3) Die besondere Art von Arbeit, die work- fare verlangt, ist wenig autonomiefördernd, da hier a) kaum Bezahlung, daher b) wenig gesellschaftliche Anerkennung und damit c) kaum ein höherer Selbstwert erwartet werden darf. Man könnte niederen Arbei- ten mit gleichem Recht eine Verbildung des Charakters zuschreiben. Selbst wenn Arbeit sich in Einzelfällen positiv auf Lebensqualität und Charakter auswirken würde, gibt das noch keine Rechtfertigung für eine allgemeine Verpflichtung von Wohlfahrtsempfängern zur Arbeit ab, solange keine Qualitätsstandards gewährleistet sind. [...]
 
Eine umfassende Verantwortung der Individuen für ihre Lage wird schlicht unterstellt. Diese viktorianische Moralisierung kann keine sachlichen Argumente für ihre Ausblendung sozialer Faktoren angeben, eben weil sie sie ausblendet.13 Normativ ist es fragwürdig, ausgerechnet den schwächs- ten Individuen die Schuld für gesellschaftliche Probleme aufzuladen; vielmehr ginge es darum, sie zu schützen und aufzubauen. [...]
 
Wenn diese Einreden stimmen und es nicht noch eine vierte, überzeugendere Rechtfertigungsstrategie gibt, dann fehlt der Umstellung der Wohlfahrtspolitik auf Marktimperative im Falle der Erzwingung von Arbeit bei Wohlfahrtsempfängern eine überzeugende normative Legitimation. Sie basiert auf einer ideologischen Aufladung der moralischen Effekte von Lohnarbeit, die nicht nur an dem langfristigen Trend des Schwindens adäquater Arbeitsstellen vorbeidenkt, sondern die auch auf einer verfehlten Arbeitsphilosophie beruht.
Sollte eine charakterliche Hebung der Bevölkerung tatsächlich das politische Ziel sein, gibt es angemessenere (etwa bildungspoli- tische) Instrumente. Lohnarbeit ist als Erziehungsinstrument nicht geeignet; umso weniger ist es ihr zwangsgeborenes Derivat „workfare“.
Es ist kaum einzusehen, warum staatliche Gelder zur Sicherung fauler Kre- dite eingesetzt werden, nicht aber zur Si- cherung der Lebensqualität der Bürger auch jenseits der Lohnarbeit. Der Marktoptimismus, der hinsichtlich der Finanzmärkte jüngst durch Krisen erschüttert worden ist, ist auch in der Wohlfahrtspolitik verfehlt. Statt Märkte künstlich und durch Anwendung von Zwang weiter in vormals „politische“ Felder auszudehnen, ist es an der Zeit, sich der zivilisierenden und gemeinwohlfördernden Wirkung dekommodifizierender Sozialpolitik zu entsinnen."
 
 
update 03. August 2022
 
Bevor ich oben verlinkten Weser-Kurier-Artikel lese:
Möglicherweise hat Cigana mit kurzen Haaren das gleiche Problem wie ich (die ich auch gerne kurze Haare habe): Man muss sie regelmäßig nachschneiden lassen, dafür fehlt einem das Geld (Friseur) u. die Kraft (Krankheit), selbst kann man es nicht.
Hartz IV Armut
 
Nachdem ich den Artikel gelesen habe, kann ich jeden der darin aufgeführten tweets aus eigener Erfahrung nur bestätigen. So verhält es sich. Und all das sehen Wohlhabende, Vermögende nicht, denn unbemittelte Menschen versuchen oft, ihre Armut zu verbergen, bis hin in die Wohnungsisolation.
 
Gegen Armut, Hartz IV, "Grundsicherung", permanente Bedarfsunterdeckung wegen erheblich zu niedriger Regelbedarfe, gegen katastrophale Erwerbsminderungsrente hilft: weniger Bürokratie, mehr Geld, keine Jobcenter.
 
Wider die permanente Bevormundung, Paternalismus, bloß leere, ignorante, überhebliche, empathielose bis autoritäre "Ratschläge", Belehrungen, Herabsetzung Betroffener, als seien sie sämtlich Idioten.
 
Uns allen, siehe #IchBinArmutsbetroffen, helfen nicht realitätsferne, bequeme, abwimmelnde Ratschläge, Belehrungen, Vorhaltungen, "warme Worte", Dressur, sondern regierungspolitische TATEN - die längst überfällig sind: existenzsicherndes, menschenwürdiges Existenzminimum.
 
Es ist m.E. nicht nur Angst, es ist auch viel Ignoranz, Gleichgültigkeit, weil Wohlhabende, ohnehin Vermögende, sich sicher sind, in eine solche Situation nie je zu geraten, eben weil sie finanziell gut gepolstert sind, auch über Kontakte, Netzwerke verfügen.
 
Sie haben von den Sorgen und Nöten der Menschen in Armut zumeist nur wenig, oberflächliche Kenntnis und keinerlei persönliche Erfahrung damit, jedenfalls nicht langjährig und mit all den Behörden- und Jobcenterschikanen. Sie solidarisieren sich deshalb nicht: aktiv.
 
Oft fallen diese Menschen den von Armut Betroffenen auch und gerade mit ihrem Wählerverhalten noch - wissentlich - in den Rücken, da sie rechtskonservative und neoliberale Parteien wie die CDU, FDP und AfD wählen - siehe deren Menschenbild, eigene Prägung, Erziehung ... .
 
Es ist die CDU, FDP und AfD, die an den Sanktionen in Hartz IV unbedingt festhalten will: an Druck, Zwang, Kontrolle, Strafe, Paternalismus, Autoritarismus, Dressur, an Schwarzer Pädagogik - aufgrund deren Menschenbildes, indoktrinierter Leistungsideologie und ihres bequemen, selbstschonenden Selbstbetrugs.
 
-

Regelbedarfe 2021

der-paritaetische.de

update 15. Mai 2022
 
Nicht vergleichen, kein "Wetteifern, Überbieten, Konkurrieren", kein Herabsetzen, Relativieren, Attackieren, Vorführen, Lächerlich-, Verächtlichmachen, Beschämen.
Aber unbedingt je persönlich: Schweigen brechen. Für Information, Aufklärung, Transparenz. Um die Fakten offenzulegen.
 
Doch zahlreiche in Armut vegetierende Menschen schweigen, bleiben unsichtbar, werden nicht wahrgenommen, nicht gehört, weil sie sich eben doch häufig noch schämen, weil sie von Armut gezeichnet sind, physisch krank, psychisch krank, einige auch substanzabhängig, weil ihnen Schuld, Schwäche, Disziplinlosigkeit unterstellt, eingeredet wird, weil sie früher oder später auch "arm aussehen": da sie weder ihren Körper noch ihre Wohnung, so sie eine solche noch haben, angemessen "instandhalten", pflegen, heilen können - es fehlt für alles das erforderliche Geld: gesunder Lebensstil: physisch und psychisch-emotional.
 
Diese Menschen haben nicht das Geld für bspw. Reparatur oder Ersatz defekten Hausrats, Möbel, Kleidung, Schuhe, für gesunde Nahrung über den gesamten Monat, für regenerierende Freizeitaktivitäten, Ausflüge, Mobilität, Urlaube, für Friseurbesuche, kulturelle Veranstaltungen ... .
 
Schon aufgrund chronischer Erkrankungen und nicht zugänglicher, da zu teurer Mobilität, ÖPNV, und weil sie langsam, allmählich "verfallen", abbauen, zermürbt sind, ziehen sie sich zwangsläufig immer mehr zurück - soziale Isolation, Deprivation, Einsamkeit.
 
Niemand muss, sollte sich für materielle Armut schämen, da sie nie selbstverschuldet ist.
 
-
update 14. August 2020
 
Frage:
 
Gibt es eine Art überregionale Kontaktbörse für Menschen im Hartz4-Vollzug bzw. generell in materieller Armut? Nicht vorrangig ein Beratungsforum, sondern eher für privaten, sozialen Austausch, Kennenlernen und Kontaktaufnahmemöglichkeiten jeweils vor Ort?
 
Eine Art überregionales Forum mit regionalen "Unterforen" und der Möglichkeit, sich über diverse Interessen, Ideen, Themen ... austauschen und eben auch offline Kontakte knüpfen zu können - Freundschaften schließen, keine Fickbörse.
 
Warum das? Weil Leute in materieller Armut nicht die Möglichkeiten zu Mobilität, soziokultureller Teilhabe, Interessen, Hobbies haben (können) wie andere, Wohlhabende. Weil sie weitgehend ausgegrenzt und abgewertet sind. Weil sie mit Scham und sozialer Isolation belastet sind.
 
-
update 16.08.2020
 
Wie macht ihr es so, im Hartz-Vollzug, wenn ihr dann doch vielleicht mal neue Leute kennenlernt - und man üblicherweise fragt: "Was machst du so beruflich?" Das jedenfalls früher oder später, direkt oder indirekt, i m m e r Thema ist.
Und Leute sich offenbar nach wie vor vorrangig über ihre Erwerbstätigkeit und/oder ihr Vermögen ("Haben statt Sein", E. Fromm) definieren.
 
Und wenn man sich dann mit euch "auf einen Kaffee oder ein Bier" treffen will - und ihr nicht mal mobil sein könnt, Gäste zu Hause nicht bewirten könnt, weil die Kohle allmonatlich - und so seit 15 JAHREN: Hartz 4 - schon für euch selbst fürs Essen fehlt.
 
