Es ist doch ganz einfach: Man kann nicht Doppelmoral walten lassen, mit zweierlei Maß messen: Entweder es i s t ein säkularer Staat und dann raus mit aller Religion und Kirche aus öffentlichen Einrichtungen, aus Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Altenheimen ... .
Information über die Religionen in Schulen zum Zwecke der Wissensvermittlung: nur noch auf der Meta-Ebene und dann über sämtliche "Weltreligionen" (auch den Hindusimus und Buddhismus also).
Oder wir lügen uns in die eigene Tasche und klammern uns an das "christliche Abendland", das w a s genau also eigentlich ist/ausmacht, sich w o r i n genau ausdrückt, manifestiert?
Wieviele Menschen in Deutschland sind denn noch "Christen"? Und welche "Art Christ" sind sie - welcher Kirche, welcher Glaubensgemeinschaft oder welcher religiösen "Splittergruppe" ;) gehören sie an? Was ist mit den Freikirchen, was ist mit den Zeugen Jehovas ... ?
Und worin, wodurch drückt sich in ihrer Lebenspraxis, in ihrem Alltag ihr "Christsein" also aus: ?
Was ist mit denen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen (jedenfalls keiner christlichen oder auch tatsächlich gar keiner): Sind sie alle - die Konfessionslosen, die Atheisten, die Freidenker - also Feinde des "christlichen Abendlandes"?
Wer und was alles ist denn "Mitglied" in diesem Verein - wer ist tragender Bestandteil dieses "christlichen Abendlandes" - welche Rechten und Pflichten umfasst, impliziert das und vor allem: auf welcher rechtlichen und/oder moralischen bzw. ethischen (oder nur religiösen?) Grundlage - wenn doch einige gar keiner Religion angehören:wollen?
Was macht denn einen "abendländischen" Christen zum Christen - wenn er sich aller Inhalte, Auflagen, Unbequemlichkeiten e n t l e d i g t (hat) und nur noch eine leere Hülle in Händen hält, die er militant verteidigen zu müssen meint, nur um in seiner Bequemlichkeit, Behaglichkeit nicht gestört zu werden, nur um seine Selbstgerechtigkeit und seinen Selbstbetrug nicht erkennen und nicht abarbeiten zu müssen.
Was: bleibt also von den ach so heiligen christlichen Werten und Tugenden - w e l c h e n ? - Meine Güte, merkt ihr denn nicht, ihr Abendlandsverteidiger, wie unfassbar billig und arm ihr euch selbst belügt?!
"[...] Wir reden viel über die Muslime, aber etwa die starke christliche Prägung des Wohlfahrtstaates, die sich darin ausdrückt, dass immer noch die Hälfte bis zwei Drittel wohlfahrtsstaatliche Einrichtungen wie Kindergärten, Altenheime, teilweise auch Krankenhäuser von kirchlichen Trägern betrieben werden, generiert eine Menge von Problemen. Erstens ist es natürlich so, dass Patienten oder auch Eltern, die nicht Christen sind, sich auch eine solche Einrichtung wünschen, die ihren weltanschaulichen oder religiösen Orientierungen entgegenkommt. Und umgekehrt ist es so, dass für kirchliche Einrichtungen besondere Loyalitätspflichten gelten. Also – die ganzen Konflikte, die es auch gab um Ärzte etwa, die an katholischen Krankenhäusern arbeiten und dann abweichende Positionen zur Frage des Schwangerschaftsabbruchs vertreten haben. Diese besonderen Verpflichtungen stellen ein großes Problem dar, vor allem deswegen, weil der Anteil der Mitglieder der beiden Kirchen immer weiter absinkt. Im Moment sind etwa 60 Prozent der deutschen Bevölkerung Mitglied einer der beiden Kirchen. Es werden aber deutlich mehr Einrichtungen von den beiden Kirchen betrieben, so dass da in gewisser Weise eine Versorgungslücke entsteht und auch das Problem mit Arbeitsplätzen für qualifizierte Personen, die eben nicht christlichen Glaubens sind. [...]"
Das Zitat ist folgender Quelle entnommen: Beitrag des Deutschlandfunk "Warum das Zögern der Politik die AfD stark macht", siehe oben stehenden Link.
Dass es sich wie folgend verhält, wissen wir ja - eben deshalb findet ja noch immer statt, was stattfindet:
Wenn Kinder von klein auf religiös indoktriniert werden, so werden sie mehrheitlich lebenslang darin gefangen bleiben, selbst wenn es Phasen der Opposition geben sollte (meist in den Phasen der Pubertät und Adoleszenz) - die meisten kehren doch wieder zu ihren religiösen "Wurzeln", die eben in der Kindheit angelegt wurden, zurück - weil: sie nicht anders können, weil es eben I n d o k t r i n a t i o n ist.
Und genau das macht man sich ja überall dort zunutze, wo man mittels Religion, also Ideologie Menschen formen und "führen", d.h. sie instrumentalisieren, verknechten, ausbeuten möchte. Und das findet halt eben nicht bei "nur" Fundamentalisten und Extremisten statt, sondern grundsätzlich ist Religion bzw. religiöse "Erziehung" genau das: ein Auf-Spur-Bringen, Dressieren, Abrichten. Bei dem gerade n i c h t eigentständiges Denken gewollt, erlaubt ist und gefördert wird, sondern genau das beschnitten, gehemmt, unterdrückt. Zum Zwecke der leichteren "Führbarkeit", Instrumentalisierung.
Natürlich trifft all das auch auf Sekten und andere Ideologien zu.
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update 30. Juni 2023
Ich halte nichts von solchen anerzogenen, oktroyierten Ideologien, Glaubenssätzen, inkl. Indoktrinierung (Kirche, Schule, Staat) - ich halte es eher mit Philosophie und auf persönlicher Erkenntnis, Reife und Mitgefühl basierenden und gelebten Werten. Drum Anarchismus.
Für gelebte Demokratie (besser: Soziokratie, Konsentprinzip, statt Mehrheitsprinzip), Menschenrechte, prosoziales Verhalten, Solidarität, Kooperation braucht man keine Ideologie, sondern Werte, intrinsisch motivierte Moral, Mitgefühl und Selbstkritik, Selbstreflexion, Selbsterkenntnis, Persönlichkeitsreife.
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Zu oben stehendem Artikel (Tagesspiegel, "Schriftsteller fordern Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen"):
Es kann nicht sein, dass so etwas per Strafgesetzgebung geahndet wird. Religion, religöser Glaube hat Privatangelegenheit zu sein und in einem säkularen (wenn schon nicht laizistischen Staat) hat die Freiheit der Rede/Meinung, der Kunst, also auch Satire, und der Presse/Medien über religiösen Gefühligkeiten zu stehen. Daher ist "Gotteslästerung" etwas, das allenfalls innerhalb einer Religionsgemeinschaft diskutiert werden kann, wenn überhaupt, nicht jedoch darf daraus eine Strafsache gemacht werden.
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