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Sabeth schreibt

Poesie Melancholie Philosophie Feminismus Anarchismus

Coronaweihnachten Familie Einsamkeit Wahrnehmung Einordnung

 
update 26. Dezember 2022
 
Ein paar Bemerkungen zum persönlichen, hiesigen Weihnachten 2022
 
Für mich ist Weihnachten ein Fest für religiöse, gottgläubige Menschen und/oder eine Art kultureller Brauch, Tradition für Kinder, Familien.
 
Da meine beiden Kinder, 16- und 29-jährig, keine Kinder mehr sind, in ihrer Kindheit, soweit es mir in materieller Armut möglich war, Geschenke erhalten, Wünsche erfüllt bekamen, wir u.a. weihnachtlich geschmückt, zusammen Kekse gebacken haben, gelegentlich auch einen Weihnachtsbaum hatten, sie inzwischen weitgehend alles an Gegenständen, Dingen haben, das sie brauchen oder sich wünsch(t)en, manches in all den Jahren neu, anderes secondhand gekauft, ich ihnen ihre größeren Wünsche (bspw. Führerschein, Auto, Ausflüge, Urlaube), also Aktivitäten, Erlebnisse, Erfahrungen betreffend, die mit zumeist reichlich Geldausgeben verbunden sind, nicht erfüllen kann und da sowohl meine Kinder als auch ich nicht religiös, gläubig sind, es auch nie je waren, wurde, wird hier "Weihnachten" nicht mehr veranstaltet, gespielt.
 
Und das ist für jedenfalls mich sehr erleichternd, entlastend, denn:
All die Jahre davor hast du dafür verzichtet, entbehrt, dich bemüht: um deinen Kindern ihre vergleichsweise kleinen materiellen Wünsche (Spielsachen ...) zu erfüllen, so gut es armutsbedingt eben ging.
All die Jahre hattest du ein schlechtes Gewissen, warst traurig, verzweifelt, weil du deinen Kindern kein "großes Fest im Familienkreis", in Geselligkeit, Heiterkeit, Geborgenheit "bieten", geben konntest. Es gab, gibt keine Familie, keine weiteren Bezugspersonen.
Es gab auch nie ein "Festessen" - das Geld reichte nicht für solches Essen und Weihnachtsbaum und Geschenke und über den Monat zu kommen.
Auch kannst du selbst krankheitsbedingt schon seit vielen Jahren nicht mehr entspannt, unbeschwert, mit Genuss essen, fast nichts mehr, also kochst du auch nicht "mit Liebe", opulent. Und immer nur zu zweit am Tisch ist es auch nicht sehr gesellig. 
 
Eine (Herkunfts-) Familie konnte, kann ich meinen beiden Kindern nicht basteln, backen, zaubern - verantwortungsvolle, fürsorgliche Väter, Großeltern bspw..
Ich hatte selbst keine solche: Familie, Eltern, auch keine Geschwister.
 
Einen eigenen Freundeskreis habe ich seit meiner Jugend nicht mehr - aufgrund, infolge meiner langjährig bestehenden Lebensumstände s e i t frühester Jugend:
Frau, überzeugt ledig, unfreiwilllig allein alleinerziehend, unbemittelt, zahlreiche Umzüge quer durch die Republik, zahlreiche Abbrüche, Aufbrüche, Wechsel, Neuanfänge stets allein, ohne Eltern, Familie, Partner bewältigt habend - immer mit mindestens einem Kind "an der Hand", immer materiell arm.
 
Seit Hartz IV, seit 2005, seit nun (fast) 18 Jahren, vergangenen, "verlorenen", staatlich entzogenen Lebensjahren in Armut: ohne Zugang zu Mobilität, soziokultureller Teilhabe, Facharztpraxen/medizinischer Behandlung, seit 2009 chronisch physisch krank, inzwischen auch hierdurch - Krankheit, Armut - schneller als "nötig" gealtert, geschwächt, beschädigt.
 