Und wenn eure Wohnung und ihr selbst runterkommt, weil das Geld für Reparatur oder Austausch defekter, alter Gebrauchtmöbel, Hausrats, Kleidung, Schuhe, Brille, Friseur fehlt.
 
Macht ihr es dann auch so wie ich: und bietet allenfalls einen gemeinsamen Spaziergang in - bitte - eurem Stadtteil (da nicht mobil, ÖPNV zu teuer) an oder: wimmelt die Leute schon von Anfang an ab - um weiterhin in sozialer Isolation zu vegetieren, in Armut zu krepieren?
 
Und wer mir jetzt wieder mit "Integration durch Arbeit", d.h. kapitalistisch ausbeutbare Erwerbstätigkeit, nicht: gemeinwohlförderliche, erfüllende, sinnstiftende (Sorge-) Arbeit kommt, kann gleich wieder gehen.
 
-
Ich helfe gerne ein wenig aus - mit Fakten zu Hartz 4:
 
1. Wenn Menschen übergewichtig sind, liegt das häufig auch daran, dass sie sich qualitativ hochwertige Nahrung nicht leisten können - und nein: Was man in Discountern kaufen kann, ist n i c h t gesund, sondern chemisch-synthetisches Industriezeug, Fertignahrung, zumeist überzuckert, man findet kaum qualitativ gute Frischware (Gemüse, Obst, auch Fleisch oder Backwaren) in Discountern - entsprechend sehen die Menschen, die sich überwiegend mit Discounterware "ernähren" müssen, aus.
Und gerade deshalb kann auch ein übergewichtiger Mensch mangelernährt sein: Mangel an diversen Vitalstoffen (Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen).
 
2. Es sind im Hartz-Regelsatz keine Haustiere vorgesehen, nicht einmal für die durch Hartz 4, durch materielle Armut ausgegrenzten, nicht selten gemobbten Kinder, denen ein kleines Haustier möglicherweise etwas Trost spenden und Halt geben könnte.
 
Es sind im Hartz-Regelsatz auch keine Zimmerpflanzen vorgesehen, kein Tannenbaum zu Weihnachten, kein Geld für Haushalts-, Elektrogeräte, die nach etlichen Jahren und häufig bereits gebraucht angeschafft, kaputt gehen (können, werden), man muss dafür ein Darlehen beim Jobcenter aufnehmen, man hat auch damit keinen Anspruch/Möglichkeit auf Neuanschaffung/Neuware (bspw. einer Waschmaschine, eines Kühlschranks oder Herds).
 
Es sind im Hartz-Regelsatz auch keine Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke vorgesehen, auch nicht für Kinder, auch kein Geld für Kleidung und Schuhe für Kinder, die bekanntlich noch im Wachstum sind. All das kann daher nur gebraucht angeschafft werden, wenn sich auf diese Weise etwas in passender Größe findet (das nicht aussieht wie aus dem Altkleidersack), insbesondere für ältere Kinder ist das schwierig (das meiste findet man für Säuglinge und Kleinkinder), am schwierigsten ist es, fußgesunde, robuste/langlebige Schuhe zu finden, da diese sehr teuer sind und man nur mit Glück gelegentlich reduzierte Paare in passender Größe findet.
 
Um zu verdeutlichen, dass ich mit der Hartz 4-Realität gut vertraut bin:
 
Ich bin seit 25 Jahren nonstop allein alleinerziehend (mit erst einem, dann zwei Kindern, nun mit nur noch einem im Haushalt), seit 2005 kontinuierlich im Hartz 4-Vollzug, chronisch krank (nein, Berentung ist nicht so einfach erreichbar, von mir auch nicht gewollt), ohne jeglichen familiären, sozialen Rückhalt, nicht vermögend.
 
Ich weiß nicht, w i e es mit den Hartz-Regelsätzen wem möglich sein soll, sich davon neue, teure Unterhaltungselektronik kaufen zu können, an Auto gar nicht zu denken, noch weniger an Ausflüge, Urlaub - meine Kinder und ich sind nie je auch nur ein einziges Mal zusammen verreist, weder im Inland noch ins Ausland.

Ich habe weder Auto noch Führerschein. Ich habe drei Ausbildungen, ein halbes Studium und zahlreiche Hilfsjobs in jungen Jahren gemacht, habe jedoch keinen berufsqualifizierenden Abschluss erlangt - weil ich im Alter von 17 Jahren erstmals allein im eigenen Haushalt lebte, im Alter von 19 Jahren erstmals alleinerziehende Mutter wurde.
 
Heute bin ich (in Bälde) 45, mein Sohn ist 25 Jahre alt, hat Abitur, lebt in eigenem Haushalt, ist erwerbstätig. Meine Tochter ist 12, hat eine Art Stoffwechselerkrankung, braucht von mir noch sehr viel Unterstützung im Alltag (mehr als vergleichsweise ihr Bruder oder andere Kinder im selben Alter).
 
Wir können uns hier nicht einmal die günstigste/ermäßigte Monatskarte für den ÖPNV leisten, das hat zur Folge, dass günstigere Geschäfte in der Innenstadt nicht erreichbar sind, übrigens auch keine Tafelausgabestelle fußläufig erreichbar ist, die nächste liegt drei Stadtteile entfernt.
 
Wir haben kein Fahrrad (mehr), da auch ein verkehrstüchtiges Gebrauchtrad für uns zu teuer ist, ich bemühte mich, wenigstens über die Jahre immer für die Kinder eines zu erwerben, konnte mir dann jedoch nie ein eigenes (Gebrauchtrad) leisten.
 
Wir sind ohne ÖPNV, Fahrrad und Auto nicht mobil, somit können wir keine Veranstaltungen besuchen, nichts in der Freizeit unternehmen, als hier im weit außerhalb gelegenen Stadtteil spazieren gehen.

Es sind auch keine Facharztpraxen erreichbar - aufgrund der fehlenden, nicht zugänglichen, entzogenen Mobilität.
 
Die Folge all dessen ist soziale Isolation. Seit etlichen Jahren.
 
Es ist mir nicht einmal möglich, meine in anderem Stadtteil wohnende, ebenfalls materiell arme Freundin (auch mehrfache Mutter) besuchen zu können - wir können nur telefonieren.
 
Auch so etwas wie Renovierung ist hier nicht möglich - wie soll ich die Farbe und andere Utensilien vom weit entfernten Baumarkt nach Hause bekommen - ohne Auto, ohne Menschen mit Führerschein und Auto zu kennen, ohne den ÖPNV nutzen zu können?
Selbst für die günstigste weiße Farbe und Tapete fehlt mir das Geld - so auch für einen Fußboden, der in unserer jetzigen Wohnung ist 40 Jahre alt, dringend erneuerungsbedürftig - das machen Vermieter jedoch nicht, können es heute auf Mieter abwälzen, weil es so wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, die Nachfrage weit höher als das Angebot ist.
 
Friseurbesuch leiste ich meiner Tochter und mir ein Mal im Jahr.
 
Wenn Sie aber weder passable Kleidung tragen, noch Ihre Wohnung, Ihr Zuhause (!) instandhalten, defekte notwendige Haushaltsgeräte nicht ersetzen, nicht renovieren können, nur Gebrauchtmöbel, auch nur Secondhand-Spielzeug, übrigens auch einen sehr alten Computer (Discounter-Laptop, ebenfalls secondhand erworben) und ein ebensolches Handy haben (gerade für Kinder ist das ab bestimmtem Jugendalter wiederum ein Ausgrenzungsproblem), wenn Sie sich nicht einmal alle paar Monate einen Friseurbesuch leisten können, wenn Sie vor allem nicht ausreichend Geld für gesunde, vitalstoffreiche Nahrung und niemals Geld für Freude, Unternehmungen, Regeneration, für neue Eindrücke, Erfahrungen, also sozio-kulturelle Teilhabe (gerade für Kinder so wichtig!) haben und wenn Sie überdies nicht die geringste Perspektive auf je nochmal eine Veränderung, Verbesserung Ihrer Lebenssitution und damit auch die Ihrer Kinder haben (denn wie sollte ich meine Kinder womit je unterstützen können - siehe Führerschein für die Kinder oder Teilfinanzierung ihrer Ausbildung oder ihrer Wohnungsausstattung, ihres Hausrats etc., wenn sie auf eigenen Beinen stehen wollen und müssen?) - was meinen Sie, macht das mit Menschen?
 
Zum "Fördern" noch ein Wort:
 
Es werden nur unsinnige Maßnahmen vergeben, in die Betroffene mittels EGV und Sanktionen gezwungen (!) werden - oder aber sie werden sanktioniert.
Von diesen Maßnahmen profitieren bekanntlich vor allem die Träger (Weiterbildungsindustrie, über die medial bereits mehrfach berichtet wurde, Quellen finden sich in meinem blog verlinkt) und die Teamleiter in Jobcentern.

Siehe grundsätzlich, wie die Dinge in Jobcentern vonstattengehen, interne Vorgänge (Zielvorgaben, Boni etc.), siehe, wieviel Geld die Jobcenter für ihre software ausgeben und dass kaum etwas für tatsächliche, bedürfnirsorientierte (!) berufliche Qualifizierung ausgegeben wird, weil es keinen gesetzlichen Rechtsanspruch auf selbige gibt.
 
Ich bettle seit Jahren um eine Umschulung, um eine in meinem Fall berufliche Erstqualifizierung und habe zertifizierte Angebote und Träger vorgelegt - ich werde seit Jahren abgewimmelt, es wird mir also die erforderliche Qualifizierung verweigert, stattdessen werden mir Ein-Euro-Jobs "angeboten", da ich als "Person mit multiplen Vermittlungshemmnissen" gelte: ohne berufsqualifzierenden Abschluss, alleinerziehend, chronisch krank und ü40.
 
