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Sabeth schreibt - Lebenskunst für Laien

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Über die unheilige Allianz zwischen der politischen und religiösen Rechten, Konservativen - "Die AfD ist die Speerspitze des christlichen Fundamentalismus" - Michael Schmidt-Salomon

"[...] Wie man zu Flüchtlingen steht, ist eine Frage von Menschlichkeit
 
"Dumm ist der, der Dummes tut", sagt Forrest Gumps Mutter. Nun ist es aber gar nicht dumm, die Ruinen von Palmyra wegzusprengen, Mexikaner pauschal als drogenhandelnde Vergewaltiger zu bezeichnen oder Flüchtlingen zu wünschen, sie sollten im Meer ertrinken oder an der Grenze erschossen werden. Es ist falsch und böse und hässlich, aber nicht dumm: Wer das tut, ist kein Idiot, sondern ein schlechter Mensch. Es gibt keine Gleichung, die man lösen muss und am Ende kommt "refugees welcome" raus: Wie man zu Flüchtlingen steht, ist keine Frage der Logik oder des Intellekts, sondern eine von Menschlichkeit und Moral.
 
Und das ist der Haken: Moral ist kompliziert und unsexy. Sie taugt nicht als schnelles fancy Distinktions-Accessoire wie Bildung oder vermeintliche Bildung. Leute fotografieren sich vor Bücherregalen, aber nicht vor - ja, was? Eben. Mit Moral kann man keine Selfies machen. Man muss sie praktizieren.
Mely Kiyak schreibt: "Wir haben es verlernt, das Leid der anderen zu unserem Leid zu machen. Diese Denkleistung ist aber die wichtigste Voraussetzung für Solidarität." Das ist wie alles, was Mely Kiyak schreibt, richtig - nur, dass es nicht um eine Denkleistung geht. Eher eine Fühlleistung. [...]"
 
Quelle: oben stehender spon-Link (Artikel "Pöbeln, aber präzise - Plädoyer für eine differenzierte Schmähkritik von Margarete Stokowski").
 
Exakt. Es fehlt "solchen Menschen" an Empathie, an Mitgefühl.
Aus oben stehendem Link - dem Artikel von Christoph Butterwegge "Die absolute Armut nimmt zu" in der Frankfurter Rundschau - zitierend (farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen):
 
"Auch wenn unklar ist, wie viele Flüchtlinge während der vergangenen Monate nach Deutschland gekommen sind und wie viele von ihnen länger hierbleiben, ist bereits absehbar, dass die neuen Wanderungsbewegungen erhebliche Auswirkungen auf die Sozialstruktur der Bundesrepublik haben werden. Vier besonders markante Entwicklungen sind zu erwarten, genauer: zu befürchten.
 
Obwohl die Existenz absoluten Elends unter Hinweis auf das Recht zum Bezug staatlicher Grundsicherungsleistungen in der Bundesrepublik meist geleugnet wird, gab es „Dritte-Welt-Armut“ hierzulande auch schon, bevor im Spätsommer 2015 die „deutsche Willkommenskultur“ ausgerufen wurde. Da sich die sozialen Probleme seither noch verschärft haben, leben neben mehreren hunderttausend Wohnungs- und Obdachlosen und Zehntausenden total verelendeter Drogenabhängiger auch mehr Illegale, genauer: illegalisierte Migrant(inn)en.
 
Aufgrund der starken Fluchtmigration dürften der Bezug staatlicher Transferleistungen wie auch die absolute Armut in Deutschland zunehmen und die Zahl der davon Betroffenen die Millionengrenze erreichen oder überschreiten. Dabei macht die Neue Armut – Flüchtlingselend in Deutschland – die alte jedoch nicht erträglicher, sondern überlagert sie. „Dritte-Welt-Elend“ kann sich in deutschen Städten nur ausbreiten, wenn Sozialleistungen gekürzt, an strengere Anspruchsvoraussetzungen geknüpft oder bestimmten Zuwanderergruppen ganz vorenthalten werden. [...]
 
Außerdem besteht die Gefahr einer dauerhaften ethnischen Unterschichtung der Gesellschaft, und zwar vor allem dann, wenn Geflüchtete sozial ausgegrenzt, nach dem Verlassen der Erstaufnahmeeinrichtungen in Wohnsilos am Rande der Städte gedrängt und hinsichtlich Ausbildung, Gesundheit, Freizeit, Sport und Kultur diskriminiert werden. [...]
 
Werden die Geflüchteten stigmatisiert, an den Rand der Gesellschaft gedrängt und in benachteiligten Wohnbezirken konzentriert, ist eine friedliche Entwicklung unseres Landes kaum möglich.
 
Denjenigen, die den Begriff „Armut“ am liebsten so eng fassen würden, dass es sie hierzulande kaum noch gäbe, liefert die „Flüchtlingskrise“ neue Munition. Daher werden Bestrebungen zunehmen, bloß noch Not und Elend als „wirkliche“ Armut anzuerkennen. Dann könnte in einem so reichen Land wie der Bundesrepublik als arm höchstens gelten, wer – überspitzt gesagt – nicht mehr hat als das, was er am Leibe trägt. Das „importierte“ Flüchtlingselend darf aber nicht zur Messlatte für Armut in Deutschland gemacht werden. Umgekehrt gilt vielmehr: Je wohlhabender eine Gesellschaft ist, desto weiter sollte ihr Armutsverständnis sein, fördert ein hoher Lebensstandard doch soziale Ausgrenzungsbemühungen gegenüber Menschen, die beim Konsum nicht mithalten können.
 
Armut als solche anerkennen
Um die Hauptgefahr der ethnischen Unterschichtung, der Ghettoisierung von Flüchtlingen und der Kriminalisierung von Migranten zu bannen, ist eine inklusive Sozial-, Bildungs-, Gesundheits-, Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaupolitik von Bund, Ländern und Kommunen ebenso notwendig wie eine progressivere Steuerpolitik. Zwar wollen rechte Demagogen glauben machen, dass „deutschen Durchschnittsfamilien“ harte Zeiten infolge der „Flüchtlingsflut“ drohen. In Wahrheit müsste der Staat ausschließlich Wohlhabende und Reiche, die von der Zuwanderung am meisten profitieren, durch höhere Steuern stärker in die Pflicht nehmen.
 
Um die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten zu forcieren, sollten mehr Eingliederungsleistungen und berufliche Qualifizierungsmaßnahmen finanziert werden. Andernfalls droht die Zahl der Arbeitslosen und der Hartz-IV-Bezieher erneut stark zu steigen. Entweder ist der Staat bereit, auch für die Errichtung von Sozialwohnungen erheblich mehr Geld auszugeben – was bei Verzicht auf Steuererhöhungen ein Ende der „schwarzen Null“ und diverser „Schuldenbremsen“ bedeuten würde –, oder die Kluft zwischen Arm und Reich wird sich drastisch vertiefen. Betreibt die Bundesregierung jedoch weiterhin Reichtumsförderung statt Armutsbekämpfung, könnte die wachsende soziale Ungleichheit den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden und das politische System zersetzen."

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