Meine Kinder erleben hoffentlich mit anderen Menschen, Freunden, was ich mit ihnen nie gemeinsam tun, erleben, erfahren, teilen, ihnen zeigen, ermöglichen konnte: Ausflüge, Abwechslung, Geselligkeit, Kultur, Urlaube, Naturerlebnis, -erfahrung, neue, vielfältige, positiv prägende Eindrücke, Horizontweitung, gemeinsame, stärkende Aktivitäten, mit vertrauten, verbundenen Menschen geteilte prägende, tragende Erlebnisse, Erfahrungen - die späteren guten, schönen Erinnerungen.
 
Aber für all das, die Möglichkeit hierzu, bedarf es nicht "Weihnachten". Sondern ganz anderem, vor allem Gesundheit, Vitalität, Zuversicht, Perspektive, Mobilität - der Möglichkeit, (neue) Menschen kennenzulernen, ihnen überhaupt begegnen, mit ihnen regelmäßig etwas unternehmen, gemeinsam tun, teilen, erleben, ggf. auch erschaffen zu können - somit auch den erforderlichen materiellen, finanziellen Mitteln und der körperlichen Fähigkeit hierfür (schon allein und mindestens für Mobilität).
 
Materielle Armut ist ein Gefängnis. Armut vernichtet, tötet: Menschen. Weltweit. Jeden einzelnen Tag. Immer noch. Diese Armut ist menschengemacht und könnte längst bereits von Menschen angemessen, wohltuend behoben werden. Aber das wird sie aus bekannten Gründen nicht - sie wird zementiert. Weltweit. Immer noch.
 
Fröhliche Weihnachten!
 
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update 26.12.2020
 
Steinmeier - Weihnachtsansprache
 
Wie unerträglich ignorant, heuchlerisch, exkludierend ein Bundespräsident sein kann: wo in seinen Gedanken, Reden, in Regierungspolitik kommen all jene Vulnerablen, Benachteiligten, Beschädigten #unten vor:
 
Arme, Pflegebedürftige, behinderte und anderweitig langjährig bis lebenslang (!) vielfach massiv eingeschränkte Menschen, Obdachlose, Inhaftierte, Prostiutierte, nicht-vermögende Alte, Alleinerziehende, Geflüchtete, Niedriglöhner, Ausgebeutete ... : ?
 
Exakt: Es geht Bundesregierung, Steinmeier, Spahn, Lauterbach, Heil ... nur um die bürgerliche Mitte und dieser selbst: um d e r e n Wohl, um deren, ihre "Normalität", die durch Corona "verlorenging". Alle zahlreichen anderen: drauf geschissen. Wie von jeher.
 
So viel nochmal zu #wirhaltenzusammen, Solidarität, Demokratie.
 
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Familie ist, wo, von wem man Rückhalt, Beistand, bedürfnisorientierte, respektvolle, nicht-paternalistische Unterstützung, Wertschätzung, Fürsorge erfährt und gibt, wo man Freud und Leid "teilt", wo man gerne miteinander füreinander da ist, gemeinsam, beieinander sein und etwas gemeinsam tun, erleben, erfahren möchte, wo man miteinander vertraut ist, sich aufeinander verlassen, Konflikte zulassen und sie gemeinsam engagiert bewältigen kann, wo man füreinander Verantwortung trägt - wo es also Liebe, somit auch und gerade Freundschaft, gibt, diese aktiv gelebt wird.
 
Das hat folglich nicht zwangsläufig oder grundsätzlich mit Blutsverwandtschaft zu tun.
 
Auch hinsichtlich Familie, familiären Differenzen, Konflikten, ist verbreitetes Problem zumeist das Fehlen von Mitgefühl, Reife, prosozialem Verhalten, insbesondere die Unfähigkeit, jeweils Wiedergutmachung, Verzeihen und Versöhnung zu leisten.
 
Zu "virtueller Freundschaft":
Virtuelle "Freunde" können niemals (!) reale, tatsächliche Freunde ersetzen. Eine rein virtuelle "Freundschaft" kann niemals (!) tatsächliche Freundschaft sein, hat mit Freundschaft nichts zu tun.
 