Ich werde bis zu meinem Tod in materieller Armut und sozialer Isolation vegetieren: müssen.
Überdies verschuldet - durch u.a. zahlreiche, erforderliche Umzüge, auch diese immer allein mit Kind(ern) bewältigt haben müssend.
 
Ich kann meine Tochter und mich nicht mit einem Niedriglohnjob ernähren, ich müsste auch dann immer aufstockende Leistungen beziehen. Und so geht es unzähligen anderen Menschen, Familien (mit mehreren Kindern), Alleinerziehenden, Geringqualifizierten, Langzeiterwerbslosen, Alten, Kranken - im reichen Deutschland.
 
Viel ließe sich auch bspw. noch zum sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket äußern (siehe bei Interesse ebenfalls im blog).
 
Übrigens:
 
Ich trinke keinen Alkohol - seit frühester Jugend nicht, nie - auch nicht zu "besonderen Anlässen".
Ich rauche seit über zehn Jahren nicht mehr und davor auch nur sporadisch/kurze Zeit.
Ich bin auch nicht anderweitig substanzabhängig.
Ich bin nicht übergewichtig, wiege bei einer Körpergröße von knapp 1,70m nur mehr 49kg. Auch meine Kinder sind nicht und waren nie je übergewichtig. Das liegt vlt. auch daran, dass der einzige Luxus, den wir uns leisten, gesunde Nahrung ist - und somit bleibt für nichts anderes mehr Geld "über" und nicht einmal für die gesunde Nahrung reicht es: über den gesamten Monat. Jeden Monat: nicht. Ich spare an mir, damit die Kinder so wenig als möglich unter der Situation leiden mussten/müssen. Und ja: das sieht man mir mittlerweile auch an.
 
Zahnbehandlungen mit zu zahlendem Eigenanteil: unmöglich.
Eigenanteil für hier tatsächlich erforderliche Zahnspange für meine Tochter (der vorab stets im Rahmen der GKV in Höhe von 20% zu leisten ist): unmöglich.

Neue Brille (weil alte stark abgenutzt und zu schwache Stärke): unmöglich.
 
Worauf soll ich n o c h verzichten?
 
Ich gehe nie aus, ich unternehme nie etwas, außer Spaziergänge mit meiner Tochter und im Sommer im Park mit ihr Federball und Tischtennis, Basketball und Verstecken spielen, im Winter Brettspiele in der Wohnung – selbst für Kochen, Backen, Basteln braucht es Material, das Geld kostet.
 
Ich rauche nicht, trinke nicht, kaufe mir keine Kosmetik, wir haben alles im Haushalt secondhand (Möbel, Hausrat, auch bspw. Bettwäsche, sowieso Kleidung, Spielzeug), wir haben keine teure oder neue Unterhaltungselektronik, bis vor wenigen Wochen hatten wir noch einen 20 Jahre alten, ganz kleinen Röhrenfernseher.
 
Wir haben keine Haustiere, kein Auto, nicht einmal Fahrräder.

Wir machen keine Ausflüge, können Eintrittsgelder zu kulturellen Veranstaltungen nicht zahlen, uns den ÖPNV nicht leisten, wir können keine Freunde besuchen, da sie in anderen Stadtteilen oder Städten wohnen.
 
Wir sind nicht übergewichtig, essen beide nur sehr wenig.
 
Bei Strom und in unserem Falle Wasserkosten zahlt man jedoch häufig selbst drauf, weil die tatsächlichen Kosten nicht vom Jobcenter übernommen werden – gerade bei Strom ist die Bedarfsunterdeckung seit Jahren bekannt, wie aber auch bei sämtlichen anderen Posten des Regelbedarfs.
 
Ich weiß also nicht, von welchen oder wievielen "Sozialschmarotzern, Asozialen" die Rede ist.

Bedenke man einfach seine eigene Sicht, den augenfälligen persönlichen Sozialneid, das eigene Menschenbild - siehe NS-Ideologie: "Asoziale, Ballastexistenzen" - die den Schwarzen Winkel tragen mussten.
 
Die Menschen werden - weltweit btw - durch Paternalismus, durch Schwarze Pädagogik (Druck, Zwang, Kontrolle, Härte, Strenge, emotionale Kälte, Schikane, Strafe, Dressur, durch Gehorsam erzwingen, Unterwerfen, Ausbeuten, durch absichtsvolles Schmerzzufügen, Sadismus, Gewalt) nicht "gefördert", sondern noch zusätzlich beschädigt - zu ihren ohnehin schon zumeist schlechten, belastenden Start-, Lebensbedingungen.
 
Es ist ein kapitalistisches, neoliberales, feudales Märchen, dass Leistung sich lohne - unzählige Menschen leisten, arbeiten auf diesem Globus, selbst Kinder bereits - ohne jemals angemessen entlohnt, wertgeschätzt zu werden, ohne jemals ihrer materiellen Armut entkommen zu können, zu werden.
 
Und ja: gerade Sorge-Arbeit ist eine für weltweit j e d e Gesellschaft und Gemeinschaft absolut unentbehrliche, unersetzliche - genau diese Arbeit wird jedoch als solche längst nicht mehr anerkannt, geschweigedenn wertgeschätzt und angemessen, d.h. existenzsichernd monetär honoriert. Was jedoch erforderlich wäre, um gerade auch Kinderarmut zu beheben, denn Kinderarmut ist zumeist vor allem auch Mütterarmut - weltweit.
 
Diese Frauen arbeiten, erzielen mit dieser Arbeit jedoch kein Einkommen - das jeder Mensch heute zum Leben braucht. Frauen weltweit werden auf diese Weise als gratis Sorge-Arbeit-Leistende ausgebeutet und zusätzlich dann noch diffamiert, wenn/weil sie nicht zusätzlich erwerbstätig sind - siehe Dreifachbelastung, Mütter-Burnout, regretting motherhood als Folgen.
 
Sprechen wir also darüber, was materielle Armut mit Menschen macht, dass nicht selbst verschuldete, sondern politisch verschuldete Armut eine Ausgrenzungserfahrung und damit eine Schmerzerfahrung ist (siehe Joachim Bauer, Neurobiologe, Arzt, Psychotherapeut: "Schmerzgrenze – Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt").
 
Sprechen wir darüber, wie Menschen durch all diese Existenzängste, durch langandauernde, oft lebenslange (!) massive Entbehrungen, Ausgrenzung, ENTWÜRDIGUNG sich verändern, wie sich ihre Persönlichkeit hierdurch verändert – wie sie ihr Selbstwertgefühl und damit ihr Selbstvertrauen verlieren, ohnehin das Gefühl von Selbstbestimmtsein und Selbstwirksamkeit, wie sie diverse Ängste entwickeln, sich zurückziehen, sich verstecken, wie sie isoliert werden, weil sie sich um ihr Äußeres und ihre Wohnung nicht adäquat kümmern, Freunde nicht einladen, bewirten können, keine sozio-kulturelle Teilhabe erleben können, nicht mobil sein können, sich nicht gesund ernähren können, wie sie ein freudloses Dasein führen müssen, gerade nicht gefördert, unterstützt, sondern bevormundet, drangsaliert, b e s t r a f t werden – dafür, dass sie bspw. diverse Einschränkungen, schlechte Startbedingungen hatten/haben, dafür, dass sie nicht ökonomisch, als Menschenmaterial funktionalisierbar, verfügbar, gewinnbringend verwert-, verheiz-, ausschlachtbar sind – oder es auch nicht sein wollen, weil sie weit mehr von Gemeinwohlökonomie halten als von Kapitalismus, Neoliberalismus, der nicht nur Menschen vernichtet, sondern auch den gesamten Globus, unsere Existenzgrundlage zerstört (Rohstoffraubbau, Klimawandel, Abholzen der Regenwälder, Plastikmüllflut, Zerstörung von Biosphären, von Biodiversität, von Böden, landgrabbing, offshoring, Monokulturen und Folgen, Pestizideinsatz, Ernteausfälle, Spekulation mit Nahrungsmitteln etc.).
 
Sprechen wir über die Gründe, w a r u m Menschen Termine bei Jobcentern nicht warhnehmen:
Weil sie zumeist Angst davor haben, weil sie aus wiederholter Erfahrung wissen, dass es bei diesen Terminen grundsätzlich nie um Fördern, Unterstützen, um Chancen geht, sondern darum, die Betroffenen in sinnlose Maßnahmen, Ein-Euro-Jobs oder Niedriglohnjobs zu zwingen (mittels EGV, Sanktionen).
 
Sprechen wir darüber, warum die Menschen die EGV zumeist nicht gerne unterschreiben: Weil sie ein Vertrag ist, der eigentlich nur auf freiwilliger Basis, ohne Zwang zustandekommen darf, durch die Sanktionen jedoch zum Zwang wird; die EGV ist – einmal unterschrieben – rechtlich jedoch kaum mehr anfechtbar und gereicht den Betroffenen fast immer zu deren Nachteil (siehe oben bereits aufgeführt, was darin üblicherweise festgelegt wird, dass es nie um tatsächlich angemessene, bedürfnisorientierte Unterstützung geht, dass Menschen mit Niedriglöhnen gerade nicht überleben, nicht eigenständig ihre Existenz sichern k ö n n e n, das offenbar auch gar nicht sollen).
 
