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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus - non serviam.

Selbstgespräch

30. August 2021
 
Die Menschen, die dir "nahestanden" - dein erwachsener Sohn, Ex-"Freunde", nicht vorhandene "Eltern" ... - und die sämtlich zumeist seit Jahren um dein Elend wissen: deine materielle Armut, deine einhergehende nicht vorhandene Mobilität, deine physische Krankheit ohne Zugang, Möglichkeit der erforderlichen schulmedizinischen (Symptom-) Behandlung, dein für zwei Kinder über Jahrzehnte, deine gesamten Jahre der Jugend, des Vitalseins, alleine Verantwortungtragen, Fürsorglichsein, Opfern, Verzichten, Entbehren, deine aus all dem immer wieder, in so vielen Phasen deines Lebens wiederholt resultierende, Jahre währende soziale Isolation, Einsamkeit (erstmals im Alter von 14 und 15 Jahren, als meine biologische "Mutter" mich nach Niederbayern verschleppt hatte, später dann in den Zeiten, als meine beiden Kinder jeweils im Säuglings- und Kleinkindalter waren, schließlich durch die Armut in Hartz 4 ...), deine durch Jobcenter, weitere Behörden, auch Jugendamt und die Justiz verursachten, gravierenden zusätzlichen Belastungen, Beschädigungen, das Fehlen jeglichen familiären, elterlichen Beistands, Rückhalts, Unterstützung seit deiner Kindheit - diese Menschen haben nichts aktiv, eigeninitiativ getan, damit du wenigstens ein bisschen Entlastung, Erleichterung, Aufheiterung, Freude erfahren konntest, nicht einmal das Basalste: praktische Unterstützung im Alltag, bspw. gemeinsame Arztsuche und -besuche (als Zeugen, damit so vielleicht doch ein Arzt sich gefunden hätte, dir die dringend erforderlichen Eiseninfusionen zu verabreichen), gemeinsame Behördengänge (insbesondere wiederum als Zeugen bei gerade Jobcenterterminen) oder wenigstens gelegentlich mal ein kostenfreier, dir noch möglicher Spaziergang in für dich fußläufig erreichbarer Umgebung oder hin und wieder mal ein paar Brettspiele mit deiner Tochter und dir spielen oder ab und zu mal eine Massage deiner dich ständig, auch nachts schmerzenden Muskulatur (Rücken, Beine, Arme - längst am ganzen Körper: Folge der langjährig bestehenden, unbehandelten Eisenmangelanämie, wie so auch die Fatigue, Kraftlosigkeit, körperliche Schwäche nach geringster "Anstrengung", das ständige Frieren, die Mangelernährung, schlechte Wundheilung, Sauerstoffmangel im gesamten Körper ...) - nein, sie alle waren nicht bereit, das Geringste, das für sie durchaus Machbare, das ihnen "Zumutbare" zu geben: bedürfnisorientiert, respektvoll, mitfühlend, freiwillig, nicht-paternalistisch, nicht herablassend, gönnerhaft, nicht: ohne etwas, eine Gegenleistung dafür zurückzuverlangen, einzufordern oder indirekt, auch nonverbal zu erwarten. Meistens Ficken. Immer nur Ficken.
 
Sie verurteilten dich stattdessen, verursachten dir noch zusätzliche Belastungen, dauerhafte Beschädigungen (Sorgerechtsentzug durch Sohn mit allen massiven, bleibenden Folgeschäden für dich und deine Tochter, Gerichtsprozesse mit Schulden und weiteren dauerhaften, existenziellen Folgen, Schäden durch Ex ...), interessierten sich für deine schon so lange, schon seit deiner Kindheit bestehenden psychischen und physischen, sozialen, biographischen Hintergründe und Nöte nicht, waren, sind nur ein jeder mit sich, ihrem eigenen Leben, ihren Belangen, Bedürfnisbefriedigung, Vergnügungen befasst, haben dich sämtlich stets nur als ihre gratis Bedürfniserfüllerin gesehen, behandelt - sei es als Mutter oder als Partnerin. Sie nahmen s i c h von dir, was und so lange sie es jeweils wie brauchen konnten, wollten. Im Anschluss entsorgten sie dich.
 