Ein Freund ist ein Mensch, den ich persönlich gut kenne, mit dem ich vertraut bin, mit dem ich gemeinsame Erlebnisse, Erfahrungen, auch einige (wenn auch nicht alle) Werte, Überzeugungen teile, der mich leibhaftig (!) erlebt, erfährt, kennt, begleitet und umgekehrt, auf den ich mich verlassen, dem ich vertrauen kann, mit dem ich in Folge und trotz all dessen verbunden bin: über Jahre, real, sinnlich erlebbar, erfahrbar.
 
Mensch ist ein soziales Wesen, braucht Zugehörigkeit, Teilhabe, Beziehungen (Freunde, Gefährten ...).
 
Jeder Mensch ist lebenslang bedürftig und verletzlich.
 
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Anmerken möchte ich noch, dass es (auch in Deutschland) Menschen gibt, die keine Christen, die nicht religiös gläubig sind, für die Weihnachten nicht das ihm zugemessene Gewicht hat, die sich aber an Silvester (nicht nur 2020) einsam fühlen, einsam sind.
 
Für mich z.B. hat Silvester seit Jahren viel stärkere Symbolkraft:
Man geht in ein weiteres neues Jahr, ähnlich wie Geburtstag: neues Lebensjahr ... .
Aber: mit wem und wie? Draußen feiern jedes Jahr (sonst) alle unüberhörbar, unignorierbar, sind gesellig, fröhlich - du sitzt einsam zu Hause. Jedes Jahr.
 
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Was mich an dem medialen Gesabbel um Coronaweihnachten extrem abnervt, ist, dass tatsächlich überall (Radio, TV, Öffentlich Rechtliche, die ich sonst durchaus schätze) so getan wird, als sei es jetzt, dieses Jahr, besonders "arg, schlimm, schwer" - als gäbe es nicht seit etlichen Jahren rings um den Globus zahlreiche Menschen, die nicht nur, aber auch zu Weihnachten und Silvester, Geburtstagen ... einsam, sozial isoliert, traurig, verzweifelt sind. Auch die Gründe dafür kennen wir seit Urzeiten:
 
Armut, schwere Krankheit (inkl. Krankenhausaufenthalten, auch Intensivstation), Alter (inkl. "Aufenthalt" für das Restleben! im Pflegeheim ...), aufgrunddessen erheblich eingeschränkte bis nicht zugängliche Mobilität, Bewegungsfreiheit (mit allen üblichen Folgen dessen).
Man denke auch an in Gefängnissen Inhaftierte, an Geflüchtete, an anderweitig (auch "häuslich") Gefangene, Gefangengehaltene (insbes. Frauen, Kinder, siehe "häusliche Gewalt" ...).
Als gäbe es all dieses Leid nicht seit etlichen Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten - rings um den Globus.
 
Als könne man all dem nicht l ä n g s t angemessen, effektiv abhelfen, ihm auch angemessen vorbeugen!
 
Ich bin wirklich nur noch abgestoßen von all der Heuchelei, Doppel-, Scheinmoral, Ignoranz, Horizontenge, dem massiven Mangel an Mitgefühl, dem weltweit nach wie vor verbreiteten rechtskonservativen Menschen- und Weltbild, all der Egomanie, Selbstgerechtigkeit, Verstockt- und Verbohrtheit, Gewissen- und Verantwortungslosigkeit, all dem Autoritarismus, Narzissmus und der Unreife, der Liebesunfähigkeit (!), dem un- und antisozialen V e r h a l t e n sogenannt erwachsener Menschen.
 
Ja, mein Eindruck ist aus Gründen, auf Basis persönlicher Erfahrungen und Wahrnehmungen, Beobachtungen, dass solche Menschen weltweit nach wie vor die Mehrheit bilden - anderenfalls sähe unsere Welt (Planet, Biosphäre, Gesellschaften, Kulturen, Politik, Verhaltensweisen, Überzeugungen, Ideologien, Theorien, Utopien, Motivationen, Absichten, Ziele ...) l ä n g s t völlig anders aus: friedlich(er), sozial gerecht(er), solidarischer, lebensfreundlicher, gesünder: wohltuend - ja, das hat mit Geben, Teilen und mit je persönlichem Verzicht zu tun, statt destruktiv, gewaltvoll, ungerecht, lebensfeindlich, immer wieder wissentlich und auch absichtsvoll Leben vernichtend.
 