Sprechen wir darüber, dass j e d e Sanktion ethisch nicht zu legitimieren, sondern zu ächten ist, siehe, was ich oben bereits zu den Folgen Schwarzer Pädagogik ausführte.
Sprechen wir über workfaredass und warum diese mit dem Menschenwürdeprinzip unvereinbar ist – mit GG Art. 1 (Menschenwürdegrundsatz), 12 (keine Zwangsarbeit erlaubt), 20 und 28 (Sozialstaatsgebot).
 
Sprechen wir darüber, dass der sogen. Sozialstaat vor allem für die (obere) Mittelschicht ein Segen ist, dass und auf welche Weise diese von ihm profitiert – und gerade nicht die sogen. Unterschicht.
 
Sprechen wir darüber, dass und warum all die "Ballastexistenzen" dem Staat, jeder kapitalistischen, neoliberalen, somit Menschen verachtenden, vernichtenden Regierung/System nichts wert sind – eben weil sie nicht gewinnbringend ausbeutbar, verfügbar sind – ich nannte bereits, wen das betrifft:
 
nicht vermögende Alte, chronisch Kranke (auch suchtkranke, behinderte Menschen), Pflegebedürftige, Obdachlose, Inhaftierte, Geflüchtete, Geringqualifizierte, Niedriglohnerhaltende, Langzeiterwerbslose, Alleinerziehende, Kinder, nicht vermögende Familien mit mehreren Kindern.
 
D e s h a l b wird für all diese Menschen nichts getan. Spätestens seit der Agenda 2010 nicht mehr. – Siehe Mont Pelérin Society, Seeheimer Kreis der SPD … . Neoliberalismus also.
 
Sprechen wir vom Zufall, Glück oder "Pech" der Geburt, davon, dass Reichtum nicht erarbeitet, sondern üblicherweise vererbt wird – wie so auch materielle Armut.
 
Sprechen wir darüber, dass und warum die Mitte auch in Deutschland unsolidarisch ist, es insbesondere Rechtskonservativen um vor allem ihren Privilegienerhalt, ihre Besitzstandswahrung und Deutungshoheit geht.
 
Sprechen wir letztlich und folglich über Herzensbildung, Charakterstärke, Mitgefühl, Verantwortung, Kooperation, tatsächliches Gemeinwohl – statt weiterhin Konkurrenz, Kampf zu betreiben, statt weiterhin auf Neid, Gier, Geiz, Egomanie, Narzissmus zu setzen und die Leistungs- und Konkurrenzideologie schon unseren Kindern zu indoktrinieren – in staatlichen Schulen, durch vermeintliche "Frühförderung" in Kitas und in Elternhäusern.
 
Gesellschaftskritik, ja – nichts weniger als das. Aus Gründen, u.a. persönlichen.
 
Und w e r also wählt die etablierten, neoliberalen Parteien: CDU, CSU, FDP, SPD, die opportunistischen Grünen und die rechtsextremistische, rassistische AfD (siehe Extremismus der Mitte, heute wie damals): mehrheitlich die wohlhabenden, vermögenden Mittelschichtszugehörigen. Nicht die Unterschicht.
 
Das grundsätzliche Problem, weltweit, ist der Konservatismus - mit all seinen Ausprägungen und Folgen, mit vor allem seinem katastrophalen Menschenbild und daraus folgenden Ideologien (auch Religionen), Glaubenssätzen, Verhaltensweisen.
 
-
Anmerkung zu meinem Offenlegen meiner persönlichen "Situation", Lebensverhältnisse in materieller Armut ... :
 
Mir geht es nicht darum, "Aufmerksamkeit zu erregen", bemitleidet zu werden, sondern darum, am Lebendbeispiel (in diesem Fall meinem persönlichen) anschaulich, vielleicht verständlich zu machen, warum es vielen, wenn nicht allen Menschen im offenen Hartz-Vollzug tatsächlich schlecht geht und dass das zumeist gerade nicht auf deren persönliches Verschulden oder Versagen zurückgeht.
 
Ich möchte mit meinen Schilderungen nicht um Almosen betteln, nicht erwirken, dass Menschen mir etwas aus Anteilnahme, Hilfsbereitschaft schenken, sondern versuche, zu verdeutlichen, dass und warum die bestehenden Missstände tatsächlich nur und grundlegend auf politischer Ebene behoben, beseitigt werden können und müssen, auch wenn bzw. gerade weil die je persönlichen, individuellen Hintergründe und Biographien, die zu u.a. materieller Armut führ(t)en, unterschiedlich, dann aber doch wieder sehr ähnlich sind.
 
Um diese erforderlichen regierungspolitischen Veränderungen erwirken zu können, eben hierfür ist das Solidarisieren der Mittelschicht mit der sogen. Unterschicht unabdingbar - und das hat vor allem mit entpsrechendem Wahlverhalten zu tun, denn anders lassen sich die Dinge in einer repräsentativen Demokratie kaum gewaltfrei umfassend und dauerhaft beeinflussen, verändern.
 
-
update 12. Februar 2022
 
Sogenannte staatliche Unterstützung, Förderung, Hilfen, siehe sogen. Sozialleistungen, das Sozialgesetzbuch, Jobcenter, "Teilhabe am Arbeitsmarkt" (§16i SGB II) u.a.m., siehe Leistung, Beurteilung, Bewertung von Menschen, Arbeitsmarkt, Stellenvergabekriterien
 
Es ist alles sehr viel Augenwischerei, staatliche, politische, institutionelle Heuchelei, Täuschung - alles nur pro forma, aber nicht tatsächlich, effektiv gewährt, gegeben, erbracht, nicht in Praxis wohltuend für Betroffene umgesetzt.
 
Es muss um alles, um Sozialleistungen, medizinische (Symptom-) Behandlung, diverse Gelder, Hilfsmittel, auch Erwerbsminderungsrente, oft viele Jahre, nicht selten lebenslang, zermürbend gekämpft werden und Menschen werden dabei vorrangig, eigentlich nur bürokratisch verwaltet. D a s scheint die Hauptsache, das Hauptziel zu sein - n i c h t das tatsächliche Wohlergehen, eine Verbesserung der Lebenssituation, der Lebensqualität all der (chronisch) Kranken, Alten, Kinder, Eingeschränkten, Benachteiligten, Belasteten, Versehrten.

Die Biographie all dieser Menschen spielt bspw. nach wie vor nicht die geringste Rolle, es wird nicht berücksichtigt: was wer seit Kindheit bereits wie, wie häufig, langandauernd und in welchem Ausmaß, welcher Intensität zu durchleiden, zu ertragen, zu bewältigen, worum wie zu kämpfen hatte, wodurch wie nicht selbstverschuldet (!) belastet, beschädigt wurde - zumeist lebenslang prägend, den gesamten weiteren Lebensverlauf bestimmend, mindestens beeinträchtigend.

Es spielt all das auch keine Rolle: in der Gesellschaft, in Schule, auf dem Arbeitsmarkt, bei Bewerbungen, Stellenvergabe.
Es interessiert nicht, wieviele Menschen seit ihrer Kindheit nicht selbstverschuldet - durch Eltern, Familien, Gesellschaft, Politik oder gerade nicht vorhandene Eltern, Familien, durch Vernachlässigung, Misshandlung, wegen Armut und all ihrer bekannten Folgen - wie intensiv wodurch belastet, beschädigt, lebenslang geprägt, versehrt wurden und nach wie vor werden.
 
Dass aber all dieses Ertragene, Durchlittene, Bewältigte eine immense L e i s t u n g dieser Menschen ist, wird völlig missachtet, übergangen, stattdessen wird auf sie herabgeblickt, werden sie verachtet, bemitleidet, ausgegrenzt, entwertet, gelten sie als "Versager, Gescheiterte, sozial Schwache". Als Ballastexistenzen. Nach wie vor.
 
Es interessiert Regierungen, Politik, Gesellschaft, Arbeitgeber, zahlreiche Privatpersonen nicht, ob, dass Menschen aus welchen Gründen "unterschiedliche Startbedingungen" haben, was dazu führt, was dies erhält, zementiert, warum diese Gründe, Ursachen noch immer nicht behoben werden: politisch, angemessen, zeitnah, effektiv.
 
Es interessiert nicht, aus welchen Gründen wer schon aufgrund des Zufalls der Geburt wie privilegiert, wohlhabend, vermögend - von Geburt an - ist und dies zumeist lebenslang bleiben wird, auch ohne selbst erbrachte Leistung, einfach nur, weil ein solcher Mensch das Glück hatte, in eine wohlhabende Familie geboren worden zu sein und infolgedessen einen völlig anderen, zumeist sehr viel leichteren, angenehmeren, bequemeren, müheloseren, weniger leidvollen Lebensweg gehen zu können als all jene, die dieses Glück nicht hatten und haben.

Das alles hat nicht das Geringste mit Prosozialität, sozialer Gerechtigkeit, Teilhabe, Unterstützung, Förderung, am wenigsten aber mit Heilung, Prävention, Entschädigung, Wiedergutmachung - an all diesen nicht selbstverschuldet Versehrten, Opfern (siehe auch Obdachlose, Suchtkranke ...) - zu tun.
Das Gegenteil ist der Fall: Sie werden systematisch noch zusätzlich durch Staat, staatliche Institutionen, Kontrollinstanzen, Gesellschaft, Regierungen, Justiz, Gesundheitssystem, Bürokratie beschädigt. Lebenslang. Bis zu ihrem Tod. Bürokratisch verwaltet - das ist die Hauptsache. Sonst: nichts.
 
