Über sexuelle Fürsorglichkeit, über sexuelles Geben, sexuelle Erfüllung, über Sex in ons, Affären, Beziehungen und über sexuelle Gewalt
Es sind mir Äußerungen der folgenden Art unnachvollziehbar - da heißt es bspw. in Bezug auf Sex im Rahmen von Affären, one night stands oder sogar auch Beziehungen, Partnerschaften immer wieder, immer noch:
"Er hat egoistisch sein Ding durchgezogen, es ging ihm nur um seinen Spaß, er hat auf dich keine Rücksicht genommen, ist auf dich nicht eingegangen, weil er dich nicht liebt(e)."
Dass und warum das Unsinn nur sein kann, liegt eigentlich auf der Hand:
Selbst bei ons sind diverse Emotionen immer beteiligt - mindestens, jedenfalls Sympathie oder ein Hingezogensein, ein Interesse, Neugier ... - es sei denn, es werden ons rein zur vermeintlichen Selbstbestätigung, also zum vermeintlichen Aufwerten der eigenen Person bzw. des angeschlagenen, geringen Selbstwertgefühls vollzogen oder aber in Form von sexueller Gewalt, d.h. nicht tatsächlich einvernehmlich, konsensual, nicht auf Basis jeweils echter Lust am Anderen, am sexuellen Kontakt mit ihm als Mensch, Persönlichkeit - nicht als Konsumobjekt, Gebrauchs-, Missbrauchsgegenstand - bzw. mit allen Beteiligten auf die vollzogene Weise.
Überdies verhält es sich insbesondere grundsätzlich folgendermaßen:
Wenn ich Sex mit einem anderen Menschen "habe", ist dieser Andere ja gerade von unverzichtbarer Bedeutung, geht es doch um die gemeinsame physische, dabei tatsächlich auch immer irgendwie emotionale Interaktion, um ein gemeinsames, wechselseitiges, interagierendes Tun, Erleben, Empfinden. Aus genau diesem Grunde ist es quasi unabdingbar, dass man auf den jeweils Anderen, den/die am sexuellen Kontakt, am Geschehen Beteiligten, eingeht - anderenfalls gibt es kein Interagieren, kein gemeinsames Tun, sondern ein nur einseitiges. Der Andere wird dann nur wie ein Objekt, Gegenstand für eigene Zwecke - Trieb- und/oder Machtgefühlbefriedigung oder sogar aus sadistischen Gründen - benutzt, konsumiert, gebraucht, somit misshandelt, objektifiziert, entmenschlicht.
Einfacher und deutlicher formuliert:
Wer den Sexualpartner, gleich, ob bei ons, in Affären oder Beziehungen, Partnerschaften übergeht, nicht auf ihn, seine Bedürfnisse, Wünsche, Grenzen, Präferenzen, Abneigungen, seine physische und psychische Befindlichkeit eingeht, nicht mit ihm - auf Basis von Empathie, Zugewandtheit, Offenheit, Sich-Öffnen, Interesse, Austausch, Wechselseitigkeit, Gegenseitigkeit, Gemeinsamkeit - interagiert, benutzt den Sexualpartner ausschließlich als entweder Objekt, Gegenstand zur erweiterten Masturbation, als fleischliche, objektifizierte Masturbationshilfe, als fleischliches Masturbationsmittel, -gegenstand und/oder aber zum Zwecke der stets kompensatorischen Machtausübung, der Unterwerfung, Überwältigung, Erniedrigung, Ausbeutung.
In beiden Fällen wird der Andere als Mensch, als individuelle Persönlichkeit mit je eigenen Wünschen, Bedürfnissen, Präferenzen, Abneigungen, Vorstellungen, Erwartungen, Befindlichkeiten, Besonderheiten, Eigenheiten etc. mehr oder weniger vollständig übergangen, werden diese ausgeblendet, ignoriert, missachtet.
In beiden Fällen fehlt es bei solchem Vorgehen folglich an Respekt, Wertschätzung des Anderen, an außerdem Einfühlungsvermögen bzw. Mitfühlen, wird stattdessen Ignoranz, Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen Wünschen etc. des Anderen und Selbstsucht an den Tag gelegt, ausagiert, in einigen Fällen auch Rache, Vergeltung, Bestrafung, Sadismus.
Beide Fälle sind folglich nichts anderes als mehr oder weniger "subtile", d.h. mehr oder weniger offensichtliche sexuelle, physische und damit stets einhergehen auch psychisch-emotionale Gewalt.
