12. März 2022
Immer wieder frage ich mich, ob ich ein Jammerlappen bin.
Ob ich zu viel erwarte - vom Leben, von anderen Menschen.
Wie andere Menschen in meinem Alter auf ihr bisheriges Leben zurückblicken, wie sie ihre gegenwärtige Situation beurteilen und wie sie ihre Zukunft sehen, was sie davon noch erwarten, ob sie noch eine persönliche Zukunft wollen?
Wann, wobei, wie oft erleben andere Menschen im Alter von Ende 40 und älter Freude, Heiterkeit, Vitalität, Genuss, Geselligkeit, Zugehörigkeit, Wertgeschätztsein, Verbundensein, Dankbarkeit, vielleicht sogar etwas wie inneren Frieden, Lebenszufriedenheit?
Weshalb wollen sie noch wie alt werden, noch wieviele weitere Jahre - so ähnlich wie bisher? - leben?
Was erwarten oder erhoffen sie sich von diesen weiteren Jahren ihres Existierens?
Welche und wieviele wie intensive Herausforderungen, Widerfahrnisse, Krisen, "Schicksalsschläge" hatten sie bisher und in welchem Alter jeweils zu verkraften und wie haben sie diese bewältigt - mit welchen Folgen: für wen?
Wann wäre es ihnen genug, zu viel? Oder wäre es das nie?
Wann würden sie für sich entscheiden können, dass ihr Leben für sie selbst lange genug währte? Mit 50? 60? 70? 80? ... ?
Welche Menschen wollen weshalb Greise werden? Wollen sie es tatsächlich: all die vielen und immer noch mehr Jahre, Erlebnisse, Erfahrungen, Wiederholungen, Gewicht anhäufen oder lassen sie es nur notgedrungen zu, weil sie ihr Existieren nicht selbst beenden wollen oder können oder dies nicht zu dürfen meinen?
Ich habe meine 20er und 30er meinem Sohn gegeben, meine 30er und 40er meiner Tochter.
Seit 17 Jahren vegetiere ich in Hartz IV, in Armut, Ausgegrenztsein, seit neun Jahren in sozialer Isolation - infolge der langjährigen Armut, der nicht zugänglichen Mobilität - all den daraus wiederum zwangsläufig resultierenden Folgen.
Seit neun Jahren verlasse ich meine Wohnung - die ich immerhin noch habe, für die ich, wie für Nahrung, Kleidung, fließendes Wasser, Strom, sanitäre Anlage, Heizungswärme im Winter und Hausrat dankbar sein muss, da ich Politik und Gesellschaft ja als nutzlose, überflüssige, schmarotzende Ballastexistenz gelte: alleinerziehend, erwerbslos, absichtsvoll bis heute ledig, nicht vermögend - nur noch für den erforderlichen Lebensmitteleinkauf, bewege mich nur im winzigen, für mich fußläufig erreichbaren Kreis. Auf den immer selben Wegen.
Keine Sozialkontakte. Keine soziokulturelle, gesellschaftliche "Teilhabe", keine Begegnungen, keine Abwechslung, keine neuen Impulse, Anregungen durch, Austausch mit anderen Menschen, keine neu wachsen könnenden Beziehungen, Bindungen, keine Ausflüge in Natur, keine Reisen, Urlaube, keine Zugehörigkeit.
Isolation. Gezwungenermaßen. Der Armut wegen.
Hartz 4 ist offener Strafvollzug.
Armut ist ein Gefängnis, aus dem es lebenslang kein Entkommen gibt.
Das Bisschen verfügbare Geld benötigt meine Tochter. Es reicht nicht für uns beide - es reicht nicht einmal für wenigstens sie. Ihre gesamte Kindheit ist eine winzige, trostlose, farblose, eintönige, spärliche Kammer.
Meine Kindheit ist geprägt von zahlreichen Umbrüchen, Trennungen, Verlusten.
Meine leiblichen Eltern haben beide nie je für mich gesorgt, sich nicht gekümmert, nicht Verantwortung getragen, nicht Zuneigung, nicht Halt gegeben.
