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Sabeth schreibt - Lebenskunst für Laien

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Michael Schmidt-Salomon über den freien Willen ...

 
"[...] Mit dem hier beschriebenen Prozess der Entwicklung des Charakters - oder wie wir besser und allgemein verständlicher sagen können: der Persönlichkeit - beschäftigt sich die Sozialisationstheorie. Unter Sozialisation wird - wie HURRELMANN formuliert - „der Prozess der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in Abhängigkeit von und in Auseinandersetzung mit den sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen verstanden, die zu einem bestimmten Zeitpunkt der historischen Entwicklung einer Gesellschaft existieren” [8]. Es gibt sehr verschiedene, sozialisationstheoretische Ansätze, die sich im wesentlichen darin unterscheiden, welche psycho-sozialen oder dinglich-materielle Einflussfaktoren fokussiert werden. Eine befriedigende, allgemeine Sozialisationstheorie, die theoretische Engführungen vermeidet, weil sie alle möglichen Einflussfaktoren auf die Persönlichkeitsentwicklung berücksichtigt, existiert zur Zeit nicht und wird wohl auch nie existieren, weil Vielfalt und Komplexität der Einflussfaktoren, die uns prägen, theoretisch nicht fassbar sind. Eine allgemeine Sozialisationstheorie müsste den individuellen Menschen als ein hochkomplexes System in Interaktion mit unüberschaubar vielen anderen hochkomplexen Systemen verstehen, als ein System, das auf unüberschaubar viele andere Systeme unüberschaubare Wirkungen hat, und das gleichsam von unüberschaubar vielen anderen Systemen auf kaum überschaubare Weise beeinflusst wird, weil jeder von uns mit Allem verbunden ist - und zwar auf eine ganz eigene, einzigartige Weise. Bei der Persönlichkeitsentwicklung allgemein, aber auch konkret bei jeder einzelnen Willensentscheidung, jeder einzelnen Handlung, sind Abermilliarden determinierender, untereinander vernetzter Faktoren beteiligt. Der amerikanische Physiker und Einstein-Schüler David BOHM hat darauf hingewiesen, dass Wirkungen nie monokausal, sondern nur in Rekurs auf die Struktur des Ganzen erklärt werden können, was er u.a. auch am Beispiel des Todes von Abraham Lincoln demonstrierte. Dieser sei - so BOHM - nur in reduktionistischer Sicht auf die Kugel aus der Schusswaffe von John Wilkes Booth allein zurückzuführen. Tatsächlich waren daran auch alle Faktoren beteiligt, die zur Erfindung von Feuerwaffen führten, alle evolutionären Kräfte, die die menschliche Hand dazu befähigten, eine Waffe in der Hand zu führen usw. [9] Eine recht unübersichtliche Angelegenheit.
 
Wir müssen aber gar nicht so weit ausholen. Die Persönlichkeitsentwicklung jedes Individuums ist komplex genug, wenn man sie nicht durch Abstraktionen retuschiert. Zu berücksichtigen sind nämlich neben der genetischen Ausstattung des Individuums, neben dem Verhalten von Eltern, Großeltern, Geschwistern, Nachbarskindern, Freunden, Freundinnen, neben der Klassen- oder Schichtherkunft möglicherweise auch folgende Faktoren: die Musik, die man hörte (oder nicht hörte), die Fernsehsendungen, die man sah (oder nicht sah), die langen Unterhosen, die man im Winter anziehen musste und die so fürchterlich kratzten, die Brandung des Meeres, der man lauschen durfte, der Anblick des Kindes, das im Schwimmbad von seinem Vater geschlagen wurde, der Sauerbraten von Tante Erna und die in der Geschichtsstunde vermittelte Erfahrung der Judenverfolgung, die Lyrik Brechts und die Tanzschritte von Michael Jackson, der Geschmack von Hustenbonbons; das Durchleben von Masern und Röteln ebenso wie der erste Kuss, der erste Orgasmus, die schmachvolle Niederlage des Lieblingsvereins im DFB-Pokal, die durchzechten Nächte nach dem Verlust der ersten Liebe, die verlorenen Brillen, Feuerzeuge, Illusionen und Wünsche, und nicht zu vergessen: die übertünchten Akne-Pickel, die kunstvoll konservierten Haarfrisuren und die Sonderbriefmarke der Bundespost zum Tag der Deutschen Einheit usw.
 
Fassen wir zusammen: Der Mensch ist Teil eines hochkomplexen, chaotisch-deterministischen Gesamtsystems, innerhalb dessen er selbstorganisierend agiert. Dabei ist das Prinzip der Selbstorganisation nicht mit dem Prinzip der inneren Freiheit zu verwechseln. Die menschliche Selbstorganisation ist nicht frei, beliebig und unbegründet, sondern bestimmt durch die Geschichte der strukturellen Kopplungen, die das Individuum durchlebt hat. Die Einzigartigkeit der individuellen Geschichte struktureller Kopplungen bedingt dabei die Einzigartigkeit jedes menschlichen Individuums. Jeder Mensch lebt in seiner Welt, die er nicht beliebig konstruiert hat, sondern die das notwendige Resultat seiner geschichtlichen Erfahrungen ist. Ein Kernsatz des hier präsentierten „systemischen Kontextualismus” lautet daher: Wir können nicht wollen, was wir wollen, sondern wollen das, was wir aufgrund unserer Erfahrungen wollen müssen. [...]
 
Der freie Wille - ein prämodernes Mysterium
Die bisherigen Darlegungen dürften konsequente VerfechterInnen der Willensfreiheit-Hypothese kaum beeindruckt haben. Mit Recht können sie sagen, dass die Tatsache, dass wir den freien Willen nicht denken können, nicht besagt, dass es ihn nicht gibt. Auch ist es nicht unbedingt logisch zwingend, dass wir das Kausaldenken, das wir in der Analyse natürlicher Zusammenhänge benutzen, auch auf den Bereich des menschlichen Geistes übertragen müssen. Und in der Tat: Viele Philosophen und Theologen haben die Ansicht vertreten, dass das Kausalprinzip nur für die materielle, nicht für die geistige Welt gelte, in der das Prinzip der Freiheit vorherrsche. Hieran erkennen wir, dass das Festhalten an der Idee der Willensfreiheit erkauft werden muss durch die Konstruktion eines Dualismus von Geist und Materie, Vernunft und Körperlichkeit. Ein recht problematischer Dualismus, der mehr Probleme erzeugt, als er löst (man denke nur an das Idealismus/Materialismus-Problem!), - aber das sei hier nur am Rande vermerkt. Zurück zur Frage der Willensfreiheit: Wenn man die Gültigkeit des Kausalprinzips für den geistigen Bereich ablehnt, so kann man auch nicht mehr auf diesem Gebiet argumentieren. Die Frage nach der vermeintlichen Freiheit des Willens scheint aus dieser Perspektive unlösbar. Hier hört - wie es scheint - die Wissenschaft auf und fängt der Glauben und damit die Beliebigkeit an. Anders formuliert: Die Frage, ob der freie Wille an sich existiert oder nicht, ist rational nicht entscheidbar.
 
