Sinn, Ziel "des" Lebens, Menschsein, Conditio humana, Bewusstsein, Erkenntnis, Reife, Ethik, Verantwortung, Mitgefühl, Liebe, Vergänglichkeit - Kein Mensch ist eine Insel
Nein, es gibt kein irgendwie festgelegtes, feststehendes oder unbedingt zu erreichendes Lebensziel.
Aber es gibt durchaus einen Entwicklungsverlauf und diesen zwangsläufig, aufgrund unserer Biologie.
Man ist auf bspw. Nahrungsfindung, -beschaffung angewiesen, man braucht eine auch materielle Existenzgrundlage für schon das rein physischen (Über-) Lebenkönnen - nicht nur die Gesellschaft anderer Menschen, die soziale, emotionale Grundlage, den sozialen Austausch, die neuen Impulse, das Wertgeschätztwerden und Zugehörigsein, Teilhaben, gegenseitige Unterstützung, Kooperation, Anregung, sondern auch ein "Nest", eine "Schutzhütte" (gegen starke Witterungseinflüsse bspw.).
Es geht dabei nicht darum, Besitz anzuhäufen oder sich über (vermeintliche oder tatsächliche) persönliche Leistung zu definieren, anhand derselben - siehe bspw. materielles, finanzielles Vermögen, Reichtum, akademische Grade, Titel, Führungs-, Machtpositionen, Statussymbole etc. - gar den Wert eines Menschen zu bestimmen, aber es kann nicht geleugnet, nicht außenvorgelassen werden, dass Mensch durchaus mehr oder weniger kontinuierlich in die nähere oder fernere Zukunft planen muss: wo bekomme ich wie die nächste Nahrung her (für nicht nur mich, sondern auch Schwächere, besonders Schutzbedürftige - Kinder, Alte, Kranke, Anvertraute, Leidende, Sterbende), wie kann ich welche Gefahren oder Beschädigungen abwehren, vermeiden, ihnen vorbeugen usw. - ohne dabei selbst wiederum gravierenden Schaden anzurichten.
Was ich auszudrücken versuche: Man kann sein Leben, Existieren nicht dauerhaft oder ausnahmslos nur "spielen/tanzen" bzw. spielt "die Musik" sich nicht von selbst, wie das esoterische Kalendersprüche jedoch gerne so und sehr pauschal suggerieren, bspw.: das Leben sei "eine Reise", man solle "das Kind in sich bewahren, die Welt mit den Augen eines Kindes sehen, bewusster in der Gegenwart leben" und ähnlich primitive, reduktionistische, realitätsferne, oberflächliche Sichtweisen.
Ab dem Moment, da du für deine Existenzgrundlage (mit oder ohne andere Menschen, Lebewesen, Bedürftige, Verletzliche) auch selbst aktiv sorgen musst, v e r a n t w o r t l i c h bist, kannst du "die Musik" nicht mehr einfach "spielen lassen" oder tatsächlich selbstbestimmt spielen.
Die Frage ist also: Wie kann ich einen persönlichen, individuellen "Lebensweg" gehen, "mein" Leben wie weit tatsächlich selbst gestalten, selbstbestimmt leben, wenn die äußeren Umstände dies verhindern, jedenfalls z.T. erheblich erschweren und wenn ich von Geburt an (und sogar davor bereits) gerade k e i n "unbeschriebenes Blatt" bin, sondern es schon entscheidend, wegweisend davon abhängt, in welcher Zeit ich in welches Land, welche Gesellschaft, Kultur, mit welchem Geschlecht in welche Familie, soziales Milieu und welches politische System ... hineingeboren werde - ohne, dass ich mir dies irgendwie aussuchen, das selbst beeinflussen könnte, sondern schlicht damit konfrontiert werde, mir das zugemutet wird, es mir widerfährt.
Siehe Zufall, Kontingenz. - Statt Fatalismus und/oder (Aber-) Glaube, Esoterik.
Wieviel "Spiel-, Frei-, Entfaltungsraum" und Lebensgestaltungsmöglichkeit hat wer aus welchen Gründen also tatsächlich - und wer weshalb, d.h. ohne eigenes Verschulden: nicht - mit welchen Folgen jeweils ...?
Und wieviele bzw. wie weitreichende, Raum öffnende Möglichkeiten hat das jeweilige Individuum dafür, möglicherweise bestehende, belastende Missstände, hindernde Umstände, beschädigende Verhältnisse und Gegebenheiten w i e, womit, wodurch effektiv zum Wohltuenden hin zu ändern - wieviel Z e i t und w e l c h e Mittel stehen ihm/ihr dafür zur Verfügung oder kann er/sie selbst diese auch tatsächlich wohltuend für sich und andere anwenden, Verbesserungen erwirken, umsetzen?
Ja: Leben ist tatsächlich immer noch, immer wieder auch sehr anstrengend, mühevoll - nicht nur in positiver Interpretation "herausfordernd, anregend, entwicklungsförderlich".
Es kostet Kraft und je länger man Energie, Nerven, Lebenszeit, Gefühle, Anstrengung, Mühe, ggf. auch Gesundheit investiert, gegeben und auch gelassen hat, je intensiver, langandauernder gerade die persönlich nicht beeinflussbaren, schädigenden Faktoren von außen vorhanden waren, schwächten, verletzten, beschädigten, je weniger S e l b s t w i r k s a m k e i t Menschen haben können, dürfen, umso verbrauchter, versehrter, ggf. auch gebrochen(er) sind sie infolgedessen in fortgeschrittenem Alter.
Vielen Menschen fällt es schwer, ohne Ziel, Sinn zu leben, solches nicht gehabt oder als vorhanden empfunden zu haben, deshalb suchen sie sich "Sinn", bspw. mittels religiösen Glaubens oder Esoterik oder diverser anderer Ideologien.