Jetzt bin ich 48, seit Jahren chronisch krank, abgemagert, ausgezehrt, dem bereits deutlich wahrnehmbaren Alterungsprozess ausgeliefert, der durch materielle Armut bekanntlich noch beschleunigt wird - der körperliche Abbau, Verfall, der Verlust der Vitalität, Attraktivität, Energie ... .
Ich habe von diesem Leben, von weiteren Jahren des bloßen Existierens, nichts mehr zu erwarten als nur noch weiteres isoliertes Vegetieren in meiner Wohnung, als weiteren unabwendbaren physischen und mentalen Verfall, als Krankheit, Leiden, Einsamkeit und Sterben.
Mir fehlt längst die Kraft, immer noch weiter zu kämpfen - um die Existenzgrundlage, für gute Verhältnisse für meine Kinder, gegen Behörden, Institutionen, Jobcenter, Gerichte - für das bloße, nackte Sein-, Existierendürfen, Vegetierenmüssen.
Seit mehreren Jahren bereits wünsche ich mir jeden Abend vor dem Einschlafen, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen.
Bisher sah ich mich verpflichtet, für meine Tochter "durchzuhalten", weiterzuexistieren, zu vegetieren, zu kämpfen, zu entbehren, zu opfern, mich zu bescheiden. Da sie, im Gegensatz zu ihrem in Bälde 29-jährigen Bruder, noch nicht volljährig ist.
Ich wollte meine Kinder nicht im Stich lassen, sie nicht weggeben, abschieben, entsorgen, verlassen - wie es meine biologischen Eltern mit mir so getan haben.
Meine besten Jahre sind für immer vergangen, verloren - unwiederbringlich.
Die Jahre der Vitalität, Kraft, Energie, Neugier, Offenheit, Zähigkeit, die Jahre der Illusion von Zukunft, Perspektive auf Leben, auf Abwechslung, Selbstbestimmung, Gestaltungsmöglichkeit, konstruktives Tätigseinkönnen, Wertschätzung, Verbundensein - auf so etwas wie Heimat.
Ich bin 48.
Meine fast dreißig Jahre alleine geleistete Sorge-Arbeit und alles seit Kindheit Ertragene, Durchlittene, Bewältigte: ist nichts wert. Ist Dreck.
Für diese Gesellschaft, für Politik, Regierungen, den Staat. Für meine "Eltern". Für meine bereits verstorbenen Pflegeeltern. Für meine Kinder.
Keine Wertschätzung. Nirgendwoher. Niemals je.
Wünsche, ja, die hatte ich durchaus, ich hielt sie tatsächlich nicht für unbescheiden - in Anbetracht des Lebens, das wohlhabende, vermögende Menschen führen können.
Meinen leiblichen, spanischen Vater hätte ich gerne kennengelernt - dies schon seit meinem 13. Lebensjahr.
Bevor er verstirbt. Oder ich.
Mit meinen beiden Kindern hätte ich gerne in den vergangenen 30 Jahren gelegentlich Ausflüge in umliegende Natur, Landschaften, zu Kulturstätten unternehmen können, alle paar Jahre auch mal eine Reise ins europäische Ausland - Schweiz, Österreich (der von mir seit Kindheit geliebten Berge, der Alpen wegen), Frankreich und natürlich Spanien.
Meine "Haupt"pflegeeltern - die meine Großeltern hätten sein können, da ich im Alter von eineinhalb Jahren zu ihnen kam, als sie beide schon Anfang 50 waren, die deshalb von allen auch stets für meine Großeltern gehalten wurden, obwohl ich sie "Mama" und "Papa" nannte - hätte ich gerne so vieles noch gefragt, ihnen gesagt, mit ihnen gesprochen, bevor sie beide verstorben sind.
Ich sah sie zuletzt im Alter von 16 Jahren ein Mal kurz. Vor 32 Jahren. Seitdem nie wieder.
Meine leibliche "Mutter" sah ich das letzte Mal 1996, als mein Sohn drei und ich knapp 23 Jahre "alt" war. Seitdem nie wieder.
Meine "Mutter" hat meine Tochter nie gesehen, geschweigedenn kennengelernt, Gleiches gilt für meinen Sohn, den sie seit seinem dritten Lebensjahr auch nicht mehr sah, davor auch nur ein Mal, als er noch ein Säugling war. Nein, sie war nicht da, als er oder meine Tochter geboren wurden. Nein, sie betreute mich nicht, als ich im Wochenbett lag.