Ich habe in meinem Entwurf zu einer Theorie der Neomoderne [10], den man als einen Versuch der Rekonstruktion des postmodern dekonstruierten Humanismus verstehen kann, eine Herangehensweise dargelegt, die das hier angesprochene Dilemma überwindet. Die Neomoderne akzeptiert - ausgehend von einer radikal agnostizistischen Erkenntnistheorie - nur eine einzige axiomatische Festlegung, nur eine einzige unhinterfragbare Setzung, nur EINEN Glaubenssatz. Dieser lautet: Alle Menschen (ungeachtet welcher Gruppe sie angehören - auch die kommenden Generationen werden hier mit einbezogen!) sind gleichberechtigt und frei in ihrem Streben, ihre Vorstellungen vom guten Leben im Diesseits zu verwirklichen, sofern dadurch nicht die gleichberechtigten Interessen anderer in Mitleidenschaft gezogen werden, und es ist die unaufkündbare Aufgabe eines jeden Menschen mit allen zur Verfügung stehenden Kräften dazu beizutragen, dass möglichst wenigen die  Inanspruchnahme dieses fundamentalen  Rechts versagt bleibt.
 
Jeder weitere Satz, ob religiöser Glaubenssatz oder wissenschaftliche Hypothese, muss sich dem Begründungsdruck unterwerfen, ob er zur Realisierung der in dieser Setzung formulierten humanistischen Ziele taugt oder nicht. Es geht also nicht darum, zu klären, ob diese oder jene Hypothese an sich stimmt oder nicht (diese Unterscheidung können wir aus erkenntnistheoretischen Gründen nicht gerechtfertigt vornehmen (Agnostizismus)), vielmehr geht es darum, ob die Entwicklung und Umsetzung dieser oder jener Hypothese uns verhelfen kann, die Verhältnisse menschlicher zu gestalten.
 
Übertragen auf die Frage nach der Existenz oder Nicht-Existenz eines freien Willens, bedeutet dies: Neomoderne Wissenschaft verzichtet darauf, zu entscheiden, ob es den freien Willen an sich gibt oder nicht, sie konzentriert sich darauf, ob die Annahme eines freien Willens zu einer Humanisierung der Verhältnisse führen kann oder ob sie diese verhindert.
 
Welche Vor- und Nachteile hat also die Annahme, wir seien mit dem freien Willen ausgerüstet? Wem nützt sie und warum? Wer hat den Schaden? [...]
 
Die notwendige Aufhebung des wettbewerbsorientierten Leistungsprinzips
Das Projekt der Neomoderne ist postreligiös, postnational, posttraditional, zukunftsbezogen, aber nicht gegenwartsblind. Es geht davon aus, dass die erforderliche, weitgehende Humanisierung der globalen Verhältnisse u.a. davon abhängt, ob es den Menschen gelingt, ihre Fähigkeiten zum offenen, kritischen Dialog zu entwickeln, was voraussetzt, dass sie den Wunsch entwickeln, ihr Denken und Handeln zu entprovinzialisieren, also tradierte Borniertheiten abzuwerfen. All dies verlangt die Aufhebung des auf dem freien Willen aufbauenden, wettbewerbsorientierten Leistungsprinzips.
 
Begründung: Die herrschende Ideologie unterstellt, dass die Menschen weitgehend frei entscheiden, was sie wollen, was sie konsumieren und produzieren wollen, wie sie ihren Alltag einteilen, ihr Leben gestalten. Das Problematische hieran ist, dass die Menschen sich selbst dafür verantwortlich machen, was sie in ihrem Leben erreicht bzw. nicht erreicht haben. Im Zeitalter der „Institutionalisierten Individualisierung” (s.o.) wird allgemein davon ausgegangen, dass jeder Mensch es in gewissem Rahmen „zu etwas bringen” kann, wenn er es wirklich will. Für den eigenen Willen wird das Individuum jedoch selbst verantwortlich gemacht.
 
Diese Perspektive hat - wie wir sehen werden - verheerende Folgen auf allen Ebenen des menschlichen Lebens, auf den wechselseitig sich bedingenden Ebenen Mikrokosmos, Mesokosmos und Makrokosmos.
 
a) der Mikrokosmos (Ebene des Individuums):
Wenn das, was ich erreicht habe, von mir und meinem freien Willen abhängt, so bin ICH voll verantwortlich, für das, was ich tue und getan habe. Wenn ich es zu etwas gebracht habe, dann deshalb, weil ICH es zu etwas bringe. Wenn ich versagt habe, so nur deshalb, weil ICH ein Versager bin. Da ich das gleiche Verantwortungs- und Leistungsprinzip auf die Anderen anwenden muss, bedeutet das, dass derjenige, der es zu mehr bringt als ich, nicht nur ein glücklicherer, sondern auch ein besserer Mensch ist, weil ER/SIE es zu mehr bringt, und derjenige, der es zu weniger bringt, ein (noch grösserer) Versager ist, weil ER/SIE es nicht schafft, das zu erreichen, was ICH kraft meines freien Willens bereits erreicht habe. Das auf der Annahme des freien Willens aufbauende Wettbewerbsprinzip führt, fällt mein Vergleich zu den Anderen für mich negativ aus, bei mir zu Minderwertigkeits-, Scham-, Schuld- und Peinlichkeitsgefühlen. Sieht meine Bilanz hingegen positiv aus, so bin ich erfüllt mit Stolz und mustere die Anderen arrogant und überheblich, denn schließlich hätten sie es ja auch zu mehr bringen können, wenn sie nur gewollt hätten.
 
Sowohl die hier angedeutete negative (schuldbeladene) als auch die positive (stolzgeschwängerte) Bilanzierung eigener Leistungen hemmt die anzustrebende Veränderung des Individuums hin zu größerer Humanität, denn das Individuum bleibt Ich-fixiert, gefangen in selbstwertdienlichen Wahrnehmungsverzerrungen in Bezug auf die Umwelt und die eigene Person. Es versucht, sich selbst über die eigenen Schwächen hinwegzutäuschen, retuschiert die eigene Biographie, um misslichen Minderwertigkeitsgefühlen zu entgehen. Misslingt dieser Versuch, versinkt das Individuum in Ohnmachtsgefühle und Selbstmitleid. Zu kritischer Selbst- und Fremdanalyse ist das Individuum unter dieser Voraussetzung kaum fähig. Die durch die Idee des freien Willens erzwungene subjektive Verantwortung für die eigene Vergangenheit führt also dazu, dass das Individuum sich in Gegenwart und Zukunft kaum objektiv (Definition s.o.) verantwortlicher verhalten wird.
 
b) der Mesokosmos (Face-to-face-Beziehungen)
Die mikrokosmischen Turbulenzen bringen auch den Mesokosmos in Unruhe. Unter der Voraussetzung der Annahme des freien Willens wird der Mitmensch zur ständigen Bedrohung, denn er könnte ja aufdecken, wo die eigenen Schwächen liegen. Schwächen, zu denen das Individuum nicht stehen kann, weil es sich angeblich frei - also ungezwungen - zu ihnen entschlossen hat und sie daher peinlicherweise selbst voll verantworten muss. Kritische Argumente der Mitmenschen sind daher eine große Gefahr, eine unmittelbare Existenzbedrohung. Es gilt höchste Alarmbereitschaft. Kommando: Augen und Ohren zu und durch! Hoffnung besteht allein darin, dass der Andere auch irgendwo schwache Stellen haben muss. So ist die Diskussion, die die Diskutierenden eigentlich weiter bringen sollte, häufig nichts weiter, als ein Bombardement von Argumenten, die nicht die verhandelte Sache auf den Punkt, sondern den Gegner an seiner schwächsten Stelle treffen sollen. Das Argument ist unter dieser Voraussetzung kein Geschenk, das ich dem Anderen unterbreite, das ihm wie ein gutes Buch die Möglichkeit bietet, sein Denken zu entprovinzialisieren, es ist eine Waffe, die erbarmungslos eingesetzt wird, um unliebsame Kritik abzuwehren. Das Gespräch wird also nicht bestimmt durch die Suche nach intersubjektiven Wahrheiten, sondern durch Taktik, es ist ein strategisches Spiel um Angriff und Verteidigung, indem man die Fehler des Anderen - wenn nötig - ohne Rücksicht auf Verluste ausnutzen muss, will man nicht selber untergehen.
 