Was hat all das mit "unangetasteter" Menschenwürde, vorgeblich gewährleisteten Grundrechten, universellen Menschenrechten, sozialer Gerechtigkeit, Prosozialität, Gemeinwohl, Lebensqualität (wessen nur) zu tun?
 
Es ist gezielte, wissentliche, absichtsvolle, systematische Ausbeutung, Beschädigung, sukzessive Vernichtung bestimmter Menschen weltweit: der materiell Armen, der Benachteiligten, Ausgegrenzten, Entwerteten, Versehrten. Immer noch.
 
Ich bin all die Täuschung, die manipulativen Euphemismen, die Heuchelei längst so leid.
 
Warum geben Regierungen nicht allen in Armut vegetierenden Menschen kostenfrei ein Mittel zum Suizidvollzug aus oder töten sie durch Erschießen? Es wäre ehrlicher, denn man ermordet sie ohnehin, nur leidvoller, auf Raten, indem man sie in Armut krepieren lässt. Absichtsvoll.
 
-
Wieder so ´ne unterkomplexe, unreflektierte Hartz-Reportage ("Die story im Ersten - Der Hartz IV-Report").
Wo anfangen?
 
1. Lohnabstandsgebot: Die Regelbedarfe wurden nachweislich absichtsvoll kleingerechnet, so lassen sich daraus resultierend (!) Niedriglöhne durchdrücken. Würde das Existenzminimum (die Regelsätze) erhöht, müssten entsprechend die Löhne steigen, genau das zu verhindern bzw. Löhne drücken zu können, Menschen zu zahlreichen Konzessionen (an ihre Erwerbstätigkeit, die Arbeitsbedingugen, die Lohnhöhe ...) zu bringen, war und ist Zweck und Ziel von Hartz 4 als Druckmittel, Abschreckungsmittel, inklusive der Sanktionen.
 
Es geht dabei nicht um "Fördern", sondern um sogenannte "Aktivierung, Edukation" - um Dressur also, das Erzwingen von Gehorsam und Unterwerfung.
 
2. Menschen lassen sich nicht wie/als Tiere mittels Schwarzer Pädagogik: Druck, Zwang, Kontrolle, Härte, Strafe, Angst erzeugen, Gehorsam erzwingen, also Dressur, Abrichtung, Knechtung, noch weniger motivieren.

Erforderlich ist stattdessen, ihnen Vertrauen entgegenzubringen und sie je individuell bedürfnisorientiert, respektvoll und nicht-paternalistisch fürsorglich zu unterstützen.
 
3. Es gibt nach wie vor kein gesetzliches Recht auf berufliche Qualifizierung. Nein, diverse MAT (Maßnahmen bei einem Träger) helfen, fördern die Betroffenen nicht, sie belasten sie häufig noch zusätzlich und führen nicht zu dauerhafter Erwerbstätigkeit, insbesondere nicht existenzsichernder und nicht auf dem Ersten Arbeitsmarkt.
 
4. Das grundsätzliche Problem ist das zugrundeliegende Menschenbild.
 
Hartz 4 lässt sich durchaus angemessen abschaffen: Es ist durch ein emanzipatorisches, menschenwürdiges, somit sanktionsfreies Grundeinkommen zu ersetzen.
 
5. Nein, das Vegetieren im Hartz-Vollzug hat nichts mit "Lebenskunst" zu tun, wie es das Beispiel von Frau Grünkohl suggerieren sollte.
 
Wer materiell arm ist - und das sind zumeist Menschen im Hartz4-Bezug und in Niedriglohntätigkeiten Befindliche, Menschen mit zu geringer Altersrente, Alleinerziehende, Obdachlose, chronisch Kranke, Behinderte, Pflegebedürftige ... - ist deshalb häufig nicht mobil, kann sich den ÖPNV nicht leisten, ist ausgegrenzt, da er keine soziokulturelle Teilhabe hat.
Hinzu kommt oft die Scham, da noch immer unterstellt wird, die Leute seien selbstverschuldet arm, unqualifiziert, sie seien undiszipliniert etc..
 
6. Arbeit ist mehr und noch anderes als Erwerbstätigkeit inklusive #bullshitjobs. Jemand, der erwerbslos ist, ist deshalb keineswegs zugleich arbeitslos - siehe ehrenamtliche, soziale, emotionale, mentale/intellektuelle, kreative, handwerkliche ... Arbeit. Arbeitsbegriff korrekt und zeitgemäß definieren, statt neoliberal-kapitalistisch.
 
7. Weltweit sind mehrheitlich Frauen von materieller Armut betroffen. Mehrheitlich leisten Frauen und Mütter die für weltweit jede Gesellschaft und Gemeinschaft absolut unentbehrliche Sorge-ARBEIT. Diese "häusliche" Sorge-Arbeit, sogen. Reproduktionsabeit, siehe auch Angehörige pflegen ... , muss endlich angemessen wertgeschätzt und existenzsichernd monetär honoriert, statt immer weiter ausgelagert und kapitalistisch ausgeschlachtet werden.
 
-
Grundgesetz
 
Hartz 4 verstößt SEIT 14 J A H R E N mindestens und jedenfalls gegen:
 
Art. 1 - Menschenwürdeprinzip

Art. 2 - freie Entfaltung der Persönlichkeit

Art. 3 - Gleichheit und Benachteiligung, siehe jedoch Klassenjustiz, kleingerechnetes Existenzminimum, erheblich zu niedrige Regelbedarfe

Art. 6 Abs. 1 und 4 - Schutz und Fürsorge für Familie und Mütter

Art. 11 Abs. 1 - Freizügigkeit im gesamten Bundesgebiet, schon unmöglich durch fehlende, entzogene Mobilität und Anwesenheits-, Meldepflicht (siehe regelmäßige Vorladungen)

Art. 12 - freie Arbeitswahl, Verbot von Zwangsarbeit, siehe jedoch die EGV und Sanktionen, die MAT ...

Art. 20 Abs. 1 - Sozialstaatsprinzip
 
-
update 27. April 2021
 
Nein, natürlich nicht: Wohnungen für Menschen im Hartz-Vollzug, denn die Mietpreise sind längst explodiert, auch für Erwerbstätige, Mittelschichtszugehörige, unbezahlbar für Menschen im Niedriglohn- oder HartzIV-Bezug.
 
Dies insbesondere auch deshalb, weil auch die Vorgaben der Jobcenter, des SGBII völlig an der Realität vorbeigehen, siehe deren "Angemessenheitsvorgaben".
Es gibt kaum noch Sozialwohnungen, es wurden seit etlichen Jahren keine neuen geschaffen.
 
Unbemittelte, materiell arme Menschen gelten dieser Regierung und Mehrheitsgesellschaft nach wie vor als "Asoziale, Ballastexistenzen", werden als "faules, arbeitsscheues Pack" diffamiert, als willensschwach, disziplinlos, schmutzig, verwahrlost usw..
 
rtl-trash-TV trägt seinen Teil dazu bei, wie auch diverse Aussprüche von Politikern.
 
Klassismus, Sozialrassismus. Menschenbild.
 
Das legt offen, welchen Charakter jene haben, die in solcher Weise - dabei zumeist ohne über persönliche Erfahrung (schon gar nicht langjährige) und nur unzureichende Kenntnis von materieller Armut, Ausgrenzung, Hartz4 zu verfügen - diffamieren, diskriminieren.
Sie verbreiten und zementieren nur ihre Vorurteile und ihre ignorante, selbstschonende Selbstgerechtigkeit.
 
Niemand wird "leistungsfähig", gesund durch Druck, Zwang, Kontrolle, Strafe, Dressur, Beschämung, Ausgrenzung, Benachteiligung, Beschädigung.
 
-

Ausdrückliche Leseempfehlung - Hartz 4, Sanktionen, SGB II, Widersprüche, Klagen, PKH, Bundesverfassungsgericht, Zwei-Klassen-Justiz, Rechtsstaat, Sozialstaat, Agenda 2010 ...

http://pressemappe-wir-sind-boes.grundrechte-brandbrief.de

 
Das ist das augenfällig nach wie vor zugrundeliegende, in Regierungspolitik und "Mehrheits"gesellschaft verbreitete Menschenbild - das des "arbeitsscheuen", undisziplinierten, willensschwachen "schmarotzenden Asozialen", den es zu d r e s s i e r e n gilt: mittels Druck, Zwang, Kontrolle, Härte, Kälte, Strenge, Strafe, Autoritarismus, Paternalismus, Restriktionen, Repression - Schwarzer Pädagogik, Gewalt also.
 
Dass und aus welchen Gründen welche Menschen diverses "erwünschtes" bzw. gefordertes Verhalten, d.h. Erwerbstätigkeit, Erwerbstätigsein zur vollständigen eigenen Existenzsicherung nicht und/oder nicht langfristig, dauerhaft erbringen k ö n n e n, gilt nach wie vor als nachrangig bzw. werden diese Gründe - inklusive zumeist schon seit Kindheit bestehende, in der Kindheit diesen Menschen zugefügte gravierende (Vor-) Belastungen, Einschränkungen, Benachteiligungen, Beschädigungen sowie inklusive auch der Tatsache, dass zahlreiche dieser Menschen arbeiten, auch wenn sie nicht erwerbstätig sind, kein Einkommen erhalten, siehe bspw. die unentbehrliche häusliche Sorge-Arbeit, die weltweit nach wie vor mehrheitlich Frauen gratis leisten - zur Gänze ignoriert, missachtet, übergangen, geleugnet oder verharmlost, relativiert. Mit bekannten Folgen.
 