Selbst dann also, wenn keine Liebe "im Spiel" ist, kann Sex mit einer oder mehreren anderen Personen, Persönlichkeiten, grundsätzlich nur dann wirklich Sex und nur infolgedessen wirklich erfüllend - nicht bloße, egomane Triebbefriedigung und/oder oberflächliche Mechanik - sein, wenn das oben beschriebene gemeinsame Interagieren, das Aufeinandereingehen, die Wechselseitigkeit in ausgewogener Weise stattfinden, wenn eine gewisse Fürsorglichkeit gegeben ist, von den Beteiligten einander gegeben wird, d.h. wenn jeweils dem Anderen gegeben wird, gegeben werden will - nicht ausschließlich selbstsüchtig, ignorant genommen wird.
Hierfür ist Liebe keineswegs zwingend erforderlich, jedoch unzweifelhaft förderlich.
Erforderlich ist allerdings, den Sexualpartner als Mensch, Person, als Persönlichkeit, Individuum, Subjekt, nicht als Objekt zu sehen, zu respektieren und entsprechend respektvoll, wertschätzend zu behandeln.
Wem es um ausschließlich seine eigene bloße (Trieb-) Befriedigung und/oder kompensatorisch, narzisstisch um Macht, Kontrolle, Unterwerfung, um Benutzen, Objektifizieren des Sexualpartners, geht, wer diesen als ausschließlich objektifiziertes Mittel zum Zweck behandelt, wie einen Gebrauchsgegenstand benutzt, damit entwertet, entmenschlicht, der hat keinen Sex mit dieser Person, mit dieser je individuellen Persönlichkeit, sondern masturbiert ausschließlich am Anderen, benutzt ihn als Masturbationsgehilfen und/oder als Missbrauchsobjekt.
Das allerdings ist kein Sex. Das ist "erweiterte" Masturbation, zumeist auch Ficken.
In diesem Fall kann und sollte dann tatsächlich Objekten der Vorzug vor Menschen gegeben werden.
Wer echten, erfüllenden Sex mit anderen Menschen, Subjekten, Individuen erleben will, kommt nicht umhin, den "gemeinsamen Tanz" zu wollen, zu können, zu wagen.
Ausführlicher habe ich das bereits in "Über den Unterschied zwischen Sex und Ficken (...)" erläutert, siehe unten verlinkten blog-Eintrag.
Was unmittelbar auffällt:
Es besteht hier ein deutliches, bekanntes Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern, denn nachweislich sind es mehrheitlich Männer, die sexuelle Gewalt - insbesondere gegen Frauen - tätigen und das global seit Jahrtausenden, genau diese sexuelle Gewalt sehen wir getätigt bspw. in Frauenkauf, Freiertum, dem Kauf von Prostituierten, außerdem insbesondere auch in Pornographie - bei Pornographie wird nie Sex gezeigt oder gar erlebt, sondern die oben beschriebene "erweiterte Masturbation" des Mannes: Missbrauch, Sexualgewalt, Vergewaltigung.
Üblicherweise werden Frauen von Männern in Pornos und von den überwiegend männlichen Konsumenten und Produzenten dieser Pornos objektifiziert, als Gegenstand, fleischliches Masturbationsmittel, -objekt betrachtet und benutzt, misshandelt.
Die Frau als Subjekt, als Individuum, als Persönlichkeit, tritt in Pornographie nicht in Erscheinung, sie wird als Subjekt mit allen eigenen Bedürfnissen, Wünschen, Befindlichkeiten, Vorlieben, Abneigungen ... vollständig übergangen, um ihre eigene, tatsächliche, echte sexuelle Lust (-erzeugung und -erfüllung) geht es in Pornographie grundsätzlich nie, sie wird zum Objekt, Gegenstand gemacht - gerade in der Wahrnehmung des Pornokonsumenten, sie wird somit entmenschlicht und was an ihr vollzogen, getätigt wird, ist sowohl physische als auch psychisch-emotionale Gewalt.
Jeder einzelne Mann, der mit Frauen in dieser Weise auch und gerade bei vermeintlich "einvernehmlichen" ons, in Affären und/oder in Partnerschaften umgeht, legt damit nicht nur seine Egomanie, seine Selbstsucht offen, sondern tätigt de facto sexuelle Gewalt gegen die involvierten, d.h. von ihm objektifizierten und benutzten, missbrauchten Frauen.
Dass (nicht wenige) Frauen dies vermeintlich, vorgeblich "einvernehmlich, freiwillig" mitvollziehen, ist auf Indoktrinierung zurückzuführen - sie erkennen den an ihnen global, täglich, intensiv, in unvorstellbarem Umfang und Ausmaß getätigten Missbrauch, die sexuelle Gewalt als ebensolche, nicht (mehr), weil sie häufig sogar ihnen selbst längst als Normalität, als Selbstverständlichkeit gilt, weil dieser Missbrauch durch Sexismus und Pornographie zur sexuellen "Normalität" umgedeutet wird, weil Pornographie als "leidenschaftlicher, animalischer, hemmungsloser Sex" propagiert wird und Freiertum, Frauenkauf bzw. Prostitution als "erforderlich" nach wie vor proklamiert wird, weil außerdem noch immer Vergewaltigungsmythen massiv verbreitet sind.