Aber die Akzeptanz der Willensfreiheit führt nicht nur dazu, dass wir unfähig werden, durch gerechtfertigte Argumentation Diskurse zu führen. Sie verhindert auch, dass wir dem Anderen und uns selbst verzeihen können. Jede Schandtat wird dadurch noch um einiges schändlicher, wenn wir davon ausgehen, dass sich der Täter /die Täterin frei zu ihr entschieden hat. Wie könnten wir jemanden verzeihen, der sich frei dazu entschieden hat, uns zu betrügen, zu berauben, zu verletzen? Wie kann man einem Mörder / einer Mörderin verzeihen? Nur wenn wir die Idee der Willensfreiheit aufgeben, wenn wir einsehen, dass jeder Täter / jede Täterin auch Opfer ist, haben wir die Chance, zu verzeihen und damit aus der Gewaltspirale auszubrechen.
 
c) der Makrokosmos (Ebene der sozialen Strukturen, die über face-to-face-Kontakte hinausgehen)
Der Spätkapitalismus hat die gesamte Welt mit dem Leistungs- und Wettbewerbsprinzip terrorisiert. Die Idee des freien Willens hat damit nicht zufällig Hochkonjunktur. Sie rechtfertigt die Armut der Armen und den Reichtum der Reichen. Sie macht die Glücklichen glücklicher und die Unglücklichen unglücklicher. Sie zementiert die Gegensätze, denn sie gibt denen Zuversicht, die sie ohnehin haben und nimmt sie jenen, die sie ohnehin nicht besitzen.
 
Die durch die Idee des freien Willens verursachten Selbstwertkrisen haben verheerende makrokosmische Folgen: Individuen entgehen der Selbstwertproblematik z.B., indem sie durch übermässig gesteigerten Konsum ihr Leid verdrängen (und dadurch das derzeitige, ökologisch und sozial problematische Wirtschaftssystem stützen). Eine andere Möglichkeit, die insbesondere diejenigen nutzen, deren Konsumhunger bereits gestillt oder deren Zugang zu den Konsumgütern beschränkt ist, besteht darin, die eigene Isolation und Ohnmacht gruppennarzisstisch zu überwinden und die eigenen Defizite auf Nicht-Gruppenmitglieder zu projizieren. Dieses letzlich kriegstreiberische Phänomen, das so alt wie die Menschheit zu sein scheint, könnte nur dann aufgehoben werden, wenn es uns gelingt, einen anderen Zugang zu uns selbst und den Anderen zu finden, einen Zugang, der ein höheres Niveau an Selbstreflexion erlaubt. Der Abschied von der Idee des freien Willens ist hierzu unerlässlich. [...]
 
Autonome Humanität statt abstrakter Freiheit
Die Idee der Willensfreiheit ist als eine Idee der abstrakten Freiheit, einer Freiheit von allen Zwängen, nicht denkbar. Wir können nur die Idee der konkreten Freiheit denken, einer Freiheit von bestimmten Zwängen. Von bestimmten Zwängen können wir uns auch emanzipieren, wir können uns von ihnen befreien, allerdings nur, wenn wir diese Befreiung auch wirklich wollen, damit also anderen Zwängen unterliegen, die die Befreiung von jenen bestimmten Zwängen einfordern. Das heißt: Wenn wir es wollen, so können wir auch Teilaspekte unseres Willens ändern. Damit haben wir jedoch weiterhin keinen „freien” Willen, sondern einen von bestimmten Zwängen befreiten Willen, der selbstverständlich wiederum anderen Zwängen unterliegt.
 
Meine bisherigen Ausführungen, die die Idee der abstrakten Freiheit widerlegen sollten, resultieren aus dem Engagement für eine konkrete Freiheit, nämlich der Freiheit von inhumanen Willensbestrebungen, die nicht mit der abstrakten Freiheit verwechselt werden darf. Haben wir nämlich die Freiheit von Inhumanität erst einmal erlangt, so unterliegen wir in selbem Masse dem Zwang zur Humanität. (Man kann den Zwang zur Humanität zwar beschönigend als Freiheit zur Humanität beschreiben, der Zwangscharakter wird aber offensichtlich im Verhältnis zum Inhumanen, zu dem der human Denkende und Fühlende nicht mehr fähig ist - vergleichbar dem SCHOPENHAUERschen Heiligen, der gezwungenermaßen seine Habe den Armen überlassen muss (s.o.).)
 
Wir erkennen: Freiheit und Emanzipation sind Leerformeln, solange nicht angegeben wird, wovon wir uns befreien, emanzipieren sollten. Daher wird hier die Idee der abstrakten Freiheit durch das Konzept der autonomen Humanität ersetzt. Grundlage dieses Konzepts ist die oben angeführte Basis-Setzung des neomodernen Humanismus, die der Maßstab ist, um zu entscheiden, von welchen inneren und äußeren Zwängen wir uns befreien sollten. Wenn wir diese Setzung akzeptieren - und ich glaube, dass viele Menschen diese Setzung abstrakt akzeptieren könnten -, so haben wir dadurch einen gerechtfertigten Zwang, der auf unsere Charakterfestung und damit auf unsere Willensbestrebungen einwirken könnte.
 
Diese Einwirkung ist praktisch eher möglich, wenn wir uns von der Idee der Willensfreiheit befreien. Die Absage an die Idee der abstrakten Willensfreiheit hat nämlich den Vorteil, dass es für uns und andere leichter wird, unsere Charakterfestungen zu erstürmen. Gehen wir nämlich nicht mehr davon aus, dass wir unsere Defizite frei verbrochen haben, so haben wir es auch nicht mehr so nötig, uns vor uns selbst und den anderen zu tarnen, zu schützen. Wir können abrüsten, schließlich haben wir nicht mehr zu verlieren als unsere Fehler, also die Zwänge, die uns - ohne dass wir es verhindern konnten - an das Falsche ketteten.
 
Dadurch können wir uns angstfreier und objektiver mit unserer eigenen Geschichte auseinandersetzen, mit unseren Stärken und Schwächen. Überheblichkeit und Minderwertigkeitskomplexe sind bei dieser Herangehensweise ausgeschlossen. Wir können uns die Fehler, die wir nie sehen wollten, endlich eingestehen und daher besser daran arbeiten, sie zu überwinden. Wir können auch unsere Stärken nutzen, ohne die Anderen damit zu diskriminieren. Wir haben die Chance, die Widersprüche, die unsere Existenz bestimmten und die uns Kräfte raubten, aufzulösen und unsere Fähigkeit zum Humanen auf allen Gebieten auszubauen. Wir überwinden das viele Erwachsene kennzeichnende Stadium der Stagnation und werden Subjekte unserer eigenen Veränderung. Dieser andere Umgang mit dem eigenen Ich verändert auch den Umgang mit den Anderen. Die Kommunikation mit den Mitmenschen ist - im Normalfall - keine existentielle Gefahr mehr. Kritische Argumente von ihrer Seite werden verstanden als Geschenke, die mir helfen können, mein Denken und Fühlen zu entprovinzialisieren. Taktische Spielchen und Machtmanöver sind nicht mehr unbedingt nötig. Wir werden fähig zum Diskurs. Unter der Voraussetzung der Akzeptanz der Willensfreiheit hingegen ist der dialogische Diskurs eine nahezu unerreichbare Utopie.
 