Meine "Mutter" hat sich niemals fürsorglich, verantwortungsvoll um mich gekümmert oder sich auch nur irgendwie für mich, meine Person, meine Belange, Sorgen, Nöte, Wünsche interessiert, mich stattdessen immer abgeschoben, entsorgt. Zu verschiedenen Pflegeeltern und in zwei Internate.
Sie war auch nicht da, als sich zwei mir nahegestanden habende Menschen im Alter von 17 und 21 Jahren das Leben genommen hatten. Silke. Christian.
Als ich zwei Jahre lang, im Alter von 14 und 15 Jahren, magersüchtig war, nur noch 39kg wog (bei einer Körpergröße von damals 1,65m), hat sie sich auch darum nicht "gekümmert", sondern dies durch ihren Psychoterror verursacht, sich dann erneut (in ein anderes Bundesland) aus dem Staub gemacht, mich bei neuen Pflegeeltern zurückgelassen, sich zuvor in ihrem Zimmer eingeschlossen, während ich an ihre Tür klopfte, weil es mir täglich physisch und psychisch sehr schlecht ging, ich ihre Hilfe, Fürsorge, Zuwendung, Halt brauchte. All das hat sie stets verweigert. Ihrer Tochter.
Umsorgt hat meine "Mutter" nur ihre beiden Katzen.
Trotzdem wäre mir nie in den Sinn gekommen, meiner Mutter das Sorgerecht entziehen zu lassen. Es hat mir auch niemand dazu geraten oder mich auf diese Idee gebracht - keine Schule, Lehrer, Schulleitung, kein Arzt.
Ich habe mich vielmehr noch bis ich Mitte 30 war um einen guten Kontakt zu meiner Mutter bemüht, wenn auch vergeblich.
Ganz anders mein Sohn, der mir im Alter von 16 Jahren gerichtlich das Sorgerecht entziehen ließ und es mir also auch tatsächlich durch das Familiengericht entzogen wurde, obwohl weder Kindeswohlgefährdung noch -schädigung vorlag. Einfach nur, weil er den damaligen Umzug von Hamburg nach Heidelberg in seiner Pubertät nicht mitvollziehen wollte, weil die Mütter zweier Freunde von ihm, vor allem eine der beiden, ihn dazu angestiftet, ihn darin aktiv unterstützt hatten und weil weder Jugendämter noch Familiengerichte (Heidelberg und Hamburg) tatsächlich helfen, es dort grundsätzlich, erfahrungsgemäß nicht um die Menschen, Kinder, Familien geht, sondern um Fälle und um die bequemste, kostengünstigste "Lösung" dieser Fälle.
Ich hatte mich damals eigeninitiativ Hilfe suchend an das zuständige Jugendamt gewandt, um einen (idealerweise männlichen) Erziehungsbeistand gebeten (da mein Sohn in seiner gesamten Kindheit keine männlichen Bezugspersonen, keinen Vater hatte), wurde jedoch nur abgewimmelt und an eine Erziehungsberatungsstelle verwiesen, die uns ebenfalls nicht im Geringsten weitergeholfen hat.
Auch hatte ich vor unserem Umzug versucht, ihn, gemäß seines Wunsches, bei seinen Freunden unterzubringen oder über das Jugendamt, weil eben dies sein Wunsch war: unbedingt in Hamburg bleiben zu können, bei seinen Freunden, in seiner bisherigen Schule.
Aber weder die Eltern der Freunde, die ihn später dann zum Sorgerechtsentzug angestiftet und ihn darin unterstützt hatten, hatten sich damals bereit erklärt, ihn für noch ca. zwei Jahre, bis zu seiner Volljährigkeit, bei sich aufzunehmen (etwaig als Pflegekind, mit finanzieller Unterstützung des Jugendamtes) noch das Jugendamt wollte ihn in einer Jugendwohnung oder Ähnlichem unterbringen. Uns, denn mein Sohn war bei all den Gesprächen dabei, wurde gesagt, das sei viel zu teuer.