Ja: Es hat immer mit der je einzelnen Persönlichkeit zu tun, mit Prägung in der Kindheit, Sozialisation, Persönlichkeitsentwicklung, Persönlichkeitsreife oder eben -unreife, mit (frühen, intensiven, lebenslang wirksamen) Beschädigungen und deren F o l g e n - für eben gerade nicht nur das jeweils betroffene, beschädigte Individuum selbst.
 
"Der mitfühlende Mensch kann Kriege verhindern."
Arno Gruen
 
... und er kann sie auch a k t i v beenden: der mitfühlende (schmerzfähige, schmerz-, leiderfahrene), empfindsame, zugewandte, versöhnungsfähige, liebesfähige Mensch.
 
"Wollen wir eine Brücke schlagen von Mensch zu Mensch - und dies gilt auch von einer Brücke des Erkennens und Verstehens - so müssen die Brückenköpfe eben nicht die Köpfe, sondern die Herzen sein."
Viktor Frankl
 
Denn eine tragfähige Brücke von Mensch zu Mensch kann nie nur von einer Seite her errichtet werden, so wie Frieden niemals je ein nur einseitiger sein kann. Friedenschließen ist aktives Tun, Aufeinanderzugehen, Dialog, Geben - von beiden, von allen involvierten Seiten: Menschen.
 
Und es hat dies nichts mit Geschäftsbeziehung, Tausch-/Kuhhandel, Profitherausschlagen, Übervorteilen, gar Hintergehen, Täuschen, Ausbeuten, Unterwerfen zu tun.
 
Wenn aber die Schmerzgrenze eines Menschen (intensiv, wiederholt, dauerhaft) überschritten wird, reagiert er natürlicherweise (!) mit Aggression - irgendwann ggf. auch mit Gewalt. Reaktive Aggression: als Warnsignal, als Kommunikationsmittel.
 
Wer also (wissentlich, absichtsvoll) "Schmerz sät", anderen Schmerz, Leid zufügt, muss mit Aggression, irgendwann auch mit Gewalt rechnen.
Mit abermaligem Verweis auf Joachim Bauer: "Schmerzgrenze - Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt".
 
Es ist letztlich alles eine Sache der Ethik. N i c h t der Religion.
Und Ethik ist veränderlich, modifizierbar - gerade nicht dogmatisch, wie es Religion ist.
 
Um sich i n t r i n s i s c h motiviert moralisch, fair, prosozial, auch altruistisch zu verhalten, bedarf es keiner Religion, keines religiösen Glaubens, keiner religiös/ideologisch oktroyierten "Moral", sondern des intakten Mitgefühls - das jedem Menschen wie auch anderen Primaten angeboren ist (mit Veweis auf Primatologen, Verhaltensforscher wie bspw. Frans de Waal) - und der je persönlichen Reflexionsfähigkeit, Reife, inkl. Selbstkritik, Selbstzweifeln, Selbstreflexion.
 
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Einsamkeit, soziale Isolation, Beziehungslosigkeit
 
Die Frage sollte lauten, ob bzw. dass und warum es augenfällig nicht wenigen Menschen an wohltuenden Beziehungen, Bezugspersonen (Freunde, Familie, Partner_innen) fehlt und wie dem angemessen, effektiv wodurch abgeholfen werden könnte.
 
Was m.E. Abhilfe schüfe, wäre cohousing: Gemeinschaftliches, partizipatives, generationen-, geschlechterübergreifendes Wohnen, Miteinanderleben. Dies müsste staatlich massiv gefördert werden, inkl. entsprechender Architektur und Infrastruktur.
Kleinfamilie überwinden.
 
Zu cohousing findet sich nachfolgend verlinkt eine kleine Quellen-, Infosammlung (u.a. auch mit Videos).
 
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