Auch das Verhältnis zum Makrokosmos verändert sich. Individuen, die dem Prinzip der autonomen Humanität folgen, die ihre eigene Lebensgeschichte, ihre inneren und äusseren Zwänge danach überprüfen und revidieren, ob sie human zu rechtfertigen sind oder nicht, sind den makrokosmischen Inhumanitäten gegenüber weniger anfällig. Sie sind in der Lage, aktiv Widerstand zu leisten, wenn ersichtlich ist, dass die Rechte anderer übergangen werden. Auch dürften sie ein höheres Maß an Frustrationstoleranz besitzen, weil sie nicht davon ausgehen müssen, dass sich die Menschen ihrer Umgebung aus freien Stücken - also ungezwungen - für Dummheit und Barbarei entscheiden. Sie können die Brutaltäten und Absonderlichkeiten des Lebens leichter, humorvoller ertragen. Ich möchte als Beleg an dieser Stelle Albert EINSTEIN zitieren, der mir ein gutes Beispiel für einen Menschen zu sein scheint, der aus dem Wissen um die Unmöglichkeit des abstrakten, freien Willens Kraft für seinen Kampf gegen die vielfältigen Zwänge zur Inhumanität zog: „An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang, sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit. Schopenhauers Spruch: 'Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will', hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt und ist mir beim Anblick und beim Erleiden der Härten meines Lebens immer ein Trost gewesen und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz. Dieses Bewusstsein mildert in wohltuender Weise das leicht lähmend wirkende Verantwortungsgefühl und macht, dass wir uns selbst und die andern nicht gar zu ernst nehmen; es führt zu einer Lebensauffassung, die auch besonders dem Humor sein Recht lässt.” [12]
[...]
 
Ich fasse zusammen: Der Abschied von der Idee des freien Willens ist mit zwei entscheidenden Vorteilen verbunden:
 
1. Wir umgehen den problematischen Dualismus von Geist und Materie, Vernunft und Körperlichkeit, der herangezogen werden musste, um das Prinzip der Willensfreiheit aufrechtzuerhalten.
 
2. Wir sind in der Lage, objektiv verantwortlicher zu handeln, also den Gesetzen des Humanen zu gehorchen, weil wir nicht durch die Bürde subjektiver Verantwortlichkeit dazu gedrängt werden, unsere Defizite vor uns und den Anderen zu vertuschen. Wir sind fähig zur Selbsterkenntnis, Selbstveränderung, und bereit, von Anderen zu lernen.
 
Meine bisherigen Ausführungen konzentrierten sich darauf, zu zeigen, dass wir uns nach dem Abschied von der Idee der Willensfreiheit in realiter besser hin zum Humanen entwickeln können, sofern wir prinzipiell humaner werden wollen. Was ist aber mit denen, die nach allem Anschein nicht von diesem prinzipiellen, abstrakten Wunsch zum Humanen ausgehen?
 
Selbstverständlich können wir nicht naiv-idealistisch an ihren „freien Willen” appellieren, sich doch endlich für ein moralisch gerechtfertigteres Leben zu entscheiden. Das wäre ineffektiv und heuchlerisch, denn die Persönlichkeit eines Menschen, dem wir das Etikett „antisozial” zuweisen, ist ebenso das Resultat struktureller Kopplungen, Ausdruck lebensgeschichtlicher Notwendigkeiten, wie dies bei einem Menschen der Fall ist, den wir als sozial-harmonische, „gereifte” Persönlichkeit bezeichnen. Der Menschenfreund Gandhi und der Massenmörder Hitler unterscheiden sich nicht darin, dass der eine den freien Willen besitzt und der andere nicht. Sie unterscheiden sich darin, dass sie von unterschiedlichen Zwängen befreit und damit unterschiedlichen Zwängen unterworfen sind. Wenn ein Mensch nicht humaner, also gerechter und liebevoller, mit seinen Mitmenschen umgehen will, so ist dies (in der hier vermittelten Perspektive) nicht Ausdruck seines freien Willens zum Inhumanen, sondern Ausdruck der komplexen Geschichte der strukturellen Kopplungen, die ihm in seinem Selbstorganisationsprozess widerfahren ist. Der Wille zum Inhumanen lässt sich also nur dadurch beeinflussen, dass man die strukturellen Kopplungen, den Kontext ändert. Angesichts der Komplexität der chaotisch-deterministischen Systeme, die den Menschen beeinflussen, ist zwar nicht eindeutig zu sagen, wie im Sinne eines Wandels hin zum Humanen - zum Beispiel bei StraftäterInnen - eingegriffen werden kann, ich möchte dennoch folgende These wagen:
 
Dadurch, dass wir objektiv zu verurteilendes und sinnvollerweise auch mit negativen Sanktionen belegtes Verhalten subjektiv entschuldigen, ermöglichen wir dem Täter / der Täterin ein objektiveres Umgehen mit der eigenen Lebensgeschichte. Da wir uns selbst nicht mit dem Mysterium des freien Willens ausstatten, das heißt: die Tatsache unserer eigenen Nicht-Straffälligkeit nicht als eine von uns zu verantwortende, eigene Leistung ausgeben, heben wir die Asymmetrie auf, die normalerweise zwischen Schuldigen und Nichtschuldigen unter Akzeptanz der Willensfreiheit besteht und bestehen muss. Damit ermöglichen wir einen echten Dialog, der den Kontext des straffällig gewordenen Menschen tatsächlich erweitern kann.
 
Freilich ist noch nicht allzu viel damit erreicht, wenn Einzelne sich auf diese Weise verhalten. Wichtig ist es, dass die gesellschaftlichen Institutionen verändert werden, die allesamt von der Akzeptanz der Idee des freien Willens ausgehen, obwohl (oder weil?) das Prinzip der Willensfreiheit - allen philosophischen und theologischen Schönrednereien zum Trotz - mit dem Prinzip der Humanität schwerlich zu vereinbaren ist. Wir brauchen zum Beispiel eine andere Justiz, die in der Lage ist, zwischen objektiver Rechtfertigung und subjektiver Entschuldigung einer Handlung besser zu unterscheiden. (Es muss möglich sein, ungerechtfertigtes Verhalten zu ahnden, ohne den straffälligen Menschen durch das subjektive Schuldprinzip noch mehr in die Isolation zu treiben, bzw. ihn wegen angeblich psychologisch belegter Schuldunfähigkeit zu pathologisieren.) Auch auf dem Gebiet von Bildung und Erziehung sollte sich einiges ändern. Eine Pädagogik, die sich von der klassischen Vorstellung befreit hat, dass die Unmündigkeit der Menschen selbstverschuldet sei, dürfte eher etwas dazu beitragen können, dass sich die Menschen in der Praxis von den Zwängen zur Unmündigkeit befreien. Sie könnte, nachdem sie endlich die Idee der Willensfreiheit aufgegeben hat, Konzepte entwickeln, die das wettbewerbsorientierte Leistungsprinzip überwinden, zu angstfreier Selbsterkenntnis und autonomer Kritik herausfordern sowie die individuellen Fähigkeiten zum Dialog fördern.
 