Man, Regierungspolitik, behebt auch in Deutschland die längst hinreichend bekannten Missstände nicht, so bspw. materielle Armut und alle mit ihr einhergehenden Umstände, aus ihr resultierenden Folgen und ihr zugrundeliegenden Ursachen, sondern forciert sie noch zusätzlich, siehe Agenda 2010, Niedriglöhne, Hartz IV.
 
Man tätigt, vollzieht weiterhin kapitalistische Ausbeutung und Schwarze Pädagogik, Dressur, Unterwerfung - nicht bedürfnisorientierte, respektvolle, niedrigschwellige, unbürokratische, nicht-paternalistische Unterstützung, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Stärkung (siehe auch Resilienz) und noch weniger effektive Prävention von Armut, sondern offensichtlich das Gegenteil all dessen.
 
"[...] 1. Sanktionierte Verhaltenspflichten gab es im Sozialrecht schon in der Weimarer Zeit, in der Zeit des Nationalsozialismus und unter Geltung des Bundessozialhilfegesetzes. Sie richteten sich zunächst gegen „Arbeitsscheu“ und boten später dem NS-Regime eine Grundlage für willkürliche Verfolgung. Die nach 1945 bis zum Inkrafttreten des Sozialgesetzbuchs Zweites Buch weiter geltenden Regelungen wurden von den Gerichten allerdings enger ausgelegt.
 

Verweigerung ist der Weg

WELT, Ralph Boes

Hartz 4 ist ...
 
... dem Tod entgegenvegetieren.
 
Keine Teilhabe:
 
keine kulturellen Veranstaltungen, keine Sozialkontakte, keine Besuche bei Freunden, keine Ausflüge, kein Fahrrad, kein Auto, keine Urlaube, keine Abwechslung, keine neuen Eindrücke, keine medizinische Behandlung in Facharztpraxen, da keine Mobilität, keine Theater- oder Kinobesuche, keine Einkaufsmöglichkeit in anderen Stadtteilen (in günstigeren Geschäften), keine Förderung (Umschulung, Bildungsgutschein, Qualifizierung), keine gesunde Nahrung über den gesamten Monat, keine Möglichkeit, alte, defekte Gebraucht- und Gebrauchsgegenstände (Hausrat, Möbel ...) zu reparieren oder zu ersetzen, keine Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, da keine Mobilität, kein gepflegtes Äußeres, da kein Geld für angemessene Kleidung, Schuhe, Nahrung, medizinische Behandlung: in Facharztpraxen, siehe oben, keine Friseurbesuche, auch nicht wenigstens einmal jährlich und - so - weiter.
 
Hartz 4 ist:
 
Soziale Isolation - Sterben auf Raten hinter verschlossenen Türen. Bürokratisch verwaltet - mit "Kunden"nummer. Seit 14 Jahren nonstop. - Wann werden einem, d.h. den BALLASTEXISTENZEN, deren "Kundennummern" wieder auf den Unterarm tätowiert?

Seit 26 Jahren kontinuierlich materiell arm - allein alleinerziehend:
ohne Herkunftsfamilie, ohne familiären, sozialen, finanziellen Rückhalt, Beistand, Unterstützung, ohne Unterstützung der Kindesväter.
 
Von neoliberal-kapitalistischer Regierungspolitik ignoriert, ausgebeutet, mit materieller Armut und Ausgrenzung b e s t r a f t, beschädigt: fürs Muttersein, fürs nicht vermögend alleinerziehend Muttersein.
 
Denn anderenfalls gäbe es l ä n g s t ein menschenwürdiges, existenzsicherndes Sorge-GEHALT für g e l e i s t e t e, unverzichtbare, unersetzliche Sorge-Arbeit. Die mehrheitlich noch immer, auch in Deutschland, Frauen, Mütter "völlig selbstverständlich" unentgeltlich, g r a t i s leisten:
 
tags und nachts, ohne geregelte Freizeit, Urlaub, Schichtzulage, ohne bezahlte Überstunden, oft ohne ausreichende Regenerationsmöglichkeiten, - zeiten, insbesondere als Alleinerziehende und/oder als zusätzlich Erwerbstätige mit Niedriglohn, siehe infolgedessen Mütterburnout und regretting motherhood. Und das: Jahre, oft Jahrzehnte lang.
 
Das ist systematische staatliche, kapitalistische, patriarchale Ausbeutung von Frauen, von Müttern. Insbesondere von unverheirateten, alleinerziehenden.
 
Immer noch. Im reichen Deutschland, in diesem "freiheitlich-offenen, demokratischen Rechts- und Sozialstaat". In diesem durch und durch kapitalistischen, maximal destruktiven Staat und System.
 
Weiblich, ledig, alt und krank. Alleinerziehende, nicht-vermögende, unverheiratete Mutter: in Deutschland.
 
Keine Anerkennung, keine Wertschätzung.
 
Keine Perspektive, keine Selbstbestimmung - kein L e b e n - stattdessen Ausgrenzung, Verachtung, Missbrauch, Strafe,  systematische, sukzessive Vernichtung.
 
Legal. Rechtsstaat. Sozialstaat. Agenda 2010.
 
Ich hab´ keinen Bock mehr - auf "durchhalten, kämpfen", vegetieren. - Wozu? Für n i c h t s. Exakt.
 
Denn w i e soll es meinen Kindern je besser gehen:
Kinderarmut ist immer auch Eltern-, Familien-, insbesondere weltweit, auch in Deutschland: Mütterarmut.

Weltweit sind weit mehr Frauen, insbesondere Mütter, materiell arm als Männer. Aus bekannten Gründen. Diese patriarchalen, kapitalistischen Gründe, Ursachen, Verhältnisse, Missstände werden weltweit weiterhin aufrechterhalten.
 
Armut vererbt sich im Übrigen bekanntlich gleichermaßen wie Reichtum.
 
Arbeit als Erwerbstätigkeit: führt augenfällig weltweit nicht zu "Wohlstand", nicht, wenn man arm ist, armen Verhältnissen mit geringen bis faktisch keinen Chancen, Möglichkeiten entstammt, d.h. wenn es an Folgendem nahezu vollständig mangelt:
Selbstbestimmung, b e d ü r f n i s o r i e n t i e r t e r, nicht-paternalistischer, respektvoller, bedarfsgerechter Unterstützung, Förderung, Rückhalt.
 
Und erst infolge- bzw. aufgrunddessen mangelt es diesen so zumeist bereits seit ihrer Kindheit intensiv beschädigten Menschen an Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Resilienz, Perspektive, Kraft, Zuversicht, Freude - Lebensfreude.
 
Aber: Was interessiert´s den Staat, die Gesellschaft, die Mittelschicht? Was interessiert all das verantwortliche Regierungspolitik(er)? - Genau:

Lasst sie verrecken: die überflüssigen, asozialen, kapitalistisch nicht verwert-, verfüg-, ausbeutbaren Ballastexistenzen.
 
-
 
In den Medien, bspw. in den Nachrichten  im Deutschlandfunk und dlf Kultur, wurde wiederholt gesagt, insgesamt seien nur 3% der Hartz 4-Erhaltenden von Sanktionen betroffen, Scheele (Vorsitzender der Bundesagentur für Arbeit) äußerte hierzu, das sei absolut vertretbar/in Ordnung.
Die meisten Sanktionen gäbe (gibt) es ja für Meldeterminversäumnisse, daher sei man bemüht, die Leute durch sms an Termine zu erinnern, aber auch das helfe oft nicht.

Die meisten Hartz 4-Erhaltenden hielten sich aber, Zitat "an die SPIELREGELN".
 
Im Klartext bedeutet das Folgendes:
 
1. Mit keiner Silbe wird/wurde irgendwo erwähnt, w a r u m die Betroffenen Termine nicht wahrnehmen - nämlich zumeist deshalb, weil sie aus Erfahrung wissen, dass ihnen diese im Grunde immer zum Nachteil gereichen, weil sie Angst davor haben, weil sie wissen, dass sie gegängelt, bevormundet werden, dass ihnen mittels EGV etwas aufgezwungen wird (Ein-Euro- oder Niedriglohnjob oder diverse sinnlose Maßnahmen, von denen nur die Träger und Teamleiter profitieren), das n i c h t in ihrem Sinne, nicht zu ihrem Wohle ist, sondern mittels dessen sie zu Gehorsam gezwungen und ausgebeutet werden: legalisiert.

Wer die EGV nicht unterschreibt, wird sanktioniert. Somit kommt die EGV gerade nicht freiwillig zustande (was sie als Vertrag eigentlich laut Gesetz muss), sondern durch die Sanktionspraxis unter Zwang - was gesetzlich eigentlich verboten ist, aber halt nicht für Hartz 4/im SGB II gilt.
 
Wenn du außerdem nur mündliche Gespräche/Termine hast (Telefonate, Termine ohne Zeugenbegleitung), nutzen Jobcenter-Mitarbeiter das schamlos aus; diese Erfahrung habe u.a. auch ich mehrmals gemacht, wie sich dann im Nachhinein herausstellte - eben weil man oft seine Rechte gar nicht kennt, was sie auch schamlos ausnutzen, benutzen.
Du kannst dann ja nichts belegen/dokumentieren - was von wem wie gesagt wurde.
 
Und genau deshalb versuche ich nichts mehr mündlich zu machen, also auch keine Termine mehr wahrnehmen zu müssen, weil ich leider nie einen Zeugen mitnehmen kann (hat verschiedene Gründe - gibt zu wenig Begleitung, zu hohe Nachfrage, ist schwierig, die Leute dann für den jeweiligen Termin mitnehmen zu können, sie müssen da ja selbst jeweils Zeit haben usw.).
 