All das, das vorher vorgeblich nicht möglich gewesen war, fand nach dem Sorgerechtsentzug jedoch exakt so statt:
Erst kam mein Sohn, der in den Frühjahrsferien nach Hamburg gefahren und dann ohne mein Einverständnis dort geblieben war - in den Osterferien zuvor, als wir gerade erst drei Monate wieder in Heidelberg lebten, wo er geboren und die ersten vier Lebensjahre aufgewachsen ist, hatte ich ihn bereits ebenfalls mit €200,-, für uns ein Vermögen, mit dem Zug nach Hamburg fahren, seine Freunde besuchen lassen, da ich ja sehr gut nachvollziehen konnte, dass und warum er sie vermisste, war ich doch selbst im Alter von 14 Jahren von meiner mir fremden leiblichen "Mutter" ad hoc und gegen meinen Willen in ein anderes Bundesland, nach Niederbayern, verschleppt worden ... - bei der besagten Mutter seines Freundes bzw. bei deren Schwester unter, da deren Sohn bereits ausgezogen war, sie aus ihrer dann zu teuren Altbauwohnung jedoch nicht ausziehen wollte und mein Sohn ihr als Untermieter perfekt gelegen kam.
Später, nachdem es bei/mit dieser Frau nicht gut gelaufen war, wurde er dann in einem Jugendwohnheim in Hamburg untergebracht, bis er schließlich, wiederum mit auch finanzieller Unterstützung der wohlhabenden Eltern seiner Freunde und einer Stiftung, seine eigene Wohnung bezog.
All das hatte ich erst Jahre später erfahren, da mir von allen Involvierten - Eltern der Freunde meines Sohnes, Jugendamt - vier Jahre lang nicht mitgeteilt wurde, wo mein Sohn wie untergebracht war, welche Adresse er hatte. Mit mir wurde verfahren, als hätte ich ihn übelst misshandelt.
Niemanden - nicht die Eltern seiner Freunde, nicht das Jugendamt, nicht das Familiengericht - hatte es damals auch nur annähernd interessiert, was ich damals bereits wiederholt vorbrachte, anmahnte: dass, wie und warum es die Beziehung, Bindung zwischen meinem Sohn und mir sowie ihm und seiner kleinen Schwester dauerhaft beschädigen würde. Denn zwischen Heidelberg und Hamburg liegen 600 Kilometer räumliche Distanz und weder ich mit meiner damals dreijährigen Tochter noch mein Sohn hatten das Geld für Besuche, für die Zugfahrten. Nicht für eine einzige.
Meine damals erst dreijährige Tochter und ich hatten infolgedessen, nach nur einem Jahr, erneut umziehen müssen, da die damalige Wohnung nach Jobcenterkriterien nicht mehr "angemessen", zu groß/teuer war, ein Zimmer zu viel hatte: das Zimmer meines Sohnes, das wir übrigens auch nie genutzt hatten, seit er gegangen war, es stand einfach leer.
Wir hatten nur sechs Monate Zeit, eine neue, jobcentertaugliche (Sozial-) Wohnung zu finden und den neuerlichen Umzug zu bewältigen - ich alleine mit Kleinkind im Hartz4-Bezug, mit krankem Kind (meine Tochter hatte eine Stoffwechselstörung, es waren deshalb über die Jahre ihrer Kindheit vier Klinikaufenthalte erforderlich), ich selbst damals am Beginn meiner eigenen chronischen Erkrankungen.
Es gab dann auch Ungereimtheiten bei den Kindergeldzahlungen für meinen Sohn; die damals zuständige Kindergeldkasse hatte mehrere Fehler gemacht, mir wichtige Informationen nicht erteilt, mit der Folge dass bis heute von mir vorgeblich überzahltes Kindergeld zurückgefordert wird - durch den gnadenlosen Inkasso-Service der BA.
Ich war zur damaligen Zeit jedoch vorrangig mit meiner kleinen kranken Tochter, dem erneut erforderlichen Umzug und dem Sorgerechtsentzug - Jugendamt, Familiengericht, von mir anzufertigende Schriftsätze ... - befasst, hatte keinerlei Unterstützung, Beistand, Entlastung.