Diese wenigen Ausführungen lassen erahnen, welche weitreichende Konsequenzen der hier geforderte Abschied von der Idee der Willensfreiheit hat. Sie lassen aber auch erahnen, wie unwahrscheinlich es ist, dass die in diesem Aufsatz dargelegte Sichtweise gesellschaftlich relevant wird. Die Aufhebung der Willensfreiheit ist, obwohl sie ein notwendiger Bestandteil der Lösung der globalen Probleme zu sein scheint, fürchterlich unzeitgemäss. Sie widerspricht allzu sehr der herrschenden Ideologie, der herrschenden Wirtschaftsweise. Unter dem Diktat der spätkapitalistischen Wirtschaft wurden wir nämlich - nicht nur auf den ersten Blick! - schonungslos verurteilt: Zur Akzeptanz der Idee der Freiheit des Willens auf Lebenszeit - und zwar mit allen bitteren Konsequenzen, die dies hat.
 
Und so unterliegen wir weiterhin der Qual der vermeintlich freien Wahl: Lesen wir Heidegger oder Mickey Mouse, Hölderlin oder Donald Duck? Beschäftigen wir uns mit den Fragen menschlicher Emanzipation, mit dem Lösen von Kreuzworträtseln, dem Sammeln von Orientteppichen, Briefmarken, LiebhaberInnen oder Bierdosen? Hungern wir für den Frieden, die Figur oder die Miete? Verdienen wir unseren Unterhalt, indem wir Kabel, Teppiche oder Bücher verlegen, indem wir Autos, Bilanzen oder Hunde frisieren, Waffen verschieben, Nasen operieren, Eiskunstlaufen, Würstchen braten oder Lotto spielen?
 
Egal, was wir wählen: Die Logik der Vernichtung wird nicht aufzuheben sein, solange wir durch postmodernes, wirtschaftskonformes Beliebigkeitsdenken der Illusion unterliegen, „wahrhaft freie Menschen” zu sein. Wir müssen erkennen: Die postmodern, kontrafaktisch behauptete, abstrakte Freiheit tötet, weil sie die inhumanen Zwänge verdeckt, auf denen sie notwendigerweise beruht. Menschen, die sich dem Humanen verpflichtet fühlen, haben daher keine andere Wahl, als sich möglichst radikal von den bestehenden, heteronomen, von Freiheitsfloskeln überdeckten Denk- und Handlungszwängen zu befreien. Sie sind zu einer besonderen Freiheit verurteilt. Einer Freiheit, die auch ein Zwang ist, und zwar ein Zwang zu autonomer Humanität. Wer von diesem inneren Zwang betroffen ist, der mag als AussenseiterIn belächelt werden, weil er/sie - wie Don Quixote - gegen Windmühlen anrennt. Aber das macht wenig aus, denn er/sie kann nicht anders, als sich unter gewalttätigen Verhältnissen querzustellen. Menschen dieses Schlags können nicht einfach mitmachen da, wo andere bedenkenlos mitmachen, sie müssen versuchen, die Alternative zu leben. Sie sind damit aber nicht freiere Menschen, wie oft formuliert wird, sie folgen nur anderen Zwängen. Ich hatte das Glück, in meinem Leben einige dieser Querköpfe (und -bäuche: den Geist/Körper-Dualismus haben wir ja verworfen) zu treffen. Mir scheint, solange es solche Menschen gibt, gibt es auch noch einwenig Grund zur Hoffnung, dass die Logik der Vernichtung, die unseren Planeten scheinbar unaufhaltsam todbringend bestimmt, noch aufhebbar ist. Vielleicht - wir sollten es nicht ausschliessen! - wirkt ihr Beispiel ja infizierend auf die Anderen. Vielleicht ist irgendwann einmal sogar der Punkt erreicht, in dem die Wirkungen, die von diesen autonomen Humanen ausgehen, zu einem Umkippen des Gesamtsystems führen!
 
Nun, es mag sein, dass Letzteres eine allzu naive Illusion ist, eine Einschätzung, die mehr von Wunschdenken als von realistischer Einschätzung der Verhältnisse geprägt ist. Wenn dem so ist, so bitte ich, dies freundlichst zu entschuldigen, wie ich ohnehin darum bitte, all das zu entschuldigen, was an meinen Ausführungen in Form und Inhalt gestört haben könnte.
 
LeserInnen dieses Aufsatzes sollte das - so hoffe ich - nach all meinen Anstrengungen zur Widerlegung der Willensfreiheitshypothese etwas leichter fallen: Denn selbstverständlich gilt für den Verfasser dieser Zeilen der gleiche Grundsatz wie für den oben herbeizitierten Massenmörder: Auch ich hatte - schlicht und ergreifend - keine andere Wahl..."
 
 
Zitiert aus oben stehendem Link:
Dr. Michael Schmidt-Salomon "Können wir wollen, was wir wollen? - Unzeitgemäßes zur Theorie der Willensfreiheit", erschienen in Der Humanist sowie zuvor in: Aufklärung und Kritik. Zeitschrift  für humanistische Philosophie und freies Denken. 2/1995.)
 
Farbliche Hervorhebungen habe ich vorgenommen. 