Wie häufig erleben Männer beim "Sex" mit Frauen (bspw. bei ons, aber auch in Beziehungen, Partnerschaften) wie regelmäßig Orgasmen und wie häufig erleben Frauen diese beim "Sex" mit Männern (bei ons, in Beziehungen) wie häufig, "regelmäßig", wie selbstverständlich?
Nach wie vor wird die Frau häufig als Sexdienstleisterin, als fleischliche Erfüllungsgehilfin, Masturbationshilfe, -objekt gegenüber dem Mann, von diesem so betrachtet und wird entsprechendes Verhalten von ihr erwartet. Genau das vermitteln, transportieren, zementieren Pornographie und Prostitution bzw. Frauenkauf, Freiertum.
Nach wie vor stellen Frauen noch immer zu häufig ihre eigene sexuelle Erfüllung, gerade die "regelmäßige" physische sexuelle Befriedigung, zu Gunsten von Männern zurück, verzichten darauf - "ihm zuliebe", Hauptsache er hat(te) seinen Spaß.
Wieviele Frauen täuschen noch immer Männern - auch in Beziehungspartnerschaft! - sexuelle Lust, Erregtsein und auch Orgasmen vor - aus welchen Gründen?
Und wieviele Männer tun dies umgekehrt?
Und wenn Frauen beim "Sex" mit Männern keine - gerade ganz physische - sexuelle Erfüllung erleben, suchen sie noch immer viel zu häufig die vermeintliche Schuld, die "Fehler", die Ursache bei sich selbst, statt sie im oben beschriebenen Fehlverhalten und der Selbstsucht, Ignoranz, Gleichgültigkeit, Empathielosigkeit, dem mangelnden Gebenwollen, der mangelnden oder gänzlich fehlenden "sexuellen Fürsorglichkeit" oder sogar der Misogynie global nach wie vor sehr zahlreicher Männer zu erkennen.
Es wird Zeit, dass sich das endlich grundlegend ändert - global. Jede/r Einzelne kann mit seinem eigenen Verhalten dazu beitragen.
Hierfür unumgänglich ist, dass mit leider nach wie vor verbreiteten Mythen aufgeräumt wird:
Frauen haben keine geringere Libido als Männer, sondern eine andere, bspw. auch zyklusabhängige und Menschen haben eine je individuell unterschiedliche.
Frauen wollen nicht "weniger gerne", seltener Orgasmen bzw. sexuelle Erfüllung erleben als Männer.
Sexuelle Erfüllung ist nicht gleichbedeutend mit rein physischer Triebbefriedigung, für Erfüllung ist emotionales Geschehen, emotionales Involviert- und Berührtsein unabdingbar, also echter Sex (siehe, wie oben dargelegt).
Frauen wollen und genießen es nicht, etwaig qua Geschlechts, Biologie, unterworfen, erniedrigt, objektifiziert, benutzt, misshandelt, vergewaltigt zu werden.
Frauen brauchen für physische Befriedigung, für das Erleben intensiver Orgasmen keinen Penis, auch keine Gegenstände in ihrer Vagina, keine Penetration der Vagina und/oder des Anus´.
Frauen erleben intensive Orgasmen auch gänzlich ohne jegliche vaginale, sowieso ohne anale Penetration. Warum es sich so verhält, habe ich in anderen, unten verlinkten blog-Einträgen erläutert, siehe bspw. zur Vulva und zur Lust der Frau.
Infolgedessen sind Frauen auch grundsätzlich nie "untervögelt" - hier projizieren Männer schlicht ein weiteres Mal sowohl ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen als auch ihr Unwissen, ihre Unkenntnis weiblicher Lust und Anatomie auf Frauen, üblicherweise, um sie zu provozieren, zu bleidigen, zu demütigen, abzuwerten, vorzuführen, zu beschämen.
Frauen brauchen nicht notwendigerweise Liebe, um erfüllenden Sex erleben zu können, sondern schlicht zugewandte, interessierte, offene, einfühlsame, aufmerksame, gebende, interagierende, wertschätzende Sexualpartner, die tatsächlich gemeinsamen, intimen, leidenschaftlichen, zärtlichen, individuellen Sex erleben wollen, statt selbstbezogene, bequem und ignorant selbstsüchtige erweitere Masturbation an der Frau - wie an einem leblosen Gegenstand - zu praktizieren, zu tätigen.
Siehe hierzu u.a. auch meinen blog-Eintrag zu "guten Liebhabern".
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