Ich habe also infolge des überstürzten "Weggangs" meines damals 16-jährigen Sohnes bis heute diese Kindergeld-Schulden.
Und bis heute ist unser aller Beziehung zueinander zerstört geblieben, da mein inzwischen fast 29-jähriger Sohn auch seiner mittlerweile 16-jährigen Schwester seit neun Jahren, seit auch sie und ich wieder in Hamburg wohnen, jeglichen Kontakt, Umgang verweigert.
Sie hatte sich viele Jahre gewünscht, mit ihm Kontakt zu haben, sie hätte diesen Kontakt dringend gebraucht, da auch meine Tochter außer mir keine weiteren Bezugspersonen hat. Und auch meinem Sohn hätte es für seine Persönlichkeitsentwicklung, Reifung sehr gut getan, sich mit seiner kleinen Schwester zu beschäftigen ... .
Aber wie beim Sorgerechtsentzug damals ging und geht mein Sohn seit Jahren nur den selbstbezogenen, egozentrischen, trotzig-sturen, selbstgerechten Weg - ohne Empathie, Mitgefühl für seine Schwester, der ein "großer Bruder" in all den Jahren sehr geholfen hätte ... . Nur ist er jetzt nicht mehr in der Pubertät, sondern fast 30 Jahre alt.
Und ich habe weder ihn noch meine Tochter je vernachlässigt oder gar misshandelt, weder physisch noch psychisch.
Der Sorgerechtsentzug sützt sich übrigens auf ein fehlerhaftes Gutachten.
Der Gutachter hat mit meinem Sohn nur ein einziges Mal gesprochen, wie ich Jahre später von meinem Sohn selbst erfuhr. Im Gutachten enthalten sind mehrere Falschbehauptungen.
So läuft es bekanntlich üblicherweise, auch in anderen Fällen ab: Gutachter liefern das Gutachten, das der jeweilige Einzelrichter haben möchte, denn sie sind gerade nicht unabhängig, sondern werden zumeist vom jeweiligen Auftraggeber bezahlt: Gutachter.
Übrigens:
Ich rauche, saufe, kiffe nicht, werfe auch keine Pillen ein.
Ich trotze dem ganzen Jahrzehnte währenden Wahnsinn nüchtern.
Seit Jahren trinke ich nicht einmal mehr Kaffee (weil ich ihn nicht mehr vertrage).
Auch religiöser Glaube ist meine Krücke nicht.
Aber ja: Ich bin müde. Lebensmüde. Lange schon.
Physisch und psychisch erschöpft, "ausgebrannt". Lange schon.
Mein aktueller, wohl "letzer Wunsch":
Den nächsten Winter nicht mehr im hässlichen, in jeder Hinsicht kalten, abstoßenden Hamburg verbringen zu müssen, sondern in Heidelberg - wieder und das letzte Mal zurück in meine zumindest geographische Heimat ziehen und dort den Rest meines "Lebens" verbringen zu können.
Wenn es keine Menschen mehr gibt, bleiben nur noch Orte. Orte der Kindheit.
Meine sind Heidelberg und Umgebung, die Schweiz (Wallis) und Österreich (Tirol, Burgenland).
Das erste Mal war ich im Alter von 14 Jahren "lebensüberdrüssig". Mir fehlte heute nichts, ich bereute es nicht - nicht einen Tag, auch nicht die Geburt meiner Kinder, ich verzichtete, so ich die Wahl hätte, auf alles "Erfreuliche", würde mir zugleich auch alles Belastende, Beschädigende erspart - wäre ich damals gestorben.
Selbstbestimmt.
Es sind bereits 34 Jahre zu viel.
Zu lange. Überflüssig. Vergeblich. Sinnlos.
Und jeder weitere Tag legt seine ganze unnachgiebige, erbarmungslose Schwere, Last der Nichtigkeit, des Abgespaltenseins, beständigen, unabänderlichen Isoliertseins, der Gleichförmigkeit, des Entbehrens, der Existenznot darauf.
Zu viel. Zu lange. Sinnlos.
Zum darunter Zerbersten.
Keine Wurzeln - kein Himmel.
Keine Heimat.
Gleich, wieviele Jahre das Ausharren währt.
Wozu?
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