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S
Auch hier finde ich das "Wie" wieder .... polemisch: "Desweiteren ist es gerade nicht an den Frauen, Männer (wieder mal =/ ) "mütterlich" zu umsorgen, zu pampern, sich zu kümmern (um deren - der Männer - Entwicklung, Horizontöffnung, Ausbildung von selbstkritischer Betrachtung und Introspektion ...)." wozu? Auch das mit der "Schritt-für-Schritt-Anleitung/Hebrauchsanweisung". Habe ich das geschrieben, das das nötig ist? Warum verstehen wir uns denn immer so "miss"? Wo siehst Du denn Trotz bei mir? Und ja, wenn die ersten beiden Sätze auf einer Website so daher kommen, was erwarte ich vom Rest? Der erste Satz beginnt gleich mit "Sie zwingen uns, eine offensichtliche Tatsache wieder hervorzuheben: Die Geschlechterdifferenz gibt es! Ich schreibe mir diese Worte auf die Fahne, aber wir sollten Missverständnisse vermeiden. <br /> Dieses Sie klingt wie: "unsere elenden Feinde und Widersacher."<br /> Was würdest Du denn von einer "Chauviewebsite" denken, die Frauen schon auf der ersten Seite runtermacht? Andere Analogie. Eine Website von Juden, die offenkundig das Verhältnis zu den Palästinensern thematisiert - und Palästinenser als Terroristen brandmarkt. Sollen die Palästinenser Hurra schreien? <br /> ...<br /> Auch wenn die Website offenbar von Mönnern nichtbgekesen werden soll (geht ja um Beziehungen unter Frauen), dann ist das in Richtung Männer wenig versöhnlich. <br /> ... <br /> Gut, ich werde noch mal tiefer einsteigen in die Website. <br /> Vielleicht geht es dennoch ohne Polemik - wenigstens zwischen uns :-)
K
Stefan, ich lese das in der Tat ganz anders, nämlich wie folgt: Wenn auf der ersten Seite (von bzw - weiterdenken) von der Geschlechterdifferenz die Rede ist, so nicht deshalb, um Männer damit (wodurch überhaupt genau: mit diesem Satz?) zu "diskreditieren", sondern um eine Tatsache zu betonen, die dieser Tage gerne eher gegenteilig betrachtet, behauptet, gesetzt wird - dass es sich eigentlich ja um Menschen handle und das Geschlecht vernachlässigbar sei, dass es eigentlich kaum bis keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gebe bzw. wenn, diese im Grunde fast alle "gemacht" (worden) seien (Erziehung/Sozialisation, gesellschaftliche Normen, Kultur, Religion ...). - Dem wird hier m.A.n. also zunächst einmal (einleitend) widersprochen - eben mit diesem einen Satz. :) Und was ich zuvor über deine Haltung schrieb: Du hast kritisiert, dass auf dieser Seite keine Lösungen angeboten würden (und das, obwohl du also kaum bis gar nichts auf der Seite gelesen hast), du schreibst, es müssten die Frauen doch auf die Männer aber ganz anders zugehen und mit ihnen anders, d.h. zugewandter, "wohlwollender", nachsichtiger umgehen - wenn sich die Dinge zum Besseren wenden sollen. Genau diese Haltung mein(t)e und kritisier(t)e ich - siehe in meinem vorherigen Kommentar zum Thema. - Die Veränderungen, die es gab, haben Frauen sich (für "ihre Geschlechtsgenossinnen" und nachfolgende Generationen) erkämpft, errungen. Es wäre jedoch - nicht nur heute, sondern längst schon (seit Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden) an den Männern, sich in anderer Weise zu verhalten - Frauen also nicht zu unterdrücken, zu misshandeln, zu unterwerfen etc. - wie sie es jedoch tun und das mit allerlei Abstrusitäten überdies zu rechtfertigen versuchen (Hysterie der Frau/en, männliche geistige/kognitive u. charakterliche Überlegenheit, weibliche "Schwächlichkeit", Religion(en) etc.) - auch heute noch (siehe die globale katastrophale Situation von Mädchen u. Frauen: noch immer!). - Und auch in unserer Kultur u. Gesellschaft passiert sovieles oft relativ ;) subtil - siehe Sexismus, siehe eben bspw. Prostitution/Freiertum (die Ansicht des Mannes, er dürfe Sex gegen Geld einfach in Anspruch nehmen, es sei nicht verwerflich, sich sexuelle Befriedigung zu kaufen etc. - siehe hierzu die entsprechenden Einträge in meinem blog), Pornographie (bei der - der "gängigen"/weit verbreiteten, mehrheitlich konsumierten und btw nicht nur bei Gewaltpornos! - es um die Unterdrückung, Unterwerfung der Frau geht (siehe hierzu auch die entsprechenden blog-Einträge - an dieser Stelle möchte ich das aus Platzgründen ... nicht vertiefen - es gibt ja bereits einen eigenen Bereich für diese Themen in u.a. auch meinem kleinen blog ;) ). <br /> <br /> An keiner Stelle werden Männer bei bzw - weiterdenken "runtergemacht" - aber bezeichnend ist doch, dass das von offenbar (manchen) Männern, dir z.B. jedenfalls ;), so empfunden, so interpretiert wird. ;) Und den Trotz sehe ich in eben dieser deiner Reaktion: dass du dich sofort angegriffen fühlst, dass du sofort in Abwehrhaltung gehst - und das wie gesagt, obwohl du kaum bis gar nichts (auf der Seite) gelesen hast - dass du es sofort verurteilst/aburteilst, dass du eben gar nicht erst bereit bist, dich darauf einzulassen, sondern schon von vorneherein "Angriff" witterst ... . <br /> Wohingegen du den Artikeln, die von Männern verfasst wurden (mit Ausnahme dessen über Bachofen) positiv angetan bist. <br /> Ja, das entspricht eben leider dem üblichen, verbreiteten Verhaltensmuster noch immer zahlreicher Männer. <br /> Und ebenso die Einstellung, es müssten die Frauen den Männern "Angebote" machen, "Lösungen" aufzeigen/präsentieren (am besten auf dem Silbertablett ;P ) - statt dass Männer sich Gedanken machen, ob und was an ihrem Verhalten möglicherweise wie "unangemessen" sein könnte/kann/ist und dann versuchen, das zu ändern - und Frauen dann bspw. auch direkt fragen, an welchen Stellen sie auf welche Weise Dinge "anders machen" können - und hier hätten bzw. haben Frauen ja nun vielfältige Vorschläge, Hinweise, Anregungen und äußern diese auch. Aber es fängt ja durchaus eben in der Erziehung bereits an und in der Aufgabenverteilung "zu Hause" - wie man selbst geprägt wurde, wie man wiederum mit eigenen Kindern umgeht, was man ihnen vorlebt (welche "Rollen", Rollenmuster) und was aus welchen Gründen auch auf bestimmte Weise nur gelebt werden kann, weil gesellschaftliche/politische, gesetzliche "Rahmenbedingungen" keine Alternativen zulassen (ohne erhebliche Nachteile mit sich zu bringen: solche "Alternativen"- finanzielle, soziale bspw.). Und nach wie vor wird auch Politik überwiegend von Männern gemacht und auch in der Wirtschaft sitzen fast ausnahmslos Männer in Führungspositionen bzw. sind sie Entscheidungs"träger", Entscheider - und so lange das so bleibt - und aus welchen Gründen das noch immer so ist (an der mangelnden Qualifikation der Frauen liegt es bekannterweise ja nicht (mehr) ;) ) - eben darum geht es, eben das gälte es zu "verändern" - hin zu "Gleichberechtigung" - ohne: "Gleichmacherei"!
S