Um Terminverschiebung darfst du - im Vorhinein/rechtzeitig zuvor - n i c h t bitten, habe ich ein Mal versucht, Folge: Sanktion (wegen "Meldeversäumnis").
 
2. Dass die meisten Menschen im Hartz-Vollzug sich an die "Spiel"regeln halten, liegt ebenfalls darin begründet, dass sie anderenfalls mit erheblichen Schikanen, mit Drangsaliert- und Sanktioniertwerden rechnen, dies über sich ergehen lassen müssen - also das Kürzen des ohnehin viel zu geringen, vorgeblichen Existenzminimums (siehe zu niedrige Regelsätze, Bedarfsunterdeckung), das sie selbstredend fürchten und zu vermeiden versuchen.
 
3. Dass diese Bedarfsunterdeckung (durch zu niedrige Regelsätze) sowie die Sanktionen grundsätzlich nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind (siehe bspw. mit Art. 1, 12, 20 und 28), wird ebenfalls nicht erwähnt - trotz der Diskussion um die Tafeln und die Äußerungen von Jens Spahn.
 
4. An den Sanktionen für unter 25-Jährige, die beim geringsten und erstmaligen (!) "Regelverstoß/Pflichtverletzung" sofort zu 100% (!) sanktioniert werden d ü r f e n, soll nun ein wenig gedreht werden - längst überfällig.
 
5. Insgesamt schätze ich das so ein, dass die Öffentlichkeit mittels dieser Propaganda darauf vorbereitet werden, ihr vermittelt werden soll, dass die Sanktionen eigentlich gar nicht so schlecht oder gar schlimm sind, sondern sogar vermeintlich erforderlich und dass ohnehin ja nur scheinbar wenige davon getroffen würden - die es dann aber vorgeblich verdient hätten (eben weil über die Gründe für die Meldeversäumnisse und "Pflichtverletzungen" öffentlich/medial nicht berichtet wird).
 
6. Die Folge und das Ziel dieser Vorbereitung, dieser offensichtlichen Manipulation kann nur sein, den gesellschaftlichen Boden, die Akzeptanz in der Bevölkerung für die noch ausstehende Entscheidung des BVerfG zu den Sanktionen zu bereiten, d.h. folglich genau auf eine solche, demnach zu erwartende Entscheidung des BVerfG, dass die Sanktionen absolut in Ordnung, verfassungskonform sind und nicht abgeschafft werden müssen, insbesondere dann noch mit der voraussichtlichen Begründung, dass man ja immerhin die Sanktionen für die U25-Jährigen dann bereits entschärft habe und von den "restlichen" Sanktionen nur vergleichsweise wenige betroffen seien, die diese Sanktionen vorgeblich selbstverschuldet und damit selbst zu verantworten, zu ertragen hätten.
 
Von all den bisher bereits wissentlich, vorsätzlich rechtswidrig (!) verhängten Sanktionen (siehe diesbezügliche Erfolge von Klagen vor Sozialgerichten, die allerdings nur die Spitze des Eisbergs bilden, denn viele Betroffene/Beschädigte klagen aus verschiedenen Gründen nicht) wird im Übrigen ebenfalls aktuell nicht öffentlich berichtet.
 
Und damit bin ich mir nun fast sicher, zu welcher Entscheidung das BVerfG hinsichtlich der Sanktionen also gelangen wird - wenn sich der gesellschaftliche Wind nicht in kürzester Zeit noch um 180° dreht - was er selbstredend nicht wird.
Ich habe fertig.
Und: Ich bin nicht blöd.
 
Anmerkung:

Die EGV darf eigentlich, da als Vertrag geltend, nur auf freiwilliger Basis zustandekommen - ohne Zwang. Wer aber die EGV nicht ("freiwillig") unterschreibt (einige Gründe hierfür nannte ich bereits - die EGV enthält fast immer Auflagen, die dem Hartz 4-"Kunden" erheblich nachteilig sind), erhält die EGV in Folge als "Verwaltungsakt" - mit einhergehender Sanktion.
Somit wird letztlich doch jede EGV - mittels der gesetzlich erlaubten Sanktionen - zum Zwang, da man das Sanktioniertwerden üblicherweise vermeiden will (aufgrund der hierdurch zu erleidenden Kürzungen des sogen. "Existenzminimums" und deren Folgen), man unterschreibt also aus Angst, um Sanktionierung zu vermeiden - keineswegs freiwillig.
 
-
Noch etwas zur Information und Klärung:

Wer die EGV nicht ("freiwillig" oder aus Angst vor Sanktionierung) unterschreibt, erhält sie als Verwaltungsakt, mit einhergehender Sanktion.

Wenn ich gegen eine Sanktion via Klage vorgehe, zieht sich das häufig über Jahre hin - so u.a. auch in meinem Fall (die Klage ist mittlerweile zwei Jahre bei Gericht anhängig).

Selbst w e n n die Sanktion sich gerichtlich geklärt als rechtswidrig herausstellen sollte, WURDE SIE BEREITS DURCHLITTEN.
Mit allen Folgen, die das hat: Das Geld fehlt in dieser Zeit erheblich, ohnehin dann, wenn man mehrfach sanktioniert wird oder bei bspw. Strom und KdU sowie Kontoführungskosten (Stichwort Überziehungszinsen) draufzahlt und überdies noch andere Schulden in Raten tilgen muss.

Selbst w e n n man das Geld - nach Jahren - also irgendwann zurückerhält, hat man in der Zeit davor (in der Sanktion, durch selbige) g e l i t t e n, sich wahrscheinlich nochmals neu verschuldet, weil man laufende Kosten nicht mehr bestreiten konnte (bspw. für Strom, Telefon ...).
Im schlimmsten Fall kommt es zu Mietschulden oder auch Obdachlosigkeit (bei mehrfacher Sanktionierung in Höhe von bis zu 60 oder auch 100%).

Und für all die Ängste, Sorgen, Nöte, die man auch psychisch und ohnehin physisch in dieser Zeit ausgestanden hat (weil die Regelsätze ohnehin deutlich zu niedrig sind, das sogen. "Existenzminimum" also zu niedrig ist, das dann aber mittels Sanktionen noch gekürzt wird - das Geld reicht also hinten und vorne auch ohne Sanktionen schon nicht), erhält man ebenfalls k e i n e Entschädigung.

Folglich wird letztlich - eben durch die gesetzlich erlaubte Sanktionspraxis (EGV mittels Verwaltungsakt: immer dann ergehend, wenn die EGV nicht unterschrieben wird) - jede EGV faktisch doch zum Zwang.

Und weil das die Jobcenter (-Mitarbeiter) und die für Hartz 4 politisch Verantwortlichen genau wissen, sind mir solche relativierenden Haarspaltereien tatsächlich zuwider - denn sie versuchen, etwas zu verharmlosen, zu beschönigen, das de facto einfach ein Verbrechen ist - und das übrigens, gerade w e i l nach vorne hin behauptet wird, es sei alles "rechtens"/gerecht, während in der Praxis etliche Sanktionen rechtswidrig verhängt - und er-/durchlitten! - werden - und da ist jede einzelne zuviel. Und das überdies sowieso deshalb, weil es sich um Schwarze Pädagogik, um Strafe und Dressur handelt, darum, Betroffene zu Gehorsam zu zwingen, sie zu unterwerfen, zu zermürben, zu beschädigen, kleinzukriegen und ausbeuten zu können.

Und noch deutlicher: Das i s t vorsätzliche VERNICHTUNG von materiell armen Menschen. - Den BALLASTEXISTENZEN.
 
-
 
(M)ein facebook-Eintrag bereits vom 13. April 2018:
 
GOTT ICH HAB´ ES SO SCHEISSE VERDAMMT NOCHMAL S A T T !
 
Weil es so absolut vergeblich ist - du rennst gegen Windmühlen an. Sisyphos. ABSURDITÄT.
 
W i e soll ein Mensch da n i c h t aggressiv, depressiv, wahnsinnig werden oder resignieren: ?
 
Wenn es mal ein, zwei, drei Jahre sind - ok, eine vorübergehende Krise. Die hat jeder mal oder auch wiederholt im Leben. Geht vorbei.

Wenn es sozialen Rückhalt gibt - ok, dann steht man das gemeinsam durch.

Wenn es finanziellen Rückhalt gibt - ok, dann ist manches eben doch erträglicher (bspw. soziale oder gesundheitliche Krisen).
 
Aber wenn du auf allen Ebenen über Jahrzehnte alleine "kämpfst", bewältigst, erträgst, erleidest, aushältst und dann auch noch mit"erleben" musst, dass und wie deine Kinder leiden (müssen) - unverschuldet,
dann HERRGOTTNOCHMAL KANNST DU NUR NOCH SCHREIEN.
Oder heulen. Oder schlicht: aufgeben.
 
Ich hab´ es satt. Alles. - Längst.
 
Und wenn du da an deinem PC oder was immer sitzt - natürlich wissen die Leute "draußen" und auf social media-Plattformen nichts über deinen Zustand - weder den physischen noch psychischen.
Natürlich erzählst du ihnen nicht jeden Tag larmoyant von deinen Schmerzen, Zipperlein, Belastungen - weder den physischen noch den psychischen.

Aber letztlich ist mir inzwischen auch das schon egal. Ich habe nichts mehr zu verbergen und nichts mehr zu verlieren (nagut: meine Zwei-Zimmer-Wohnung und schlimmer noch: mein Kind).