Nicht einer fragte dich ehrlich, zugewandt: Was kann ich für dich t u n, was kann ich mit dir tun, dir geben, das dich unmittelbar entlastet, dir Hilfe, Unterstützung, Rückhalt, Stärkung ist.
 
Und wann immer du sie - alle - jahrelang wiederholt anbetteltest, an ihren Türen kratztest, dich um ihr Wohlergehen sorgtest, sie nach ihren Kümmernissen fragtest, ihnen deine Unterstützung anbotest, ließen sie ihre Tür verschlossen, verweigerten dir Einlass, Kommunikation, Kontakt, Versöhnung, beidseitige Wiedergutmachung, Heilung und jegliches noch so geringe, basale Wohltun. - Nicht ein Mal den basalsten Halt hat dir auch nur einer von ihnen angeboten, gegeben: eine Umarmung. Körperliche Nähe, wohltuende, heilsame nicht-sexuelle Berührung, Zärtlichkeit, Halt, Gehaltensein in der physischen und psychischen Haltlosigkeit, Verzweiflung, Einsamkeit, Isoliertheit.
 
Ich habe mich nicht prostituiert, auch und schon gar nicht in Paarbeziehungen.
Ich habe nicht gesoffen, gekifft, gefressen ... - stattdessen lebenslang Sport gemacht, mich gesund zu ernähren versucht, soweit es meine finanziellen und sonstigen Verhältnisse zuließen, ich habe nicht gefeiert, bin nie gereist, habe mich nicht durchs Leben tragen lassen, mich nicht passiv selbst bemitleidet, an Drogen oder religiösen Glauben oder andere Krücke geklammert.
 
Seit meiner frühesten Kindheit war, bin ich immer wieder diversen Beschädigungen ausgesetzt gewesen.
Seit meinem 13. Lebensjahr habe ich mich durchgekämpft - ohne Eltern, seitdem auch ohne Pflegeeltern.
Ich kann schon längst nicht mehr - weder physisch noch psychisch.
 
Es gibt keine Hilfe, nicht die basalste (dabei eigentlich mögliche, aber mir nicht zugängliche) medizinische und keinerlei soziale, menschliche. Und am wenigsten staatliche, behördliche.
 
Ich habe mich bemüht, nach meinen Fähigkeiten, Möglichkeiten, Kenntnissen um Sein-Dürfen gerungen.
 
Ich habe geliebt. Aktiv. Immer wieder. Und war seit frühester Kindheit immer wieder mit vernichtendem Verlust beschwert - versehrt.
Nicht nur durch die Tagesmütter, Pflegeeltern, all die Wechsel schon im Säuglingsalter, nicht nur durch Trennungen von Freunden, Partnern - auch durch die Suizide zweier mir nahegestanden habender Menschen, deren Tod: Silke (meine langjährige Kindheitsfreundin seit der ersten Grundschulklasse), im Alter von 17 Jahren (im selben Alter war ich selbst damals) und Christian, im Alter von 21 Jahren (ich war die Letzte, die ihn lebend sah ...). 
 
Inzwischen, seit Jahren schon ist es Selbstverlust. Sukzessive - durch die materielle Armut, soziale Isolation, physische chronische Krankheit und all dessen, das damit einhergeht.
 
Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr: nur kämpfen, aushalten, durchhalten, sorgen, ertragen, warten, bitten, betteln, nur konsumiert und misshandelt werden.
 
Dies ist eine Feststellung - weder "Hilferuf", Spendenaufruf, Rechtfertigung noch Racheaktion.
 
Ich wünschte mir all die Jahre Wertschätzung von wenigstens und gerade jenen Menschen, die mir nahestanden, eine Chance, einen gangbaren Weg, realistische Perspektive, ein wenig praktischen, sozialen Beistand und ein bisschen Heiterkeit, Unbeschwertseindürfen, Freude: gemeinsam mit anderen Menschen zu erleben, zu teilen, zu erhalten - durch deren  respektvolle, fürsorgliche Zuwendung, ehrliche Zuneigung, Wertschätzung. Verbundensein. Liebe.
Vergeblich.
 
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update 07. November 2021
 
Gab es in den vergangenen ca. 40 Jahren bestimmte Jahre, die für euch besonders schlecht, schwer, belastend, beschädigend waren? Welche waren es?
 
Bei mir 1987, 1988, 1990, 2003, 2009, 2010, 2017, 2018.
 
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