- Wenn ich solche Textabschnitte lese, wie den in meinem Kommentar: wie soll ich denn da keine "Abwehr" haben? <br /> - Männliche/weibliche Autorenschaft: da bin ich - meine ich - ziemlich reflektiert. So einfach mache ich es mir da nicht. Da ich ja die grundlegenden Probleme zwischen Mannn und Frau auch kritisch sehe, ist es mir egal, ob ein Text von einem Mann oder von einer Frau geschrieben wurde. Meine ich zumindest ;-), weiß jedoch nicht, wie es objektiv ist.<br /> - beziehungsweise ....: was soll den das Ziel dieser Website sein? Es geht - so wie ich das lese - um die Beziehungen der Frauen untereinander. Sonstehts da zumindest. Angeprangert wird die Männerwelt. Und zwar sehr polemisch. Glauben denn diese Frauen, dass sie damit etwas ändern an den Missständen? Soll(te) es nicht darum gehen, Männer zum Nachdenken und Reflektieren zubekommen, was die Rolle "der" Frau angeht? Als (so sehe ich mich zumindest) halbwegs offener reflektierter Mann stößt mich diese Polemik ab. Ich bin auch nicht bereit, da mehr zu lesen. Einfach, weil ich der Meinung bin, den AutorInnen geht es vornehmlich darum, Männern eins auf die Fresse zu geben. Warum? Vermutlich aus Frust, weil sie bisher nichts erreicht haben. Ihrem eigentlichen Ziel einer Gleichstellug keinen Millimeter näher gekommen sind. Ja, meine Vermutung! <br /> Wenn sich Männer - und gerade die in "traditionellen" Rollenbilder verhafteten (um es etwas euphemistisch zu sagen) - den Gedanken der Gleichstellung öffnen sollen, sind solch polemischen Texte alles andere als geeignet, ihren Zielen auch nur einen Millimeter näherzukommen. Da müssen die Autoren sicherlich anders vorgehen. <br /> - "Lösungen": Wenn ich etwas an Missständen ändern möchte (scheint ja bei beziehungsweise so zu sein, oder?), dann muss ich doch a) mit meinen Themen "anschlussfähig" sein. Es müssen mir die "Betroffenen" doch zuhören (wollen). b) wäre es mehr als hilfreich, denn "Betroffenen" Tipps zu geben, das sie konkret in ihrem Umfeld tun können. Das nun vermisse ich vollkommen! Es gibt so viel, was mann in seinem Umfeld tun kann, wenn er denn sensibilisiert ist. In meinen Beratungsprojekten stolpere ich immer wieder über Diskriminierung von Frauen. Die so gewohnheitsmäßig/alltäglich ist, dass es den Männern nicht auffällt - und die Frauen sich das gefallen lassen (müssen), da sie ja in einer überwiegenden Männerwelt klar kommen müssen/wollen. Besagte Männer bekomme ich garantiert nicht mit Inhalten dieser beziehungsweise Seite zum Umdenken. Die betroffenen Frauen im Job finden da - meine ich - wenig bis keine konkrete/ konstruktive Hilfe.<br /> - Und ja, Mag sein, dass ich etwas vorbelastet bin. Ich weiß nicht, ob ich Dir das mal erzählt hatte: ich wollte in meinem BWL Studium in der Vertiefung Personalwesen studieren. Bereits in der ersten Vorlesung hat die ProfessorIn, eine Harcore "Kampfemanze", alle Männer rausgebissen. Heute würde ich die definitiv wegen AGG verklagen. Um Dir gleichen etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, ich habe das auch umgekehrt erlebt (hatte vorher zwei Semester Architektur studiert): männliche Profs, die Frauen ziemlich böse schikaniert hatten. Mehrere männliche (!) Sudenten hatten das übrigens angeprangert. <br /> - Mit den "Lösungen" habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Der Text von Schmidt-Salomon (ich weiß nicht, ob ich's jetzt treffe) ist nach vorne gerichtet. Er gibt gute Anregungen zum Weiterdenken. Er ist für mich (!) anregend. Die beziehungsweise Texte finde ich nur aufregend (weil zu aufgeregt) und polemisch. Und das hatbdefinitiv nix mit dem Geschlecht der Autoren zu tun, Illouz inspiriert mich auch. Ja, auch ohne mit "Lösungen" um die Ecke zu kommen.<br /> - Totschweigen: das habe ich ja nun gar nicht gesagt. Es geht mir eben nicht um das "Was", sondern um das "Wie". Also: nicht totschweigen, aber so drüber schreiben, dass es Anschlussfähig wird. Das war mein Punkt. Veränderung von Einstellung und Verhalten bekommt man eben nicht durch Anschreien und Polemisieren hin. Gerade Frauen müssten das wissen :-)
K
Da kommt ziemlich vieles auf einmal. ;) - Zunächst mal geht es eben durchaus um das "Was" nicht nur um das Wie ..., Stefan. Und Seiten wie beziehungsweise - weiterdenken sind, meines Erachtens, nicht dafür an- oder darauf ausgelegt, Männer bei er Hand zu nehmen und ihnen Schritt-für-Schritt-Anweisungen/"Gebrauchsanleitungen" zu offerieren. ;) Sondern es geht in erster Linie um Aufklärung über das "Was" (was ist wann wie aufgrund welcher Ursachen passiert/hat sich so entwickelt und manifestiert - mit welchen (zumeist gravierend "negativen" ...) Folgen für "die Gesellschaft", für insbesondere aber eben gerade die Frauen). Es soll also zuvorderst Frauen veranschaulicht werden, warum die bestehenden Verhältnisse sind wie sie (geworden ;) ) sind - und dass sich all das keineswegs durch (reduzierende, verschleiernde, auch also: manipulative bis demagogische ;) ) biologistische (und/oder gar religiöse) Theorien/Ideologien erklären oder begründen lässt. <br /> Dann habe ich den Eindruck, du hast auf dieser Seite bisher kaum etwas (mehr als die Einleitung ;) ) gelesen. Es werden dort zahlreiche Themen umfassend erörtert, beschrieben und analysiert. Polemik vermag ich da nicht ausfindig zu machen, im Gegenteil, mir erscheinen die Texte sehr differenziert und wirklich gut recherchiert (überdies schreiben dort namhafte ;) Autorinnen). <br /> Desweiteren ist es gerade nicht an den Frauen, Männer (wieder mal =/ ) "mütterlich" zu umsorgen, zu pampern, sich zu kümmern (um deren - der Männer - Entwicklung, Horizontöffnung, Ausbildung von selbstkritischer Betrachtung und Introspektion ...). Sondern es sind die Männer (selbst), die sich zu "emanzipieren", d.h. weiterzuentwickeln hätten. <br /> Und Frauen haben (seit der Sufragettenbewegung) eine Menge "erreicht", erkämpft, erstritten und: erlitten. Ob das nun das aktive u. passive Wahlrecht, den Zugang zu "öffentlicher" Bildung/Bildungseinrichtungen (Schulen, Hochschulen ...), die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit, das Ehe- und Erziehungsrecht, aber auch wesentliche Erkenntnisse in diversen Bereichen der Naturwisschenschaften (Physik, Chemie, Medizin, Biologie ...) sowie auch "die" Technik ... betrifft. - Es haben hier nicht Männer "den" Frauen einen Weg geebnet, sondern ihnen diesen viel mehr noch und immer wieder massiv verstellt, das Wasser abgegraben, sie zu "Kranken/Gestörten" diffamiert u.s.w.. - Die Geschichte ist wie gesagt voll davon - leider nach wie vor auch die Gegenwart (wenn man auf diverse Länder rund um den Globus blickt, aber auch hier in D-Land sind wir von "Gleichstellung" noch erheblich entfernt - dies gilt es gerade jungen, noch (lebens-) unerfahrenen Frauen und Mädchen offenzulegen, sichtbar zu machen). <br /> Bei dir hört es sich aktuell doch stark nach Trotzreaktion an. ;) - Und nach einer Art Anspruchs-/Forderungshaltung, nach dem Motto: Die Frauen sind unzufrieden? - Ok, dann sollen sie uns, ("den") Männern, sagen, was wie anders gehandhabt werden soll bzw. könnte! - Das ist jedoch leider nichts weiter als die typisch männliche Verhaltensweise. =( Überdies machten und machen Frauen zahlreiche Vorschläge, wie das Zusammenleben anders, gerechter ..., zu organisieren, zu leben wäre/sein könnte - siehe bspw. hier: http://care-revolution.org/grundausrichtung/<br /> Denn gerade dies ist ein zentraler Bereich/Faktor, der für auch gegenwärtig noch bestehende "Ungleichgewichts"verhältnisse erheblich verantwortlich sowie diese zementierend ist.
S
Ich erwarte ja auch "nicht gleich" antworten. Ich bin auch ein Feind vermeintlich schneller Lösungen. Aber so gar keine Lösungen? Und zwischen Problembeschreubung und Polemik (wie bei bzw....de) begeht ein großer Unterschied. Mir scheint, sie gefallen sich im Polemisieren. Ob sie so wirklich etwas ändern (können)? Schau so was hier. Direkt auf der Home-Seite: "Es gibt keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Dieses „Zwischen“ ist eine Verblendung. Zwischen den Geschlechtern gibt es alles Mögliche, Institutionen, Vorurteile, Gesetze, Gewalt, aber die Differenz gehört nicht dazu: Sie ging uns bereits voraus und sie überschreitet uns, wie ein verpasster Anschluss, und wie das Sich-von-sich-selbst-Unterscheiden, weil wir sowohl Körper als auch Wort sind." <br /> Schmidt-Salomon behandelt ja nun auch kein ganz triviales Thema. Und er ist - finde ich - auch nicht vorschnell mit einer Lösung da...
K
So sehe ich das auch: dass Schmidt-Salomon im Grunde (auch) keine "Lösungen" präsentiert, sondern im Grunde auch "nur" seine Sicht auf die Dinge darlegt. :) Was beziehungsweise - weiterdenken anbelangt - vlt. solltest du dich da erst mal ein wenig (mehr) belesen und vlt. nicht mit einer so augenscheinlich spontanen (fast reflexiven ;P ) Abwehr. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn bei so manchen Texten nicht immer sofort ersichtlich wäre, ob die Verfasserin/der Verfasser eine Frau oder ein Mann ist. ;) - Vielleicht ist dir deine Abwehr auch gar nicht bewusst (wahrscheinlich sogar) - aber wenn du mal guckst - auch auf den Text über Bachofen (den übrigens ja ein Mann verfasst hat) hast du "abwehrend kritisch" ;) reagiert ("ist Folklore ..."), ebenso auf den Text über Hysterie (von einer Frau verfasst). - Eva Illouz ist bekannterweise eine Frau und auch nicht mit "Lösungen" bei der Hand. ;) Und in "der" (akademischen) Philosophie geht es btw und bspw. auch nicht darum, "Lösungen", Antworten zu finden. - Bei Antje Schrupp sehe ich übrigens keinerlei "Angriffshaltung" (Männern gegenüber) - im Gegenteil, ich meine, sie versucht gerade ja, keine Mauern hochzuziehen ... . Aber es muss (Frauen) gestattet ;) sein, bestehende Missstände benennen, beschreiben und deren Ursachen, Hintergründe hinterfragen sowie aufzeigen zu dürfen. Und derer gibt es leider noch zahlreiche (siehe hier im blog bspw. über fgm (weibl. Genitalverstümmelung), pua´s, Freiertum, Pornographie, Unterdrückung und Misshandlung von Frauen und Mädchen in so zahlreichen Regionen, Ländern seit so "langer Zeit" schon (findet sich ja auch in "unserem Kulturkreis" die Menge - nicht nur, aber auch in "der" Geschichte). - Es kann der Weg nicht sein, all das einfach totzuschweigen oder zu ignorieren, zu übergehen. Sondern es muss dem eben auf den Grund gegangen werden - nur wenn ich die Ursachen (er-) kenne, kann ich sie beheben. Aber mit dem Erkennen alleine ist es selbstredend auch nicht getan ... .
S
Witzig: Ich habe genau diesen Text ausgedruckt dabei. Ich wollte ihn in Ruhe und auf einmal lesen. Hattest Du den auch in Deinem "alten" Blog? Kann sein, dass ich ihn auf der Website der GBS gefunden habe. ... Wie auch inmer:<br /> - Ein sehr guter, weil ganz klar lösungsoriwntierter Beitrag. Unterscheidet sich wohltuend von anderen Beiträgen (Schrupp ... die teilweise unglaublich polarisierenden/ polemischen Texkte auf bzw-weiterdenken.de). Das finde ich teilweise unterträglich. Es werden nur Probleme aufgetürmt, ohne eine einzige Lösung anzubieten. Manchmal scheint es mir, als wäre das auch nicht erwünscht.*)<br /> - Inhaltlich gehe ich komplett konform. Auch mit dem "Humanistischen Imperativ". <br /> - Hast den Textausschnitt (aus Schopenhauers Preisschrift über den Freien Willen) zwar nicht ausgewählt. Dennoch: das Beispiel mit dem Wasser - mit den dazugehörigen physikalischen Bedingungen ist aus der Materiellen Welt. Darum halte ich es nicht für glücklich. In unserer geistigen Welt sehen die Dinge anders aus - meine ich zumindest:-). "Fahre ich hin, wie mein "Autopilot" es will? Oder eben nicht, weil es ja mein freier Wille ist?" Weißt ja, was ich meine :-) den Unterschied ziwschen dem Materiellen und dem Gesitigen behandelt er aber später noch.<br /> - Dass ein Kind, was ethische Dinge angeht, ein "unbeschriebenes Blatt" ist, wie Schmidt-Salomon schreibt, stimmt allerdings nicht. Bereits Kleinkinder können sehr wohl ziwschen gut und böde unterscheiden. <br /> - Ich finde, dass Schmidt-Salomon sehr gut an die Ökonomisierungs-/Nachhaltigkeits-Debatte anknüpft. Das war für mich überraschend. <br /> - Gandi: er wird inmer als der große Menschenfreund dsrgestellt. Er war ein ziemlicher Rassist und tat wenig bis nichts gegen die Kasten-Teilung in Indien. Auch, wenn es inmer anders dargestellt wird.<br /> <br /> *Ich lese geduldig die Beiträge über das Patriarchat und die Unterdrückung "der" Frau. Viele Dinge kann ich nachvollziehen. Vieles ist mir neu. Und ich bin Dir dankbar fpr neue Einsichten! NUR: wie bitte kommen wir denn zu einer Gesellschaft, in der Mann und Frau gleichberechtigt zusammen leben? Da lese ich sehr sehr wenig! Warum? Wenn das "Problem" doch einer Lösung zugeführt werden muss. Gerade die Beiträge in bzw... .de
K
Ganz kurz gerade nur: Das ist ein wesentlicher Bestandteil "entprovinzialisierten" ;) Denkens (um es mit Schmidt-Salomon auszudrücken) - gerade n i c h t immer gleich (auch) Antworten zu geben, Lösungen anzubieten, sondern erst mal festzustellen was sich wie verhält und: w a r u m so und dann auch weiterzufragen, "dahinterzugucken" - und sich mit dem Antworten/dem Antwort- bzw. Lösungenfinden die erforderliche (!) Zeit zu lassen. - Ähnlich hat es auch mal Claus von Wagner ("Die Anstalt") formuliert - die Leute sind leider immer furchtbar schnell mit Antworten und vermeintlichen wie vorgeblichen "Lösungen" dabei - mit meist wenig guten Folgen (außer: für sie selbst ;) ). - Über Gandhi möchte ich nichts weiter vertiefen ... ist ja hinlänglich bekannt ... - wir sind halt alle nur Menschen (keine Götter - nicht unfehlbar, nicht vollkommen ...). ;P - Das mit dem Auto-Piloten hat Schmidt-Salomon im Text ja selbst kritisiert ... . - Und nein, Kinder kommen tatsächlich nicht als gänzlich "blanko" zur Welt - sie werden bereits durch Gene und vorgeburtliche Erfahrungen geprägt - und auch Epigenetisches spielt hier eine erhebliche Rolle (eigenes, sehr interessantes Thema! :) ).