Ihr Menschen-, Welt- und Selbstbild hat allerdings bereits Ursachen, Vorläufe, Hintergründe, ist nicht aus dem Nichts entstanden und wurde ihnen auch nicht angeboren, sondern bekanntlich durch Prägung, "Erziehung", Erfahrungen und die Wechselwirkungen all dessen mit ihrem Wesen, Naturell, Temperament, mit äußeren Umständen, Gegebenheiten, Verhältnissen geformt.
Leider sind diese Ziele, nach denen Menschen, Individuen streben, die sie sich suchen, schaffen, konstruieren, nicht immer zuträglich, wohltuend oder "passend" für sich selbst und/oder andere, sie lassen sich vor allem nicht immer mit den Wünschen, Interessen und Bedürfnissen anderer - Mitmenschen, Lebewesen, Umwelt ... - in Einklang bringen.
Aber: Kein Mensch ist eine Insel.
Fazit: Wir sind Geworfene und jeweils Gewordene. Wir haben (Selbst-) Bewusstsein, wir wissen um unsere Vergänglichkeit, Sterblichkeit, die Gewissheit des Todes, wir kennen, erfahren Schmerz, Leid, aber auch Freude, Liebe ..., sind uns dessen bewusst, wir sind lebenslang bedürftig und verletztlich - l e i b l i c h: Wir unterliegen der Conditio humana.
Damit müssen wir zeitlebens zurandekommen - genau so lange, als wir je persönlich existieren: leiblich, physisch, psychisch, mental, sozial, emotional.
Menschen, die bereits intensiv (vor-) belastet, beschädigt, versehrt sind, wird man grundsätzlich nicht - nirgendwo auf dieser Welt und zu keiner Zeit je - dadurch "lebensfähiger, leistungsfähig(er) machen", indem man sie mit Schwarzer Pädagogik - Druck, Zwang, Kontrolle, Härte, Strenge, emotionaler Kälte, Strafe, mittels Dressur, psychischer, oft auch physischer Gewalt also - misshandelt, quält oder ihnen mit Ignoranz, Arroganz, Belehrungen, Paternalismus, Autoritarismus begegnet; man belastet, beschädigt sie damit nur noch zusätzlich: intensiv.
Wie ganz besonders bei Kindern, so ist es auch bei Erwachsenen stattdessen erforderlich, bedürfnisorientiert, einfühlsam, mitfühlend, respektvoll und wertschätzend mit ihnen umzugehen und sie auf solche Weise auch zu unterstützen.
Nur durch wohltuenden Umgang, Kontakt, Beziehungen, durch wiederholt gute Erfahrungen lassen sich ggf. Beschädigungen, Verletzungen mit der Zeit (!) abmildern, "überschreiben" (wenn nicht gerade ein Trauma zugrundeliegt).
Dafür müssen die Umstände, Gegebenheiten, politischen, gesellschaftlichen, sozialen Verhältnisse, Räume und Möglichkeiten geschaffen und erhalten werden: von der jeweiligen Gemeinschaft der Individuen, Persönlichkeiten - Lebenden.
Deshalb kann nach meinem Dafürhalten, auf Basis meiner persönlichen Überzeugung, Erfahrung, bisherigen Erkenntnis und Reflexion "Sinn des menschlichen, bewussten Lebens" nur sein, nicht für sich selbst/allein "den meisten Spaß `rauszuholen, zu sichern", "alles mitzunehmen, das geht", siehe Hedonismus, oder sich verbittert und resigniert in die "innere Emigration", in religösen, esoterischen (Aber-) Glauben, in die Einsiedelei zu flüchten (was faktisch ohnehin nicht möglich ist: Kein Mensch ist eine Insel - aufgrund seiner bloßen Existenz, seines Existierens "wirkt" er bereits auf Umwelt, auf andere Lebewesen unvermeidlich ein), siehe Eskapismus, sondern:
mit dem eigenen Sein, Existieren, Tun, Unterlassen, Wünschen, Wollen, Streben, Sich-Verhalten, Denken und Fühlen so in "die Welt", die man jeweils vorfindet, mit der man konfrontiert, in die man geboren worden ist, einzubringen, dass es zu "mehr", umfassenderem, tiefergehenden, tatsächlichen Wohlergehen führt: sowohl des eigenen als auch gerade jenes der anderen, der Um- und Mitwelt, der "Mitlebenden", der anderen Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen, Biosphäre).
Dies auf Basis, aus Gründen tatsächlicher (Selbst-) Erkenntnis, des Mitgefühls, der Liebesfähigkeit, der e t h i s c h e n Verantwortung, der Reflexion und (Persönlichkeits-) Reife sowie der fundamentalen Einsicht und Erfahrung, dass nur so, nur auf diese Weise ein gutes, wohltuendes, weitgehend friedvolles M i t e i n a n d e r leben, -existieren, -sein auf einem, auf jedenfalls diesem Planeten möglich ist, gerade weil alles miteinander in Beziehung steht, wechselwirkt und das bekanntlich auch durch die, in der Zeit (siehe historischen Hintergrund, Evolution, Geschichte ...) - letztlich: unabänderlich.
Kein Mensch ist eine Insel. Wir alle hinterlassen auch nach unserem Ableben "Spuren" unseres Gewesenseins, unseres Existierthabens - bewusst oder unbewusst, absichtsvoll(e) oder unbeabsichtigte - wohltuende, zuträgliche, gemeinwohlförderliche, konstruktive, hilfreiche ggf. sogar heilsame oder schädigende, gewaltvolle, destruktive.
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