Und wer mir dafür Selbstmitleid und Disziplinmangel unterstellen will, soll das tun - es fällt nur auf ihn selbst zurück, er tut das: für sich selbst und enttarnt sich somit (unfreiwillig) selbst.
 
Tatsächlich: mit "Gott" hab´ ich´s nicht so. Und meine Persönlichkeitsstruktur ist blöderweise so beschaffen, dass mir nicht ausreicht, n i c h t s ändern zu können, die bestehenden Missverhältnisse einfach mitansehen, dulden, ertragen oder aber ignorieren zu sollen.

Denn: in der "Zwischenzeit", die schon verdammt lange andauert: leiden und krepieren Menschen - nicht selbst verschuldet. Während andere dafür verantwortlich sind und offenbar nicht mal unter Gewissensbissen leiden, sondern alles noch für gut und richtig befinden, das sie tun, das sie zu verantworten haben und/oder wovon sie profitieren - zu Lasten anderer, auch also über Leichen gehend. Wissentlich. Absichtsvoll. Vorsätzlich.

Es ist eine Sache, ob es sich um Widerfahrnisse durch bspw. Naturgeschehen/-gewalten handelt - für Betroffene und Angehörige zweifelsohne auch schlimm, oft sicher auch traumatisierend.
Eine andere ist es jedoch, dass es Leid, Elend, Not gibt, die menschengemacht ist - und heute tatsächlich überwunden, behoben werden könnte, bestünde der entsprechende (politische) Wille hierzu - all derer, die also in verantwortlichen Entscheidungs-, Führungs-, Machtpostitionen befindlich sind und auch all jener, die durch eigenes Tun von diesen Missverhältnissen, dieser Ungerechtigkeit profitieren und die Verhältnisse daher aufrechterhalten wollen - um jeden Preis, mit allen Mitteln, wie wir wissen/sehen.


Es ist sicher kein Zeichen von Weisheit, sich abzufinden, zu fügen, nur kleine Brände zu löschen - und genau damit dazu beizutragen, dass die "Missverhältnisse" bestehen bleiben k ö n n e n.
 
-
 
Aktualisierung am 14. April 2019
 
Und weil die Unterstellung, man selbst sei ja nur neidisch und machte alles bzw. verhielte sich genau so oder ähnlich wie Wohlhabende, Vermögende, sei man an ihrer Stelle oder käme man zu "Wohlstand", Vermögen, auch hierzu nachfolgend eine persönliche Stellungnahme.
 
Was jedenfalls mich persönlich betrifft, kann ich nur sagen, dass ich kein Interesse an bspw. großen, schnellen, teuren Autos zu bspw. Renommierungszwecken habe, Gleiches gilt für Wohnung oder gar Haus und Einrichtung, Hausrat, Freizeitgestaltung, Hobbies, Beruf (siehe akademische Titel oder Höhe des Einkommens) - insgesamt also den sozialen Status betreffend.

Ich habe nicht den Wunsch, mit Flugzeugen alle paar Monate, Wochen oder gar Tage Städtetrips absolvieren zu wollen oder auf karibischen oder sonstigen Inseln Urlaub, Aufenthalt zu verbringen. Mich persönlich reizen, locken nicht "Sonne, Strand und Palmen" und auch nicht "mein Pferd, mein Haus, mein Auto" oder "meine akademischen Titel", noch weniger viel und/oder teure Kleidung, Schmuck etc..

Ich brauche bzw. will, wünsche auch keine neue, stets "aktuelle" Unterhaltungselektronik, keine überdimensionalen Flachbildfernseher, keine maximal "leistungsstarken" Computer und/oder Smartphones, Spielekonsolen, Optimierungs-/Körperfunktionsüberwachungsgeräte, keine diversen anderweitigen technischen, technologischen, elektronischen "Spielereien" für Haus und/oder Freizeit.
 
Noch weniger benötige, wünsche, will oder nutze ich Pillen, Pulver, Flüssigkeiten oder anderweitige Substanzen/Suchtstoffe - zur vermeintlichen Selbstoptimierung und/oder Entspannung, Betäubung, Verdrängung, Welt- und Selbstflucht. Also keinen Eskapismus und keinen Hedonismus.

Denn all das, all dieser mehr oder weniger passive, geist-, vernunftlose, unreflektierte, unschöpferische, stets nur kurzfristig und oberflächlich/vordergründig irgendwie vermeintlich "befriedigende" Konsumismus ist faktisch nur reines, letztlich selbst- und zumeist vor allem fremdschädigendes Kompensationsverhalten:
 
Es ersetzt nicht gute Sozialkontakte, Beziehungen, Freundschaften, Liebe, es garantiert nicht Gesundheit, "ein langes, glückliches Leben", Lebenszufriedenheit, Autonomie, Eingebundensein, Erfülltsein, Tiefe, Sinnhaftigkeit - es trägt unter Umständen nicht einmal dazu bei, fördert dies nicht, sondern verhindert genau das.
 
Wer dies nicht verinnerlicht hat, wem dies nicht einmal ansatzweise intuitiv erkenntlich ist, geht zwangsläufig den Weg des Leidens, der gerade selbst verursachten leidvollen Erfahrungen.

Es sind die Egomanie, die Selbstsucht - meist also weit verbreiteter (pathologischer) Narzissmus und Konservatismus - der Mangel an Mitgefühl, Sensibilität, Feingefühl, Empfindsamkeit, Bewusstheit, Reflexions- und Urteilsvermögen, Ur- und Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Mangel an Integrität, die zu solch kompensatorischem Verhalten führen, die anfällig machen für leichte Verführbarkeit (nicht nur durch Werbung), für leichte Manipulierbarkeit, für Sucht, diverse übersteigerte Ängste, auch Hypochondrie, für stets rein kompensatorisches Macht- und Kontrollstreben, für Korrumpierbarkeit, Illoyalität, Rücksichtslosigkeit, Mangel an Zivilcourage, Selbstverrat, auch für Verschwörungstheorien, das schnelle Überfordertsein mit Komplexität und Veränderungen, für Glaube, Aberglaube, Esoterik, Mystik, für Neid, Gier, Geiz, Dekadenz, Ignoranz, Selbstgerechtigkeit, Hass, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit - für den selbstschonenden Selbstbetrug.
 
Ich bin nicht neidisch auf (Super-) Reiche - ich möchte keinesfalls mit ihnen tauschen.
 
Das tiefe, warme Gefühl von Verbundenheit, Freude, Getragensein, Eingebundensein, Erfülltsein, Frieden, auch Dankbarkeit lässt sich nicht kaufen und nicht durch Zwang oder gar Gewalt erzeugen, erlangen - es lässt sich nur erleben und das durch insbesondere das je persönliche Geben, das a k t i v e Lieben. - Liebe verstanden als Metta, Karuna - Mitgefühl, Zugewandtheit, bedürfnisorientiert-fürsorglichem, verantwortungsvollen Verhalten, Teilen, Geben, (Selbst-) Erkenntnis, als leibliches (Anmerkung: der Leib ist mehr als der Körper), "ganzheitliches, achtsames", bewusstes, erlebtes, empfundenes Verbunden-, Eingebunden-, Teilsein: in, mit Natur und anderen Menschen.
 
Und das jenseits jeglicher Esoterik, religiösen Glaubens, Aberglaubens, sondern absolut diesseitig, real und gegenwärtig.
 
Kein Mensch ist eine Insel.
 
Menschen sind soziale Wesen - nicht "des Menschen Wolf" und nicht der "homo oeconomicus".
 
Das unabdingbare Mitgefühl, das Urbasis jeglicher Moral und Ethik (rationale Metaebene) ist, ist j e d e m Menschen angeboren, wird jedoch leider noch immer sehr häufig, sehr intensiv beschädigt - gerade in Kindheit und Jugend von Menschen weltweit.
Schwarze Pädagogik fängt nicht "erst" bei körperlicher Misshandlung an, ist jedoch leider noch immer stark verbreitet und vielen Menschen, Eltern, Bezugspersonen ist es häufig nicht einmal bewusst, d a s s sie diese faktisch tätigen (sie würden das mehrheitlich vehement verneinen, von sich weisen). - Mit entsprechenden Folgen für das Eingestelltsein, Denken, Fühlen und Verhalten dieser so geschädigten Menschen.
Siehe bspw. Konservatismus, diverse Persönlichkeitsstörungen, psychische Erkrankungen, die gerade auch daraus resultieren können und oft tatsächlich resultieren.
 
Ich möchte nicht "reich sein", nicht materiell, finanziell.

Aber jeder geborene Mensch braucht selbstverständlich eine stabile, verlässliche auch materielle, wirtschaftliche Lebens-, Existenzgrundlage:
 
zuträgliches, sicheres, gesundes Obdach, gesunde, wohltuende, zuträgliche Nahrung, Lebensmittel, Lebensverhältnisse, Selbstbestimmung, weitgehend freie Entfaltungsmöglichkeit, Teilhabe, Mitbestimmung, Mitgestaltung, Respekt, Anerkennung, Wertschätzung, Unterstützung, Kooperation, Solidarität, Mitgefühl, Fürsorglichkeit, Liebe, den Erhalt seiner Würde, die Möglichkeit, sich je persönlich/individuell zuträglich in die Gemeinschaft, für das Gemeinwohl einbringen zu können, zu dürfen - nicht absichtsvoll objektifiziert, nicht instrumentalisiert, funktionalisiert, nicht "missbraucht", nicht ausgebeutet, nicht vorsätzlich beschädigt zu werden.
 
-
 
Hartz 4 ist ...

Diesen Post teilen

Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: